Universales Haus der Gerechtigkeit

Universales Haus der Gerechtigkeit

Die Bahai-Institution des Hauses der Gerechtigkeit besteht aus gewählten Räten, die auf örtlicher, nationaler und internationaler Ebene tätig sind.

Das Haus der Gerechtigkeit in der israelischen Stadt Haifa

Die Institution des Örtlichen Hauses der Gerechtigkeit geht zurück auf Baha’u’llahs Kitab-i-Aqdas. Er schreibt dort: „Der Herr hat befohlen, dass in jeder Stadt ein Haus der Gerechtigkeit errichtet werde, in dem sich Beratende nach der Zahl Baha versammeln sollen. Wird diese Zahl überschritten, so schadet dies nicht.“ Der Abdschad-Zahlenwert des arabischen Begriffs Baha ist neun. Alle Räte haben heute jeweils neun Mitglieder, die von Baha’u’llah vorgeschriebene Mindestzahl. Die örtlichen und nachgeordneten Häuser der Gerechtigkeit werden heute noch als Örtliche und Nationale Geistige Räte bezeichnet. Shoghi Effendi sah darin eine vorläufige Bezeichnung, die „in dem Maße, wie die Stellung und die Ziele des Bahai-Glaubens besser verstanden werden und umfassender erkannt werden, nach und nach durch die endgültige, passendere Bezeichnung“ Häuser der Gerechtigkeit ersetzt werde. Die örtlichen Geistigen Räte werden in allen Städten, Ortschaften und Dörfern gebildet, in denen eine Bahai-Gemeinde mit mindestens neun erwachsenen Mitgliedern existiert. Das Alter der Volljährigkeit hat Shoghi Effendi für diesen Zweck vorläufig auf 21 Jahre festgelegt und bemerkt, dass es vom Universalen Haus der Gerechtigkeit in Zukunft anders geregelt werden könne. Die örtlichen Geistigen Räte werden jährlich am 1. Ridvan (20./21. April, siehe auch: Bahai-Kalender) von allen erwachsenen Gläubigen der Gemeinde direkt gewählt. Gewählt wird frei und geheim nach dem Prinzip der Mehrheitswahl im Geiste des Gebetes – ohne vorherige Kandidatenschau oder Wahlkampf. Bei genau neun Mitgliedern kann eine Wahl unterbleiben. Ridvan 2004 gab es über 9.600 Örtliche Geistige Räte.

Die Nationalen Geistigen Räte werden jährlich indirekt von Abgeordneten der gesamten Gemeinde gewählt. Abdu’l Baha verwendet für den Nationalen Geistigen Rat den Begriff „sekundäres Haus der Gerechtigkeit“ und macht damit deutlich, dass es trotz seiner Führungsaufgaben – von der örtlichen und von der Weltebene her gesehen – zweitrangig ist. Der Nationale Geistige Rat von Deutschland wurde 1922 zum ersten Mal gewählt. Weltweit gibt es momentan 183 Nationale Geistige Räte.

Das Universale Haus der Gerechtigkeit (heute oft auch einfach Haus der Gerechtigkeit) repräsentiert das höchste internationale Gremium der Bahai-Religion mit Sitz in Haifa, Israel. Es wurde von Baha’u’llah im Kitab-i-Aqdas verordnet und besteht aus neun Männern. Das Haus der Gerechtigkeit wird in einem Turnus von fünf Jahren von den Delegierten der Nationalen Geistigen Räte gewählt. Frauen sind auf internationaler Ebene nicht wählbar. Das Haus der Gerechtigkeit wurde erstmalig 1963 gewählt. Die Statuten dieser Institution wurden 1972 angenommen.

Literatur

  • Emanuel V. Towfigh: Die rechtliche Verfassung von Religionsgemeinschaften. Eine Untersuchung am Beispiel der Bahai, 2006, ISBN 3161488474, Kap. 2/3
  • Die Verfassung der Bahá’í-Gemeinde, Bahá’í-Verlag, Hofheim 2000
  • Das Universale Haus der Gerechtigkeit: Die Verheißung des Weltfriedens: eine Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an die Völker der Welt. Bahá’í-Verlag, Hofheim 1985
  • Das Universale Haus der Gerechtigkeit: Vorurteile überwinden: ein Aufruf an die Repräsentanten der Religionen der Welt, Bahá’í-Verlag, Hofheim 2003

Weblinks


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