Unkrautvernichtungsmittel

Unkrautvernichtungsmittel

Herbizide (lat.: herba = Kraut, Gras) oder Unkrautbekämpfungsmittel sind Substanzen, die störende Pflanzen abtöten sollen. Man unterscheidet dabei zwischen selektiven Herbiziden, die gegen bestimmte Pflanzen wirken und Totalherbiziden, die gegen alle Pflanzen wirken. Während des Vietnamkrieges wurden Herbizide (insb. Agent Orange) auch zu militärischen Zwecken als Entlaubungsmittel verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Einteilung der Herbizide

Eine mögliche Einteilung erfolgt nach der Art der Wirkung:

Ätzende Herbizide
wirken durch Verätzung der Pflanzen und sind relativ unspezifisch, schädigen somit Schad- und Nutzpflanzen gleichermaßen. Eine Anwendung ist somit nur möglich, wenn zwischen Unkräutern und Nutzpflanzen ein ausreichender Abstand besteht. Beispiele sind gebrannter Kalk oder Chlorate.
Wachstumshormone
wirken als Wuchsstoffe und beruhen auf dem Prinzip, dass die Pflanze schneller wächst als sie sich mit Nährstoffen versorgen kann, was zum Absterben führt.
Chloroplastensynthesehemmer
hemmen die Bildung von Chloroplasten, die für die Photosynthese und damit für die Ernährung der Pflanze zuständig sind.
Photosynthesehemmer
Kontaktherbizid gegen zweikeimblättrige Unkräuter, das die Photosynthese der Pflanzen (z.B. Bentazon) hemmt.
Totalherbizide
oder „nicht selektive Herbizide“ wirken auf alle Pflanzen und töten sie ab. Bekannte Totalherbizide sind das unter dem Handelsnamen Roundup vertriebene Glyphosat und das nicht mehr zugelassene UnkrautEx auf Basis von Natriumchlorat. Seit einigen Jahren werden mit gentechnischen Methoden Pflanzen gezüchtet, die gegen Totalherbizide resistent sind. Diese sogenannte Grüne Gentechnik ist beispielsweise zugunsten der Totalherbizide Roundup und Basta (Wirkstoff: Glufosinat) angewendet worden.

Einteilung der Herbizide nach Angriffspunkten im Stoffwechsel der Pflanzen:

Mitosehemmer oder Keimhemmer
hemmen die Zellteilung.
Wuchsstoff-Herbizide
führen dazu, dass sich die Pflanzen „zu Tode wachsen“.
Aminosäure-Antagonisten
hemmen die Bildung wichtiger Aminosäuren (Beispiel: Glufosinat).

Einteilung der Herbizide nach chemischer Struktur des Wirkstoffes:

Organische Verbindungen
haben humantoxische Nebenwirkungen.
Anorganische Verbindungen
wirken wenig spezifisch.

Resistenzen

Durch den mehrfachen Einsatz einer einzigen Wirkstoffgruppe über mehrere Jahre hinweg können besonders in Monokulturen resistente Unkräuter selektiert werden. Dieses Phänomen wurde bei fast allen Wirkstoffgruppen beobachtet. Besonders häufig werden dabei Pflanzen mit einer hohen Reproduktionsrate resistent. Ein aktuelles Beispiel stellt der Acker-Fuchsschwanz in Deutschland dar. [1]

Ökologische Wirkungen bei großflächiger Anwendung

Roundup-Einsatz auf einem Acker nördlich von Dresden

Bei der großflächigen und dauerhaften Anwendung von Herbiziden kann sich das Pflanzenartenspektrum in der Agrarlandschaft stark verringern.[2] Da von jeder Pflanzenart mehr oder weniger viele Insektenarten abhängig sind[3] und von diesen wiederum andere Tiere (Nahrungsketten), besteht die Gefahr der generellen Artenverarmung in der Feldlandschaft. Der massive Artenrückgang in den Agrarlandschaften Europas ist u.a. eine Folge dieser Zusammenhänge. Allerdings ist der Anteil des Herbizid- und Insektizideinsatzes in der Landwirtschaft an den Ursachen des Artenrückgangs nicht klar bestimmbar.

Es gibt aktuelle Hinweise darauf, dass sich die flächendeckende Anwendung von Totalherbiziden in einigen Regionen Deutschlands (z.B. in Sachsen) in den letzten Jahren weiter verstärkt hat. Die verstärkte Anwendung erfolgt insbesondere im Zuge des sog. Mulchsaatverfahrens. Dabei wird auf eine mechanische Unkrautbekämpfung (Pflügen) verzichtet und stattdessen Totalherbizide (z.B. Roundup) verwendet. Der Verzicht auf das Pflügen des Bodens ist eine Abkehr von der umweltschonenden Kombination mechanischer und chemischer Unkraut- und Schädlingsbekämpfung. Ein ähnliches Verfahren erfolgt bei der Umwandlung von blüten- und artenreichen Mähwiesen in ertragreiches, aber artenarmes Intensivgrünland (Abtöten des vorherigen Pflanzenbestandes - umbruchlose Neuaussaat schnell wachsender, eiweißreicher Gräser).[4] Zwar handelt es sich dabei um bodenschonende Verfahren, welche in erosionsgefährdeten Hanglagen durchaus sinnvoll sind, allerdings sind die Folgen bei nahezu flächendeckender Anwendung in der Landwirtschaft auf die Biodiversität noch nicht absehbar.

Einzelnachweise

  1. Seite des Herbicide Resistance Action Committee
  2. Institut für Unkrautforschung Braunschweig
  3. Probst, Wilfried: Pflanze und Insekt. In: UB 236/Juli 1998
  4. Aktuelle Entwicklungen von Landwirtschaft und Naturschutz im Landschaftsschutzgebiet „Moritzburger Kleinkuppenlandschaft“ (Sachsen, Landkreis Meißen). Denkschrift der NABU-Fachgruppe Ornithologie Großdittmannsdorf. Februar 2008

Literatur


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