Utlande

Utlande

Unter Uthlande oder Utlande versteht man die dem Festland vorgelagerten Außenlande (Inseln, Halligen und Marschen) im heutigen Kreis Nordfriesland. Die damaligen Inseln unterschieden sich sowohl in ihrem politischen Status als auch in ihrer sozialen Zusammensetzung deutlich vom Festland. Heute ist ein Teil der ehemaligen Uthlande im Meer versunken (insbesondere Alt-Nordstrand), teilweise durch Eindeichung und Landgewinnung selbst zum Festland geworden.

Auf dem dänischen Festland waren später die Harden der größte Verwaltungsbezirk. Sie schlossen sich aus mehreren Kirchspielen zusammen. Auf dem jütländischen Festland gab es noch Syssel, die mehrere Harden zusammenfassten, in den Uthlanden aber komplett fehlten. Die Friesen wurden direkte Untertanen des dänischen Königs ("Königsfriesen") und fochten für ihn in den Schlachten mit dem Heiligen Römischen Reich und den Holsteinern. Dennoch gelang es ihnen im Mittelalter, eine weitgehende Autonomie zu erhalten. Vom 1241 erlassenen Jydske Lov waren sie ausgenommen und durften weiter nach dem Friesischem Recht rechtsprechen.

Als König Erich IV. von Dänemark 1250 versuchte, auch in den Uthlanden den Plogpennig, die Steuer eines Pfennigs auf jeden Pflug einzutreiben, musste er die Gegend schließlich fluchtartig verlassen, nachdem viele dänische Ritter dort ihr Leben ließen. Sein Bruder, Mörder und Nachfolger Abel verlor gar den größten Teil seines Heeres und sein Leben, als er 1252 wiederum versuchte, die Steuern einzutreiben.

1261 schloss die Hansestadt Hamburg einen Friedensvertrag mit den Friesen in Utlandia; ob damit allerdings nur die drei Eiderstedter Harden oder das ganze Uthland gemeint ist, geht aus der Urkunde nicht hervor. Bis 1284 hatte sich die Zentralgewalt so sehr verfestigt, dass Herzog Waldemar IV. von Schleswig in der Lage war, einen bindenden Vertrag auch im Namen der Friesen mit der Hansestadt Bremen zu schließen.

Im Mittelalter gehörten folgende Harden zu den Uthlanden:

Das Gebiet der Halligen / Uthlande um 1650 auf einer Karte von Johannes Mejer
Das Gebiet der Halligen / Uthlande um 1850
  • Bökingharde (etwa das Gebiet des Amt Bökingharde), heute Festland
  • Horsbüllharde (etwa das Gebiet des Amt Wiedingharde), heute Festland
  • Wiriksharde (etwa das Gebiet um Hallig Langeneß), weiterhin Hallig
  • Beltringsharde (Nordostteil der Insel Strand), größtenteils im Meer versunken
  • Föhr Osterharde (etwa das heutige Föhr), weiterhin Insel
  • Föhr Westerharde (etwa das heutige Amrum), weiterhin Insel
  • Pellwormharde (Südwestteil der Insel Strand, etwa das heutige Pellworm), Insel, teilweise im Meer versunken
  • Edomsharde (Südteil der Insel Strand einschließlich des untergegangenen Rungholts), größtenteils im Meer versunken
  • Lundbergharde (Südostteil der Insel Strand, etwa das Gebiet des heutigen Nordstrand), heute Halbinsel.
  • Sylt (Sylt), weiterhin Insel
  • Eiderstedt (Ostteil des heutigen Eiderstedts), heute Halbinsel
  • Evershop (Nordwestteil des heutigen Eiderstedts mit Westerhever, damals eine Insel), heute Halbinsel
  • Utholm (Südwestteil des heutigen Eiderstedts mit St. Peter-Ording, damals eine Insel), heute Halbinsel

Die Aufzählung der Gebiete variiert nach Quelle und Jahr. Die Gestalt der Küste hat sich im Verlauf der Jahrhunderte stark verändert. Wichtige Quellen sind das um 1230 entstandene Erdbuch Waldemars II. und historisierende Karten von Johannes Mejer (1652 gedruckt). Im Erdbuch befindet sich eine gesonderte Aufzeichnung aller bewohnten Inseln der Westküste. Die drei Inseln Gestenack, Kleinwal und Großwal lassen sich heute nicht mehr finden. Die Texte im Erdbuch lassen aber vermuten, dass sie westlich von Alt-Nordstrand lagen und bei Sturmfluten bis zum 14. Jahrhundert im Meer versanken.

Region Uthlande

Am 26. März 2002 wurde der Verein Regionale Partnerschaft Uthlande e.V. gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat die die Inseln und Halligen in Nordfriesland umfassende „Region Uthlande“ zu fördern.

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