VVSt

VVSt

Die Vermögensverkehrsstelle (VVSt) war die von den Nationalsozialisten in Österreich eingerichtete zuständige Behörde für die Kontrolle und Gesamtorganisation der Zwangsenteignung jüdischer Privatvermögen und der sogenannten Arisierung jüdischer Unternehmen. Es gab zusätzlich zur Zentrale in Wien mehrere Nebenstellen.

Geschichte

Die VVSt wurde am 18. Mai 1938 im österreichischen „Ministerium für Arbeit und Wirtschaft“ gegründet. Zu ihren Aufgaben gehörte die Bestellung von Treuhändern, Kommissaren und Abwicklern für Unternehmen sowie die Koordination der gesamtwirtschaftlichen Planung. Sie kontrollierte Kaufverträge, setzte den Kaufpreis für zur „Arisierung“ bestimmte Unternehmen fest und verordnete die Liquidation von Betrieben. Die VVSt kooperierte zur Erledigung ihres Auftrags mit den Referaten des Ministeriums für Arbeit und Wirtschaft, mit NS-Wirtschaftsstellen der gewerblichen Wirtschaft, mit gewerblichen Fachverbänden und der NSDAP.

Rechtsgrundlagen

Mehrere aufeinander folgende Gesetze regelten den staatlich legalisierten Unternehmensraub, um eine kontrollierte und „legale Entjudung“ der Wirtschaft Österreichs in die Wege zu leiten bzw. weitere „wilde Arisierungen“ zu vereiteln. Am 26. April 1938 war die Vermögensanmeldung für Juden verordnet worden, am 12. November 1938, unmittelbar nach der sogenannten Reichskristallnacht, die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ erlassen. Am 3. Dezember 1938 folgte die „Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens“.

Zunächst wurde den jüdischen Unternehmen oft ein sogenannter Kommissarischer Verwalter zur Seite gestellt, der vom Eigentümer zu bezahlen war.

Nach sogennter Arisierung oder Auflösung eines Großteils der jüdischen Unternehmen wurde die VVSt im Jahr 1939 zur „Abwicklerstelle“ für die Auflösung der restlichen Betriebe im Handels- und Gewerbebereich. Als „Referat III Entjudung“ der Reichsstatthalterei Wien bestand die VVSt bis Kriegsende (1945) weiter. Bis 1945 wurden in Österreich von der Vermögensverkehrsstelle 6 Milliarden Schilling an Kaufpreisen und 1,5 Milliarden an Arisierungsauflagen eingenommen, zusätzlich 264 Millionen Schilling aus der Liquidierung zahlreicher Unternehmen. Dieses Geld wurde auf Sperrkonten überwiesen, auf die nur die VVSt Zugriff hatte.

Literatur

  • Gertraud Fuchs: Die Vermögensverkehrsstelle als Arisierungsbehörde jüdischer Betriebe. Diplomarbeit am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Wirtschaftsuniversität Wien, Wien 1989
  • Hubert Steiner, Christian Kucsera: Recht als Unrecht. Quellen zur wirtschaftlichen Entrechtung der Wiener Juden durch die Vermögensverkehrsstelle. Wien 1993
  • Hubert Steiner, "The Files of the Nationalsocialistic Authority Dealing with Properties (Vermögensverkehrsstelle) within the Archive of Republic and the Records of Restitution". In The Unifying Aspects of Cultures. TRANS-Studien zur Veränderung der Welt. Wien 2004. ISBN 3-8258-7616-0

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