Vaginalflora

Vaginalflora

Als Scheidenflora (Vaginalflora) wird die natürlich vorhandene mikrobielle Besiedlung der weiblichen Scheide bezeichnet. Die Scheidenflora übernimmt eine Platzhalterfunktion und verhindert dadurch, dass andere, schädliche Keime überhand nehmen. Neben dieser sogenannten Kolonisationsresistenz verhindert auch der durch die Scheidenflora bedingte pH-Wert ein Überwuchern von Krankheitserregern. In der Zusammensetzung der Scheidenflora gibt es bei den verschiedenen Säugetieren erhebliche Unterschiede.

Scheidenflora der Frau

Bei einer geschlechtsreifen, gesunden Frau besteht diese überwiegend aus verschiedenen Arten von Milchsäurebakterien, den sogenannten Döderlein-Bakterien.

Lange wurde angenommen, Lactobacillus acidophilus wäre dabei der am meisten verbreitete Mikroorganismus, aber mittlerweile stellte sich heraus, dass der häufigste Scheidenbewohner L. iners ist, gefolgt von L. crispatus (nach manchen veröffentlichten Untersuchungen auch umgekehrt). Weitere häufig vorkommende Lactobazillen der Vagina sind L. delbruekii, L. jensenii, L. buchneri., L. gasseri und Bifidobacterium spp. Die Zusammensetzung der vaginalen Mikroflora kann von Frau zu Frau stark variieren, weshalb verschiedene Parameter der Besiedlung im sogenannten Nugent-Score zur Quantifizierung und Bewertung der Flora in der Vagina herangezogen werden. Dies ermöglicht die Einschätzung einer Behandlungsbedürftigkeit und des Therapieerfolgs.[1][2][3]

Die Laktobazillen vergären unter dem Einfluss von Östrogen und Gestagen von den Epithelzellen bereitgestellte Traubenzucker zu Milchsäure (Milchsäuregärung). Hierdurch entsteht in der Scheide ein saures Milieu, mit einem pH-Wert von normalerweise zwischen 3,8 bis 4,5. Dieses saure Vaginalmilieu bildet einen effektiven Schutz vor Infektionen, da die überwiegende Zahl der krankmachenden Bakterien unter solchen Bedingungen nicht gedeihen kann.

Allerdings schützt der niedrige pH-Wert nur vor bakteriellen Infektionen, nicht aber vor bestimmten Pilzinfektionen. Störungen der vaginalen Flora, z. B. durch die Einnahme von Antibiotika, können zum Niedergang der Döderleinschen Stäbchen und in Folge zu einer bakteriellen Scheidenentzündung führen. Dies gilt auch für übertriebene hygienische Maßnahmen, insbesondere die Anwendung von (basischer) Seife. Der häufigste Erreger einer Scheidenentzündung ist Gardnerella vaginalis, aber auch pathogene Chlamydien, Enterobakterien, Staphylokokken und der Pilz Candida albicans können ursächlich sein.

Des Weiteren kann die normale Scheidenflora dezimiert werden, wenn die Patientin chronischem Stress ausgesetzt ist.[4]

Scheidenflora der Hündin

Bei der Hündin ist eine Mischflora aus etwa zwei bis vier verschiedenen Bakterienarten nachweisbar. Im Unterschied zur Scheidenflora der Frau sind dabei regelmäßig Bakterien zu finden, die potenziell krankheitsauslösend (fakultativ pathogen) sind. Die häufigsten Arten sind:[5]

Nach einer Antibiotika-Behandlung ist der Bakteriennachweis im Scheidensekret zumeist negativ, wenige Tage nach Absetzen des Antibiotikums stellt sich jedoch die physiologische Flora wieder ein. Beim Hund ist der pH-Wert physiologisch im alkalischen Bereich, weshalb Pilzinfektionen bei Hunden keine Rolle spielen und den pH-Wert absenkende Medikamente aus der Humanmedizin für Hündinnen vollkommen ungeeignet sind.[5]

Einzelnachweise

  1. Hill, J. E. et al. (2005):Characterization of vaginal microflora of healthy, nonpregnant women by chaperonin-60 sequence-based methods. In: Am J Obstet Gynecol. Bd. 193, S. 682-92. PMID 16150261]
  2. Verhelst, R. et al. (2005):Comparison between Gram stain and culture for the characterization of vaginal microflora: definition of a distinct grade that resembles grade I microflora and revised categorization of grade I microflora. In: BMC Microbiol. Bd. 5, S. 61. PMID 16225680]
  3. Nam, H. et al. (2007): Analysis of vaginal lactic acid producing bacteria in healthy women. In: J Microbiol. Bd. 45, S. 515-520. PMID 18176534]
  4. Culhane, J.F. et al. (2001): Maternal stress is associated with bacterial vaginosis in human pregnancy. In: Matern Child Health J. Bd. 5, S. 127-134. PMID 11573838]
  5. a b Katja Trasch und Axel Wehrend: Sinn und Unsinn der bakteriologischen Untersuchung vor der Bedeckung. In: Kleintier Konkret 10 (2008), Heft 6, S. 6–8.

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