- Val di Gressoney
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Gressoney (walserdeutsch Greschunei) ist eine Talschaft südlich des Monte-Rosa-Massivs in der italienischen Region Aostatal. Sie besteht aus zwei Gemeinden, Gressoney-La-Trinité (walserdeutsch Oberteil, 1624 m ü.M.) und Gressoney-Saint-Jean (walserdeutsch Mittelteil und Unterteil, 1385 m ü.M.), wobei La-Trinité das zuoberst im Tal gelegene Dorf ist und Saint-Jean das größere der beiden.
Außerhalb der Gemeinde weiter talabwärts im südwärts verlaufenden Val de Gressoney liegen noch die Ortschaften Gaby (walserdeutsch Goabi) und Issime (walserdeutsch Eischeme). Das Tal wird durchflossen vom Torrente Lys (walserdeutsch Liisu/Leisu), der unweit der schweizerischen Grenze dem Lysgletscher entspringt und bei Pont-Saint-Martin in die Dora Baltea/Doire Baltée mündet.
Inhaltsverzeichnis
Sprache und Geschichte
Gressoney ist eine traditionell deutschsprachige Gemeinde, deren Bevölkerung ab dem 12. Jahrhundert vom schweizerischen Zermatt her über den Theodulpass und durch das oberste Val d'Ayas in das Tal der Lys eingewandert war. Ein Teil der Bevölkerung (in der älteren Generation der weitaus größere Teil) spricht noch heute Walserdeutsch, das heißt eine dem Höchstalemannischen zuzurechnende deutsche Mundart. Daneben ist heute das Italienische stark verbreitet. In Issime (im lokalen Dialekt Eischeme), einer sich weiter unten im Lystal befindlichen Gemeinde, wird z.T. ebenfalls eine Mundart des Walserdeutschen gesprochen, wobei sich die Gressoneyer und die Issimer Mundart derart stark unterscheiden, dass sie von je der Bevölkerung des anderen Dorfes für unverständlich gehalten wird. In Gressoney wurde früher neben dem Dialekt auch die deutsche Hochsprache gepflegt.
Seit dem Mittelalter waren die Gressoneyer Männer als Krämer und Hausierer bekannt, die während des Sommers die Märkte und Messen in der Schweiz und in Deutschland besuchten. Dadurch konnte die Verbindung mit dem deutschen Sprachraum auch während der sog. Kleinen Eiszeit erhalten werden, als der im Mittelalter eisfreie Theodulpass von Gletschern bedeckt wurde. Die Italianisierung hat erst unter Mussolini und mit dem Aufkommen des Wintertourismus stark zugenommen, zwischen 1939 und 1946 trugen die beiden Ortsteile zudem die italianisierten Namen Gressonei La Trinità und Gressonei San Giovanni. Die heutige Sprachsituation ist geprägt von einer starken Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit mit einer Dominanz des Italienischen.
Steingewinnung
Im Val di Gressoney wird seit langer Zeit Naturwerkstein abgebaut. Im 20. Jahrhundert konzentrierte man sich dabei auf grüne Serpentinitsorten, die weltweit Absatz finden. Es handelt sich dabei um brekzienartige Vorkommen, die durch ihre Struktur ein attraktives lebhaftes Bild in dem tiefgrünen Gestein erzeugen. Der Abbau erfolgt ausschliesslich mit der Seilsäge.
Bibliografie zur Mundart
- Zürrer, Peter: Wortfelder in der Mundart von Gressoney. Ein Beitrag zur Kenntnis der norditalienischen Walser-Mundarten. Frauenfeld 1975. (= Beträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung 21).
- Zürrer, Peter: Wörterbuch der Mundart von Gressoney. Mit einer Einführung in die Sprachsituation und einem grammatischen Abriss. Frauenfeld 1982. (= Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung 24).
- Zürrer, Peter: Sprachinseldialekte. Walserdeutsch im Aostatal. Aarau 1999. (= Reihe Sprachlandschaften 23). [behandelt die Mundarten von Gressoney und Issime].
Weblinks
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