Vaudrevange

Vaudrevange
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Wallerfangen
Wallerfangen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Wallerfangen hervorgehoben
49.3127777777786.735182Koordinaten: 49° 19′ N, 6° 44′ O
Basisdaten
Bundesland: Saarland
Landkreis: Saarlouis
Höhe: 182 m ü. NN
Fläche: 42,17 km²
Einwohner: 9559 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 227 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 66794–66798
Vorwahlen: 06831, 06837
Kfz-Kennzeichen: SLS
Gemeindeschlüssel: 10 0 44 121
Adresse der Gemeindeverwaltung: Fabrikplatz
66798 Wallerfangen
Webpräsenz:
Bürgermeister: Wolfgang Wiltz (CDU)
Lage der Gemeinde Wallerfangen im Landkreis Saarlouis
Karte
Ortsausgang Wallerfangen in Richtung Dillingen um 1940

Wallerfangen ist eine Gemeinde im Landkreis Saarlouis - rund 25 km nordwestlich von Saarbrücken gelegen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Während der Hauptort Wallerfangen links des Flusses im Saartal liegt, sind die übrigen Ortsteile allesamt oben auf dem Gau (Saargau). Im Westen grenzt die Gemeinde an Frankreich. Der Ortsteil Leidingen ist sogar zweigeteilt; die deutsch-französische Grenze geht mitten durch das Dorf.

Gemeindegliederung

Geschichte

Reiche Bronzedepots der späten Urnenfelderzeit (9. Jh. v. Chr.), eine mehrfach gestaffelte Abschnittsbefestigung der Hallstattzeit (8. - 6. Jh. v. Chr) auf dem Limberg und ein Gräberfeld mit einem durch goldene Hals- und Armringe ausgezeichneten "Fürstinnengrab" der spätesten Hallstattzeit (um 500 v. Chr.) belegen eine Zentrumsfunktion des Wallerfanger Raumes in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. In römischer Zeit wurde mit Gründung des Vicus Dillingen-Pachten der Zentralort auf die rechte Saarseite verlegt, doch blieb Wallerfangen als Industriestandort bedeutend. Im Ortsteil St. Barbara ist römischer Bergbau auf Azurit und Malachit durch Okkupationsinschrift (INCEPTA OFFICINA EMILIANI NONIS MART[IS]) und Funde aus dem 2. - 3. Jh. n. Chr. nachgewiesen. Fränkische Gräber der jüngeren Merowingerzeit (frühes 7. Jh. n. Chr.) im Ortsteil Rammelfangen belegen den Beginn germanischer Besiedlung im frühen Mittelalter.

Wallerfangen wurde zum ersten Mal urkundlich im Jahre 908 n.Chr. erwähnt. Die Chronik der Stadt Wallerfangen, die im dortigen Heimatmuseum zu besichtigen ist, belegt dies. Im Mittelalter war Wallerfangen unter dem damaligen Namen "Walderfingen" Hauptstadt der Ballei Deutsch-Lothringen, einer Verwaltungsuntergliederung des Herzogtums Lothringen.

Die Einwohner von Wallerfangen wurden nach der Gründung von Saarlouis (1680) 1687/88 zwangsweise dorthin umgesiedelt. Im Zuge dessen wurden auch die meisten Gebäude abgetragen, um Baumaterial für die neue Stadt zu gewinnen; dies ist der Grund, warum in Wallerfangen kein Gebäude älter als 300 Jahre ist. Vor der Gründung der Festungsstadt Saarlouis besaß Wallerfangen Stadtrechte. Der französische Name Vaudrevange stammt aus dieser Zeit.

In Wallerfangen wurde der Farbstoff für das Wallerfanger Blau, eine "Alternative" zum Berliner Blau, abgebaut. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstand in Wallerfangen eine Steingutfabrik (gegründet von N. Villeroy), die sich später zu den Keramischen Werken von Villeroy und Boch entwickelte.

Wappen

"In Blau ein silbernes Mühleisen, begleitet oben von einem goldenen Doppelkreuz mit verkürztem oberen Querbalken, unten von einem sechsstrahligen goldenen Stern. Die Wappensymbole sind bereits in einem als "Stadtsiegel" bezeichneten Abdruck von 1614 enthalten und verweisen wahrscheinlich auf die früheren vier Mühlen im Ort (Mühleisen), den Sitz der deutschen Ballei des Herzogtums Lothringen im Ort (Kreuz) und einen früheren Gerichtssitz (Stern)." Zitat aus: Hermann Lehne / Horst Kohler, Wappen des Saarlandes (Saarbrücken 1981; ISBN 3-922807-06-2), S. 166. Durch das Wappenverbot während der französischen Verwaltung (1793-1815) dürfte das Wappen untergegangen sein. Seit 1954 wird es mit Erlaubnis des saarländischen Innenministers wieder geführt.

Politik

Gemeinderat

  • CDU 39,1% (+1,3) - 11 Sitze (=)
  • SPD 40,9% (-4,8) - 12 Sitze (-1)
  • FDP 8,1% (+3,0) - 2 Sitze (+1)
  • UWG 8,7% (+1,2) - 2 Sitze (=)

(Wahl am 13. Juni 2004)

Bürgermeister

  • 1816-1816: Peter Wagner
  • 1816-1820: Franz von Lasalle
  • 1820-1833: Philipp Bertrand
  • 1833-1841: August Winter
  • 1841-1851: Matthias Mungen
  • 1851-1889: Adolf von Galhau
  • 1889-1909: René von Boch-Galhau
  • 1909-1917: Freiherr von Korff
  • 1917-1920: Neß (Vertreter)
  • 1920-1924: Emanuel Villeroy de Galhau
  • 1925-1935: Peter Jacob
  • 1936-1939: Dr. Erich Spengler
  • 1939-1943: Norbert Engel
  • 1946-1949: Nikolaus Adler
  • 1949-1956: Jakob Bruß
  • 1956-1964: Albert Baldauf (CDU)
  • 1964-1969: Walter Büschel (SPD)
  • 1969-1973: Dr. Erwin Müller (CDU)
  • 1974-1977: Rudolf Klein (CDU)
  • 1977-1994: Walter Hettinger (CDU)
  • 1994-heute: Wolfgang Wiltz (CDU)

Städtepartnerschaft

Kultur und Sehenswürdigkeiten

siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Wallerfangen

  • Letztes verbliebenes Synagogengebäude aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Saarland, heute Neuapostolische Kirche. Kleiner Rechteckbau mit Satteldach, vier rundbogige Fenster, in der Schmalseite ein Rundfenster. Erbaut 1893.
  • Emilianusstollen: Wie die Pützlöcher bei Butzweiler in der Nähe von Trier eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse römischen Bergbaues nördlich der Alpen. Wiederbelebt durch den mittelalterlichen Azurbergbau zum Zwecke der Gewinnung der Malerfarbe "Azurblau" (Wallerfanger Blau), mit der auch Albrecht Dürer gemalt hat.

Ortsansichten

Museen

  • Das Heimatmuseum Wallerfangen wurde im Jahre 1983 gegründet.
  • Im Ortsteil Gisingen hat der Landkreis Saarlouis ein für den ehemals lothringischen Teil des Saarlandes typisches Lothringer Bauernhaus restauriert und ein Bauernmuseum eingerichtet. Das "Haus Saargau" genannte Anwesen ist zu einem kulturellen und touristischen Zentrum des Saargau geworden. Sehenswert ist auch der sehr schöne Bauerngarten.
  • Zu den historisch wichtigen Bauwerken zählt die "ehemalige Synagoge Wallerfangen" auf der Gartenstr. 2 Ecke Saarstr. Es ist dies der einzig nach dem Krieg erhaltene und nicht profanierte Synagogenbau des Saarlandes und wird heute immer noch als Gotteshaus der Neuapostolischen Kirche genutzt. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und wird für mannigfaltige Veranstaltungen im angepassten Rahmen für Konzerte, Vorträge und insbesondere dem Christlich - Jüdischen Dialog Saarlouis gerne genutzt. Eine Reihe von Zeitzeugen und Fotografien geben Rechenschaft über den historischen Zeitablauf nach der Einweihung 1893.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Jedes Jahr am ersten Sonntag im Juli führt der Keramikflohmarkt des Vereins für Heimatforschung Wallerfangen e.V. Sammler und Aussteller aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz zusammen.
  • Besonders bekannt und beliebt ist der alljährlich am 2. Adventswochenende stattfindende Christkindlmarkt auf der Adolphshöhe am alten Rathaus (jetzige Grundschule).

Bildung

  • Staatliche Förderschule soziale Entwicklung Wallerfangen
  • Erweiterte Realschule Wallerfangen

Vereine und Verbände

  • Katholische Junge Gemeinde Wallerfangen
  • Modellsportclub Servo74 e.V
  • Verein für Heimatforschung
  • Musikverein 'Concordia' Wallerfangen
  • Förderverein Freibad Wallerfangen
  • Aikido und Judoclub Wallerfangen
  • Saarwald-Verein Wallerfangen 1912
  • Sportverein Wallerfangen 1920
  • Tischtennis Club Wallerfangen
  • Turn- und Spielverein Wallerfangen
  • Männergesangverein "Liedertafel 1839" (ältester Männergesangverein des Saarlandes)
  • Kirchenchor St. Katharina Wallerfangen
  • Hundesportverein "Running Dogs" Wallerfangen

Krankenhäuser, Seniorenheime, Kirchen

  • St. Nikolaus Hospital (Fachklinik für Gereatrie und Psychiatrie)
  • Sophienstiftung Wallerfangen (St. Nikolaus-Hospital, Kinderheim, Altersheim)
  • Katholische Kirchen in den meisten Ortsteilen, teils kulturhistorisch bedeutend (St. Hubertus im Ortsteil Ihn)
  • Neuapostolische Kirche Wallerfangen in der Alten Synagoge
  • Haus Christopherus Wallerfangen

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Sonstiges

  • Franz von Papen, (* 29. Oktober 1879 in Werl; † 2. Mai 1969 in Obersasbach), deutscher Politiker (Zentrumspartei), 1932 Reichskanzler, 1933 Vizekanzler unter Hitler, 1934-38 Botschafter in Österreich, 1939-44 in der Türkei. Durch Eheschließung mit Martha von Boch-Galhau seit 1905 in Wallerfangen begütert, seit 1930 dort ansässig (Hofgut von Papen). Sein Grab befindet sich auf dem Wallerfanger Friedhof.
  • Oskar Lafontaine wohnt in Wallerfangen/Oberlimberg

Bibliographie

  • Theodor Liebertz: Wallerfangen und seine Geschichte. O.O. [Wallerfangen] o.J. [1953]. (Eine Chronik des Ortes von der Frühzeit bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf 373 Seiten und einer Karte.)

Weblinks


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