- Wallerfangen
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Wappen Deutschlandkarte 49.3288888888896.7175182Koordinaten: 49° 20′ N, 6° 43′ OBasisdaten Bundesland: Saarland Landkreis: Saarlouis Höhe: 182 m ü. NN Fläche: 42,17 km² Einwohner: 9.527 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 226 Einwohner je km² Postleitzahlen: 66794–66798 Vorwahlen: 06831, 06837 Kfz-Kennzeichen: SLS Gemeindeschlüssel: 10 0 44 121 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Fabrikplatz
66798 WallerfangenWebpräsenz: Bürgermeister: Günter Zahn (SPD) Lage der Gemeinde Wallerfangen im Landkreis Saarlouis Wallerfangen (französisch Vaudrevange) ist eine Gemeinde im Landkreis Saarlouis - rund 25 km nordwestlich von Saarbrücken gelegen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Während der Hauptort Wallerfangen links der Saar im Flusstal liegt, sind die übrigen Ortsteile allesamt oben auf dem Gau (Saargau). Im Westen grenzt die Gemeinde an Frankreich. Der Ortsteil Leidingen ist sogar zweigeteilt; die deutsch-französische Grenze geht mitten durch das Dorf.
Gemeindegliederung
- 1974: Bedersdorf, Düren, Gisingen, Ihn, Ittersdorf, Kerlingen, Leidingen, Rammelfangen, St. Barbara, Wallerfangen, Oberlimberg.
Geschichte
Reiche Bronzedepots der späten Urnenfelderzeit (9. Jh. v. Chr.), eine mehrfach gestaffelte Abschnittsbefestigung der Hallstattzeit (8.-6. Jh. v. Chr) auf dem Limberg und ein Gräberfeld mit einem durch goldene Hals- und Armringe ausgezeichneten "Fürstinnengrab" der spätesten Hallstattzeit (um 500 v. Chr.) belegen eine Zentrumsfunktion des Wallerfanger Raumes in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. In römischer Zeit wurde mit Gründung des Vicus Dillingen-Pachten der Zentralort auf die rechte Saarseite verlegt, doch blieb Wallerfangen als Industriestandort bedeutend. Im Ortsteil St. Barbara ist römischer Bergbau auf Azurit und Malachit durch Okkupationsinschrift (INCEPTA OFFICINA EMILIANI NONIS MART[IS]) und Funde aus dem 2.-3. Jh. n. Chr. nachgewiesen. Fränkische Gräber der jüngeren Merowingerzeit (frühes 7. Jh. n. Chr.) im Ortsteil Rammelfangen belegen den Beginn germanischer Besiedlung im frühen Mittelalter.
Wallerfangen wurde zum ersten Mal urkundlich im Jahre 908 erwähnt. Die Chronik der Stadt Wallerfangen, die im dortigen Heimatmuseum zu besichtigen ist, belegt dies. Im Mittelalter war Wallerfangen unter dem Namen "Walderfingen" Hauptstadt der Ballei Deutsch-Lothringen, einer Verwaltungsuntergliederung des Herzogtums Lothringen.
Die Einwohner von Wallerfangen wurden nach der Gründung von Saarlouis (1680) 1687/88 zwangsweise dorthin umgesiedelt. Im Zuge dessen wurden auch die meisten Gebäude abgetragen, um Baumaterial für die neue Stadt zu gewinnen; dies ist der Grund, warum in Wallerfangen kein Gebäude älter als 300 Jahre ist. Vor der Gründung der Festungsstadt Saarlouis besaß Wallerfangen Stadtrechte. Der französische Name Vaudrevange stammt aus dieser Zeit.
In Wallerfangen wurde der Farbstoff für das Wallerfanger Blau, eine "Alternative" zum Berliner Blau, abgebaut. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstand in Wallerfangen eine Steingutfabrik (gegründet von N. Villeroy), die sich später zu den Keramischen Werken von Villeroy und Boch entwickelte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren rund 10% der Einwohner Wallerfangens vermisst oder gefallen; ihr Verbleib ist heute mehrheitlich geklärt.[2]
Wappen
- "In Blau ein silbernes Mühleisen, begleitet oben von einem goldenen Doppelkreuz mit verkürztem oberen Querbalken, unten von einem sechsstrahligen goldenen Stern. Die Wappensymbole sind bereits in einem als "Stadtsiegel" bezeichneten Abdruck von 1614 enthalten und verweisen wahrscheinlich auf die früheren vier Mühlen im Ort (Mühleisen), den Sitz der deutschen Ballei des Herzogtums Lothringen im Ort (Kreuz) und einen früheren Gerichtssitz (Stern)."
Zitat aus: Hermann Lehne / Horst Kohler, Wappen des Saarlandes (Saarbrücken 1981; ISBN 3-922807-06-2), S. 166.
Durch das Wappenverbot während der französischen Verwaltung (1793-1815) dürfte das Wappen untergegangen sein. Seit 1954 wird es mit Erlaubnis des saarländischen Innenministers wieder geführt.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat mit 27 Sitzen setzt sich nach der Kommunalwahl vom 7. Juni 2009 wie folgt zusammen:
- SPD:
34,9 % (-6,0) 10 Sitze (-2) - CDU:
32,9 % (-6,2) 9 Sitze ( -2) 14,2 % (neu) 4 Sitze (+4) - FDP:
7,6 % (-0,5) 2 Sitze (=) 5,6 % (-3,1) 1 Sitz (-1) 4,8 % (+1,6) 1 Sitz (+1) Bürgermeister
- 1816-1816: Peter Wagner
- 1816-1820: Franz von Lasalle
- 1820-1833: Philipp Bertrand
- 1833-1841: August Winter
- 1841-1851: Matthias Mungen
- 1851-1889: Adolf von Galhau
- 1889-1909: René von Boch-Galhau
- 1909-1917: Freiherr von Korff
- 1917-1920: Neß (Vertreter)
- 1920-1924: Emanuel Villeroy de Galhau
- 1925-1935: Peter Jacob
- 1936-1939: Dr. Erich Spengler
- 1939-1943: Norbert Engel
- 1946-1949: Nikolaus Adler
- 1949-1956: Jakob Bruß
- 1956-1964: Albert Baldauf (CDU)
- 1964-1969: Walter Büschel (SPD)
- 1969-1973: Dr. Erwin Müller (CDU)
- 1974-1977: Rudolf Klein (CDU)
- 1977-1994: Walter Hettinger (CDU)
- 1994-2010: Wolfgang Wiltz (CDU)
- 2010- : Günter Zahn (SPD)
Städtepartnerschaft
- Saint-Vallier im Departement Saône-et-Loire in Frankreich, seit 1992
Kultur und Sehenswürdigkeiten
siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Wallerfangen
- Letztes verbliebenes Synagogengebäude aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Saarland, heute Neuapostolische Kirche. Kleiner Rechteckbau mit Satteldach, vier rundbogige Fenster, in der Schmalseite ein Rundfenster. Erbaut 1893.
- Emilianusstollen: Wie die Pützlöcher bei Butzweiler in der Nähe von Trier eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse römischen Bergbaues nördlich der Alpen. Wiederbelebt durch den mittelalterlichen Azurbergbau zum Zwecke der Gewinnung der Malerfarbe "Azurblau" (Wallerfanger Blau), mit der auch Albrecht Dürer gemalt hat.
Ortsansichten
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Alte Synagoge (heute NAK)
Museen
- Das Heimatmuseum Wallerfangen wurde im Jahre 1983 gegründet.
- Im Ortsteil Gisingen hat der Landkreis Saarlouis ein für den ehemals lothringischen Teil des Saarlandes typisches Lothringer Bauernhaus restauriert und ein Bauernmuseum eingerichtet. Das "Haus Saargau" genannte Anwesen ist zu einem kulturellen und touristischen Zentrum des Saargau geworden. Sehenswert ist auch der sehr schöne Bauerngarten.
- Zu den historisch wichtigen Bauwerken zählt die "ehemalige Synagoge Wallerfangen" auf der Gartenstr. 2 Ecke Saarstr. Es ist dies der einzig nach dem Krieg erhaltene und nicht profanierte Synagogenbau des Saarlandes und wird heute immer noch als Gotteshaus der Neuapostolischen Kirche genutzt. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und wird für mannigfaltige Veranstaltungen im angepassten Rahmen für Konzerte, Vorträge und insbesondere dem Christlich - Jüdischen Dialog Saarlouis gerne genutzt. Eine Reihe von Zeitzeugen und Fotografien geben Rechenschaft über den historischen Zeitablauf nach der Einweihung 1893.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Jedes Jahr am ersten Sonntag im Juli führt der Keramikflohmarkt des Vereins für Heimatforschung Wallerfangen e.V. Sammler und Aussteller aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz zusammen.
- Besonders bekannt und beliebt ist der alljährlich am 2. Adventswochenende stattfindende Christkindlmarkt auf der Adolphshöhe am alten Rathaus (jetzige Grundschule).
- Die Partei Die Linke richtet ihren politischen Aschermittwoch jährlich u. a. in Wallerfangen aus.
Bildung
- Staatliche Förderschule soziale Entwicklung Wallerfangen
- Erweiterte Realschule Wallerfangen
Krankenhäuser, Seniorenheime, Kirchen
- St. Nikolaus Hospital (Fachklinik für Geriatrie und Psychiatrie)
- Sophienstiftung Wallerfangen (St. Nikolaus-Hospital, Kinderheim, Altersheim)
- Katholische Kirchen in den meisten Ortsteilen, teils kulturhistorisch bedeutend (St. Hubertus im Ortsteil Ihn)
- Neuapostolische Kirche Wallerfangen in der Alten Synagoge
- Haus Christopherus Wallerfangen
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Carl Zenner (* 11. Juni 1899 im Ortsteil Oberlimberg; † 16. Juni 1969), Politiker (NSDAP) und SS-Brigadeführer, MdR
- Johann Klein (* 9. Januar 1902 im Ortsteil Ittersdorf; † 25. Mai 1976), deutscher Gewerkschafter und Politiker (CVP, CDU), MdB
- Hermann Mathias Görgen (* 23. Dezember 1908; † 3. Mai 1994), deutscher Politiker (CVP, CSU), MdB
Sonstiges
- Franz von Papen, (* 29. Oktober 1879 in Werl; † 2. Mai 1969 in Obersasbach), deutscher Politiker (Zentrumspartei), 1932 Reichskanzler, 1933 Vizekanzler unter Hitler, 1934-38 Botschafter in Österreich, 1939-44 in der Türkei. Durch Eheschließung mit Martha von Boch-Galhau seit 1905 in Wallerfangen begütert, seit 1930 dort ansässig (Hofgut von Papen). Sein Grab befindet sich auf dem Wallerfanger Friedhof.
- Oskar Lafontaine wohnt in Wallerfangen/Oberlimberg.
Bibliographie
- Glatigny, Rainer (2010): Zur Erinnerung an die Toten - den Lebenden zur Mahnung: Die Gefallenen von Wallerfangen im Zweiten Weltkrieg 1939-1945.
- Liebertz, Theodor (o. J. / 1953): Wallerfangen und seine Geschichte. O.O. [Wallerfangen] (Eine Chronik des Ortes von der Frühzeit bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf 373 Seiten und einer Karte.)
Weblinks
Commons: Wallerfangen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Walderfang in der Topographia Palatinatus Rheni (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte- Webseite der Gemeinde Wallerfangen
- Literatur über Wallerfangen in der Saarländischen Bibliographie
- Verein für Heimatforschung Wallerfangen und Heimatmuseum
- Arbeitsgemeinschaft "Alemannia Judaica": Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Wallerfangen
- Links zum Thema Wallerfangen im Open Directory Project
Einzelnachweise
- ↑ Saarland.de – Fläche, Bevölkerung in den Gemeinden am 31.12.2010 nach Geschlecht, Einwohner je km² und Anteil an der Gesamtbevölkerung (PDF) (Hilfe dazu)
- ↑ Würdigung und zugleich Mahnung Saarbrücker Zeitung vom 26. November 2009 (Abgerufen am 8. März 2011)
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