Verkehrskindergarten

Verkehrskindergarten
Verkehrserziehung 1961
Polizeikasper zur Verkehrserziehung von Kindern

Der Begriff Verkehrserziehung bezeichnet die pädagogischen Einwirkungen auf Kinder und Jugendliche mit dem Ziel, sie beim Aufbau von angemessenen Einstellungen und Verhaltensweisen im Straßenverkehr zu unterstützen. Insofern geht sie weit über die bloße Vermittlung von Verkehrsregeln hinaus. Eine Weiterentwicklung der Verkehrserziehung ist die Mobilitätserziehung, die neben dem Schwerpunkt Sicherheit zusätzlich die Themen Gesundheit, Sozialverhalten und Umweltverhalten aus Verkehrssicht behandelt.

Bezogen auf Erwachsene spricht man eher von Verkehrsunterricht oder Verkehrsschulung (zum Beispiel in Fahrschulen). Der Begriff Verkehrsunterricht dient auch oft als Bezeichnung für die schulische Verkehrserziehung.

Inhaltsverzeichnis

Verkehrserziehung im Kindergarten

Verkehrserziehung beginnt bereits im Kindergartenalter. Allerdings nimmt sie in vielen Kindergärten eher eine Randstellung ein, weil Erzieherinnen in ihrer Ausbildung nur selten mit dieser Thematik vertraut gemacht werden. Unter Bezug auf den Situationsansatz lässt sich die Notwendigkeit, bereits in diesem Alter mit Verkehrserziehung zu beginnen, wie folgt begründen: Schon kleine Kinder nehmen allein oder in Begleitung am Straßenverkehr in unterschiedlichen Rollen (Fußgänger, Radfahrer, Mitfahrer) teil. Verkehrssituationen sind also Lebenssituationen, mit denen sich Kinder auseinandersetzen müssen. Es sind sogar existenziell bedeutsame Lebenssituationen, denn wenn ein Kind beispielsweise plötzlich auf eine Fahrbahn rennt, kann dieses Fehlverhalten zu schweren Verletzungen oder gar zum Tod führen.

Die Auseinandersetzung mit dem Straßenverkehr darf also im Kindergarten nicht als belangloses Randgebiet betrachtet werden. Sie gehört vielmehr mit zu den wesentlichen Aufgaben von Bildung und Erziehung. Auch die manchmal vertretene Auffassung, Kinder müssten durch Erzieherinnen und Eltern nur vor den Gefahren des Straßenverkehrs behütet werden, widerspricht einer Pädagogik der schrittweisen Vermittlung von Autonomie und Kompetenz.

Experiment zur Nachtsichtbarkeit von reflektierender Kleidung

Aufgrund ihres Entwicklungsstandes haben Kinder größere Schwierigkeiten, sich im Straßenverkehr angemessen und sicher zu bewegen, als Jugendliche oder Erwachsene. Dazu gehören unter anderem: die geringe Körpergröße und damit die fehlende Übersicht, der engere Blickwinkel, die Schwierigkeiten beim Einschätzen von Geschwindigkeit und Entfernung, Probleme bei der Koordinierung von Wahrnehmung und Motorik, das begrenzte Gefahrenbewusstsein, die Konzentration auf Gegenstände und Personen, die für das Kind emotional bedeutsam sind, und damit die leichte Ablenkbarkeit von verkehrsrelevanten Sachverhalten.

Zu den Zielen der elementaren Verkehrserziehung gehört deshalb auch die Förderung von Wahrnehmung, Motorik und Konzentration der Kinder. Dabei ist es sinnvoll, diese Übungen und Spiele so zu gestalten, dass sie bereits einen Bezug zu Verkehrssituationen haben.

Wie Erwachsene so sind auch Kinder eher bereit, sich an Regeln zu orientieren, wenn sie deren Sinn einsehen. Hier helfen kleine Experimente oder Beobachtungen im Straßenverkehr, die den Kindern eine konkrete Erfahrung vermitteln. Die Bereitschaft, bei Dunkelheit auffällige Kleidung zu tragen, fällt einem Vierjährigen leichter, wenn er zum Beispiel in einem verdunkelten Raum mit einer Taschenlampe auf ein Kind mit schwarzem Mantel und eines mit einem reflektierenden Mantel geleuchtet hat.


Neben solchen Übungen im Schonraum des Kindergartens gehört auch die Teilnahme am realen Straßenverkehr zu den Methoden der vorschulischen Verkehrserziehung. Da dies im Kindergarten in der Regel nur mit mehreren Kindern oder der gesamten Gruppe möglich ist, sind auch die Eltern gefordert. Sie können bei Spaziergängen, beim Einkaufen mit ihrem Kind wesentlich gründlicher Beobachtungen und Übungen im Straßenverkehr durchführen. Anleitung dazu können sie von der Erzieherin oder speziell ausgebildeten Moderatorinnen und Moderatoren bei Elternveranstaltungen in dem Programm „Kind und Verkehr“ erhalten.

Verkehrserziehungsunterricht (Schule)

Verkehrsübungsplatz in Leverkusen

Die Verkehrserziehung ist in einigen Bundesländern ein eigenes Unterrichtsfach, welches meist in der 4. Klasse Bestandteil des Stundenplans ist. Innerhalb dieses Unterrichtsfachs werden die für Kinder relevanten Verkehrsregeln theoretisch als auch praktisch beigebracht. Oft umfasst dies auch ein Training unter Mitwirkung der örtlichen Polizei. Dabei kommen teilweise spezielle Übungsplätze (Verkehrsschule, auch Verkehrskindergarten oder Verkehrsgarten) zum Einsatz, auf denen die Verkehrsregeln abseits des echten Straßenverkehrs gefahrlos eingeübt werden können.

Man erhält zum Abschluss eine Urkunde, die unter anderem beim ADFC berechtigt, ab diesem Zeitpunkt auch ohne Begleitung einer direkten Bezugsperson an den öffentlichen Touren teilzunehmen.

Ziel der Maßnahme ist es, die Kinder einerseits mit den bestehenden relevanten Regeln vertraut zu machen und andererseits zu trainieren, ihr Fahrrad sicher zu beherrschen (Förderung der Geschicklichkeit und der Verkehrssicherheit).

Hintergrund ist, der laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden ständig gestiegener Unfallzahlen von Rad fahrenden Fahranfängern – teils mit tödlichem Ausgang bzw. schweren Verletzungen – entgegenzuwirken.

Laut österreichischem Lehrplan ist die Verkehrserziehung ein Unterrichtsprinzip und hat laufend in den Unterricht von der 1. bis zur 4. Klasse (Grundstufe I und II) eingebaut zu werden. Besuche durch die Exekutive finden regelmäßig statt. Dabei liegt dann der Schwerpunkt darauf, in der unmittelbaren Schulumgebung Übungsprogramme durchzuführen. Auch das richtige Verhalten in öffentlichen Verkehrsmitteln wird trainiert. Aktionen, wie „Blick und Klick“ und „Hallo Auto“, die vom ÖAMTC angeboten werden, zählen wie das Puppentheater „Puppomobil“ vom ARBÖ zu den besonderen Attraktionen. Sicherheitsrelevante Themen werden so auf anschauliche, unterhaltsame Weise den Kindern näher gebracht.

Sicherheitstraining

Beim Verkehrssicherheitstraining wird unter anderem richtiges Bremsen und Ausweichen auf trockener aber auch nasser/glatter Fahrbahn geübt und ist somit eine Ergänzung zur Fahrpraxis.

Hierfür stehen Fahrsicherheitsanlagen zur Verfügung.

Sinn der Maßnahme ist auch hier eine Verringerung der Unfallzahlen (Prävention).

Begutachtung und Nachschulung verkehrsauffälliger Fahrer

Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) ist selbst kein Unterricht in Sachen Verkehrserziehung. Im Rahmen eines MPU-Gutachtens können jedoch Empfehlungen für die Teilnahme an Nachschulungen ausgesprochen werden, die zur Rehabilitation auffälliger Kraftfahrer beitragen. Zielsetzung dieser Maßnahmen ist nicht die Schulung im richtigen Umgang mit gefährlichen Situationen und die angemessene Reaktion darauf, sondern die Vermeidung von Gefahrensituationen. Die Maßnahmen dienen somit der Prävention von Verkehrsunfällen und Verkehrsgefährdungen.

Aufbauseminare im Vorfeld einer MPU können dazu dienen, Punkte in der Verkehrszentralregister in Flensburg abzubauen. Diese gesetzlichen Maßnahmen sollen positive Anreize zur Einstellungs- und Verhaltensänderung geben, nicht jedoch dazu dienen, „Verkehrssünder [zu] bestrafen“.

Siehe auch

Literatur

  • R. Gorges: Lebenssituation „Straßenverkehr“ in. Krenz, A. (Hrsg.): Methodenkompetenz im Kindergarten. Olzog Verlag, München 2006, S. 1–23
  • M. Limburg: Kinder im Straßenverkehr. Hrsg.: Gemeindeunfallversicherungsverband Westphalen-Lippe, Münster 1996
  • S. Warwitz: Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen-Spielen-Denken-Handeln, Hohengehren (Schneider-Verlag). 6. Auflage 2009

DVD

  • Hupe und Vollgas - wie die Deutschen Autofahren lernten, Geschichte der Verkehrserziehung, 55 Minuten, Tacker Film, 2007. Trailer

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