- Verlobter Tag
-
Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Hessen Regierungsbezirk: Darmstadt Landkreis: Main-Taunus-Kreis Höhe: 90 m ü. NN Fläche: 22,95 km² Einwohner: 20.102 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 876 Einwohner je km² Postleitzahl: 65439 Vorwahl: 06145 Kfz-Kennzeichen: MTK Gemeindeschlüssel: 06 4 36 004 Adresse der Stadtverwaltung: Bahnhofstraße 12
65439 Flörsheim am MainWebpräsenz: Bürgermeister: Michael Antenbrink (SPD) Flörsheim am Main ist eine Stadt im Main-Taunus-Kreis in Hessen (Deutschland).
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Nachbargemeinden
Flörsheim grenzt im Norden an die Stadt Hofheim, im Osten an die Stadt Hattersheim, im Süden an die Städte Raunheim und Rüsselsheim (beide Kreis Groß-Gerau) sowie im Westen an die Stadt Hochheim.
Stadtgliederung
- Flörsheim (12.039 Einwohner)
- Weilbach (3.815 Einwohner) (eigenständiger Ortsteil)
- Wicker (3.526 Einwohner) (eigenständiger Ortsteil)
- Bad Weilbach
- Keramag/Falkenberg (713 Einwohner)
Stand: 30. November 2008
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt werden die fränkischen Siedlungen Flörsheim 828, Wicker 910 und Weilbach 1112. Während des gesamten Mittelalters und der Neuzeit bestanden enge Bindungen zu Mainz, und zwar sowohl kirchlich als auch landesherrlich. Die Gemeinden gehörten bis ins beginnende 19. Jahrhundert zum Erzbistum Mainz; politisch unterstand Flörsheim seit 1270 dem Mainzer Domkapitel, Weilbach und Wicker seit 1581 dem Mainzer Kurfürsten. Ebenfalls seit 1270 gab es für Flörsheim ein eigenes Gericht, das älteste erhaltene Gerichtsbuch stammt aus dem Jahr 1447.[1]
Die Bewohner der drei Gemeinden lebten vor allem vom Wein- und Getreideanbau. Für Flörsheim bot darüber hinaus der Fischfang eine Erwerbsmöglichkeit. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts sorgte dann die im Auftrag des Mainzer Kurfürsten gegründete Flörsheimer-Fayence-Fabrik (Manufaktur), die fast im gesamten Erzstift eine Monopolstellung besaß, dafür, dass der Name Flörsheims überregional bekannt wurde. Die drei FFF im Flörsheimer Wappen (Schiff) weisen auf diese Manufaktur hin. Heutzutage stehen die 3 FFF auch für „Flörsheim feiert Fassenacht“.
Die territoriale Neuordnung Deutschlands während der Napoleonischen Zeit brachte es mit sich, dass Flörsheim, Weilbach und Wicker 1803 an das Fürstentum und spätere Herzogtum Nassau fielen. 1866 kamen die Gemeinden an Preußen, das das Herzogtum nach dem preußisch-österreichischen Krieg annektierte. Seit 1945, nach der Auflösung Preußens durch die Alliierten, gehören Flörsheim, Weilbach und Wicker zu dem neu gebildeten Bundesland Hessen.
Entscheidend für die Entwicklung der Gemeinden war die Industrialisierung des Rhein-Main-Gebietes im 19. Jahrhundert: Seit 1839 hat Flörsheim am Main mit der Taunus-Eisenbahn einen Eisenbahnanschluss. Mit der Gründung des Opel-Werkes in Rüsselsheim (1862) und der Farbwerke Meister Lucius und Brüning in Höchst (1863) änderte sich die Bevölkerungsstruktur grundlegend: Flörsheim, Weilbach und Wicker entwickeln sich zu sogenannten Arbeiter-Wohnsitzgemeinden.
1953 erhielt Flörsheim die Stadtrechte. 1972 schlossen sich Flörsheim, Weilbach und Wicker freiwillig zu einer Stadt zusammen. Durch Altstadtsanierung, Dorferneuerung und in überschaubaren Einheiten ausgewiesene Neubaugebiete hat man es geschafft, Flörsheim zu einer Stadt mit hoher Lebens- und Wohnqualität zu entwickeln. Dabei wurde aber stets angestrebt, jeden Stadtteil in seiner Eigenart und Besonderheit weiterzuentwickeln.
Veranstaltungen
Jedes Jahr am letzten Montag im August feiert die Stadt den „Verlobten Tag“. Dieser hat seinen Ursprung im Jahr 1666, als in Flörsheim die Pest wütete. Nachdem innerhalb kürzester Zeit mehr als 200 Einwohner gestorben waren und der kleinen Gemeinde die völlige Ausrottung drohte, beteten der Überlieferung nach die Überlebenden in höchster Not um Rettung. Als die Pest dann tatsächlich endete, gelobten die Flörsheimer, „solange in Flörsheim Stein auf Stein steht, eine Dankprozession zum Lobpreis des Allerhöchsten alljährlich durchzuführen“. Dieses Gelöbnis wurde bisher strikt eingehalten; auch in Kriegszeiten und trotz zeitweisem Verbots dieser Veranstaltung. 2008 wurde der „Verlobte Tag“ deshalb zum 342. Mal gefeiert.[2]
Jeweils im Oktober findet jedes Jahr entlang des Mainufers die Flörsheimer „Kerb“ statt. Diese Kirmesveranstaltung entstand aus dem Kirchweihfest der St. Gallus-Kirche. Seit den 1970er Jahren gibt es außerdem an einem Juli-Wochenende das „Flörsheimer Open Air“, ein kleines Pop- und Rock-Musikfestival mit freiem Eintritt auf den Wiesen unter der Mainbrücke nach Rüsselsheim. Überregional bekannt ist der Flörsheimer „Fassenachtsumzug“ mit zum Teil über 3.500 Teilnehmern (um die 160 Nummern), der jeweils am Fastnachtssonntag um 13.31 Uhr beginnt und regelmäßig rund 35.000 Zuschauer hat. 2007 waren es laut Polizeischätzungen sogar rund 80.000. Dies liegt aber auch daran, dass in den anliegenden Nachbargemeinden in den unrunden Jahren am Sonntag keine Fastnachtsumzüge stattfinden.[3]
Flörsheim zeichnet sich zudem durch seinen einmaligen Fastnachtsruf (Narrenruf) „Hall die Gail“ aus. Der Ruf entstammt der frühen Zeit, als im Fastnachtszug noch viele Wagen mit Pferdegespannen fuhren. Wurden diese Pferde dann wegen der vielen schreienden und winkenden Menschen unruhig, rief man den Pferdelenkern des Öfteren die Aufforderung zu, ihre Pferde fest am Zügel zu halten. Kurz und knapp formuliert: „Halte die Gäule (Pferde)!“ oder eben auf Flerschemerisch: „Hall die Gail“. Um sich von den befreundeten Mainzer Fastnachtern etwas abzuheben, beschloss der Flörsheimer Carnevals Verein (FCV) dies nun künftig durch die Straßen der Stadt zu rufen.[4]
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:
Parteien und Wählergemeinschaften %
2006Sitze
2006%
2001Sitze
2001CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 49,4 18 48,0 18 SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 22,8 8 25,3 9 FDP Freie Demokratische Partei 5,7 2 4,6 2 GALF Grüne Alternative Liste Flörsheim 18,0 7 22,1 8 dfb DIE FREIEN BÜRGER 4,1 2 – – Gesamt 37 37 Wahlbeteiligung in % 49,2 61,4 CDU und FDP bilden eine Koalition in der Stadtverordnetenversammlung.
Bürgermeister
Michael Antenbrink (SPD) wurde in der Stichwahl am 17. September 2006 mit 56,1 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Sein Vorgänger Ulrich Krebs (CDU) beendete seine Amtszeit vorzeitig, da er am 26. März 2006 zum Landrat des Hochtaunuskreises gewählt wurde.
Partnerstädte
- Pérols, Frankreich (seit 1992)
- Pyskowice, Polen (seit 2005)
- Güzelbahçe, Türkei
Verkehr
- Flörsheim ist bei Weilbach an die A 66 angebunden (Mainz/Wiesbaden–Frankfurt–Hanau-Fulda).
- Über Rüsselsheim und Wallau besteht Anschluss an die A 3 (Niederländische Grenze–Ruhrgebiet–Düsseldorf–Franken–Oberpfalz –Regensburg–Passau–österreichische Grenze).
Der Flörsheimer Bahnhof (an der Taunus-Eisenbahn) wird von der S 1 angefahren (Wiesbaden–Mainz-Kastel–Frankfurt–Rödermark–Ober-Roden).
Mehrere Buslinien fahren außerdem durch/ab Flörsheim:
- 809: Hochheim Bahnhof–Flörsheim Falkenberg–Flörsheim–Flörsheim Wicker–Flörsheim Weilbach–Hofheim Bahnhof
- 819: Flörsheim–Flörsheim Wicker–Flörsheim Weilbach–Flörsheim
- AST 818: Flörsheim–Flörsheim Falkenberg
- 1: Flörsheim–Rüsselsheim
Persönlichkeiten
- Georg Badeck (1938–2004), MdL a.D., CDU
- Dr. Max Schohl († 1943), jüdischer Chemiefabrikbesitzer und Mäzen, gestorben in Auschwitz. Siehe auch das Buch von David Clay Large Einwanderung abgelehnt
- Abdelaziz Ahanfouf (* 1978), deutsch-marokkanischer Fußballspieler, acht Länderspiele für Marokko
- Bernd Scholl (* 1956), Komponist und Musiker
- Gabi Elsener, bekannt durch ihre Fastnachts-Auftritte (u.a. bei Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht) als „Apollonia“, eine lebende Fastnachts-Legende
Ehrenbürger
- Jakob Altmaier (1889–1963), deutscher Politiker (SPD), MdB
Einzelnachweise
- ↑ Stadtportrait auf der offiziellen Webseite
- ↑ Faltblatt: 341. Verlobter Tag (pdf-Datei)
- ↑ hr-online Fastnachtsumzüge: Hessen fest in Narrenhand - 80.000 Zuschauer in Flörsheim
- ↑ FCV 1928 e.V. – Herkunft von „Hall die Gail“
Weblinks
Städte und Gemeinden im Main-Taunus-KreisBad Soden am Taunus | Eppstein | Eschborn | Flörsheim am Main | Hattersheim am Main | Hochheim am Main | Hofheim am Taunus | Kelkheim (Taunus) | Kriftel | Liederbach am Taunus | Schwalbach am Taunus | Sulzbach (Taunus)
Wikimedia Foundation.