Verrocchio

Verrocchio
Andrea del Verrocchio: Madonna
Reiterbildnis des Bartolomeo Colleoni vor Zanipolo

Andrea del Verrocchio, eigentlich Andrea di Michele Cioni (* 1435 oder 1436 in Florenz; † 10. Oktober 1488 in Venedig) war einer der einflussreichsten Künstler in der Übergangszeit von Früh- zu Hochrenaissance.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über frühe Jahre ist nur wenig Gesichertes bekannt. Nach einer Lehre als Goldschmied scheint er eine Ausbildung als Bildhauer erhalten zu haben. Mitte der 1460er Jahre begann sein Aufstieg als Bildhauer - unter der tatkräftigen Förderung durch Piero de Medici und dessen Sohn Lorenzo. Zur selben Zeit scheint er sich intensiver mit Malerei beschäftigt zu haben; es ist jedoch unsicher, ob bzw. wo er gelernt hat (Alesso Baldovinetti oder Fra Filippo Lippi?). 1472 hat er der Brüderschaft der Maler angehört. Verrocchio wurde Kurator der Antikensammlung der Familie Medici in Florenz. Als Restaurator hatte er Gelegenheit, antike Statuen eingehend zu studieren und so die Grundlagen seiner eigenen Werke zu schaffen.

Über zwei Jahrzehnte lang leitete er eine produktive, universell ausgerichtete Werkstatt, in der neben Skulpturen und Gemälden auch Kunsthandwerk wie Kostüme und Ausstattung für Festlichkeiten angefertigt wurden. Sie war gleichzeitig eine gut besuchte Ausbildungsstätte für junge Künstler der Hochrenaissance (unter anderen Perugino, Leonardo da Vinci und Lorenzo di Credi). 1483 erhielt er von der Republik Venedig den Auftrag, zum Andenken an den Söldnerführer Condottiere Bartolomeo Colleoni eine Reiterstatue zu schaffen, die jedoch erst nach seinem Tode vollendet wurde. In Venedig ist Verrocchio 1488 verstorben, jedoch in Florenz beigesetzt.

Werke

Kaum eines der ihm zugeschriebenen Gemälde ist sicher zuzuordnen; bedeutend war Verrocchio vor allem als Bildhauer. (Auch bei den gesicherten Werken ist die Datierung oft unsicher.) 1474 fertigte er die Taufe Christi (Uffizien, Florenz), an der jedoch auch die Beteiligung des jungen Leonardo da Vinci unverkennbar ist. Als weitere Gemälde aus seiner Hand werden genannt: in der Berliner (Gemäldegalerie) die Madonna mit Kind (1470?) und in London Tobias und der Engel (National Gallery)


Bei dem 1472 fertiggestellten Grabmal für Piero und Giovanni di Medici beeindruckt die originelle Komposition. Vor 1476 schuf er eine Bronzefigur des David, ausdrucksvoll mit lebendigem Schönheitsideal. Sein Putto mit Delfin zeigt erstmals die Spiral-Pose, die keine bevorzugte Betrachtungsrichtung kennt, und die bis in die Barockzeit maßgebend werden sollte. Auch mit dem Grabrelief (unvollendet) des Kardinals Forteguerri nimmt Verrocchio die theatralischen Effekte der Barockbildhauer vorweg. Von 1478 stammt ein Terracotta-Relief der Jungfrau Maria (jetzt im Bargello in Florenz). Zu seinen beeindruckendsten Werken zählt die Bronze-Gruppe Christus und Thomas in Or San Michele, die technische Perfektion mit Gespür für Komposition und Emotionalität verbindet. Ebenso wegweisend ist der Colleoni, der erst nach seinem Tod nach dem fertigen Tonmodell gegossen wurde. Die spannungsgeladene Reiterstatue genügt, um die Vorstellung einer ganzen Streitmacht zu evozieren, die dem Kommandaten nachdrängt. Nicht übersehen werden sollten auch seine - von der Antikensammlung der Medici inspirierten - Porträtbüsten, die Naturalismus und Idealisierung vereinen.

Bedeutung

Verrocchio war weit eher Plastiker als Maler. Seine Werke zeichnen sich durch Realitätssinn aus, durch gezielt eingesetzte Licht- und Schatteneffekte und wechselseitige Durchdringung von Figur und Raum und gaben damit entscheidende Anstöße für den (florentiner) Stil der Hochrenaissance. Er löste die Figuren (besonders deutlich im Falle des Putto) aus ihrer Bindung an eine Ansicht von einem Standpunkt aus, was in der Bildhauerei den Weg zum Manierismus und Barock öffnete. Der Colleoni beeinflusste die Entwicklung der Reiterstandbilder bis in das 19. Jahrhundert hinein.

Als Maler war er eher ein unvergleichlich anregender Lehrer als ein Neuerer. Er gehörte jedoch wohl zu den Ersten, die die Luftperspektive in der Landschaftsdarstellung einsetzten.

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