- Vertikale Austastlücke
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Die Austastlücke (auch Austastimpuls genannt) bezeichnet in der Fernsehtechnik die Zeit, in welcher der Elektronenstrahl einer Bildröhre dunkel geschaltet an den Ausgangspunkt zurückgeführt wird. In diesem Zeitraum wird die Bildübertragung unterbrochen (ausgetastet). Es gibt die horizontale Austastlücke für den Weg vom Ende der Zeile zurück zu ihrem Anfang und die vertikale Austastlücke für den Weg vom unteren Ende des Bildes zurück nach oben.
In der vertikalen Austastlücke sind neben einigen Synchronisationsinformationen (zur Vermeidung von Laufbildern) seit den 1980er Jahren weitere digitale Daten enthalten. So nutzen die meisten Fernsehsender diesen Bereich zur Übertragung von Teletext (in Deutschland von ARD und ZDF unter dem Namen Videotext eingeführt), dem VPS-Signal, dem elektronischen Programmführer EPG und, mit der Einführung von PALplus, Informationen zum Bildformat.
Bisher wurde lediglich die vertikale Austastlücke verwendet. Inzwischen können auch links und rechts des Fernsehbildes horizontal Informationen in das Fernsehsignal eingearbeitet werden; das System wird noch getestet.
Geschichte
Der erste Dienst, der in Deutschland – und durch Sat-TV auch europaweit – Computerdaten in der Austastlücke übertrug, war Channel Videodat. Er benutzte ab 1990 den Fernsehsender ProSieben, um parallel zum Fernsehbild Daten mit einer Geschwindigkeit von 15 kbit pro Sekunde zu übertragen. Das Verfahren stammte von dem ehemaligen Redakteur des WDR Computerclubs Michael Wiegand, der später als Firma Wiegand Video-Datensysteme die passenden Decoder anbot. Die Firma Videodat Medien GmbH kümmerte sich um den Betrieb. Anfangs wurden über Channel Videodat aktuelle Programme (Shareware und Public Domain) kostenlos angeboten. Später erhielt der Dienst eine grafische Oberfläche, und man war in der Lage, rund um die Uhr europaweit Bilder, Sounds, HTML-Seiten, Nachrichten (ddp), Treiber und Software zu empfangen; das nutzte erstmals dann auch die Medienkünstler Werner Kiera, Michael Wild von Hohenborn und Thilo Alt mit der Künstlergruppe MayaMedia zur Präsentation eigener Bildergalerien. Als Software wurden nicht nur Programme für Computer unter MS-DOS angeboten, sondern beispielsweise auch für den Atari ST. Um die Entwicklung weiterzutreiben, wurden nun viele der Dienste kostenpflichtig. Auch musste der Anbieter später auf den Sender VOX umziehen, als ProSieben die Austastlücke für ein eigenes Videotextangebot nutzten wollte. 1995 ging Channel Videodat dann mit etwa 60.000 registrierten Anwendern pleite. Grund war der geringe Zuspruch der kostenpflichtigen Dienste, die geringe Verbreitung von VOX und die wachsende Bedeutung des Internets.
Der von Wiegand daraufhin gestartete Dienst Net On Air, der komplette Internet-Sites übertrug, die redaktionell aufbereitet wurden, kam niemals aus seiner Testphase heraus und scheiterte ebenfalls Ende der 1990er.
Ein weiterer Dienst, der die Austastlücke nutzte, war Intel Intercast. Die mit Intercast übertragenen Inhalte waren vom jeweiligen Fernsehsender ausgewählte Internetseiten, welche dem HTML-Standard entsprachen. Für den Empfang wurde ein PC mit TV-Karte sowie das Programm Intel Intercast Viewer benötigt. In den USA nutzten u. a. die Sender CNN, MTV und NBC den Dienst zur Übertragung von Informationen wie z. B. Nachrichten und Börsendaten. In Deutschland nutzte das ZDF seit der IFA 1997 diesen Dienst zur kostenlosen Übertragung von Webseiten. Ende 1998 hatte das Pilotprojekt etwa 200.000 Nutzer. Im selben Jahr begann auch das Deutsche Sportfernsehen (DSF) mit der Nutzung der Intercast-Technik. Auf Grund guter Umfrageergebnisse entschied sich das ZDF 1998 dazu, das Projekt um ein weiteres Jahr zu verlängern. Da die Auswahl angebotener Webseiten durch die Fernsehsender jedoch sehr begrenzt war und gleichzeitig die Internet-Einwahlkosten über die Telefonleitung zu dieser Zeit stetig sanken, wurde die Intercast-Technik schon bald völlig durch den Internetzugang via Modem, ISDN und DSL verdrängt.
Ein weiteres Beispiel für die Datenübertragung in der Austastlücke war r@dio.mp3, das ab März 2000 Musik in Form von MP3-Dateien sowie Titel- und Coverinformationen anstelle von Videotext auf dem Kanal von NBC SuperChannel übertrug. Diese konnten von PCs mit einer TV-Karte dekodiert werden. Die Datenrate dieses Dienstes reichte aus, um die MP3s mit 128 kbit/s in Echtzeit zu den Empfängern zu übertragen. Viele Benutzer bauten mit zusätzlichen Plugins Musiksammlungen auf. Der Sendebetrieb wurde im Juni 2001 eingestellt, nachdem der Betreiber Musicplay GmbH durch den Ausfall der nötigen Folgeinvestitionen im Umfeld des Börsencrashs Insolvenz anmelden musste. Von April 2002 bis April 2003 nutzte mit Megaradio.mp3 ein weiterer Sender diese Technik. Kurz darauf gab es verschiedene Versuche, das Angebot kostenpflichtig weiterzuführen, jedoch verliefen alle Bemühungen der Betreiber im Sande. Die hierzu verwendete Übertragungstechnik wird als TV Radio Cast bezeichnet.
Ärger gab es 2003, als Eurosport mit einem Erotikanbieter kooperierte, um einen Abo-Dienst für Pornofilme unter der Bezeichnung „Sexxxcast.TV“ über die Austastlücke anzubieten. Da Eurosport zum damaligen Zeitpunkt aber noch im Digitalpaket des ZDF vertreten war, entstand viel Wirbel (das ZDF drohte sogar mit Rauswurf Eurosports aus dem Digitalpaket, was am 1. Januar 2006 nach Änderungen am Rundfunkstaatsvertrag trotzdem geschah) und die Kooperation wurde schon nach kurzer Zeit wieder beendet. Wiederbelebungsversuche seitens des Diensteanbieters scheiterten. Die hierzu verwendete Übertragungstechnik wird ebenfalls als TV Radio Cast bezeichnet.
Siehe auch
- Phase Alternating Line - PAL
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