Vesikur

Vesikur
Strukturformel
Strukturformel Solifenacin
Allgemeines
Freiname Solifenacin
Andere Namen

(1S, 3'R)-1-Azabicyclo[2.2.2]oct- 8-yl-1-phenyl- 3,4-dihydro- 1H-isochinolin- 2-carboxylat

Summenformel C23H26N2O2
CAS-Nummer 242478-38-2
PubChem 443937
ATC-Code

G04BD08

DrugBank APRD00168
Kurzbeschreibung gelbes Öl [1]
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Spasmolytikum

Fertigpräparate

Vesikur®

Verschreibungspflichtig: ja
Eigenschaften
Molare Masse 362,47 g·mol-1
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung

unbekannt
R- und S-Sätze R: ?
S: ?
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Solifenacin ist ein Arzneistoff aus der pharmakologischen Gruppe der urologischen Spasmolytika zur Behandlung von Symptomen der überaktiven Blase (engl. „overactive bladder“, „OAB“). In Deutschland ist es unter dem Handelsnamen Vesikur® erhältlich.

Inhaltsverzeichnis

Chemie

Solifenacin findet in der Pharmazie als Solifenacinsuccinat Anwendung.

Pharmakologie

Anwendungsgebiete und klinische Wirkungen

Solifenacin ist zur symptomatischen Behandlung der Dranginkontinenz bzw. des imperativen Harndrangs und der Pollakisurie, wie sie bei Patienten mit dem Syndrom der überaktiven Blase auftreten können, zugelassen.

Wirkmechanismus

Die Harnblase wird von parasympathischen, cholinergen Nerven innerviert. Acetylcholin bewirkt über Muskarinrezeptoren, hauptsächlich über den Subtyp M3, eine Kontraktion der glatten Muskulatur des Musculus detrusor. Als Rezeptorantagonist hemmt Solifenacin den Muskarinrezeptor M3 kompetitiv und spezifisch, da es nur eine geringe oder keine Affinität zu verschiedenen anderen Rezeptoren oder Ionenkanälen aufweist.

Unter Berücksichtigung der nachfolgend dargelegten Studienergebnisse kann man die Aussage „nur eine geringe oder keine Affinität zu verschiedenen anderen Rezeptoren und Ionenkanälen“ jedoch sehr bezweifeln:

In der Publikation von S. S. Hegde et al. (2004) wird berichtet, dass eine ca. zwölffach bessere Bindung von Solifenacin an menschliche M3- als an M2-Muskarinrezeptoren stattfindet. Das Verhältnis gegenüber M1-Rezeptoren liegt bei ca. 2,5.[2] Günstigere Ergebnisse aus Tierversuchen sind auf den Menschen nicht übertragbar. Dieser Meinung ist jedenfalls das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das Solifenacin keine M3-Selektivität zugesprochen hat (Stand August 2004). Bislang hat das BfArM ausschließlich dem Wirkstoff Darifenacin in vitro („im Reagenzglas“) eine M3-Selektivität zugesprochen, allerdings mit dem Hinweis, dass bisher nicht geklärt ist, ob dies überhaupt ein klinischer Vorteil ist (Stand Dezember 2004).

Nebenwirkungen

Aufgrund der pharmakologischen Wirkung von Solifenacin können anticholinerge Nebenwirkungen von in der Regel leichtem bis mittlerem Schweregrad hervorgerufen werden. Die Häufigkeit ist dosisabhängig.

Die am häufigsten beschriebene Nebenwirkung, die im Vorkommen aber deutlich unter dem anderer Anticholinergika liegt, ist Mundtrockenheit, die unter der Dosis von 5 mg Solifenacin täglich bei etwa 11 % der Patienten auftritt. Außerdem treten in sehr geringerem Ausmaß Nebenwirkungen wie z. B. Verstopfung, Übelkeit, Bauchschmerzen, verschwommenes Sehen u. a. auf.

Die Aussage, dass „die am häufigsten beschriebene Nebenwirkung, Mundtrockenheit, deutlich seltener als unter anderen Anticholinergika“ auftritt, ist unter den folgenden Gesichtspunkten zu diskutieren:

In einer klinischen Studie wurde Solifenacin (beide zugelassenen Dosierungen wurden gemeinsam ausgewertet) direkt mit einem retardierten Anticholinergikum verglichen. Unter Solifenacin berichteten mehr Patienten über Mundtrockenheit als unter der Vergleichssubstanz (30 % gegenüber 24 %). Das Gleiche gilt für Verstopfung (6,4% gegenüber 2,5%). Sehstörungen traten seltener unter Solifenacin auf (0,7% gegenüber 1,7%).[3]

Wechselwirkungen

Es sind keine klinisch relevanten Arzneimittelwechselwirkungen von Solifenacin bekannt.

Einzelnachweise

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1494, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. S. S. Hegde et al.: “Antimuscarinics for the treatment of overactive bladder: current options and emerging therapies”. Current opinion in investigational drugs 5 (1) (2004), pp. 40–49. PMID 14983972
  3. C. R. Chapple et al. European Urology (2005)
Gesundheitshinweis
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