Baumkötter

Baumkötter

Heinz Baumkötter (* 7. Februar 1912 in Burgsteinfurt; † 2001) war SS-Hauptsturmführer und KZ-Arzt in den Konzentrationslagern Mauthausen, Natzweiler-Struthof und Sachsenhausen. Er führte zahlreiche pseudomedizinische Experimente an Häftlingen durch.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Baumkötter, SS-Truppenarzt (SS-Mitgliedsnr. 278.430), begann seine Tätigkeit als Lagerarzt im November 1941 im Konzentrationslager Mauthausen, war ab Sommer 1942 im KZ Natzweiler-Struthof tätig und anschließend kurzzeitig in Wewelsburg. Im August 1942 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen versetzt, wo er bereits im Oktober 1942 erster Lagerarzt wurde. Bis zur Räumung des Lagers im April 1945 verblieb er in dieser Funktion.

Baumkötter wurde durch seine pseudowissenschaftlichen Experimente bekannt, die er an Häftlingen durchführte. Aufgrund der immer bedrohlicher werdenden Kriegslage sollte versucht werden, die Besatzung deutscher U-Boote tagelang ohne Schlaf auskommen zu lassen. Himmler hatte zuvor die Erlaubnis erteilt, Experimente an Häftlingen durchzuführen. Baumkötter führte diese durch, indem er ihnen Drogen injizierte. Geprüft wurde unter anderem Kokain und Pervitin. Anschließend mussten sie tagelang jeweils elf Stunden lang ohne Schlaf auf einer 700 Meter langen Laufbahn mit einem halben Zentner Gepäck marschieren. Gleichzeitig testeten sie dabei auf den täglich zurückgelegten rund 40 Kilometern für die Industrie Schuhsohlen. Weitere Experimente sollten die Ursache, Ansteckung und Heilung von Gelbsucht betreffen, bei der Häftlingen der Erreger injiziert wurden. Außerdem wurden Häftlingen Verbrennungen 2. und 3. Grades durch Phosphor zugefügt um die Heilungschancen zu testen.

Baumkötter war direkt verantwortlich für Verbrechen, die gegen die Gefangenen verübt wurden. Er selektierte Häftlinge, die nicht mehr arbeitsfähig waren und war bei Erschießungen zugegen, um den Tod der Gefangenen zu bestätigen. Außerdem war er Zeuge von Vergasungen, um auch hier den Tod der Opfer zu bescheinigen. Baumkötter führte in Sachsenhausen ein, dass bei Erschießungen laute Marschmusik gespielt wurde, damit die Gewehrsalven von den übrigen Häftlingen nicht gehört werden konnten.

Nach Kriegsende

1945 wurde er von britischen Truppen gefangengenommen und später dem sowjetischen Militär überstellt. Die Anklage lautete auf Beteiligung an der Ermordung sowjetischer Kriegsgefangener im KZ Sachsenhausen und Mitverantwortung für Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ein sowjetischer Militärgerichtshof verurteilte ihn im Sachsenhausen-Prozess, der vom 23. Oktober bis zum 1. November 1947 dauerte, zu lebenslanger Haft mit der Pflicht zur Zwangsarbeit. Etwa einen Monat nach Urteilsverkündung wurde er in den Gulag Workuta verbracht. Nach dem Besuch Adenauers in der Sowjetunion wurde Baumkötter als sogenannter "Nichtamnestierter" 1956 an die Bundesrepublik Deutschland überstellt. Im Juli 1956 war er im Marienhospital in Iserlohn und wurde einen Monat danach vorübergehend von den deutschen Behörden festgenommen. Baumkötter wurde schließlich vor dem Landgericht Münster der Prozess gemacht. Er wurde angeklagt, in Sachsenhausen an der Hinrichtung von rund 125 Häftlingen beteiligt gewesen zu sein und soll zudem zwischen 1942 und 1945 mindestens 110 Häftlinge, die in der Gaskammer sterben sollten, selektiert haben.

Am 19. Februar 1962 wurde er für schuldig befunden und zu acht Jahren Haft verurteilt, die jedoch durch die Haftzeit in der Sowjetunion als verbüßt galten.

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0.

Weblinks


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