KZ Sachsenhausen

KZ Sachsenhausen
Sachsenhausen (Deutschland)
Sachsenhausen
Sachsenhausen
Lage von Sachsenhausen
Konzentrationslager Sachsenhausen: Eingang zum Lager – Turm A
Häftlinge im Jahr 1938

Konzentrationslager Sachsenhausen (auch: KZ Sachsenhausen) war der Name eines ab 1936 eingerichteten nationalsozialistischen deutschen Konzentrationslagers im Oranienburger Ortsteil Sachsenhausen nördlich von Berlin.

Durch die Nähe zu Berlin und damit auch zur Gestapozentrale in der Prinz-Albrecht-Straße hatte dieses Lager eine Sonderrolle im KZ-System. Ein großes SS-Kontingent war hier stationiert. Das Lager diente als Ausbildungsort für KZ-Kommandanten und das Bewachungspersonal im ganzen NS-Bereich (ähnlich wie das KZ Dachau). Insgesamt wurden ca. 200.000 Häftlinge nach Sachsenhausen deportiert, nur etwa 140.000 davon wurden registriert. Im August 1941 wurde eine Massenerschießungsanlage errichtet, in der dann etwa 13.000 bis 18.000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet wurden. Insgesamt sollen mehrere zehntausend Häftlinge ermordet worden sein.

Es ist weder örtlich noch zeitlich identisch mit dem KZ Oranienburg, das bereits 1933/34 mitten in Oranienburg errichtet worden war.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Eingangstor mit der für KZ gängigen zynischen Parole Arbeit macht frei – Dahinter befindet sich der Appellplatz – Im Hintergrund das Mahnmal

Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde 1936/37 auf Befehl der Schutzstaffel der NSDAP (SS) durch Häftlinge der Emslandlager erbaut und nahm eine Sonderrolle unter den nationalsozialistischen Konzentrationslagern ein. In diesem Musterlager erfolgte die Ausbildung von SS-Wachmannschaften, die später in anderen Konzentrationslagern eingesetzt wurden.

In etwa 100 Außenlagern leisteten die Häftlinge Zwangsarbeit, vor allem in der Rüstungsindustrie. Im Sommer 1945 diente das Revier des ehemaligen KZ Sachsenhausen als Übergangs-Lazarett für ehemalige Häftlinge und andere Opfer des Krieges, die auf Grund ihres Gesundheitszustandes nicht in die Heimat zurückkehren konnten.

Ab August 1945 wurde das Gelände des KZ Sachsenhausen von der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) als Internierungslager (Speziallager Nr. 7) verwendet. In diesem nun sowjetischen Gefangenenlager wurden NS-Funktionäre der unteren und mittleren Ebene, Wehrmachtsangehörige, Jugendliche unter „Werwolf-Verdacht“, Gegner der neuen politischen Ordnung und zum Teil völlig willkürlich Verhaftete interniert. Die DDR schloss das 1948 in Speziallager Nr. 1 umbenannte Lager als letztes der Speziallager 1950. Die Kasernierte Volkspolizei übernahm 1950 das Gelände und nutzte einen Teil davon als Kaserne. Seit 2006 nutzt die Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg einen Teil (ca. ein Viertel) des ehemaligen SS-Truppenlagers, das ein integraler Bestandteil des Konzentrationslagers Sachsenhausen war.

1955 kamen durch einen Spendenmarkenverkauf des Kuratoriums für den Aufbau nationaler Gedenkstätten in kurzer Zeit zwei Millionen Mark zusammen. Es wurden Aufträge für die Gestaltung einer Gedenkstätte in Sachsenhausen vergeben. An der weiteren Planung waren der Landschafts- und Gartenarchitekt Reinhold Lingner und die Architekten Ludwig Deiters, Horst Kutzat und Kurt Tausendschön beteiligt. René Graetz schuf die Plastik „Befreiung“. 1961 wurde die Plastik „Die Anklagende“ von Fritz Cremer am Schloss Oranienburg aufgestellt. 1961 wurde die nationale Mahn- und Gedenkstätte feierlich eröffnet. Seit 1993 gehören die Gedenkstätte und das Museum zur Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.

KZ-Geschichte

Lagerhäftlinge bei einem Zählappell im Jahr 1936
Krematoriumsofen (1990)

Das KZ Sachsenhausen wurde im Sommer 1936 von Häftlingen aus den Emslandlagern errichtet. Diese Aufbauphase wurde in einem viele Jahre später entdeckten Fotoalbum des Kommandanten K. Koch penibel dokumentiert.

Die von SS-Architekten am Reißbrett als idealtypisches KZ konzipierte Anlage sollte dem Weltbild der SS architektonisch Ausdruck geben und die Häftlinge auch symbolisch der absoluten Macht der SS unterwerfen. Das Häftlingslager wurde in Form eines gleichschenkligen Dreiecks angelegt. Alle Gebäude waren symmetrisch um die Mittelachse gruppiert und auf den Turm A, den Sitz der SS-Lagerleitung, auf der Mitte der Grundlinie des Dreiecks bezogen. Vor diesem Turm lag der halbkreisförmige Appellplatz, der wiederum von vier Ringen fächerförmig angeordneter Baracken umschlossen wurde. Um die Fortsetzung der Mittelachse über den Turm A und die Lagerstraße hinaus wurde das SS-Truppenlager angelegt, in dem die Axialität und Symmetrie des Häftlingslagers und der Kommandanturbereichs sich fortsetzte. Zum 388 Hektar umfassenden SS-Komplex in Oranienburg gehörten darüber hinaus umfangreiche Wohnsiedlungen für die höheren SS-Dienstgrade und ihre Familien sowie das ab 1938 an der Lehnitzschleuse errichtete Außenlager Klinkerwerk (Lehnitz; Einsatzort der Strafkompanien und Lagerbereich „Isolierung“; dort standen ab 1941 10 Häftlingsbaracken).

Häftlingsbrief aus dem KZ Sachsenhausen. In der Anfangszeit wurden ausschließlich Deutsche gefangen gehalten

Zwischen 1936 und 1945 waren im KZ Sachsenhausen mehr als 200.000 Menschen aus ca. 40 Nationen inhaftiert. Häftlinge waren zunächst politische Gegner des NS-Regimes, dann in immer größerer Zahl Angehörige der von den Nationalsozialisten als rassisch und/oder biologisch minderwertig erklärten Gruppen (Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, sogenannte „Asoziale“), die dem Regime wegen ihrer Religiosität verhassten Zeugen Jehovas und ab 1939 zunehmend Bürger der besetzten Staaten Europas. Zehntausende kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und Misshandlungen um oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen oder medizinischer Experimente. Häftlingen wurden unter anderem schwere Wundinfektionen zugefügt, um die Wirkung von Medikamenten zu testen. Kinder wurden mit Hepatitis B infiziert, um Erkenntnisse über die Veränderungen an der Leber zu gewinnen.

Der Zellenbau wurde 1936 als T-förmiges Gebäude errichtet, das mit 80 Zellen für Einzelhaft, Dunkelarrest und Massenunterbringung als Lagergefängnis und Sondergefängnis der Gestapo diente. Im vom übrigen Lager isolierten Hof des Zellenbaus dienten ein Erdbunker und Vorrichtungen zum „Pfahlhängen“ sowie der sogenannte „Bock“ dem Vollzug besonders brutaler Strafen.

Krematoriumsöfen, die bei einer Sprengung 1953 beschädigt wurden

Das Krematorium befand sich auf dem durch die Lagermauer vom Häftlingslager abgetrennten Industriehof und war ab Herbst 1939 Schauplatz von Vernichtungsaktionen. Im Herbst 1941 wurden hier mindestens 12.000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet. 1942 wurde das provisorische Krematorium durch einen Neubau mit Krematorium und Genickschussanlage ersetzt, in dem 1943 auch eine Gaskammer eingerichtet wurde.

Um neue Häftlinge unterbringen zu können, wurde in Abweichung vom „Idealplan“ im Sommer 1938 das „kleine Lager“ als Barackenkomplex errichtet, in dem bis zu ihrer Deportation nach Auschwitz im Oktober 1942 die meisten der jüdischen Häftlinge untergebracht waren.

Schuhprüfstrecke

Auf der 1940 auf dem Appellplatz angelegten Schuhprüfstrecke mit unterschiedlichen Bodenbelägen mussten Häftlinge des Strafkommandos durch Marschieren von bis zu 40 km am Tag Sohlenmaterial für die deutsche Lederindustrie testen.

Von 1942 bis 1945 mussten im KZ Sachsenhausen bis zu 144 jüdische Häftlinge unter Zwang ausländische Währungen, vor allem englische Pfundnoten, in Milliardenhöhe für die Aktion Bernhard fälschen. Dafür wurden im sogenannten „kleinen Lager“ in 2 Baracken die „Fälscherwerkstatt“ eingerichtet.

Das Netz der Außenlager zur Kriegsproduktion

Siehe auch: Liste der Außenlager des KZ Sachsenhausen

Häftlinge wurden zunächst in SS-eigenen Werkstätten und Betrieben des dem Häftlingslager benachbarten Industriehofes zur Arbeit eingesetzt, wo sich eine Schneiderei, Tischler-, Schlosser- und Elektrikerwerkstätten befanden. Vor allem im Zuge des massenhaften Einsatzes der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen in der Rüstungsindustrie ab 1942 entstanden mehr als 100 Außenlager und Außenkommandos des KZ Sachsenhausen in der Nähe der Rüstungsbetriebe und bei Berliner Industriebetrieben wie Siemens, DEMAG-Panzer, Henschel-Werke Berlin, Daimler-Benz, I.G. Farben und AEG. Mit dem Wort Außenkommando sind dabei Gruppen oder Kolonnen von Häftlingen gemeint, die vom Lager aus zu einer Fabrik oder einem sonstigen Arbeitseinsatz marschieren mussten, abends dann aber wieder im Hauptlager nächtigten. Das geschah oft über Wochen und Monate. Die Zusammensetzung der Gruppe hing vom Arbeitsanfall und der körperlichen Verfassung der Gefangenen ab. Krankheit oder Arbeitsunfall kam oft einem Todesurteil gleich, weil Arbeitsunfähige in Sammeltransporten immer wieder nach Auschwitz weggeschafft wurden.

Außenlager hingegen waren Lager, in denen die Häftlinge arbeiteten und auch dort wohnten. Sie hatten unterschiedliche Größe und zählten zum Stammlager, wurden von dort aus mit verwaltet. Auch sie dienten überwiegend der „Lieferung“ von Häftlingen an Produktionsbetriebe. Zum Teil fand die Unterbringung direkt auf dem Fabrikgelände statt, zum Teil marschierten von einem Außenlager sternförmig die Häftlingskolonnen zu verschiedenen Fabriken in der Umgebung.

Von Mai 1936 bis Mai 1937 wurden die Heinkel-Werke Oranienburg in Oranienburg-Annahof und Germendorf errichtet, da das Stammwerk in Rostock-Marienehe ausgelastet war. In diesem Werk bestand spätestens ab März 1943 ebenfalls ein Außenlager, in dem bis zu 6000 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen arbeiten mussten. Erster Lagerleiter war der SS-Hauptsturmführer Johannes Hassebroek.[1] Ab September 1944 übernahm das KZ Sachsenhausen das KZ-Außenlager Velten vom KZ Ravensbrück. Dort mussten Frauen Zwangsarbeit für die Ikaria/Veltener Maschinenbau und die Havelschmelzwerk GmbH leisten.

Klinkerwerk

Hauptartikel: Klinkerwerk Oranienburg
Häftlinge im Klinkerwerk (1940), Aufnahme im Bundesarchiv

Die »Mordfabrik« des KZ Sachsenhausens war das Klinkerwerk, ein Großziegelwerk mit eigenem Hafen an der Lehnitzschleuse. Hier wurden Ziegel für Albert Speers Großbauvorhaben in Berlin produziert, dem Aufbau der Reichshauptstadt Germania. Die Häftlinge selbst hatten Fabrik und Hafenanlage außerhalb des Hauptlagers zu bauen. Später kam ein eigenes Häftlings-Außenlager hinzu.

Von Juli bis September 1942 fielen hier fast alle damaligen Rosa-Winkel-Häftlinge einer gezielten Mordaktion der SS zum Opfer.[2] Der ehemalige Lagerälteste Harry Naujoks berichtet in seinen Erinnerungen von der Ermordung von 200 Homosexuellen und „Amtsanmaßern“. Der ehemalige Häftling Emil Büge notierte die Namen von 89 Häftlingen, die in den sechs Wochen ermordet wurden.

Der Mordaktion von 1942 wurde am 30. Juni 2002 und am 26. August 2007 mit einem temporären Denkmal aus 200 Gedenksteinen gedacht.[3]

1945

Am 22. April 1945 wurden etwa 3000 Kranke, Ärzte und Pfleger, die im Lager nach der Evakuierung zurückgelassen wurden, von sowjetischen und polnischen Soldaten befreit. In den folgenden Wochen starben noch mindestens 300 ehemalige Häftlinge an den Folgen der KZ-Haft. Sie wurden in sechs Massengräbern an der Lagermauer im Bereich des Krankenreviers bestattet.

Geistliche im KZ Sachsenhausen

Unter den inhaftierten politischen Gefangenen befanden sich auch circa 700 Geistliche, darunter mehr als 600 polnische Priester, Bischöfe und zwei Subdiakone.

Bis 1941 waren im Zellenbau in Sachsenhausen 230 Geistliche inhaftiert, darunter Martin Niemöller von März 1938 bis 1941 als „persönlicher Gefangener“ Hitlers bis zu seiner Überführung ins KZ Dachau, sowie von Dezember 1939 bis August 1940 der Jesuitenpater Rupert Mayer. Weitere bekannte Inhaftierte waren Franz von Galen (1879–1961), preußischer Landtagsabgeordneter und Bruder des Clemens August Graf von Galen, Hw. Kazimierz Majdański, der spätere Bischof von Szczecin-Kamien und der Selige Karl Leisner, damals noch Seminarist. Zudem befanden sich im Lager zeitweise protestantische Widerstandsfrauen aus den Niederlanden, die in der Region Achterhoek Juden geholfen hatten; mehrere tausend französische katholische Laien der Résistance waren zeitweise in Sachsenhausen inhaftiert.

Todesmarsch

Noch erhaltene Zaun-Anlagen (2001)

Die Räumung des KZ Sachsenhausen durch die SS begann in den Morgenstunden des 21. April 1945. 33.000 der noch verbliebenen 36.000 Häftlinge wurden in Gruppen von 500 Häftlingen nach Nordwesten in Marsch gesetzt.

Gedenktafel in Nassenheide (Löwenberger Land)

Nur die ersten Kolonnen erhielten einige Lebensmittel. Viele Häftlinge, die am Tag zwischen 20 und 40 Kilometer marschieren mussten, starben bei nasskaltem Wetter an Entkräftung oder wurden von der SS erschossen. Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz verteilten auf den Märschen Lebensmittel-Pakete an die Häftlinge und retteten somit viele vor dem Hungertod. Trotzdem starben auf den Todesmärschen nach der Evakuierung des Lagers im April 1945 noch einmal Tausende von Häftlingen.

Im Belower Wald nördlich von Wittstock wurden ab dem 23. April 1945 in einem großen Lager mehr als 16.000 Häftlinge zusammengezogen. Für die auf dem bisherigen Marsch Umgekommenen ist hier eine Gedenkstätte errichtet worden. Ab dem 29. April wurde das Waldlager aufgelöst, und die Häftlinge erreichten auf unterschiedlichen Wegen den Raum zwischen Parchim und Schwerin, wo sie, inzwischen von ihren SS-Bewachern verlassen, auf Einheiten der Roten Armee und der US Army trafen.

Die befreiten Häftlinge wurden mit Gefangenen aus dem Frauen-KZ Ravensbrück und dem Außenlager Wöbbelin des KZ Neuengamme in zwei Kasernen in Schwerin untergebracht. Im Mai konnten die meisten westeuropäischen Häftlinge in ihre Heimatländer zurückkehren, während Häftlinge aus Osteuropa nicht selten zunächst eine Überprüfung in Repatriierungslagern über sich ergehen lassen mussten.

Bekannte Internierte

(mit † versehene Personen überlebten das NS-Regime nicht)

Inspektion der Konzentrationslager

Als Modell- und Schulungslager der SS und Konzentrationslager in unmittelbarer Nähe der Reichshauptstadt nahm Sachsenhausen eine Sonderstellung im System der nationalsozialistischen Konzentrationslager ein. Diese wurde unterstrichen, als 1938 die Inspektion der Konzentrationslager, die Verwaltungszentrale für alle Konzentrationslager im deutschen Machtbereich, von Berlin nach Oranienburg verlegt wurde. Die Inspektion der Konzentrationslager und die Führung der SS-Totenkopfverbände zogen im August 1938 in ein großes Stabsgebäude südlich des KZ Sachsenhausen, das wegen seiner charakteristischen dreiflügeligen Form „T-Gebäude“ genannt wird. Die Inspektion war für die Lebensbedingungen der Häftlinge im Lager verantwortlich. Sie legte grundsätzlich und in Einzelfällen fest, in welches Lager die Häftlinge kamen, welche Zwangsarbeit sie zu leisten hatten und welche Hungerration sie erhielten.

1961–1990: Nationale Mahn- und Gedenkstätte

Briefmarke der DDR, 1986 mit der Plastik von Professor Waldemar Grzimeck
Ausschnitt aus dem Triptychon in der Halle der Nationen, um 1960
Zerstörtes Dach der Baracke 38

Nach der Nutzung des Geländes durch die sowjetische Armee (Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen bis 1950) und die Kasernierte Volkspolizei begannen 1956 die Planungen für die Nationale Mahn- und Gedenkstätte, die am 22. April 1961 eingeweiht wurde. Die Entwürfe für die Halle stammen von Ludwig Deiters und Horst Kutzat. Die Grünanlage gestalteten die Gartenarchitekten Hubert Matthes und Hugo Namslauer. Eine Plastikgruppe steht in der Halle, die in Bronze ausgeführt wurde und drei Figuren darstellt, die Widerstand/Siegesbewußtsein, Trauer und Tod symbolisieren sollen. Diese wurde von Professor Waldemar Grzimek geschaffen.[4]

Sie beschränkte sich auf den Bereich des ehemaligen Häftlingslagers und umfasste lediglich etwa 5 % der Fläche des ehemaligen Konzentrationslagers. Lediglich die „Station Z“ sowie der Erschießungsgraben, ursprünglich Teil des Industriehofes, wurden durch Versetzung der Lagermauer in die Gedenkstätte integriert. Um den Appellplatz wurde eine halbkreisförmige Mauer aus kreuzförmigen Betonelementen angelegt, in der die Giebel des ersten Barackenringes angedeutet sind.

Der größte Teil des gesamten ehemaligen Lagerbereichs wurde abgerissen, aufgeforstet, von der Sowjetarmee und von der Nationalen Volksarmee der DDR als Kaserne genutzt, für Wohn- und Wirtschaftszwecke freigegeben bzw. weitergenutzt oder verfiel.

1976 wurden 200 einheitliche Tafeln an den vier Hauptstrecken des Todesmarsches zwischen Oranienburg und Raben-Steinfeld aufgestellt.

Bis zur Wende 1989 war die Gedenkstätte Ziel von tausenden Schulklassen aus der DDR, Delegationen aus dem In- und Ausland sowie Austragungsort sportlicher, politischer und militärischer (Vereidigungen) Veranstaltungen.

Am 26. September 1992 setzten Neonazis die Baracke 38 in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Sachsenhausen in Brand. Das Gebäude, in dem ein „Museum für die Leiden der jüdischen Kameraden“ untergebracht war, wurde zerstört.

Ab 1993: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen

Gedenkstätte, Eingang zum Besucherinformationszentrum
Dokumentation zum Außenlager Klinkerwerk

Seit Januar 1993 sind die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen Teil der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, einer gemeinsam von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Brandenburg finanzierten Stiftung öffentlichen Rechts. Die Stiftung hat die Aufgabe an Terror, Krieg und Gewaltherrschaft zu erinnern. Sie soll mit lokalen Initiativen und Bildungsträgern zusammenarbeiten, Forschungen anregen, Kontakte in das In- und Ausland sowie zu anderen Gedenkstätten und wissenschaftlichen Einrichtungen knüpfen. Zur Stiftung gehören neben der Gedenkstätte Sachsenhausen die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, das Museum des Todesmarsches im Belower Wald, sowie die Dokumentationsstelle Zuchthaus Brandenburg an der Havel. Als Außenstelle der Gedenkstätte ist das 1981 eingerichtete Museum des Todesmarsches im Belower Wald bei Wittstock angeschlossen.

Eingang zum Museum des Speziallagers Nr.7/Nr.1

Ende 2001 eröffnete die Gedenkstätte Sachsenhausen in einem Museumsneubau eine neue Dauerausstellung zur Geschichte des sowjetischen Speziallagers Nr. 7/Nr. 1 (1945 – 1950). Im Rahmen der kompletten Sanierung und Neugestaltung der Gedenkstätte Sachsenhausen erhielt der Ort des Gedenkens ein neues Gesicht. Die Sanierungsarbeiten wurden zu den Feierlichkeiten anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung im April 2005 weitgehend abgeschlossen.

Gedenkstein für inhaftierte Priester

Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky hat 2006 auf dem Gelände des KZ Sachsenhausen einen Gedenkstein von den Berliner Bildhauern Stefan Sprenker und Thomas Reifferscheid für die über 700 inhaftierten katholischen Geistlichen aufstellen lassen. Auf dem Stein sind die Namen der 96 in Sachsenhausen gestorbenen Geistlichen verzeichnet, die aus mehreren Ländern Europas stammen. Es gibt ebenso seit 2006 eine Gedenkstelle für die evangelischen Häftlinge in Sachsenhausen.

Täter der SS

Lagerkommandanten

Andere SS-Täter im Lager

Strafverfahren gegen einzelne Täter

  • Sachsenhausen-Prozess, Verfahren vor einem sowjetischen Militärgericht in Berlin 1947
  • In der DDR fanden diverse Folgeprozesse gegen Angehörige der SS-Wachmannschaft des KZ Sachsenhausen statt, so z. B. gegen Arnold Zöllner, der 1966 wegen seiner im Lager begangenen Taten von dem Bezirksgericht in Rostock zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt wurde.
  • In der Bundesrepublik Deutschland fanden ebenfalls diverse Folgeprozesse gegen Angehörige der Wachmannschaft statt, so z. B. die Kölner Sachsenhausen-Prozesse in den 60er Jahren.

Verweise

Siehe auch

Literatur

Zeitzeugen

  • Harry Naujoks: Mein Leben im KZ Sachsenhausen 1936–1942. Erinnerungen des ehemaligen Lagerältesten. (Bearbeitet von Ursel Hochmuth, herausgegeben von Martha Naujoks und dem Sachsenhausen-Komitee für die BRD) Röderberg-Verlag, Köln 1987. / Pahl-Rugenstein Nachf., 1989, ISBN 3-89144-321-8.
  • Inge Lammel, Günter Morsch: Sachsenhausen-Liederbuch. Edition Hentrich, Berlin 2000, ISBN 3-89468-162-4.
  • Leon Szalet: Baracke 38. Metropol, Berlin 2006.
  • Albert Christel: „Apokalypse unserer Tage“. Erinnerungen an das KZ Sachsenhausen. (herausgegeben und eingeleitet von Manfred Ruppel und Lothar Wolfstetter) Materialis-Verlag, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-88535-113-7.
  • Emil Büge: 1470 KZ-Geheimnisse. Heimliche Aufzeichnungen aus der Politischen Abteilung des KZ-Sachsenhausen von November 1939 bis April 1943. Metropol, Berlin 2010, ISBN 978-3-86331-001-1.
  • Norbert Rohde: Historische Militärobjekte der Region Oberhavel, Band 1: Das Heinkel-Flugzeugwerk Oranienburg. Velten Verlag GmbH, Leegebruch 2006, ISBN 3-9811401-0-9.

Historische Darstellungen

  • Florian Osuch: Blüten aus dem KZ. Die Falschgeldaktion ‚Operation Bernhard‘ im Konzentrationslager Sachsenhausen. Vsa, 2009, ISBN 3-89965-389-0.
  • Günter Morsch: Mord und Massenmord im Konzentrationslager Sachsenhausen. Metropol, 2005, ISBN 3-936411-93-X.
  • Günter Morsch, Susanne zur Nieden (Hrsg.): Jüdische Häftlinge im Konzentrationslager Sachsenhausen 1936 bis 1945. Edition Hentrich, Berlin 2004, ISBN 3-89468-263-9.
  • Joachim Müller, Andreas Sternweiler (Hrsg.): Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen. (herausgegeben vom Schwulen Museum Berlin) Verlag rosa Winkel, Berlin 2000, ISBN 3-86149-097-8.
  • Günter Morsch, Alfred Reckendrees (Hrsg.): Befreiung des KZ Sachsenhausen 1945. Edition Hentrich, Berlin 1996, ISBN 3-89468-213-2.
  • Gegen das Vergessen. Häftlingsalltag im KZ-Sachsenhausen 1936-1945. CD-ROM, Oranienburg / München 2002/2003, ISBN 3-8032-1610-9. (auch über Bundeszentrale für politische Bildung erhältlich)
  • Adolf Burger: Des Teufels Werkstatt. Die Geldfälscherwerkstatt im KZ Sachsenhausen. Hentrich & Hentrich, Berlin 2004, ISBN 3-933471-80-X.
  • Gerhard Finn: Sachsenhausen 1936-1950. Geschichte eines Lagers. Westkreuz-Verlag, Berlin / Bonn 1988, ISBN 3-922131-60-3.
  • Hermann Kaienburg: Der Militär- und Wirtschaftskomplex der SS im KZ-Standort Sachsenhausen-Oranienburg. (= Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Band 16.) Metropol, Berlin 2006.
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Sachsenhausen, Buchenwald. C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-52963-1.
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Dachauer Hefte. Studien und Dokumente zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager.
  • Dirk Riedel: Ordnungshüter und Massenmörder im Dienst der „Volksgemeinschaft“. Der KZ-Kommandant Hans Loritz. Metropol-Verlag, Berlin 2010, ISBN 3-940938-63-7.
  • Andrea Riedle: Die Angehörigen des Kommandanturstabs im KZ Sachsenhausen. Sozialstruktur, Dienstwege und biografische Studien. Metropol-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86331-007-3.

Außenlager

  • Sepp Hahn, Helle Carola Gaertner-Scholle: Außenstelle Heinkelwerk. Verlag Neues Leben, Berlin 1963.
  • Stephan Jegielka: Das KZ-Außenlager Genshagen. Struktur und Wahrnehmung der Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb 1944/45. Tectum, Struktur, Marburg 2005, ISBN 3-8288-8895-X. (Studie über ein Außenlager des KZ Sachsenhausen)
  • Thomas Irmer, Ulla Seeger: Erinnerung an eine »geliehene Zeit«. Eine Initiative von Schülerinnen und Schülern aus Bad Wilsnack zum Gedenken an die jüdischen Häftlinge des KZ-Außenlagers Glöwen. 2. Auflage, Berlin / Bad Wilsnack 2009.
  • David Koser et al.: Klinkerwerk Oranienburg. In: Hauptstadt des Holocaust. Orte nationalsozialistischer Rassenpolitik in Berlin. Stadtagentur, Berlin 2009, ISBN 978-3-9813154-0-0, S. 218, Ort 99.

Gedenkstätte

  • Günter Morsch: Von der Erinnerung zum Monument. Die Entstehungsgeschichte der nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen. Edition Hentrich, Berlin 2001, ISBN 3-89468-185-3.
  • Bundeszentrale für politische Bildung: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Berlin 1999.

Film

  • Die Fälscher A/D 2007, Regie: Stefan Ruzowitzky, 95 Minuten. Mit Karl Markovics. Der Film basiert auf der realen Geschichte der größten Geldfälscheraktion der Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges, die unter dem Decknamen Aktion Bernhard im KZ Sachsenhausen (D) stattfand. Am 24. Februar 2008 wurde der Film mit dem Oscar – als offizieller österreichischer Beitrag in der Kategorie Bester ausländischer Film – ausgezeichnet.
  • Ein Tag. Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939 BRD 1965, Regie: Egon Monk, 90 Minuten. Ein Film über den Lageralltag in einem KZ. Es geht um einen fiktiven Tag. Die Handlung basiert vor allem aber auf den persönlichen Erfahrungen des ehemaligen Sachsenhausen-Häftlings Gunter R. Lys (1907-1990).

Weblinks

 Commons: Sachsenhausen concentration camp – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Norbert Rohde, S. 128–137
  2. www.rosa-winkel.de
  3. Oranienburger Generalanzeiger, 1. Juli 2002 und Gedenkveranstaltung 2007
  4. Horst Kutzat: „Gedenkhalle in der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen“, in: Deutsche Architektur, Heft 5, Jahrgang 1962, S. 279
  5. Dirk Riedel: Ordnungshüter und Massenmörder im Dienst der "Volksgemeinschaft", S.224
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