- Vielliebchen (Brauchtum)
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Das Vielliebchen ist ein alter Brauch, bei dem beim gemeinsamen Essen einer doppelkernigen Frucht (meist Mandel oder Haselnuss) gewettet wird. Derjenige, der am nächsten Morgen zuerst den anderen mit dem Satz "Guten Morgen, Vielliebchen" begrüßt, hat gewonnen.
Die Oeconomische Encyclopädie von J. G. Krünitz beschreibt das Spiel so: Etwa 1820 kam die Gewohnheit auf, bei lustigen Mahlen, an denen Männer und Frauen Theil nahmen, wenn man beim Dessert unter den Krachmandeln eine Doppelmandel in Einer Schale fand, diese gegenseitig zu essen, wo dann derjenige von Beiden, welcher nach Aufhebung des Mahles, oder vom anderen Tage an, den Anderen zuerst mit: „Guten Morgen, Vielliebchen!” anredete, von dem Anderen ein kleines Geschenk zu erhalten hatte.
Das Vielliebchen in der Literatur
In Theodor Fontanes Altersroman Der Stechlin isst die Stiftsdame Frau von Schmargendorf ein Vielliebchen aus zwei "zusammengewachsenen Pflaumen", die sie in einem Kohlblatt aufbewahrt hat, zusammen mit Hauptmann von Czako. Diese Kürzestepisode dient zur Charakterisierung des unterschiedlichen Milieus, in dem Dubslav von Stechlin und seine Schwester, die Domina Adelheid, leben.
Kategorie:- Feste und Brauchtum (Europa)
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