Vierhaus

Vierhaus

Rudolf Vierhaus (* 29. Oktober 1922 in Wanne-Eickel) ist ein deutscher Historiker. Er ist bekannt durch seine Forschungen zur Geschichte der Neuzeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Zechenhandwerkers wurde 1941 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft studierte er ab 1947 in Münster. Im Jahre 1955 reichte Rudolf Vierhaus bei Kurt von Raumer seine Promotion über das Thema Ranke und die soziale Welt ein. Nach seiner Habilitation war er ab 1961 Privatdozent in Münster.

1964 wurde Vierhaus zum ordentlichen Professor an der neu gegründeten Ruhr-Universität Bochum ernannt. Ab 1971 war er Direktor des Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen (dessen nebenberuflicher Mitdirektor er seit 1968 gewesen war). Dort initiierte er maßstabsetzende Impulse für das Institut und die Geschichtswissenschaft in Deutschland, die sich in seiner Einladungspolitik und in der Stellenbesetzung am Institut niederschlugen (Alltagsgeschichte und historische Anthropologie neben nuancierter Sozial- und Ideengeschichte der Aufklärung, einem Gebiet, dem Vierhaus sich verpflichtet fühlt). Zugleich war er über lange Jahre Vorsitzender des Göttinger Geschichtsvereins.[1] Von 1990 bis 1997 war Vierhaus deutscher Vorsitzender der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission.

Rudolf Vierhaus wurde 1990 emeritiert und lebt heute in Berlin.

Werk

Rudolf Vierhaus plädiert für eine neue Kulturgeschichte, die er als Erweiterung der Sozialgeschichte versteht. Als methodische Grundlegung empfiehlt er die Rekonstruktion historischer Lebenswelten, welcher er in seinen Aufsatz Die Rekonstruktion historischer Lebenswelten. Probleme moderner Kulturgeschichtsschreibung nachgeht. Zu seinen Hauptwerken zählen die Aufsatzsammlung Deutschland im 18. Jahrhundert. Politische Verfassung. Soziales Gefüge. Geistige Bewegungen (Göttingen 1987) sowie seine gesammelten Beiträge zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, die anlässlich seines 80. Geburtstags unter dem Titel Vergangenheit als Geschichte (Göttingen, 2003) erschienen sind.

Literatur

  • Rüdiger Hohls, Konrad H. Jarausch (Hrsg.): Versäumte Fragen. Deutsche Historiker im Schatten des Nationalsozialismus. DVA, Stuttgart 2000, ISBN 3-421-05341-3, S. 75−88 (Interview zum Thema: „Neubeginn und Entwicklung der deutschen Geschichtswissenschaft in den 1950/60er Jahren“, online)

Weblinks

Belege

  1. http://www-stadtarchiv.goettingen.de/chronik/1992_10.htm

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