Vierteljahrshefte für Truppenführung und Heereskunde

Vierteljahrshefte für Truppenführung und Heereskunde

Die Vierteljahrshefte für Truppenführung und Heereskunde waren eine militärische Fachzeitschrift, die zwischen 1904 und 1914 vom Großen Generalstab des Deutschen Reiches herausgegeben wurde.

Ausgabe der Vierteljahrshefte für Truppenführung und Heereskunde aus dem Jahr 1908

Zwischen 1823 und 1867 war das Militär-Wochenblatt als amtliche Zeitschrift der Militärführung des Königreichs Preußen erschienen. Im Jahre 1903 griff der Chef des Generalstabes Alfred von Schlieffen den Gedanken einer amtlichen militärischen Zeitschrift wieder auf. Die Absicht, die er mit einer solchen Publikation verfolgte wurde in der Vorankündigung folgendermaßen formuliert:

„Sie wird Aufsätze taktischen und kriegsgeschichtlichen Inhalts sowie Nachrichten über interessante Truppenübungen und Mitteilungen über fremde Armeen enthalten. Bei letzteren wird vor allem Gewicht gelegt auf die Wiedergabe des für die Organisation, Ausbildung und Führung Wesentlichen und Lehrreichen, und zwar in der Form zusammenhängender Aufsätze. Diese werden bemüht sein, den Leser fortlaufend über alle innerhalb der fremden Armeen beobachteten Bestrebungen und Erscheinungen auf dem militärischen Gebiet zu unterrichten, sowie auch zur Klärung wichtiger operativer Fragen beizutragen suchen. Die Aufsätze kriegsgeschichtlichen Inhalts sollen die Erfahrungen der neueren Kriegsgeschichte für die Truppenführung nutzbar machen.“

Die Leitung der Zeitschrift unterlag der Kriegsgeschichtlichen Abteilung 1 des Großen Generalstabs, die sich mit der neueren Militärgeschichte befasste. Als Mitarbeiter waren zunächst die Mitarbeiter des Generalstabes, der Truppengeneralstäbe und die Lehrer der Kriegsakademie vorgesehen. Graf von Schlieffen machte sie darauf aufmerksam, dass die Zeitschrift „belehrend und anregend“ auf das Offizierskorps wirken sollte. Polemiken sollten unterbleiben. Außerdem waren Rezensionen und Literaturbesprechungen nicht vorgesehen, weil dadurch der Zeitschrift die unerwünschte Rolle eines Richters zukommen würde. Alle Beiträge waren mit dem Namen des Verfasser versehen; nur gemeinschaftliche Werke erschienen anonym.

Im Januar 1904 erschien die erste Ausgabe im Verlag E. S Mittler & Sohn. Schon im 5.Heft wurden auch Beiträge von Offizieren außerhalb des Generalstabes veröffentlicht. Schon bald erschienen sogar Aufsätze von Reserveoffizieren. Die Zeitschrift fand guten Absatz und galt bald als renommierte Diskussionsplattform. In ihren Beiträgen wurden zu zeitgenössischen Konflikte, z.B. der Burenkrieg (1899-1902) oder der Russisch-Japanische Krieg (1904/05) analysiert. Wie angekündigt erschienen auch Aufsätze über ausländische Streitkräfte und andere militärwissenschaftliche Themen.

Im Spätsommer 1914 wurde die Herausgabe eingestellt, da der Generalstab nunmehr mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigt war. Nach dem Krieg verbot der Friedensvertrag von Versailles die Existenz eines Großen Generalstabes, womit es keine Institution mehr gab, die eine Zeitschrift herausgeben konnte. Erst 1936 erschien unter der Leitung des Generalstabe des Heeres der Wehrmacht erschien mit der Militärwissenschaftlichen Rundschau eine neue Zeitschrift, die sich selbst in der Tradition der Vierteljahrshefte für Truppenführung und Heereskunde sah.

Literatur

  • Über militärisches Schrifttum im preußisch-deutschen Heere von Scharnhorst bis zum Weltkriege, in: Militärwissenschaftliche Rundschau 4/1938, S. 463–482

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Vierteljahreshefte für Truppenführung und Heereskunde — Die Vierteljahrshefte für Truppenführung und Heereskunde waren eine militärische Fachzeitschrift, die zwischen 1904 und 1914 vom Großen Generalstab des Deutschen Reiches herausgegeben wurde. Ausgabe der Vierteljahrshefte für Truppenführung und… …   Deutsch Wikipedia

  • Heereskunde — Die Heereskunde ist eine Historische Hilfswissenschaft der Militärgeschichte. Sie umfasst die geschichtliche und kulturgeschichtliche Entwicklung aller Teile der Streitkräfte in Bezug auf alle Aspekte, insbesondere auf Formation, Organisation,… …   Deutsch Wikipedia

  • Kurt von Tippelskirch — Kurt Oskar Heinrich Ludwig Wilhelm von Tippelskirch (* 9. Oktober 1891 in Charlottenburg; † 10. Mai 1957 in Lüneburg) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Infanterie im Zweiten Weltkrieg sowie Militärschriftsteller. Inhaltsverzeichnis… …   Deutsch Wikipedia

  • Militärwissenschaftliche Rundschau — Die Militärwissenschaftliche Rundschau war eine Militärische Fachzeitschrift, die von 1936 bis 1944 im Deutschen Reich erschien. Ausgabe der Militärwissenschaftlichen Rundschau vom Januar 1939 Die Zeitschrift entstand im Zuge der Wiederaufrüstung …   Deutsch Wikipedia

  • Schutztruppen — Schutztruppen, die kaiserlichen Truppen in den deutschen Kolonien. Das kaiserliche Oberkommando der S. untersteht dem Reichskanzler. An S. bestehen 1907: 1) Deutsch Ostafrika: 15 Kompanien, 1. Moschi und Aruscha, 2. Iringa, 3. Lindi, 4.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Военные периодические издания — ВОЕННЫЯ ПЕРІОДИЧЕСКІЯ ИЗДАНІЯ. (По даннымъ 1911 г.) Русскія. Офиціальныя изданія: Приказы по воен. вѣдомству и Циркуляры гл. штаба ; Сб. прик. и цирк. о личн. составѣ чиновъ мор. вѣдомства (изд. гл. морск. шт.) съ прилож. списка личн. состава… …   Военная энциклопедия

  • Geschütze [2] — Geschütze zur Abwehr von Luftzielen (»L Kanonen«). Wesentliche Erfordernisse sind großes Seiten und Höhenrichtfeld und schnell arbeitende Richteinrichtungen. Am besten läßt sich das erreichen, wenn Geschützrohr und Wiege mit… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Militärische Zeitschriften — erscheinen heutzutage in allen militärisch nur einigermaßen bedeutenden Staaten. Die Entwickelung der periodischen Militärliteratur fällt in der Hauptsache in die 2. Hälfte des 19. Jahrh. und hat wegen des verhältnismäßig wenig umfangreichen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Strategīe — (griech., von stratós, Heer), Feldherrnkunst. Eine einwandfreie und erschöpfende Definition für S. gibt es zurzeit überhaupt nicht und wird sich auch kaum finden lassen, weil in der Praxis S. und Taktik (s. d.) vielfach ineinander übergreifen und …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Militär-Wochenblatt — Das Militär Wochenblatt war eine führende Militärische Fachzeitschrift, die von 1816 bis 1942 in Berlin erschien. Ausgabe der Beihefte zum Militärwochenblatt aus dem Jahre 1912 Die Gründung der Zeitschrift erfolgte im Jahre 1816 durch Oberst… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”