- Villa Mühlburg
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Das Haus Mühlberg in Ohrdruf, Thüringen, auch als Burg Ohrdruf bezeichnet, wurde zwischen 1933 und 1935 von Bodo Ebhardt erbaut und wird heute als Bildungsstätte genutzt.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Der Architekten und Gründer der Deutschen Burgenvereinigung Bodo Ebhardt erbaute das sehr markante Haus in der Gothaer Straße 30 in Ohrdruf. Die für die 1930er Jahre sehr ungewöhnliche Bauweise und die Beauftragung eines renommierten Architekten seiner Zeit machen das Gebäude zu einem außergewöhnlichen Bauwerk, das samt seiner weitläufigen Parkanlage bereits zur Zeit der DDR unter Denkmalschutz gestellt und saniert wurde.
Das Gebäude wird heute als „Burg Ohrdruf“ bezeichnet. Diese Bezeichnung ist aber im eigentlichen Sinne des Begriffes Burg falsch, da Burgen mittelalterliche Wohn- und Wehrbauten beschreiben. Die Bauform lässt zwar eindeutig auf eine Burg schließen; da das Gebäude aber erst in den 1930er Jahren erbaut wurde, lässt es sich diesem Begriff eigentlich nicht zuordnen.
Im Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler ist das Gebäude als: „Haus Mühlberg“ eingetragen. Weitere Bezeichnungen sind „Kupferschlösschen“, „Villa Mühlberg“, „Mühlburg“ oder „Vierfarbenschloß“.
Bauherr war der Bleifarben-Fabrikbesitzer Thilo Albin Mühlberg, der von 1933 bis 1935 zudem ernannter „Staatsrat“, von der NSDAP benannter Präsident der Mittelthüringischen Industrie- und Handelskammer war und somit auch in der Hauptabteilung Wirtschaft der NSDAP-Gauleitung Thüringen tätig war. Seinen Name und vorgenannte Jahresangaben weist ein Grundstein aus, der sich am Gebäude befindet. Es ist bisher aber nicht ausreichend belegt, dass das Gebäude von seinem Bauherrn tatsächlich bewohnt wurde. Im April 1945 wurde Mühlberg kurzzeitig von den amerikanischen Besatzungstruppen verhaftet und sein gesamtes Vermögen enteignet. Seine Fabrik wurde zum „Volkseigentum“ (später VEB Bleiwerke Ohrdruf), das „Haus Mühlberg“ wurde am 5. April 1945 von der 4. amerikanischen Panzer-Division besetzt und kurzzeitig als Kommandantur für das angrenzende Durchgangslager (ehemals Zwangsarbeitslager Ohrdruf, heute Truppenübungsplatz Ohrdruf) für entlassene russische Kriegsgefangene, genutzt. Im Rahmen des Flächentausches nach der Konferenz von Jalta wurde es an das sowjetische Militär übergeben und Sitz der Stabes der 39. Garde-Mot. Schützendivision Ohrdruf der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, die es 1978 in einem beklagenswerten Zustand verließen.
In den 1980er Jahren wurde das Haus Mühldorf unter Denkmalschutz gestellt und für rund 7 Millionen Mark (DDR) umfassend saniert und in eine Bildungsstätte umgewandelt. Nach der Wende und weiteren Sanierungsarbeiten am Gebäude und den Parkanlagen wurde das Haus Mühldorf Jugendbildungsstätte des Landes Thüringen, die es aber im Rahmen des Konzepts zur Weiterentwicklung der Verwaltungsreform und der Organisation der Landesverwaltung, aus Kostengründen und im Rahmen der Überprüfung des öffentlichen Leistungskatalogs und Regelungsbestandes zum 31. Dezember 2003 aufgaben. Seitdem wird das Haus Mühlberg unter privater Trägerschaft als Bildungsstätte betrieben.
Haus Mühlberg kann, in Absprache mit dem Betreiber, genutzt und besichtigt werden.
Chronologische Nutzung
- 1933 - 1935 Bauphase
- 1936 - 1945 Unklare Nutzung, wahrscheinlich bewohnt vom Bauherrn bis zu seiner Enteignung
- 1946 - 1949 Waisenhaus der Caritas
- 1949 - 1955 Kindererholungsheim (verlegt nach Georgenthal)
- 1955 - 1978 Sowjetischer Armeestab, zuletzt: Stabsstelle 8. Gardearmee Nohra
- 1978 - 2003 Nutzung als Lehrgangs- und Erholungsheim mit verschiedenen Trägern, zuletzt Jugendbildungsstätte des Landes Thüringen
- 2003 - heute Weiternutzung als Bildungsstätte in privater Trägerschaft
Theorien
Zu dem Gebäude kursieren verschiedene Theorien über eine mögliche Nutzung im Dritten Reich, vom geheimen Kommando-, Nachrichten- oder Führungssitz über einen Geheimbunker unter dem Gelände bis zur Einbindung in die Planungen im nahegelegenen Jonastal. Grund dafür ist zum einen der Standort am Gelände des Lagers SIII "Olga" Ohrdruf-Nord und die Thematisierung von Gegend und Gebäude in dem Buch des Berliner Historikers Rainer Karlsch, „Hitlers Bombe“. Keine der Theorien ist bislang ausreichend belegt worden. Die Stadt Ohrdruf erwähnt die Existenz des Gebäudes weder in touristischen Publikationen noch im Internet.
Quellen
- Eintrag in die MGFA Potsdam
- Projektbeschreibung der Architekten
- Völkischer Beobachter v. 21. Oktober 1933 "Acht neue Staatsräte ernannt"
- Stellungnahme für die Innenministerkonferenz zur Aufhebung der Trägerschaft durch das Land Thüringen
- Hartmut Ellrich: Leben und Wohnen zwischen Ohra und Apfelstädt. Sutton Verlag, Erfurt, ISBN 9783897027992
- Historikerstreit über Hitlers Bombe, aus: Der Spiegel März 2005
- Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler (DEHIO) Thüringen ISBN 978-3-422-03095-4
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz
- Innenaufnahmen der Burg Ohrdruf von Patrick Kohan
- Geschichte des angrenzenden Truppenübungsplatzes Ohrdruf
- Standortdatenbank Militärgeschichtliches Forschungsamt Potsdam
- Bilder und Eintrag "Mühlburg" bei beLocal
- Mitschnitt einer Führung durch die Burg Ohrdruf - Teil1 bei YouTube
- Mitschnitt einer Führung durch die Burg Ohrdruf - Teil2 bei YouTube
- Geschichts- und Technologiegesellschaft Großraum Jonastal e.V.
- Bücher über den Architekten Bodo Ebhardt in den Beständen der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig
50.8410.74Koordinaten: 50° 50′ 24″ N, 10° 44′ 24″ O
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