Karlsruhe-Mühlburg

Karlsruhe-Mühlburg
Mühlburg
Stadt Karlsruhe
Koordinaten: 49° 1′ N, 8° 21′ O49.0233333333338.3580555555556113Koordinaten: 49° 1′ 24″ N, 8° 21′ 29″ O
Höhe: 113 m ü. NN
Fläche: 5,26 km²
Einwohner: 15.699 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1. Jan. 1886
Postleitzahl: 76185
Vorwahl: 0721
Karte
Lage von Mühlburg in Karlsruhe

Mühlburg, eine ehemals eigenständige Stadt, ist heute ein Stadtteil im Westen von Karlsruhe und liegt am Fluss Alb. Am westlichen Ende wird der Stadtteil vom Rheinhafen Karlsruhe begrenzt, der auch zur Gemarkung Mühlburg gehört. Im Osten schließt Mühlburg im fließenden Übergang an die Karlsruher Weststadt an. Mühlburg ist neben dem noch älteren Durlach das zweite Nebenzentrum (so genanntes Bi-Zentrum) der Stadt Karlsruhe mit regem Geschäftsleben und vielen Einkaufsmöglichkeiten. Der regionale Neckname der Bewohner ist Millichseihle (Milchsäule).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wappen von Mühlburg

Der Ort wurde im Jahre 1248 erstmals als Mulenberc urkundlich erwähnt. Die erste Erwähnung einer Burg Mulnberg findet sich um 1258, als deren Besitzer Markgraf Rudolf I. von Baden 1265 genannt wird. 1274 wurden Mühlburg, Grötzingen, Durlach sowie andere Orte durch Kaiser Rudolf I. von Habsburg besetzt. 1670 erhielt die Gemeinde Mühlburg das Stadtrecht. Es wurde ein „Freiheitsbrief“ ausgestellt, wie wenige Jahre später für Karlsruhe, der die Ansiedlung von Handwerkern und anderen Neu-Bürgern fördern sollte. Der badische Markgraf plante den weiteren Ausbau der Stadt, der allerdings nur schleppend verlief. 1689 war für die Stadt ein schwarzes Jahr: Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde neben vielen anderen badischen Städten auch die Stadt Mühlburg sowie das herrschaftliche Wasserschloss durch französischen Truppen zerstört. Die vom französischen „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. ausgegebene Losung „Ruinez les pays de Bade“ wird mit aller Härte umgesetzt. Das Schloss wurde nicht wieder aufgebaut. Die Steine des Schlosses Mühlburg wurden größtenteils zum Bau des Karlsruher Schlosses verwendet. Durch die neue Stadt Karlsruhe in unmittelbarer Nähe verlor Mühlburg wie die alte Residenz Durlach in den nächsten Jahrzehnten sukzessive an Bedeutung. 1886 wurde die Stadt Mühlburg schließlich mit 4100 Einwohnern und einer Fläche von 210 Hektar nach Karlsruhe eingemeindet. Die Gemarkungsgrenzen von Mühlburg wurden danach stark verschoben. So verlor Mühlburg ein großes Gebiet an die wachsende Karlsruher Weststadt und ein Stück an Grünwinkel, bekam dafür aber das gesamte Gebiet des späteren Rheinhafens von den alten, ebenfalls eingemeindeten Fischerdörfern Daxlanden und Knielingen und gewann somit den Zugang zum Rhein. In feierlicher Zeremonie wurde 1901 in Mühlburg der Rheinhafen Karlsruhe unter Anwesenheit des Großherzog Friedrich I. von Baden eröffnet. 1998 feierte Mühlburg 750 Jahre urkundliche Ersterwähnung.

Schloss und Mühle

Herrschaftliches Wasserschloss im 17. Jahrhundert. (Ausschnitt einer Zeichnung von Otto Linde, großherzöglicher Regierungsbaumeister 1917)
Lage des Schlosses im Stadtplan von 1914 nach Grabungen von 1912 bis 1914 (Ausschnitt des Stadtplanes mit Zeichnung von Otto Linde)

Zu der Zeit, als der Rhein noch ein wilder, unbegradigter Fluss war und die Graureiher über den sumpfigen Auwäldern ihre Bahnen zogen, stand eine Burg am Hochgestade des Rheines. Diese stand dort, wo auch seit alten Tagen eine Römerstraße den Fluss Alb überquerte. Die Markgrafen von Baden hatten diese Burg errichtet, um vermutlich an dieser Stelle Zoll zu erheben. 1248 taucht für den Ort zum ersten Mal der Name Mulenberc auf, heute kann man nicht mehr feststellen, was eigentlich zuerst da war - die Burg oder die namengebende Mühle. Eine Kaplanei hat der Markgraf 1488 in der dortigen Schlosskapelle eingerichtet. Hier fanden nun wohl die ersten Gottesdienste in Mühlburg statt. Mühlburg selbst war zu dieser Zeit lediglich ein Burgflecken mit Zollhaus, Mühle und „Dubadurn“, wahrscheinlich der Taubenturm, der die Schlossküche mit Taubeneiern und jungen Vögeln versorgte. Der Vogelfänger hat sicher auch den bereits 1475 erwähnten „Entenfang“ betreut, eine Vorrichtung, in der Wildenten gefangen werden konnten. Um das Jahr 1530 wurde das Schloss standesgemäß ausgebaut, in dem die Markgrafen zeitweilig residierten. 1565 wurde es als Sommerresidenz von Markgraf Karl II. von Baden-Durlach gewählt und nochmals erweitert und umgebaut. Doch die Zeiten waren unruhig. 1622 wurde das Schloss im Dreißigjährigen Krieg niedergebrannt. Als endlich Friede einkehrte, wurde das Schloss großzügig wieder aufgebaut. Der Markgraf plante nun die Gründung einer Stadt, gewaltige Straßenpläne wurden gezeichnet. Und der Markgraf versprach: „Wenn 40 bis 50 Haushaltungen da sind, so wollen wir bezüglich Kirche, Rat-, Kauf- und andere Stadthäuser ein gnädiges Gemüt verspüren lassen.“ Trotz großzügiger Zusicherung von Gewerbe- und Religionsfreiheit stagnierte der Wachstum der Stadt. Schon im Jahre 1689 wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg auch das gerade neuerbaute Schloss wieder zerstört. Diesmal wurde es nicht wieder aufgebaut. Aus seinen Trümmern wurden 25 Jahre später Teile des Karlsruher Schlosses errichtet. Vermutungen zufolge wäre Mühlburg bei einem anderen Geschichtsverlauf möglicherweise Hauptstadt des späteren Großherzogtums Baden geworden. Doch soweit kam es bekanntlich nicht. Die wenigen Mühlburger mussten nach der Zerstörung des Schlosses 21 Jahre lang nach Knielingen zur Kirche wandern. In heutiger Zeit sind von Burg bzw. Schloss und der Mühle (letztere wurde 1942 abgerissen, heute Stadtteilbibliothek und Polizeiposten) keine Spuren mehr erhalten. Außer einer Erinnerungstafel am Entenfang in Mühlburg erinnert nichts mehr an das prächtige Wasserschloss und die damalige Bedeutung von Mühlburg.

Besondere Gebäude

In Mühlburg steht das weithin sichtbare Wärmekraftwerk Mühlburg. Hinter ihm schließt sich das Hafenareal des Karlsruher Rheinhafens an.

Das „Seldeneck´sche Freigut“ wurde einstmals von Markgraf Wilhelm Ludwig (1732–1788), Bruder des späteren Großherzogs Karl Friedrich und vierfacher Urgroßvater von Marie Luise Kaschnitz bewohnt, nachdem er eine Bürgerliche geheiratet hatte. Das zugehörige Schlösschen selbst wurde abgerissen. Die repräsentative Fabrikantenvilla der Seldenecks ist heute Sitz der Destillerie Kammer-Kirsch AG. Dahinter befindet sich heute das Kulturzentrum "Tempel" in Gründerzeitarchitektur mit diversen gastronomischen und kulturellen Einrichtungen sowie Büros.

Katholische St. Peter und Paul-Kirche in Mühlburg (Winter 2008)

1886 durch Adolf Williard errichtete katholische Kirche St. Peter und Paul, die am 4. Dezember 1944 bei einem schweren alliierten Bombenangriff fast komplett zerstört wurde, hat noch heute ihre Doppelturmfassade behalten. Die monumentalen Wandmalereien aus den 1920er Jahren von Albert Haueisen im Inneren der Kirche gingen durch die Zerstörungen verloren.

Ähnliches Zerstörungsschicksal traf auch die von Johann Friedrich Weyhing entworfene evangelische Karl-Friedrich-Gedächtniskirche von 1786, die 1903 bei einer großzügigen Erweiterung in Gedenken des Stifters Markgraf Karl Friedrich von Baden ihren Namen erhielt. 1944 brannte sie komplett aus. Nach dem Wiederaufbau wurde sie 1951 mit verändertem Turm wieder eröffnet und bildet noch heute eines der Wahrzeichen von Mühlburg.

Berühmte Persönlichkeiten

Der bekannteste Mühlburger Carl Friedrich Benz wurde am 25. November 1844 geboren. Er gilt als der Erfinder des ersten Automobils am 3. Juli 1886. Sein Name findet sich heute noch in der Automobilmarke Mercedes-Benz. Nach ihm sind in Mühlburg eine Veranstaltungshalle, eine Schule und in Karlsruhe-Stadt eine englischsprachige Studieneinrichtung an der Universität benannt, die Carl Benz School. Benz selbst studierte in Karlsruhe, wohnte aber im nahe gelegenen Mühlburg. Das Geburtshaus von Carl Benz ist umstritten und wurde vermutlich in der Nachkriegszeit abgerissen. In der Hardtstrasse 5 befindet sich am alten Rathaus stellvertretend eine Gedenktafel zur Erinnerung an den Automobilpionier. Heut zu Tage wird das Geburtshaus als Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Karlsruhe Abteilung Mühlburg genutzt.

Die Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz (geb. von Holzing, 1901 - 1974) wohnte als Schülerin beim Großvater mütterlicherseits Wilhelm Rudolf von Seldeneck (1849 - 1925) neben dem gleichnamigen Schlösschen in einer repräsentativen Villa mit großem Garten in Mühlburg. Haus und Garten dort waren ihr schon von früheren Ferienaufenthalten gut vertraut. Besonders den Garten liebte Marie Luise Kaschnitz sehr; immer wieder taucht das Gartenmotiv in ihrem Werk auf: „Das Großelternhaus in Mühlburg bei Karlsruhe, der alte feuchtschattige Garten, das Rosenhäuschen, die Brauerei…“

Ab 1936 lebte der Bildhauer Carl Egler (1896 - 1982) mit seiner Frau in einem kleinen Haus in Mühlburg in der Marktstraße 4. Das Wohnhaus, die Werkstatt, das Atelier sowie Innenhof und Garten wurden durch ihn gestaltet, bearbeitet und liebevoll verschönert. Sie stellen ein Gesamtkunstwerk dar, das auch unter Mitwirkung seiner Brüder Willi und Ludwig (1894-1966, Schriftsteller und Komponist) entstanden ist. Carl Egler arbeitete unter anderem für die Majolika Karlsruhe.

Vereinsleben

Der Sportverein VfB Mühlburg war einer der beiden Gründungsvereine des Karlsruher SC.

Der Bürgerverein Mühlburg nimmt seit der Eingemeindung der Stadt nach Karlsruhe eine wichtige Schnittstellenfunktion als Anlaufpunkt zwischen den Mühlburger Bürgern und der zuständigen Stadtverwaltung am Karlsruher Marktplatz ein.

Im Bereich der Geschäftswelt gibt es seit dem Jahre 1979 die " Interessengemeinschaft Attraktives Mühlburg e.V." Die Interessengemeinschaft setzt sich unter anderem auch für die Verschönerung des Stadtteils ein. Weitere Aufgaben sind vor allem, im Einkaufsbereich einen guten Branchenmix zu erhalten und die gut funktionierende Nahversorgung des B-Zentrums Mühlburg sicherzustellen.

Weblinks


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