Baureihe 322

Baureihe 322
Köf II 322 607 der Historischen Eisenbahn Frankfurt
Köf II auf Flachwagen

Die Kleinlokomotiven der Leistungsgruppe II (Beispiel: Baureihe Kö II) wurden als Kleinlokomotiven – mit geringer Masse und geringer Antriebsleistung – für leichte Rangieraufgaben entwickelt. Sie wurden nach der Erprobung einiger Versuchslokomotiven ab 1932 bei der Deutschen Reichsbahn in Dienst gestellt und auf kleinen Bahnhöfen im leichten Verschub- und Rangierdienst eingesetzt. Sie sollten die Abwicklung des Güterverkehrs wirtschaftlicher gestalten. Dazu musste der entsprechend geschulte Aufsichtsbeamte die Rangieraufgaben mit der Lok erledigen können. Dementsprechend wurde die Lok robust und leicht bedienbar entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Technik

Kettenantrieb der Köf II 322 607
Motor der Köf II 322 607
Köf II 323 114 der Deutschen Bundesbahn
Betriebsfähige Köf II im Bahnpark Augsburg
310 426 in Bad Salzungen

Als Energiequelle verfügten die Kleinlokomotiven zumeist über Dieselmotoren (Alte Bezeichnung Kö/Köf/Köe), aber es gab sie auch mit Benzolmotor als Kb/Kbf/Kbe und mit elektrischen Batterien (Akku- bzw. Speicherlokomotiven: Ks/Ka) sowie als Einzelstück mit Dampfmotor. Der dritte Buchstabe bezeichnet die Art der Kraftübertragung. Fehlt er, so hat die Lok ein Schaltgetriebe, das f steht für ein Flüssigkeitsgetriebe und das e für elektrische Fahrmotore, die durch einen dem Motor nachgeschalteten Generator gespeist wurden. Köf steht also für Kleinlok mit Öl-(Diesel-)Motor und Flüssigkeitsgetriebe.

Die Lok ist sehr klein, sie hat Regelspurbreite, füllt aber das Lichtraumprofil nach oben nur zur Hälfte aus. Dadurch konnte sie zur Überführung auf Flachwagen verladen werden. Nötig war das, weil eine Überführung aus eigener Kraft durch die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h den Verkehr stark behindert hätte. Angetrieben wird sie durch einen Dieselmotor, der auf ein mechanisches Schaltgetriebe mit einer Trockenkupplung arbeitet. Die Kraftübertragung zu den Achsen übernimmt eine Kette.

Die Diesel-Kleinlokomotiven waren die ersten deutschen Diesellokomotiven, die von mehreren Herstellern in Serie gebaut wurden. Man teilte sie zunächst in zwei Leistungsgruppen ein:

  • Lg I (bis 50 PS)
  • Lg II (51 bis 150 PS)

Während bei der DB noch nach dem Krieg insgesamt über 700 Maschinen der Leistungsgruppe II neu gebaut und weiterentwickelt wurden, entstanden in der DDR neben 32 im RAW Dessau (um-)gebauten Lg II (darunter die letztgebaute Lg II von 1968) lediglich 2 Neubauten für die DR. Andererseits entwickelte LKM in Babelsberg - der klassischen Kleinlok sehr ähnlich aussehend - aus der Lg II den Typ N3 (Kettenantrieb/60 PS) bzw. aus dem O&K-Typ RL8 den Typ N4 (Stangenantrieb/90 PS), von denen insgesamt über 360 Fahrzeuge ausschließlich an Industriebetriebe geliefert wurden. Die erste richtige Weiterentwicklung in der DDR war die V10B (mit Weiterentwicklungen V15/V22/V23) aus dem Hause Babelsberg. Man fasste wie auch bei der DB den Entschluss, eine Kleinlok der Leistungsgruppe III zu bauen, verwarf diesen Plan allerdings und stellte das Projekt der DR V60 auf die Beine.

Die DB entwickelte später eine dritte Leistungsgruppe DB-Baureihe Köf III mit bis zu 240 PS. 1987 wurden auch die Diesellokomotiven der Baureihen 260/261 (bis 1968 DB-Baureihe V 60) den Kleinlokomotiven zugeordnet, ebenso 1992 die Baureihen 104-106 (bis 1970 DR Baureihe V 60).

Die Bremsleistung der Kö war zunächst nur durch das Gewicht des Lokführers und die dadurch maximal mögliche durch das Bremspedal übertragene Kraft bestimmt. Durch den Einsatz neuer, stärkerer Motoren (bis 128 PS) und der damit verbundenen Zugkrafterhöhung erwies sie sich zunehmend als zu gering; daher wurden viele Kleinloks bei DB und DR mit einer Druckluftbremse ausgestattet. Die DR-Loks erhielten allerdings keinen eigenen Bremszylinder, sodass ausschließlich die mitgeführten Wagen mit Luft gebremst werden. Bei der DB wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit im Rahmen des Einbaus der Druckluftbremsen von 30 auf 45 km/h angehoben. Die mit Druckluftbremse ausgerüsteten Kö sind leicht an den Druckluftbehältern auf dem Vorbau zu erkennen. Da der offene Führerstand im Winter keinen nennenswerten Wetterschutz bot, wurde dieser ebenfalls im Zuge von Hauptuntersuchungen ab Ende der 1950er Jahre umgebaut.

Bezeichnungen

Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft: Leistungsgruppe II, Kb/Kbe/Kbf/Kbs/Kö/Köe/Köf/Ks 4000 bis 5406 (ab 5124 kriegsbedingt teilweise an private Abnehmer geliefert bzw. Bestellungen annulliert), 5707 bis 5709, 5801 und 5802 (insgesamt 1282 Lieferungen an DRG)
Deutsche Bundesbahn: Kb/Kö/Köe/Köf 6000 bis 6047 (Übernahmen von der Deutschen Wehrmacht und kriegswichtigen Betrieben)
Deutsche Bundesbahn: Neubau Köf 6100 bis 6835 (sowie Ka 4992" und 4993")
Deutsche Bundesbahn: 1968 Umzeichnung in Baureihe 321-324
Deutsche Reichsbahn der DDR: Kö/Köf 5710 bis 5753 (Übernahmen von der Deutschen Wehrmacht und kriegswichtigen Betrieben)
Deutsche Reichsbahn der DDR: Neubau Kö 4002" bis 4032" sowie Kö 5754 und 5755
Deutsche Reichsbahn der DDR: 1970 Umzeichnung in Baureihe 100
Deutsche Reichsbahn der DDR: 1973 Umzeichnung der Schmalspur-Kö in Baureihe 199
Deutsche Bahn AG: 1992 Umzeichnung der DR-Baureihe 100 in DBAG-Baureihe 310

  • Baureihe 321: Vmax = 30km/h, Fußbremse, Umbau in 322-324 bis Februar 1974 abgeschlossen
  • Baureihe 322: Vmax = 30km/h, Druckluftbremse
  • Baureihe 323-324: Vmax = 45km/h, Druckluftbremse

Verbleib

Deutsche Bundesbahn/Deutsche Bahn AG

In den 1980er Jahren waren noch zahlreiche Köf II bei DB und DR im Einsatz (zum Teil über 50 Jahre alt – DB 323 412 und 323 415 waren eine Zeit lang älteste Lokomotiven der Deutschen Bundesbahn), dazu eine Handvoll batteriebetriebener Kleinloks, DB-Baureihe 381 und 382. Bei der Deutschen Bahn AG ist seit 1999 keine Köf II mehr im Einsatz. Es blieben bei zahlreichen anderen Eisenbahnunternehmen und Eisenbahnvereinen aber eine ganze Reihe von Köf II erhalten, sowohl im regulären Einsatz als auch als Museumslokomotiven.

Deutsche Reichsbahn der DDR

1970 zeichnete die Deutsche Reichsbahn 378 Maschinen der Leistungsgruppe 2 in die EDV-Baureihenbezeichnung Baureihe 100 um, von denen dann im Umzeichnungsplan von 1992 noch 318 Maschinen als Baureihe 310 eingereiht wurden. Nur etwa 80 Kleinlokomotiven besaßen bei der DR hydraulische Kraftübertragung, sie waren überwiegend eingereiht in der Unterbaureihe 100.8. Ihre Bezeichnung lautete im alten Nummernschema Köf. Sifa und Rangierfunk waren nicht üblich. Die Deutsche Reichsbahn baute viele Kö auf Druckluftbremse um, diese Maßnahme war bis zur politischen Wende in der DDR noch nicht abgeschlossen.

1983/84 wurden bei der DR zwei Kö II für die Industriebahn Halle bzw. eine für die Schmalspurbahnen im Harz auf 1000 mm umgespurt. Dieser Lok folgten 1991 zwei weitere. Alle fünf Loks sind noch erhalten.

Literatur

  • Peter Große, Horst Troche: Die Einheitskleinlokomotiven Leistungsgruppen I und II EK-Verlag Freiburg 2002 ISBN 3-88255-217-4

Weblinks


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