Vindobona (Eisenbahn)

Vindobona (Eisenbahn)
Vindobona im Grenzbahnhof Děčín mit DR-Triebwagen VT 18.16

Vindobona ist der Name eines Internationalen Zugs von Hamburg über Berlin, Dresden und Prag nach Wien, der zur Zeit als EC (EuroCity) bezeichnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Zuglauf

Erstmals eingesetzt wurde der Zuglauf 1957 als Schnelltriebwagen FDt 50/51 von Berlin Ostbahnhof über Dresden, Prag und Gmünd nach Wien-FJB. Vorgänger waren FDt-Züge Berlin – Prag ab Dezember 1950 und eine Schnellzugverbindung mit Kurswagen nach Wien.

Die Züge wurden überwiegend von West-Berlinern, Diplomaten und Skandinaviern im Transit durch die DDR genutzt. Dafür besaßen sie in Berlin Anschlüsse an die Nachtzüge von Kopenhagen (Ostsee-Express) und Stockholm (Saßnitz-Express) über die Eisenbahnfähren Warnemünde – Gedser und SaßnitzTrelleborg). Ab 1962 gab es Zubringerzüge von und nach Berlin Zoologischer Garten im damaligen West-Berlin.

Triebwageneinsatz

ÖBB 5145 „Blauer Blitz“

Von Beginn an wurden für den Vindobona Dieseltriebwagen verwendet. Dafür einigten sich die beteiligten Bahnverwaltungen Deutsche Reichsbahn (DR), Tschechoslowakische Staatsbahn (ČSD) und Österreichische Bundesbahnen (ÖBB), im zweijährigen Turnus im Naturalausgleich jeweils die Triebwagen zu stellen. Die erste Garnitur stellte die DR mit Vorkriegstriebwagen der Bauarten Hamburg und Leipzig. Von 1960 bis 1962 stellte die ČSD den Triebwagen, dafür wurden zumeist die Ganz-MÁVAG-Triebwagen der Reihen M 495.0 und M 498.0 verwendet. Von 1962 bis 1964 setzte die ÖBB ihren Blauen Blitz ein, der eigens für diesen Einsatz um einen Zwischenwagen verstärkt wurde. Bis 1966 war wieder die ČSD an der Reihe.

Vindobona in Dresden Hbf. (1972) mit ČSD M 296.1

Als die DR 1966 wieder für die Triebwagengestellung zuständig wurde, setzte sie ihre Schnelltriebwagen-Neuentwicklung VT 18.16 für die Verbindung ein. Von 1969 bis 1972 stellte die ČSD erneut die Triebzüge und setzte ihre neue Bauart M 296.1 mit der Höchstgeschwindigkeit 120 km/h dafür ein. Der daran anschließende Einsatz des DR-Schnelltriebwagens VT 18.16 dauerte bis 1979. Die ÖBB besaß inzwischen keine geeigneten Triebwagen für diese Verbindung mehr und musste hohe Devisen-Ausgleichszahlungen an die DR leisten.

Der Schnellzug Vindobona wurde durch den VT 18.16 zu einem Aushängeschild für die DR und war dazu geeignet, den Staat international aufzuwerten. Obwohl zeitweise Fahrzeuge der anderen beteiligten Bahnverwaltungen zum Einsatz kamen, prägten die dieselhydraulischen Triebwagen der Bauart Görlitz diesen Zuglauf derart, dass heute noch von vielen die VT 18.16 mit Vindobona gleichgesetzt werden.

Lokbespannte Züge

Vindobona Ende der 1970er Jahre auf der Elbtalbahn bei Bad Schandau

Die ÖBB erhöhte den Druck auf die DR – wegen der Ausgleichszahlungen an die DDR –, so dass die Internationale Fahrplankonferenz 1978 in Edinburgh die Umwandlung des Vindobonas in einen lokbespannten Zug ab Fahrplanjahr 1979 beschloss. Er fuhr nun als D-Zug D 275/76, zeitweise vereint mit dem Expresszug „Hungaria“ Berlin – BratislavaBudapest (Interexpress). Damit wurde dieser Zug nun recht bunt, da im jährlichen Wechsel alle beteiligten Bahnen ihre Wagen gleichzeitig zum Einsatz brachten. Noch im Jahr 1980 wurden für den Grenzverkehr České Velenice - Gmünd/N.Ö. von der ČSD Dampfloks eingesetzt. Der Zug endete auch nicht mehr in Wien-FJB, sondern in Wien-Mitte. Die meisten Wagen fuhren jedoch nach Budapest oder nur bis Prag. Zeitweise gab es auch Kurswagen von Berlin-Zoo. Als kurioses Reiseerlebnis galt der ČSD-Speisewagen mit 4 unterschiedlichen Währungen auf der Speisekarte (D-Mark, Mark der DDR, Tschechoslowakische Kronen und Österreichische Schillinge).

Einen neuen Aufschwung erlebte der Vindobona nach der politischen Wende in Deutschland. Ab 1990 wurde er auf neuestes Wagenmaterial der DR umgestellt, es kamen die Bauarten Amz210, Bmz236 und WRmz136 zum Einsatz. Trotz der 1992 eingerichteten EuroCity-Linie Hamburg - Berlin - Prag verblieb dem Vindobona in diesem Zwei-Stunden-Takt mangels klimatisierter Erster-Klasse-Wagen die Zuggattung Schnellzug als D 375/376.

Der Laufweg wurde südlich Prag aber nicht mehr über die Franz-Josefs-Bahn geführt, sondern via Břeclav (Lundenburg) und Hohenau über die Nordbahn nach Wien Südbahnhof (Ostteil). Damit war der gesamte Zuglauf elektrisch zu befahren. Die ÖBB setzen dafür ab Břeclav ihre Zweisystem-Lokomotiven der Reihen 1014 und 1146 ein.

EuroCity

Mit der Neuordnung des internationalen Verkehrs zwischen Deutschland, Tschechien, Ungarn und Österreich wurde der Vindobona 1993 zum EuroCity 175/76 heraufgestuft. Die klimatisierten Wagen stellten jetzt die ÖBB. 2001 wurde der Laufweg von Berlin nach Hamburg-Altona als EC 172/173 verlängert. Die Wagengestellung ging auf die DB AG über. Die tschechische ČD plant seit Längerem, diesen Zuglauf künftig mit ihren Pendolino-Zügen zu betreiben.

Seit Dezember 2006 besteht der EC 172/173 Vindobona planmäßig aus Wagen aller drei beteiligten Bahnverwaltungen mit einem tschechischen Speisewagen. Die Fahrzeit beträgt dabei ca. 11 Stunden und 20 Minuten.


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