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Vingst
Stadtteil 803 von KölnKoordinaten 50° 55′ 59″ N, 7° 1′ 18″ O50.9330555555567.0216666666667Koordinaten: 50° 55′ 59″ N, 7° 1′ 18″ O Fläche 1,1 km² Einwohner 10.991 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte 9992 Einwohner/km² Eingemeindung 1. Apr. 1910 Postleitzahlen 51103, 51107 Vorwahl 0221 Stadtbezirk Kalk (8) Verkehrsanbindung Autobahn Stadtbahn-Linie 9 Bus-Linie 153 Quelle: Strukturdaten der Stadt Köln Vingst ist ein östlicher Stadtteil von Köln.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Der Stadtteil liegt an einer heute trockenen Rinne im früher sumpfigen Gebiet der Niederterrasse des Rheins westlich eines eiszeitlichen Rheinarms. Der Boden des ehemals meist bewaldeten Gebietes ist stark löß- und lehmhaltig, die durchschnittliche Höhe des größtenteils ebenen Ortsgebietes liegt bei 51 Meter über NN. Der geographisch höchste Punkt liegt mit etwa 57 Meter an der Straße Im Heidkamp, der niedrigste mit 45 Meter in der Kleingartenanlage am Vingster Ring .
Vingst grenzt im Osten und im Südosten mit dem Vingster Ring an den Stadtteil Ostheim, im Südwesten mit dem Bahndamm der Siegstrecke an den Stadtteil Humboldt/Gremberg und im Westen mit der Bahnstrecke Troisdorf–Mülheim-Speldorf an Kalk. Im Norden verläuft die Grenze zu dem Stadtteil Höhenberg fließend. [1]
Geschichte
Vingst wurde erstmals im Jahre 1003 urkundlich erwähnt, allerdings gibt es Hinweise, dass der Ort bereits in römischer Zeit besiedelt war, denn der Name Vingst leitet sich vermutlich aus dem lateinischen Wort vinitor (Winzer) ab, auch führte eine römische Hauptstraße von Porz über Vingst nach Norden.
Lange Zeit war Vingst ein ländlicher Vorort, dessen Mittelpunkt der heutige Heßhofplatz war. Es gab den Judenhof (besser bekannt als Heßhof), den Unkelshof, den Gremberger Hof sowie den vor 1180 erbauten, noch heute existierenden Vingster Hof, die allesamt zur Abtei Deutz gehörten, zeitweise aber verpachtet wurden.
Von 1900 bis 1910 führte Vingst mit dem zur Gemeinde gehörenden Gremberg eine eigene Bürgermeisterei innerhalb der Stadt Kalk. Erster und einziger Bürgermeister war Aloys Kuth. Das Bürgermeisterhaus steht auch heute noch in der Heßhofstraße und wird als Jugendeinrichtung genutzt. Rund um den Ortskern entstanden in der Gründerzeit einige Wohnhäuser. Wegen der Nähe zur Industriestadt Kalk wohnten viele Arbeiter der dortigen Fabriken in Vingst, da eine direkte Bahnverbindung in den Nachbarort bestand.
Bedingt durch die großen Zerstörungen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg in den Industriestandorten Kalk und Mülheim wurde nach dem Kriegsende dringend neuer Wohnraum benötigt. Da Vingst über große landwirtschaftlich genutzte Flächen verfügte, die zu Bauland umgewandelt wurden, konnten schon in den Jahren 1947 und 1948 eine große Zahl von Übergangswohnhäusern in Schlichtbauweise im Bereich der Würzburger Straße gebaut werden. Diese Häuser sollten nur für einige Jahre bis zur Errichtung von neuen Wohnhäusern bestehen, wurden aber später von Gastarbeitern und sozial schwächer gestellten Familien als Unterkünfte genutzt. Bis zum Jahre 1957 wurden der östliche und der südliche Teil des Ortes weiterhin von den Bauern Honecker und Hundgeburth als landwirtschaftliche Fläche genutzt. Da die städtische Wohnungsbaugesellschaft GAG zwei weitere Siedlungsprojekte geplant hatte, wurden die Bauern abgefunden. Als erstes wurde die Schweden-Siedlung im Bereich der Nobelstraße erbaut. Im Volksmund nennt man diese Siedlung wegen ihrer bunten Bemalung auch Papageiensiedlung. Nur unwesentlich später wurde die Siedlung Vingst zwischen Waldstraße und Kuthstraße gebaut. Alle Wohnsiedlungen waren Projekte des Sozialen Wohnungsbaus; die Wohnungen wurden vornehmlich nur mit Wohnberechtigungsscheinen der Stadt Köln vermietet. Somit entwickelte sich Vingst innerhalb weniger Jahre vom ländlichen zum Arbeitervorort und später zu Zeiten der allgemeinen Rezession zum sozialen Brennpunkt.
Bürgermeister Vingst
- 1880–1882 Bernhard Harling (kommissarischer Bürgermeister)
- 1882–1900 Aloys Thumb
- 1900–1910 Aloys Kuth
Gegenwart
Stadtteilsanierung
Ende der 1980er Jahre wurde in Vingst mit einer großen Sanierungsmaßnahme begonnen. Zuerst wurden die Übergangshäuser an der Würzburger Straße kernsaniert und mit neuen Fassaden versehen. Ein Haus wurde äußerlich in seinen Ursprungszustand zurückversetzt und blieb als Baudenkmal erhalten. Anschließend folgte die Siedlung Vingst, wobei festgestellt wurde, dass die Bausubstanz der zu sanierenden Häuser teilweise sehr schlecht war, so dass es sich als günstiger erwies, einen Großteil der Wohnblocks abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Während der Umbauphase mussten die Mieter der Siedlung Vingst in Ersatzwohnungen der Schweden-Siedlung umziehen. Um genügend Ersatzquartiere zur Verfügung stellen zu können, hatte die GAG seit 1995 keine Leerstände an neue Mieter vermittelt. Da die Schwedensiedlung mittlerweile als Gruppenbaudenkmal der 1960er Jahre definiert worden war, gestaltete sich das abschließende Sanierungsprojekt für den Bauträger sehr schwierig. Nach einem langen Streit zwischen den Denkmalschützern und der GAG konnte erst im Jahre 2002 nach einem Kompromiss mit der Sanierung begonnen werden. Bei einem Teil der Siedlungshäuser wurde der Denkmalschutz aufgehoben, somit konnten diese abgerissen und durch neue Häuser in ähnlichem Baustil ersetzt werden. Der andere Teil der Siedlung blieb weiter denkmalgeschützt. Die GAG verpflichtete sich, die Optik der Wohnblocks zu erhalten. Die einzige zugelassene Änderung waren neue angehängte Balkone. Das Sanierungsprojekt wird erst zirka 2012 mit dem Bau des Vingstveedel an der Ostheimer Straße abgeschlossen sein.
Verbunden mit der Modernisierung haben sich verschiedene Bürgerinitiativen zur Verschönerung des Stadtteils gebildet. Unter anderem besteht seit dem Jahre 2003 die Aktion Blühendes HöVi, von der alleine im Jahre 2007 über 45.000 Osterglocken in den Grünflächen der Orte Höhenberg und Vingst gepflanzt wurden.
Bilder des Sanierungsgebietes „Schweden-Siedlung“ Statistische Daten
Bevölkerungsentwicklung
1803 1825 1843 1882 1900 1910 1980 1990 2000 2005 2006 2007 223 275[2] 403 1.740 3.300 6.000 13.626[3] 12.697 11.187 10.766 10.855 10.991[4] Bedingt durch die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen war die Bevölkerungszahl seit Mitte der 1990er-Jahre rückläufig. Nachdem viele Mietshäuser fertig gestellt wurden erhöht sie sich wieder etwas. Der Anteil ausländischer Bürger stieg von 19,3 % im Jahre 1980 auf 29,1 % in 2007 (Vergleich: 17,3 % im Stadtgebiet Köln). Am 30. September 2007 waren 41,6 % der erwerbsfähigen Vingster Bürger im Stadtgebiet Köln sozialversicherungspflichtig beschäftigt und 24,6 % arbeitslos. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung lag bei 40,4 Jahren, 88 Bürger hatten Vingst als ihren Zweitwohnsitz angemeldet.[5]
Religionen
35,8 % der Vingster Bevölkerung sind katholisch, 13,3 % evangelisch und zirka 17 % sind Muslime. Die übrigen Einwohner sind entweder konfessionslos oder gehören anderen Religionen und Weltanschauungen an.[4] Die katholische Gemeinde St. Theodor wurde 2001 mit der Höhenberger Gemeinde St. Elisabeth zusammengelegt. Die Gemeinschaftsgemeinde wird von Kölns alternativen Ehrenbürger Pfarrer Franz Meurer geleitet. Der evangelischen Gemeinschaftsgemeinde Höhenberg/Vingst steht die Erlöserkirche in Vingst zur Verfügung. Die Muslime nutzen die Vingster Moschee die sich in Räumlichkeiten eines Altbaus an der Ostheimer Straße 51 befindet.[6]
Politik
Kommunalpolitisch werden die Vingster Bürger durch die Bezirksvertretung Köln-Kalk vertreten.
Bei der Kommunalwahl am 26. September 2004 erhielt die SPD 42,2 %, die CDU 25,9 %, Bündnis 90/Die Grünen 7,6 %, pro Köln 6,7 %, PDS 5,7 % und die FDP 4,6 %. In den Rat der Stadt Köln wurde Susana dos Santos Herrmann von der SPD gewählt. Die Wahlbeteiligung der 6565 Wahlberechtigten lag nur bei 35,2 %.
Zur Bundestagswahl am 18. September 2005 erhielt die SPD 49,8 % der Zweitstimmen, die CDU 21,6 %, Bündnis 90/Die Grünen 9,5 %, Die Linke 8 % und die FDP 6,9 %. Martin Dörmann, der direkt in den Bundestag gewählte SPD-Kandidat des Kölner Wahlkreises 1, erhielt in Vingst 59,1 %. Die Wahlbeteiligung der 6063 Wahlberechtigten lag bei 62,3 %. [7]
Flächennutzung und Wohnverhältnisse
Im Flächennutzungsplan sind 71 % des 1,1 Quadratkilometer großen Stadtteilgebietes als Wohnbaufläche ausgewiesen, knapp 26 % als Grünfläche und 3 % als Gemeinbedarfsfläche, Gewerbefläche ist keine verzeichnet. [8]
Die Größe der 5573 in Vingst vorhandenen Wohnungen, von denen 24,8 % öffentlich gefördert wurden, liegt bei durchschnittlich 64,5 Quadratmetern. Im Jahre 2007 wurden in der Statistik des Amtes für Stadtentwicklung 253 Einfamilien-, 56 Zweifamilien- und 608 Mehrfamilienhäuser aufgeführt.[4]
Kirche
Mit der Pfarrkirche St. Theodor verfügt die katholische Gemeinde Vingst über eines der modernsten Gotteshäuser im Stadtgebiet Köln. Bei einem Erdbeben am 13. April 1992 wurde die alte Kirche so schwer beschädigt, dass sie bis auf den Turm, der auf eigenen Fundamenten ruht, abgerissen werden musste. Die neue Kirche wurde nach Plänen des Architekten Paul Böhm errichtet und am 16. März 2002 geweiht.
Seit der Beschädigung der Kirche bildet die Pfarrei St. Theodor eine Gemeinschaftsgemeinde mit St. Elisabeth in Höhenberg, die von Kölns erstem alternativen Ehrenbürger Pfarrer Franz Meurer geleitet wird.
Pfarrer Meurer führte aufgrund der schlechten sozialen Situation der Orte Vingst und Höhenberg ein vorbildliches soziales Netzwerk ein, das unter anderem eine Kleiderkammer und eine Lebensmittelausgabe für sozial Schwache sowie die zum größten Teil durch Spenden finanzierte Sommerferienfreizeit HöVi-Land beinhaltet.
Ein bezeichnender Dialog, der den Menschen Meurer beschreibt ist folgender:
Auf einem Symposium stellte der Leiter des Gesundheitsamtes Köln fest: „Was nützt es, dass ein Pastor Frikadellen verteilt. Wir müssen die Probleme strukturell lösen.“ Meurer erwiderte kurz und knapp: „Das sei zwar gut und richtig, aber solche strukturellen Lösungen blieben doch seit Jahrzehnten aus. Und so lange brate ich lieber Frikadellen für alle.“Auf Vorschlag der Gemeinde spendete er im März 2007 trotz Widerstandes des Erzbistums Köln die Kollekte einer Sonntagsmesse der DİTİB, um zur Ausstattung der neuen Zentralmoschee Köln in Ehrenfeld beizutragen.
An die Kirche angeschlossen ist das große Seniorenwohnhaus An St. Theodor.
Die evangelische Erlöserkirche der Gemeinde Vingst-Höhenberg wurde im Jahre 1957 erbaut und bietet Platz für 300 Personen. Während der Bauphase von St. Theodor genoss die katholische Gemeinde ein Gastrecht, so dass auch katholische Gottesdienste in der Erlöserkirche stattfanden. An die Kirche angeschlossen sind ein Kindergarten und das „Blockhaus“, eine Jugendeinrichtung. Als zweite Predigtstätte steht der evangelischen Gemeinde das 1966 eingeweihte Paul-Gerhardt-Haus am Marbergweg zur Verfügung. Der Gottesdienstraum bietet zirka 120 Gläubigen Platz.
Sehenswürdigkeiten
- St. Theodor - Burgstr.42
- Vingster Hof - Kuthstr.48
Freizeit/Vereine
Am Vingster Ring befindet sich das Natur-Freibad, besser bekannt als Vingster Baggerloch
Am Ende der Lustheider Straße befindet sich das Vereinsgelände des SSV Vingst 05, der neben der traditionsreichen Fußballabteilung auch über eine Tennisabteilung verfügt. Die 1. Mannschaft spielt in der Saison 2008/2009 in der Bezirksliga.
Die traditionelle Vingster Kirmes findet jeweils am zweiten Oktoberwochenende statt.
Am Karnevalssonntag zieht der durch die Vingster KG Fidele Vingster organisierte Karnevalszug durch die Vingster Straßen.
Weitere Bilder aus Vingst
Persönlichkeiten
- Thomas Hackenberg, deutscher Schauspieler, Moderator und Autor, ist in Vingst aufgewachsen und hat im Bürgerzentrum Vingst seinen Zivildienst abgeleistet.
- Manfred Lefkes, ehemaliger Fußballprofi des 1. FC Köln, ist in Vingst aufgewachsen und zur Schule gegangen.
- Jack White, Musikproduzent, ist in Vingst aufgewachsen und zur Schule gegangen.
Literatur
- Franz Meurer, Peter Otten, Silvana Becker (Hrsg.): Ort Macht Heil. Ein Lese- und Praxisbuch über lebensraumorientierte Pastoral in Köln-HöVi (Höhenberg-Vingst). 296 Seiten, LIT-Verlag, Münster 2006, ISBN 3-8258-8238-1
- Georg Roeseling: Zwischen Rhein und Berg – Die Geschichte von Kalk, Vingst, Humboldt/Gremberg, Höhenberg . Bachem-Verlag, Köln 2003, ISBN 3-7616-1623-6
- Merian-Köln. Heft Februar 2002, Travel House Media, 146 Seiten (mit einem Artikel über Höhenberg/Vingst)
Einzelnachweise
- ↑ Kölner Stadtkarten und Luftbilder, 3.Auflage 2005
- ↑ Geschichts- und Heimatverein Rechtsrheinisches Köln e.V.: Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde Band 2, Eigenverlag, Köln, 1976, S. 109
- ↑ Strukturdaten 2006 der Stadt Köln
- ↑ a b c Strukturdaten 2007 der Stadt Köln
- ↑ Bundesagentur für Arbeit und Stadt Köln Amt für Stadtentwicklung und Statistik
- ↑ Auflistung der Kölner Moscheen auf www.moscheensuche.de, Zugriffsdatum 14. August 2008
- ↑ Stadt Köln, Die Bundestagswahl 2005, Zugriffsdatum 9. März 2009
- ↑ Flächennutzungsplan der Stadt Köln
Weblinks
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