- Vintage (Musikinstrumente)
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Im Musikinstrumentenbau wird der Begriff Vintage verwendet, um alte und oft besonders gut klingende Instrumente zu bezeichnen.
Vintage ist im Zusammenhang mit Musikinstrumenten der Nachkriegsära als Marketingbegriff zu verstehen, der auf der Bevorzugung bestimmter klanglicher Eigenschaften basiert, die den Vintage-Sound erzeugen. Diese Eigenschaften sind ungenau definiert, stehen aber in nachvollziehbarem Zusammenhang mit den klanglichen Produkten bestimmter Künstler aus dieser Ära. Folglich ist Vintage zwar ein markttechnischer Begriff, er bezieht sich aber auf rein geschmackliche Vorlieben und das kulturelle Schaffen einer bestimmten Periode.
Vintage bedeutet wörtlich Weinlese oder auch Jahrgang eines Weines, und Vintage-Instrumente sind wie erlesene Weine aus besonders guten Jahrgängen. Die Betonung liegt auf erlesen. Nicht jedes alte Instrument ist zwangsläufig ein Vintage-Instrument; weil es eben damals auch schon jede Menge Instrumente gab, die alles andere als erlesen waren. Vintage kann im Englischen aber u.a. auch altmodisch oder erstklassig bedeuten.
Bei Instrumenten, insbesondere E-Gitarren und E-Bässen, meint vintage besonders ausgesuchte alte Jahrgänge oder aber ältere, besonders erlesene Einzelinstrumente oder Baureihen. Oft wird im Zusammenhang mit Instrumenten jedes alte Instrument als "vintage" bezeichnet; dies ist aber ein falscher Gebrauch des Begriffes.
Als vintage gelten so gut wie alle Gibson Les Pauls aus den 50ern, da in dieser Zeit bei Gibson noch auf handwerklich höchstem Niveau gearbeitet wurde, und weil wertvolle Hölzer verwendet wurden, die heute (wegen Artenschutzabkommen) nicht mehr verfügbar sind oder aber preislich unbezahlbar wären. In den 70ern hatte bei Gibson unter dem Kostendruck die Qualität der Verarbeitung stark nachgelassen (short neck tenon usw.), zudem wurden wesentlich billigere Hölzer verbaut. Daher sind die wenigsten Gibsons der 70er als vintage zu bezeichnen. Sie sind zwar alt, aber eben nicht ausgesuchter Qualität.
Als vintage gelten auch so gut wie alle Fender-E-Gitarren und -Bässe aus der Zeit bevor CBS die Firma Fender kaufte und die Qualität der Instrumente in der Folge angeblich nachließ.
Vintage-Instrumente sind seit etlichen Jahren bei E-Gitarren eine Mode geworden. Dabei werden dann auch gerne mittelmäßige bis schlechte Instrumente, die 30 Jahre oder älter sind, fälschlicherweise als vintage bezeichnet und zu teilweise unsinnig hohen Preisen ge- und verkauft. Bevor die Vintage-Mode aufkam, konnte man teilweise alte und sehr hochwertige und hervorragend erhaltene E-Gitarren und -Bässe für Spottpreise erwerben, weil eben so gut wie niemand bereit war, für alte Instrumente höhere Preise zu zahlen.
Der Vorteil von sehr gut erhaltenen Vintage-Instrumenten ist zum Teil der, dass in vergangenen Jahrzehnten noch exklusive Tropenhölzer verbaut werden konnten, die heute unbezahlbar (oder schlicht illegal) wären. Ferner war der Instrumentenbau damals nicht so ein Massengeschäft wie heute, so dass die Tonhölzer länger trocknen konnten, bevor sie verbaut wurden. Langsam und lange getrocknete Hölzer sind einem guten Klang zuträglich. Zudem gewinnt laut Hörensagen ein Instrument an Klangqualität, wenn die Hölzer durch Spielen des Instrumentes "eingeschwungen" sind. Der Nachteil ist heute in erster Linie der für die meisten Musiker unerschwingliche Sammlerpreis von Vintage-Instrumenten.
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