- Vogelblume
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Ornithophilie nennt man die Anpassung von Blumen, den Vogelblumen, an die Bestäubung durch Vögel. Diese Form der Bestäubung kommt vorwiegend in den Tropen und Subtropen vor und tritt bei den meisten tierbestäubten Pflanzenfamilien der Tropen vor. Die zahlenmäßig größten Familien der Blumenvögel sind die Kolibris in der Neuen, sowie die Nektarvögel und Honigfresser in der Alten Welt.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Bei den Pflanzen äußert sich die Anpassung durch folgendes Fliegenblumen-Syndrom:
- Die Blumen sind oft große und robuste Blüten bzw. Blütenstände. Vorwiegend sind es Röhren-, Rachen-, Glocken-, Pinsel- und Fahnenblumen. Häufig bieten sie keine Landemöglichkeit, dann erfolgt die Bestäubung im Schwirr- oder Rüttelflug.
- Die Blütenfarbe ist meist rot, häufig mit Rot-Schwarz-Kontrast. Daneben gibt es blau, gelb oder grün, immer jedoch leuchtend.
- Der Duft ist schwach oder fehlt
- Der Nektar ist verschieden tief verborgen. Die Nektarproduktion ist hoch, findet überwiegend tagsüber statt, wobei der Zuckergehalt häufig gering ist.
Die Blumenvögel haben einen schmalen, langen, geraden oder gebogenen Schnabel. Die Zunge ist tief gespalten, rinnenförmig oder röhrig, ihr Ende ist häufig pinselförmig oder fransig. Die Nektaraufnahme und Bestäubung erfolgt im Flug oder sie brauchen eine Sitzgelegenheit auf Blütenteilen, Blättern oder Zweigen. Der Pollen wird meist am Kopf, seltener am Schnabel oder an den Füßen übertragen.
Amerika
In Amerika gibt es einige Vogelfamilien, die Blumenvögel sind:
- Die Kolibris (Trochilididae) kommen von Alaska bis Feuerland vor und bestäuben beispielsweise Fuchsien (Fuchsia), manche Kakteen (Schlumbergera), Rote Lobelie (Lobelia cardinalis), Trompetenblume (Campsis radicans). Sie nehmen den Nektar im Schwirrflug auf.
- Die Zuckervögel (Coerebidae) und manche Vertreter der Stärlinge (Icteridae) bestäuben Pflanzen in Mittel- und Südamerika.
Alte Welt
Die Nektarvögel (Nectariniidae) in Afrika, Südasien und Australien sowie die Honigfresser (Meliphagidae) in Australien in auf den Pazifikinseln sind die wichtigsten Blumenvögel der Alten Welt. Sie bestäuben in Afrika etwa die Paradiesvogelblume (Strelitzia reginae), rotblühende Aloe-Arten. Honigfresser bestäuben in Australien viele Proteaceen wie die artenreichen Gattungen Banksia und Grevillea, sowie die Myrtengewächse (Myrtaceae). Diese haben Pinsel- bzw. Bürstenblumen, die auch von Kletterbeuteltieren besucht werden. Callistemon und Melaleuca etwa haben Zylinderbürsten. Die Rasierpinselblumen von Eucalyptus werden von den Pinselzungenpapageien (Trichoglossidae) bestäubt. Die Brillenvögel (Zosteropidae) bestäuben vorwiegend Leptospermum und Akazien (Acacia). Die indomalaiischen und australischen Blumenpicker (Dicaeidae) bestäuben Bauhinia, die Panthervögelchen (Pardalotidae) Eukalypten und Akazien. Die auf Hawaii endemischen Kleidervögel (Drepanididae) sind eng an die ebenfalls endemischen Lobelien (Lobelia) gebunden.
In Europa und Nordafrika gibt es keine Blumenvögel. Auf den Kanarischen Inseln gibt es jedoch zwei Pflanzenarten mit Vogelblumensyndrom: Kanaren-Glockenblume (Canarina canariensis) und Isoplexis canariensis, allerdings keine ausgewiesenen Blumenvögel. Die beiden Arten gelten als Relikte des tertiären Lorbeerwaldes, die ursprünglichen Bestäuber dürften im Laufe der Eiszeiten ausgestorben sein. Diese ökologische Nische wurde bei der Kanaren-Glockenblume durch eine Unterart des Zilpzalp (Phylloscopus collybita canariensis) und eine Brillengrasmücke (Sylvia conspicillata orbitalis) ausgefüllt, bei I. canariensis von der Samtkopf-Grasmücke (Sylvia melanocephala leucogastre).
Belege
- Peter Leins: Blüte und Frucht. Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Phylogenie, Funktion, Ökologie. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2000, S. 219, 237-239. ISBN 3-510-65194-4
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