Vollschwingenfahrwerk

Vollschwingenfahrwerk
Langschwingen zur Vorderradaufhängung bei BMW-Motorrädern der 1960er Jahre

Das Vollschwingen-Fahrwerk ist ein Fahrwerk bei Motorrädern, das für die Vorderrad- und Hinterradfederung jeweils eine Schwinge verwendet.

Typisch für Schwingenfahrwerke sind beim Ein- und Ausfedern kleine, vernachlässigbare Änderungen des Radstands. Auch der Nachlauf ändert sich durch die Kreisbogen-Bewegungen der Radachsen, je kürzer die Vorderschwinge, umso stärker.

Schwingen sind selten einarmig (z. B. Riedels Imme, BMW R 80 RT am Hinterrad) und meist zweiarmig gestaltet (z. B. BMW R 27).

Zweiarmige (lange) Hinterradschwingen sind immer mit beiden Schwingarmen einteilig per Rohr vor dem Hinterrad in der Art eines "U" verbunden. Kurze Vorderradschwingen jedoch werden in aller Regel in Einzelteilen, d.h. zweiteilig als kurze Schwinghebel ausgeführt und nur durch Verschrauben der Vorderrad-Steckachse verbunden. Dies kann eine gewisse Schwächung mit sich bringen und teils die Gefahr einseitigen Einfederns und somit einen Schieflauf zwischen Vorder- und Hinterrad auslösen, d.h. dass infolge einseitiger Querbelastung das Vorderrad mit einem anderen Winkel zur Lotrechten steht als das Hinterrad, da eine Versteifung "hintenherum" um das Vorderrad mangels einteiliger Schwinge fehlt. Technisch ausgedrückt ist die Verdrehsteifigkeit um die Längsachse bei einer einteiligen Rohrschweißkonstruktion ("U") erheblich besser als bei zwei einzelnen kurzen Schwinghebeln ("I I"). Auch haben kurze Einzel-Schwinghebel oft den Nachteil eines ultrakurzen (und fast immer ungedämpften) Federweges, sodass schnell die Frage aufkommt, ob statt einer Kurzschwinge eine ungefederte Vorderradführung letztlich nicht besser sei. Besonders nachteilig sind kurze "gezogene" Schwinghebel wie bei der R42. Bei dieser Vorderradführung verstärkt sich noch das Eintauchen beim Bremsen, während bei geschobener Vorderradschwinge ein gewisser Ausgleich der dynamischen Radlastverlagerung durch das aufrichtende Bremsmoment entsteht - die Vordergabel einer NSU Quickly hebt sich beim Bremsen sogar an den kurzen Hebelchen.

Die Vorderradschwinge kann kurzarmig oder als Langschwingengabel ausgeführt sein. Vordere Langschwingen sind stets geschobene Schwingen (Bauart Earles). In der Kurzschwingenversion unterscheidet man noch gezogene Kurzschwingen (z. B. BMW R 42) und geschobene Kurzschwingen (z. B. NSU Quickly).

Bei Kardanantrieb des Hinterrades kann die Kardanwelle in einem als Rohr ausgebildeten Arm der Hinterradschwinge laufen.

Die Triebsatzschwinge, Standard-Bauart bei Motorrollern, vermeidet beim Federn eine Änderung der Kettenspannung.

Siehe auch


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