Tornax

Tornax
Tornax
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Markenzeichen von Tornax ab 1929
Rechtsform G.M.B.H.
Gründung 1925
Sitz Wuppertal

Tornax (Tornax Fahrzeug- und Apparatebau) war ein deutscher Motorrad- und Automobilhersteller mit Sitz in Wuppertal, Schwelmer Straße 100–108.

Gegründet wurde das Unternehmen Weihnachten 1925 von Ernst Wewer und Herrn Schmidtmann in Barmen-Langerfeld, die Geschäftstätigkeit wurde am 2. Januar 1926 aufgenommen. 1955 wurde die Produktion eingestellt, ohne jedoch, wie viele der Mitbewerber, in Konkurs zu gehen. Zu dieser Zeit des Wirtschaftswunders wechselten viele Personen vom Motorrad zum VW Käfer und anderen Automobilen, der Motorradmarkt brach ein.

Konstrukteur war von Beginn an Otto Karpe. Werksrennfahrer waren unter anderem Heinz Kürten, Anton Gosse und Karl Hobelmann.

Angaben zufolge ist der Markenname Tornax „eine eigenwillige, aber nicht schlecht gewählte Abwandlung von Tornado, dem gefürchteten Sturm- und Wirbelwind“.[1]

In den 1980er-Jahren (ca. ab 1982) wurden Leichtkrafträder und Mofas unter dem Namen Tornax angeboten (z. B. die Tornax TS 80 und RX 80 Leichtkrafträder), die jedoch abgesehen vom übernommenen Markennamen und Markenlogo nichts mit der ursprünglichen Marke gemeinsam hatte und war in Frankfurt ansässig. Die Modelle wurden aus Italien importiert, die vom eigentlichen Hersteller Moto BM gefertigt wurden. Noch heute werden aufgekaufte Restposten oder aus Einzelteilen zusammengebaute Fahrzeuge unter dem Markennamen Kosmos angeboten. Entgegen der anhängenden Modellbezeichnung 125 (und dem im Gegensatz zu den anderen Fahrzeugen nicht veröffentlichten Hubraum) verfügen diese nicht über einen Motor mit 125 cm³, sondern über den 80 cm²-Motor.[2]

Inhaltsverzeichnis

Motorräder

Das erste im April 1926 fertig gestellte Modell I/26 besaß einen 600-cm³-JAP-SV-Motor mit 15 PS.

1927 folgten die Modelle I/27 mit 14-PS-550-cm³-JAP-SV-Roadster-Motor, sowie II/27 mit 15-PS-600-cm³-JAP-SV-Motor (eigentlich die unveränderte I/26). Beide wurden ebenfalls 1928 unter den Bezeichnungen I/28 und II/28 hergestellt, wobei die II/28 zuletzt 18 PS entwickelte. Hinzu kam das Modell III/28 mit einem 22 PS starken 500-cm³-JAP-OHV-Motor.

Mit den ersten Tornax wurden bereits Rennen bestritten und es blieben schon 1926 die sportlichen Erfolge nicht aus. "Durch den Sieg in der sich über drei Tage erstreckenden harten Zuverlässigkeitsfahrt rund um Rheinland und Westfalen wurde die Qualität und Zuverlässigkeit der Tornaxräder unter Beweis gestellt. Es waren die ersten drei Räder, welche die Montierböcke im Werk überhaupt verließen." Die Mannschaft wurde von Ernst Wewer geführt, der auch den ersten Preis in der Klasse bis 750 cm³ und die beste Wertung aller Fahrzeuge bekam. Viele Siege in Rennen und Zuverlässigkeitsfahrten folgten.

Im Jahre 1926 wurden die Tornaxräder auf der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung in Berlin zum ersten Mal der großen Öffentlichkeit vorgeführt. Der Erfolg waren weiter steigende Absatzzahlen. Tornax war einer von über 500 Herstellern, die es in den 1920er Jahren im deutschen Reich gab. Nach der Inflation wurden reichlich Motorräder hergestellt und auch verkauft, viele Hinterhofschrauber versuchten ihr Glück, sämtliche benötigten Teile wurden bei den zahlreichen Lieferanten einfach zugekauft. Jedoch begann Wewer direkt mit großen und teuren Motorrädern. Er verwendete direkt von Anfang an 600-cm³-JAP-Motoren aus London, diese genossen einen hervorragenden Ruf und waren sehr leistungsstark.

Viele Teile wurden wie seinerzeit üblich zugekauft: Die Gabel kam von den Tiger-Werken in Köln, die Tanks von Spillner in Köln, die hervorragenden 200mm Bremsen wurden von Pränafa in Solingen bezogen, die ersten Getriebe kamen von Burman, ab 1927 wurden die aber von der Firma Hermes-Getriebebau in Wuppertal geliefert. Lacke kamen von der Lackfabrik Windhövel und Höfer, ebenfalls aus Wuppertal.

Schon früh wurden die für die Werbung so nützlichen Rennveranstaltungen besucht. Viele Siege wurden eingefahren, so z. B. das Eröffnungsrennen des Nürburgrings 1927 in der 750er-Solo-Klasse. Hier kam ein 750er JAP-V-Motor zum Einsatz.

Tornax genoss einen hervorragenden Ruf. Wewer verstand es sehr gut den Motorenhersteller JAP zu Sonderlieferungen zu bewegen. Sämtliche 600er Motoren hatten mehr Leistung als die gleichen Produkte, mit der die Konkurrenz beliefert wurde. Der 600-cm³-OHV-Motor wurde sogar exclusiv nur an Tornax geliefert. 1929 zog Tornax dann um in die großen Werkshallen in die Schwelmer Str. 100-108 in Wuppertal-Langerfeld. Vom Erfolgsmodell II-29 wurden 1929 über 4.000 Maschinen gebaut.

Die neue Firmenanschrift lautete nun: Tornax-Werk Ernst Wewer, Wuppertal-Langerfeld, Schwelmer Str. 100/108

Es wurde nie billig, sondern gut (und somit auch teuer) gebaut. 1931 kam der 72 PS starke 1000er JAP-Motor zur Verwendung, Tornax garantierte 190 km/h. Das war die schnellste Serienmaschine der Welt, bis zum Krieg.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde der Import ausländischer Produkte verboten, Tornax war nun auf inländische Produkte angewiesen. Zum Einbau kamen ab 1934 nun Columbus-Motoren, die Horex hergestellt wurden. Krönung der Columbus-Motorenpalette war 1935 der 800er Tornado-Motor, ein Paralleltwin mit 800c cm³ und obenliegender, kettengetriebener Nockenwelle.

1935 wagte sich Tornax dann auch an die Auto-Produktion. Das Fahrwerk wurde in Wuppertal-Langerfeld gebaut, als Motor kam ein getunter DKW-Motor zum Einsatz. Die nackten Chassis wurden dann auf der Straße zum Karrosseriewerk Hebmüller, in Wuppertal-Barmen, gefahren und eingekleidet. 158 Tornax-Rex entstanden so.

1936 kamen dann die ersten Zweitakter ins Programm (K 12, K 125, K 20, K 25), es wurden ILO-Motoren verwendet. 1941, Tornax durfte wegen der Rüstungsproduktion keine Motorräder mehr bauen, entstanden noch einmal 60 125er die überwiegend nach Österreich geliefert wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ab 1948 überwiegend nur noch Zweitakter mit Motoren der ILO-Motorenwerke aus Pinneberg. Darunter Maschinen mit Einzylinder-Zweitaktmotoren mit 118 cm³, 125 cm³, 175 cm³ und 200 cm³ Hubraum. Höhepunkt dieser Entwicklung war die „Schwarze Josefine”, eine 250-cm³-Zweizylinder Zweitaktmaschine mit 15 PS und Vollschwingenfahrwerk. Den Spitznamen erhielt das Motorrad vom damaligen Chefredakteur der Zeitschrift „Das Motorrad“, Carl Hertweck und war eine Anspielung auf Josephine Baker. Grund: Das Motorrad war üblicherweise schwarz lackiert, besaß ein geschwungenes üppiges Blechkleid und das Fahrwerk mit seinen großen Federwegen erinnerten an die federnden Hüftschwünge der schwarzen Tänzerin. Allerdings gab es die Tornax S 250 nicht nur in schwarzer, sondern auch in grüner Metallic-Lackierung. Die Konstruktion setzte mit ihren Vollnabenbremsen, riesiger Doppelsitzbank und 16-Zoll-Rädern, die in Verbindung mit dem Schwingenfahrwerk für eine komfortable Straßenlage sorgten, Maßstäbe im deutschen Motorradbau. 1953/1954 wurde in das gleiche Fahrwerk noch ein 250 cm³ Viertakt-Einzylindermotor mit 15 PS der Firma Opti eingebaut (eine Konstruktion von Richard Küchen, der aber technisch noch nicht ausgereift war. Von diesem Modell wurden bis zum Konkurs von Tornax nur noch wenige Modelle gefertigt.

Moped

Ab 1953 entstand das Moped F P 50/II „Tornax Toxy“, mit einem 1,5 PS starken 49-cm³-ILO-Motor.

Tornax Rex Sportwagen von 1935

Automobile

1934 begann die Firma mit der Herstellung eines kleinen Sportwagens namens Tornax Rex. Der im Jahr 1933 selbstentworfene Wagen mit Zentralrohrrahmen und von Hebmüller eingekleideten Roadsterkarosserie hatte den durch polierte Kanäle leicht frisierten 2-Zylinder-Zweitaktmotor CM700 (700 cm³) vom DKW F4, allerdings mit geänderter Getriebeübersetzung. Als DKW 1936 einen eigenen Sportwagen (DKW Front Luxus Sport) herausbrachte, wurde der Rex wegen Abbruch der Motorenlieferung seitens des DKW-Werkes nach etwa 150 vertraglich zugesicherten Aggregaten eingestellt.[3]

Seitdem lieferte Tornax nur mehr Zweiräder.

Produktion

Im März 1945 wurden große Teile des Werkes durch Bombardierung zerstört, nicht zuletzt wegen der seit 1942 laufenden Fertigung sogenannter „Abwurftrommeln“ für den Rommel-Feldzug in Afrika.[4]

Im Jahr 1945 wurde die Produktion mit 60 aus dem Krieg zurückgekehrten ehemaligen Mitarbeitern wieder aufgenommen, allerdings stellte man zunächst einfache blecherne Handkarren zum Wiederaufbau sowie Waffeleisen her.

Später im Jahr 1945 erteilte die Britische Rheinarmee unter Alan Bruce die Genehmigung zur Reparatur armeeeigener Kräder, die dann auch auf eigene Tornax-Kräder ausgedehnt wurde. Hinzu kam die Produktion eines einfachen Kastenseitenwagens für Motorräder, um die Handwerker des Wiederaufbaus mobil zu halten.

1948, nachdem die ILO-Werke in Pinneberg wieder Einbaumotoren lieferten, startete dann erneut die eigentliche Motorradproduktion mit dem Vorkriegsmodell K 125.

1955 stellte die Firma ihre Fertigung ein.[5]

Das Ehepaar Wewer und einige Mitarbeiter übernahmen aber weiterhin die Reparatur und Ersatzteilversorgung der bis dahin produzierten Kräder.

Hinzu kamen eine BMW-Motorrad und Isetta Vertretung, sowie der Vertrieb von Rasenmähern.[6]

Literatur

  • Tornax-Firmengeschichte & Modellchronik in dem MOTORRAD Publikationen: Teil 1 (Ausgabe 1992/1, Seite 32), Teil 2 (Ausgabe 1992/2, Seite 36), Teil 3 (Ausgabe 1992/3, Seite 38), Teil 4 (Ausgabe 1992/4, Seite 38)[7]
Tornax der 1980er-Jahre
  • Tornax-Motorräder, wieder da (Bericht in der Zeitschrift MOTORRAD, Ausgabe 1981/21, S.54)
  • Tornax RX 80: Testbericht in der Zeitschrift MOTORRAD, Ausgabe 1982/12, Seite 32[8]
  • Tornax TS 80: Testbericht in der Zeitschrift MOTORRAD, Ausgabe 1982/07, Seite 46[9]

Weblinks

 Commons: Tornax motorcycles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Tornax bis Mitte der 1950er-Jahre

Fotos und Prospekte

Tornax der 1980er-Jahre

Fotos und Prospekte

Einzelnachweise

  1. [1], ggf. aus „Motor Rundschau 7, 10./April 1951“.
  2. Foto Kosmos 125 TS
  3. Originalprospekt / Gespräch mit Erna Wewer, der Gattin von Ernst Wewer.
  4. Gespräch mit Erna Wewer im Sommer 1995.
  5. Nachträglich ergänzend als Nachweis: „Hoffmann ging 1954 kaputt, Tornax 1955, Adler und Triumph 1957, Ardie und Express 1958, Horex ...“ in der Zeitschrift MOTORRAD, Artikel „100 JAHRE – 100 NAMEN, AMEN“.
  6. Gespräch mit Erna Wewer im Sommer 1995.
  7. Inhaltsverzeichnis mcl_1992.
  8. Inhaltsverzeichnis Jahr 1982, Zeitschrift MOTORRAD.
  9. Foto des Testberichts.

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