- Von Gersdorff
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Die Familie der Herren, Freiherren und Grafen von Gersdorff ist ein großes, altes Adelsgeschlecht mit gleichnamigem Stammhaus bei Reichenbach in der Oberlausitz, das 1241 zuerst urkundlich erwähnt wird. Die ununterbrochene Stammfolge beginnt mit dem erstmals 1301 urkundlich erwähnten Dominus Christianus advocatus provinciae Gorlicensis dictus de Gerhardisdorf, Landvoigt der Oberlausitz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit waren die Gersdorffs vor allem in der Oberlausitz und Sachsen ansässig. Aber auch in der Niederlausitz, in Schlesien und in Böhmen gehörten Gersdorffs zu den Landständen. Angehörige der Familie bekleideten seit dem 14. Jahrhundert in den genannten Ländern ständische Ämter, oder sie waren in Diensten verschiedener Fürsten, insbesondere der Kurfürsten von Sachsen und der böhmischen Könige, tätig.
Wappen
Der Schild des Stammwappens ist geteilt in oben Rot und unten Schwarz und Silber gespalten. Auf dem Helm mit rechts schwarz-silbernen und links rot-silbernen Decken sitzt ein silbern und schwarz gestulpter roter Turnierhut, der mit 6 Hahnenfedern (3 silber, 3 schwarz) bestückt ist.
Bekannte Gersdorffs
- Hans von Gersdorff (ca. 1455–1529), Wundarzt (Die Herkunft ist fraglich, laut Archivforschungen Wickersheimers eher unwahrscheinlich)
- Nikol von Gersdorff (1629–1702), Oberkämmerer, Geheimer Ratsdirektor, Diplomat und Landvoigt der Oberlausitz, sowie seine dritte Ehefrau Henriette Catharine von Gersdorff (1648–1726), Wohltäterin, Dichterin und Rittergutsbesitzerin.
- Hans von Gersdorff (1630–1692), Herr auf Weicha bei Bautzen, war ein bedeutender Privatgelehrter. Die Stadt Bautzen widmete ihm 2002 die Ausstellung „Stiftung und Vermächtnis - die Sammlung des Hans von Gersdorff zu Weicha und die Stadt Bautzen um 1700“ (Kupferstiche, Handzeichnungen, sternkundliche Geräte, Globen und Bücher). 1681 errichtete er die Gersdorffsche Stiftungsbibliothek, die wegen ihrer Handschriften berühmt ist (z.B.: Bohemica, Abhandlungen von Jan Hus, Traktat des Augustinus (vor 1200)).
- Friedrich Caspar von Gersdorff († 1751), Sächsischer Geheimrat, seit 1731 Oberamtshauptmann der Oberlausitz, als Freund Nikolaus Ludwig von Zinzendorfs auch missionarisch bei den Wenden tätig.
- Adolf Traugott von Gersdorff (1744-1807), Gelehrter, Mineraliensammler, Sozialreformer, Mitbegründer der Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, seit 1756 Herr auf Meffersdorf und Schwerta.
- Karl Friedrich Wilhelm von Gersdorff (1765−1829), sächsischer General und Militärschriftsteller.
- Ritter Johann Rudolf von Gersdorff (1781–1849) war ein Bergbaufachmann und Unternehmer. Nach ihm wurde aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen das Mineral Arsennickelglanz „Gersdorffit“ genannt.
- Freiherr Ernst Christian August von Gersdorff (1781–1852), Sachsen-weimarischer Staatsminister (1819–1848), vertrat Sachsen-Weimar-Eisenach auf dem Wiener Kongress, wo er entscheidende Gebietsvergrößerungen und die Würde eines Großherzogs für den Landesherren aushandelte. Die unter seiner Federführung entstandene Verfassung, die auch die Pressefreiheit gewährleistete, musste auf Druck der preußischen und österreichischen Regierungen wegen der von ihnen initiierten Karlsbader Beschlüsse zurückgenommen werden.
- Carl Ernst Rudolf von Gersdorff (1803–1876) war Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung.
- Hermann Konstantin von Gersdorff (1809–1870), bei Sedan tödlich verwundeter preußischer Divisionskommandeur.
- Freiherr Dr. Carl von Gersdorff (1844–1904) war ein lebenslanger Freund Friedrich Nietzsches. Umfangreicher Briefwechsel.
- Wolf von Gersdorff (1867–1949), Regierungspräsident in Merseburg (1910–1922), Königlicher Kammerherr, Ehrenbürger von Wittenberg, Vorsitzender des Kuratoriums der Luthergesellschaft in Wittenberg, ebenso der Berliner Provinzialsynode in Berlin und Vorsitzender des Kuratoriums der Lutherhalle (1910–1945), Ehrendoktor der Universität Halle Wittenberg.
- Rudolf-Christoph Freiherr von Gersdorff (1905–1980), Generalmajor, plante 1943 beim Besuch einer Ausstellung im Berliner Zeughaus, sich mit Hitler gemeinsam in die Luft zu sprengen; das Attentat scheiterte, da Hitler die Ausstellung vorzeitig verließ.
Literatur
- Kirsten Nagel: Die Sammlung Gersdorff. Reisen, Bücher, Globen und Kupferstiche. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2006, ISBN 9783830023555
- Genealogisches Handbuch des Adels, Band 67, 1978, Adelslexikon
- Stadtmuseum Bautzen: Zwischen den Zeiten. Band 1: Stiftung und Vermächtnis - Die Sammlung des Hans von Gersdorff zu Weicha und die Stadt Bautzen im 17. Jahrhundert. Dresden: Michel Sandstein Verlag, 2002. ISBN 3-930382-69-5
Weblinks
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