- Vorarlberger Illwerke AG
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Vorarlberger Illwerke AG Unternehmensform Aktiengesellschaft Gründung 1924 Unternehmenssitz Bregenz, Österreich Unternehmensleitung Dr. Ludwig Summer (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiter 558 (2006)[1] Umsatz 142 Mio. EUR (2006)[1] Bilanzsumme 1.163 Mio. EUR (2006)[1] Branche Energieversorgung Website Die Vorarlberger Illwerke AG ist ein österreichisches Energieunternehmen mit Sitz in Bregenz. Mehrheitseigentümer ist mit einem Aktienanteil von 95,5 % das Land Vorarlberg.
Die Illwerke unterhalten im Montafon zehn Wasserkraftwerke, mit denen Spitzenlast-Energie für den nationalen und internationalen Strommarkt erzeugt wird. Wasser der Silvretta und umliegender Gebiete wird in einem weit verzweigten System aus Stollen, Rohren, Kanälen und Stauseen zu mehreren Speicherkraftwerken geleitet. Der dort erzeugte Strom wird in das europäische Stromverbundsystem eingespeist und großteils an die Energie Baden-Württemberg AG verkauft.
Die sichtbarsten Komponenten des Wasserkraftsystems bilden die vier großen Stauseen: Um 1930 begannen die Illwerke den Bau des Vermuntstausees, später folgten noch der Silvrettastausee auf der Bielerhöhe (Fertigstellung 1951), der Lünersee (1959) und der Kopssee (1969).
Inhaltsverzeichnis
Standorte
Vorarlberger Illwerke AG
Staustufen und Kraftwerke im Montafon
Schematische DarstellungIll-Ursprung Piz Buin 3.312 m ü. A. Silvretta-Stausee 2.030 m ü. A. Abfluss zur Ill Kraftwerk Obervermunt 1.743 m ü. A. Bachüberleitung aus Tirol Zuflüsse Stausee Kops 1.809 m ü. A. Überleitung nach Vermunt Vermuntsee 1.743 m ü. A. Kopswerk II und I 1.025 m ü. A. Vermuntwerk 1.025 m ü. A. Ausgleichsbecken Partenen 1.025 m ü. A. Rifa-Werk 1.005 m ü. A. Lünersee 1.970 m ü. A. Ausgleichsbecken Rifa 1.005 m ü. A. Zuflüsse Pumpwasserkanal Lünerseewerk Lünerseewerk 992 m ü. A. Latschauwerk 985 m ü. A. Staubecken Latschau 992 m ü. A. Kraftwerk Rodund I und II 645 m ü. A. Zufluss von Ill Rodundbecken I bis III 645 m ü. A. Abfluss zur Ill Zufluss Meng Walgauwerk 492 m ü. A. Abfluss zur Ill Bisher wurden verschieden Kraftwerke sowie kleinere Zwischenwerke erstellt:
- Vermuntwerk (1926 Baubeginn, 1930 Inbetriebnahme)
- Obervermuntwerk (1938 Baubeginn, 1943 provisorische Inbetriebnahme)
Die Energiereserven (Wasserkraft) Österreichs waren für das Dritte Reich von großer Bedeutung. Die Machthaber trieben den Ausbau der Kraftwerke ab 1938, nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland, auch in Vorarlberg voran. Die Großbaustellen in der Silvretta beanspruchten eine beträchtliche Zahl an Arbeitern, so dass deutsche und heimische Baufirmen zusätzlich Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter auf den Baustellen beschäftigten. - Silvrettastausee (1938 Baubeginn, 1943 erster Teilstau)
- Rodundwerk I mit Zwischenstufe Latschau (1938 Baubeginn, 1943–1952 stufenweise Inbetriebnahme)
- Latschauwerk (1938 Baubeginn, 1950 Inbetriebnahme)
- Lünerseewerk (1954 Baubeginn, 1958 Inbetriebnahme)
- Unterstufe der Lutz (1959 Inbetriebnahme)
- Oberstufe der Lutz (1967 Inbetriebnahme)
- Kopswerk I mit Rifawerk (1961 Baubeginn, 1969 Inbetriebnahme)
- Rodundwerk II (1976 Inbetriebnahme)
- Walgauwerk (1980 Baubeginn, 1985 Inbetriebnahme)
- Kopswerk II (2004 Baubeginn, 2008 geplante Inbetriebnahme)
Geschichte
Gründung 1924
Bereits 1895 wurde in Schruns das erste Elektrizitätswerk im Montafon in Betrieb genommen und 1901 wurde auch an der Ill in Lorüns Strom erzeugt.
Die Firma Getzner baute 1896/97 ein Elektrizitätswerk an der Meng für den Spinnereibetrieb in Nenzing. 1917/18 wurden angesichts des zu erwartenden Kriegsendes alternative Energiequellen zur Kohle gesucht und mit ersten Projektüberlegungen die Ausbaufähigkeit der Ill geprüft [2].
Mit der Unterzeichnung des Vertrages erfolgte am 5. November 1924 die Gründung der Vorarlberger Illwerke Ges.m.b.H. und 1926 begannen die Erschließungs- und Bauarbeiten.
1926: „Landesvertrag 1926“ unterzeichnet von der Großkraftwerk Württemberg AG (GROWAG), dem Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW), dem Land Vorarlberg (VKW) und den Illwerken (VIW).
Am 20. Dezember 1927 wurde die Geschäftsform in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und es entstand die Vorarlberger Illwerke Aktiengesellschaft. Die Aufgabenstellung war der Ausbau der Wasserkraft im Einzugsbereich der Ill.
Aktionäre waren: GROWAG, OEW, das Land Württemberg, die Württembergische Sammelschienen AG (WÜSAG) und das Land Vorarlberg.Nach der Inbetriebnahme des Vermuntstausees und dem erzwungenen Anschluss förderte das Deutsche Reich den weiteren Ausbau: Aufgrund der Kriegswichtigkeit der Illwerke als Erzeuger von Spitzenstrom bei Engpässen in einem vor Bombenangriffen relativ sicheren Gebiet wurden große Summen in neue Anlagen investiert. Während der NS-Zeit konnten die Illwerke die Stromerzeugung um 243 % steigern, was hauptsächlich auf den Bau der 1943 provisorisch in Betrieb genommenen Werke Rodundwerk I, Obervermuntwerk und Silvrettastausee (Teilstau) und dem Ausbau bestehender Anlagen zurückzuführen ist[3]. Das Latschauwerk war bis Kriegsende nicht fertiggestellt. Die Arbeiten wurden größtenteils von Zwangsarbeitern ausgeführt. So waren auf den Illwerkebaustellen im Oktober 1940 bereits 1410 „freie deutsche Angestellte und Arbeiter“, 172 Wachmannschaften, 1728 „Fremdarbeiter“ und 1590 Kriegsgefangene unter unmenschlichen Bedingungen beschäftigt.[4]
1945 wurde vom Gauleiter von Tirol und Reichsverteidigungskommissar Franz Hofer angeordnet, die Anlagen der Illwerke in Partenen und auf Vermunt gegen die vorrückenden Franzosen zu verteidigen oder gleich zu zerstören. Der Widerstandsgruppe von Partenen unter der Leitung des Illwerke-Ingenieurs Romed Boss gelang es in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, die Soldaten zu entwaffnen und zu verhaften. Die Sprengkapseln wurden dabei unschädlich gemacht und die Munition der Fliegerabwehr im Vermuntstausee versenkt.[5]
Im Bezirk Bludenz (Lager Rungelin und Bings) befanden sich im Juni 1946 noch 182 politische Häftlinge. Auch beim Kraftwerk Rodund waren 80 ehemalige Nationalsozialisten unfreiwillig beschäftigt.[6]
Im Jahr 1947 gingen durch das 2. Verstaatlichungsgesetz 90 % des damaligen deutschen Aktienbesitzes an die Republik Österreich und das Land Vorarlberg.
Nach 1950
In den Jahren 1949 bis 1952 wurden zahlreiche Werkswohnungen in Gantschier und später auf Latschau erbaut.
Der „Illwerke-Vertrag 1952“ wurde durch die veränderten politischen Verhältnisse nach dem Krieg erforderlich. Es erfolgte eine Neuregelung der vertraglichen Beziehungen zu den deutschen Stromabnehmern [7].
Der Bau des Lünerseewerks konnte erst nach der Gewährung eines Kredits der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Wirtschaftsförderung in Washington (Weltbank) in den Jahren 1954/55 begonnen werden.
Mit der Änderung des zweiten Verstaatlichungsgesetzes im Jahr 1987 gab es für die Illwerke mehrere Sonderregelungen.
Die RWE schied 1988 als Vertragspartner aus, sodass die Österreichische Elektrizitätswirtschafts-AG (Verbundgesellschaft) sowie die Länder Vorarlberg und Tirol die Rechte und Pflichten übernahmen. Am 8. November 2000 übernahmen die Illwerke vom Land Vorarlberg deren Aktienanteile an den Vorarlberger Kraftwerken und wurde damit neuer Hauptaktionär.
Im Jahr 2001 schlossen sich im Zuge der Liberalisierung des Elektrizitätsmarktes die Vorarlberger Illwerke AG als größter Stromerzeuger des Landes und die Vorarlberger Kraftwerke AG (VKW) zur Illwerke/VKW-Gruppe zusammen. Ihren Hauptsitz hat die Gesellschaft in Bregenz, kleinere Ableger finden sich in fast allen Städten Vorarlbergs. Die Illwerke sind mit über 96 % der Aktienanteile an der VKW AG beteiligt.
Die Illwerke unterstützten als Aktionäre auch den Bau der Ski- und Sessellifte in Schruns, Gaschurn und Partenen und setzten durch die Öffnung der Schrägaufzüge Trominier und Golm wichtige Impulse für den Fremdenverkehr.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Geschäftsjahr 2006 der Illwerke AG
- ↑ Montafoner Heimatbuch, Herausgeber: Stand Montafon (1974)
- ↑ Vorarlberger Illwerke AG, Herausgeber: Vorarlberger Illwerke Aktiengesellschaft 1989, Druck: Sedlmayr KG Dornbirn, (Firmabuch mit 103 Seiten in A4)
- ↑ Um ihre JUGEND betrogen, Margarethe Ruff, Herausgeber: Vorarlberger-Autoren-Gesellschaft Bregenz 1996, Druck: J.N. Teutsch Bregenz, ISBN 3-900754-19-5
- ↑ Montafoner Heimatmuseum Schruns; Sonderausstellung Montafon 1945-1955
- ↑ Montafon 1945-1955 - Ein Tal im Aufbruch
- ↑ RWE und EVS waren berechtigt und verpflichteten sich, je ein Drittel der erzeugten Energie abzunehmen. Tirol und Vorarlberg (Länderdrittel) waren berechtigt, aber nicht dazu verpflichtet.
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