Voreilzünder

Voreilzünder

Ein Zünder dient zum Auslösen (Zünden) einer Sprengstoffexplosion (Detonation).

Allgemeines

Moderne Sprengstoffe können normalerweise nicht einfach mittels Hitzeeinwirkung gezündet, d. h. zur Detonation gebracht werden, da eine zuverlässige Detonationsauslösung nur bei Einwirkung einer Schockwelle eintritt. Bei Hitzeeinwirkung tritt gewöhnlich normale Verbrennung des Sprengstoffs ein; dies stellt ein wesentliches Sicherheitsmerkmal dar.

Eine zuverlässige Zündung moderner Sprengstoffe kann daher nur durch Verwendung eines Initialzünders gewährleistet werden. Da Zünder wesentlich empfindlicher gegen äußere Einwirkungen sind, werden Zünder häufig getrennt vom eigentlichen Wirkmittel gelagert und transportiert, und erst unmittelbar vor Einsatz in die Sprengladung eingesetzt.

Die eigentliche Zündung kann dabei mehrstufig erfolgen, so kann auf elektrische Weise eine Vorladung gezündet werden, die eine Verstärkerladung zündet, die wiederum erst die eigentliche Wirkladung zündet. Dabei kann die Verstärkerladung auch so angeordnet werden, dass die Wirkladung an mehreren Stellen gezündet wird. Gleiches wird aber auch durch die Verwendung mehrerer Zündkapseln erreicht.

Militärisch

Durch die unterschiedlichen Anforderungen wurden die verschiedensten Zünder entwickelt. So verfügt die Artillerie bspw. über:

  • Aufschlagzünder, ggfs. mit Verzögerung
  • Zeitzünder, der nach einer bestimmten Laufzeit (Zeitfenster) zündet.
  • Abstandszünder, der bei erreichen einer vorbestimmten Distanz zum Ziel zündet (Im Prinzip ein Zeitzünder mit errechneter Flugzeit).
  • Zerlegezünder, der nach einer bestimmten (maximal zulässigen) Zeit zündet (Nur bei FlA-Waffen) um "friendly-fire" zu verhindern.
  • Reißzünder, der nach Reißen einer Leine o.ä. zündet (z.B. bei Seenotsignalmitteln).

Bei Zündern gegen Flugziele, bei denen ein Direkt-Treffer eher selten ist, kann auch der Doppler-Effekt eines elektromagnetischen (Radar-)Signals zur Bestimmung der Vorbeiflug-Situation ausgenützt werden. Dies setzt jedoch eine gewisse Größe des Flugkörpers voraus. Kleinere Flugkörper verwenden unter anderem Laserentfernungsmesssysteme, also "kleine Lichtschranken" (z. B.: Mistral), oder einfach ein passives Infrarotsignal (Stinger). Das ermöglicht einen Vergleich mit dem programmierten Ziel und verhindert, dass die Detonation durch Vögel ausgelöst wird. Zusätzlich kann eine Mindestflugzeit aufgrund der Differenzgeschwindigkeit vor dem Abschuss errechnet werden. Nach einer Maximalflugzeit (lt. Hersteller) zerlegen sich Flugabwehrgeschosse jeder Art meist selbst. Kurz: Flugabwehrsysteme zünden bei direkten Treffern, bei Vorbeiflugsituationen mit geringer Entfernung, wenn es sich um Raketen handelt, oder nach einer maximal zulässigen Flugzeit.

Alle modernen Zünder von Artilleriegranaten und Raketen haben eine eingebaute Vorrohrsicherheit, die den Zünder erst in einem bestimmten Abstand vom Geschütz bzw. Startrohr scharf macht, dies wird meist durch Ausnutzen des Dralls und der Längsbeschleunigung erreicht (zwei Kriterien). Die Ansprüche an die Schocksicherheit von Zündern sind sehr hoch, da beim Abschuss einer Granate Beschleunigungen von über 10.000 g auftreten können.

In Minen oder Bomben werden wieder andere Zünder verwendet. Diese beruhen bspw. auf folgenden Funktionsprinzipien:

Bei chemischen Zündern sind reaktionsfähige Substanzen in verschiedenen Ampullen eingeschlossen. Nach Zerbrechen der Ampulle durch Schlag oder Druck vereinigen sich die Inhalte unter Wärmeabgabe und leiten so die Explosion ein. Diese sogenannten Säurezünder werden z. B. bei Geschossen und Minen verwendet.

Sprengladungen werden meist über Sprengkapseln gezündet. Die Zündkapsel wird dabei entweder elektrisch oder thermisch mittels einer Zündschnur gezündet.

Das Zünden von Treibladungen oder Brennstoffen wird durch einen Anzünder bewirkt. Bei Patronenmunition wird die Treibladung meist durch ein Zündhütchen gezündet. Lediglich bei Flintenmunition wird das Zündhütchen auch als Zünder bezeichnet.

Zivil

Im Zivilbereich wird nur mehr gesprengt, wenn andere Methoden nicht möglich oder zu teuer sind. Fälle hierfür können sein:

  • Abrisssprengung, wenn ein Rückbau oder konventioneller Abriss nicht möglich sind.
  • Tagebau oder Bergwerk untertage.
  • Tunnelbau bei harten Gesteinsschichten.
  • Lawinensprengung in gefährdeten Zonen.

Verwendet werden ausschließlich plastische und pulverförmige Sprengstoffe. Flüssigsprengmittel würden im porösen Gestein versickern ("Unterladen"). Die Detonation wäre somit weder kontrollierbar noch berechenbar und aus diesem Grund äußerst gefährlich. Da Sprengabläufe durchgeplant werden, z.B. in Bezug auf den Zündverzug der einzelnen Ladungen, werden fast immer elektrische Verzögerungselemente und elektrische Zünder (Polex oder Fidus) verwendet.

Die Lawinensprengungen umfassen im eigentlichen ein eigenes Kapitel. Die dort verwendeten Zünder mit Funkauslösern können aus sicherer Entfernung, z.B. vom Hubschraubern aus, gezündet werden.


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