- Vorkommnis
-
Die Unterscheidung zwischen Vorkommnis und Typ (auf Englisch Token und Type) wird in der Ontologie vorgenommen, um zwischen einem einzelnen Vorkommnis und dem allgemeinen Vorkommnistyp zu unterscheiden. Ein Beispiel: Auf die Frage, wie viele verschiedene Ziffern sich in der Reihe 2200999 befinden, gibt es zwei korrekte Antworten. Zählt man die Token (die Vorkommnisse), so befinden sich sieben verschiedene Ziffern in der Reihe. Zählt man hingegen die Typen, so sind es nur drei.
Die Unterscheidung zwischen Token und Typen kann in verschiedenen Bereichen der Philosophie eine Rolle spielen, wird aber v. a. in der Philosophie des Geistes genutzt. Die Frage, was ein mentaler Zustand sei, kann zum einen als Frage nach dem Zustandstoken, aber auch als Frage nach dem Zustandstypen verstanden werden. Während etwa die klassische Identitätstheorie Typen von mentalen Zuständen mit Typen von neuronalen Zuständen identifiziert, behauptet der anomale Monismus Donald Davidsons nur eine Identität der entsprechenden Token.
In der strukturalen Linguistik dienen die Begriffe zur Unterscheidung zwischen konkreten sprachlichen Äußerungen (Token) und abstrakten Einheiten der Metaebene (Types), die sie repräsentieren. So enthält der Satz „Ein Affe bleibt ein Affe, auch in Seide gekleidet“ zwei Token Affe, aber nur ein Type. Das Begriffspaar dient also auf Wortebene zur Unterscheidung zwischen etischer und emischer Perspektive, bzw. zwischen langue und parole. Auf Ebene der Laute spricht man dagegen von Phonen vs. Phonemen, in der Morphologie von Morphen vs. Morphemen, usw. Mitunter wird das Begriffspaar fälschlich auch gleichbedeutend zum Paar Lexem - Wortform gebraucht.
Das Begriffspaar wurde von Charles S. Peirce 1906 eingeführt:
„Ein allgemeines Verfahren zur Abschätzung des Umfangs eines Textes oder eines gedruckten Buches ist das Zählen der Wörter. Es mag etwa zwanzig ‚the’ auf einer Seite geben und natürlich werden sie als zwanzig Wörter gezählt. In einem anderen Sinn des Wortes ‚Wort’ gibt es aber nur ein Wort ‚the’ in der englischen Sprache; und es ist unmöglich, dass diese Art Wort sich sichtbar auf einer Seite befindet oder gehört werden kann, da es kein einzelnes Ding oder Ereignis ist. Es existiert nicht, sondern bestimmt nur Dinge, die existieren. Eine solche definiert kennzeichnende Form möchte ich ‚Type’ nennen. Für einzelne Ereignisse, die einmalig geschehen und deren Identität auf das eine Geschehen begrenzt ist, oder ein einzelnes Objekt oder Ding an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit, solch ein Ereignis oder Ding, das nur dort, wo und wann es erscheint, signifikant ist, so wie dieses oder jenes Wort in einer einzelnen Zeile einer einzelnen Seite eines einzelnen Exemplars eines Buches, möchte ich die Bezeichnung ‚Token’ einführen. Ein undefiniert bestimmtes Zeichen wie den Ton einer Stimme kann man weder Type noch Token nennen. Ich schlage als Benennung eines solchen Zeichens ‚Tone’ vor. Wenn man einen ‚Type’ nutzen möchte, so muss es als ‚Token’ verkörpert werden, der ein Zeichen des Types sein soll und dadurch des Objektes, das durch den Type gekennzeichnet wird.“
– Charles S. Peirce: Prolegomena to an Apology for Pragmaticism, 1906, (CP 4.537) siehe auch Token, Type)
In der Quantitativen Linguistik und in der Quantitativen Stilistik spielt vor allem die Type-Token-Relation eine große Rolle, da sie der Charakterisierung von Texten hinsichtlich ihres Wortschatzreichtums dient.
Weblinks
- Eintrag in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)
- Type-Token-Relation bei WikiLingua
Wikimedia Foundation.