Vörpommern

Vörpommern

Vorpommern ist im politischen Sinn die Bezeichnung des 1945 bei Deutschland verbliebenen Teiles der preußischen Provinz Pommern und bildet zusammen mit Mecklenburg das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Es umfasst den östlichen Teil und etwa ein Drittel des Landes.

Vorpommern liegt im Nordosten Deutschlands, grenzt im Osten an Polen und im Norden an die Ostsee, im Westen an den Landesteil Mecklenburg und im Süden an das Bundesland Brandenburg.

Inhaltsverzeichnis

Begriff und Grenzen

Vorpommern im Jahr 1934 und heute

Unter Vorpommern verstand man (im Gegensatz zu Hinterpommern) seit dem Westfälischen Frieden 1648 den Teil Pommerns links der Oder, also inklusive dessen Hauptstadt Stettin. Durch die Grenzziehung von 1945 – die ab Mescherin die Oder verlässt und weiter westlich führt – kam das Gebiet zwischen dieser und der Oder mit Stettin, Swinemünde, Neuwarp zu Polen. Im Sprachgebrauch der von dort vertriebenen deutschen Bevölkerung wird hierfür der Begriff Stettiner Zipfel verwendet, um deutlich zu machen, dass dieser an Polen abgetretene Teil Pommerns historisch nicht zu Hinterpommern gehörte. Heute wird der Begriff Vorpommern allgemein für den deutschen Teil verwendet.

Die historische Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpommern ist seit der Bildung von Bezirken in der DDR 1952 weitgehend verloren gegangen. Sie lebt heute noch als Grenze zwischen zwei evangelischen Landeskirchen, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Evangelischen Kirche, sowie zwischen den katholischen Diözesen fort.

Sie verläuft vom Fischland westlich von Ahrenshoop nach Süden, quert den Saaler Bodden bis zur Recknitzmündung, trennt das mecklenburgische Ribnitz vom pommerschen Damgarten, führt mittig von Recknitz und Trebel bis nördlich von Demmin, um westlich Demmins auf die Peene zu stoßen, führt entlang dieser bis zum Kummerower See, quert diesen und verlässt ihn entlang der Ostpeene. Südlich Altentreptows trifft sie auf die Grenze zum Landkreis Mecklenburg-Strelitz und umrundet Werder und Friedländer Große Wiese entlang des Kleinen und Großen Landgrabens sowie des Weißen Grabens, bis sie schließlich südlich von Rothemühl auf die Landesgrenze zu Brandenburg trifft.

Bei der Kreisgebietsreform 1994 gab es Entwürfe, diese alte Grenze zwischen den neuen Landkreisen wieder aufleben zu lassen, was aber nicht umgesetzt wurde. So verläuft sie heute durch den Landkreis Nordvorpommern, dessen westlicher kleinerer Teil inklusive des Stadtteils Ribnitz von Ribnitz-Damgarten eigentlich zu Mecklenburg gehört, und teilt den Landkreis Demmin in zwei Drittel vorpommersches (größter Teil der Altkreise Altentreptow und Demmin) und etwa ein Drittel mecklenburgisches Gebiet (größter Teil Altkreis Malchin). Bis 1937 gehörte auch noch die Exklave Zettemin bei Stavenhagen zu Vorpommern und ist dann per Staatsvertrag nach Mecklenburg gewechselt. Auch sonst ist die bereits seit dem Spätmittelalter faktisch festliegende Grenze zu Mecklenburg größtenteils erst durch preußisch-mecklenburgische Staatsverträge im 19. Jahrhundert abschließend festgelegt worden. Zu den Kuriosa an der Grenze gehört zweifellos Wolde bei Altentreptow, wo die Grenze mitten durch den Ort verlief.

Geografie

Vorpommern wird vor allem durch seine lange Küste geprägt, die den größten Teil der Küste von Mecklenburg-Vorpommern einnimmt. Typisch ist eine ausgeprägte „Doppelküste“, bei der vorgelagerte Inseln sogenannte Bodden vom offenen Meer trennen, die in dieser Form eine einmalige Landschaft darstellen. Mit Rügen und Usedom gehören die beiden größten deutschen Inseln zu Vorpommern.

Größte Stadt in Vorpommern ist die einst zur Hansezeit mächtig gewesene Hansestadt Stralsund. Sie ist auch heute die wirtschaftlich bedeutendste Stadt. Geistiges und gerichtliches Oberzentrum ist wegen der vielen Landesgerichtsbarkeiten und der ansässigen alten Ernst-Moritz-Arndt-Universität die Hansestadt Greifswald, etwa 35 km von Stralsund entfernt.

Die Städte Stralsund und Greifswald bilden zusammen nach Rostock das nach Einwohnern zweitgrößte Oberzentrum Mecklenburg-Vorpommerns. Außerdem hat das Gebiet die zweitgrößte Bevölkerungsdichte der vier Planungsregionen des Landes.

Größter Binnensee ist der Kummerower See.

In Vorpommern liegen zwei Nationalparks:

Eine weitere Region in Vorpommern mit weitreichendem Naturschutz ist das Peenetal.

Geschichte

Vorpommersche Flagge

Zur Geschichte siehe auch: Geschichte Pommerns und Schwedisch-Pommern

Der Name Vorpommern geht auf die zweite Teilung Pommerns in die Herzogtümer Pommern-Wolgast (Vorpommern) und Pommern-Stettin (Hinterpommern) 1532 zurück. Während 1295 noch eine Teilung in ein nördliches (Pommern-Wolgast) und ein südliches Herzogtum (Pommern-Stettin) erfolgte, entstanden 1532 erstmals ein westlicher und ein östlicher Landesteil. Nach dem Westfälischen Frieden (1648) umfasste Vorpommern den zum Königreich Schweden gehörenden Teil Pommerns einschließlich der gesamten Odermündung mit der Stadt Stettin und dem alten Bischofssitz Cammin.

Der Teil Vorpommerns südlich der Peene mit Stettin und den Odermündungsinseln Usedom und Wollin kam 1720 zu Preußen. Hierfür bürgerte sich später die Bezeichnung „Altvorpommern“ ein. Der nördliche Teil hingegen gehörte bis zum Kieler Frieden von 1814 zu Schweden (Schwedisch-Pommern, auch „Neuvorpommern“), wurde dann Dänemark als Ersatz für Norwegen zugesprochen, was aber nie praktische Konsequenzen hatte, weil Dänemark die von Schweden geforderten Kriegsentschädigungen nicht zahlen konnte. Deshalb verhandelte man auf dem Wiener Kongress weiter und das Gebiet kam im Herbst 1815 zu Preußen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum größten Teil zur DDR und wurde mit Mecklenburg zum Land Mecklenburg-Vorpommern vereinigt. 1947 wurde das Land auf Befehl der SMAD in Mecklenburg umbenannt, um den Begriff Pommern aus dem offiziellen Sprachgebrauch zu entfernen. 1952 wurde der Landesteil Vorpommern vorwiegend Teil der Bezirke Rostock und Neubrandenburg. Zum Bezirk Frankfurt (Oder) kam der südliche Zipfel, der sich weitgehend mit dem heutigen Amt Gartz (Oder) deckt.

Vorpommern wurde 1990 Teil des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Da die Neubildung der Bundesländer in der DDR entlang bestehender Kreisgrenzen vollzogen wurde, verblieb Gartz in Brandenburg, während zum Beispiel das uckermärkische Strasburg sich in einer Volksabstimmung für den Verbleib in Mecklenburg-Vorpommern entschieden hat.

Bildung

In Vorpommern befindet sich mit der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (1456) eine der ältesten deutschen Universitäten sowie die Fachhochschule Stralsund.

Wirtschaft

Bevölkerungsveränderung in Vorpommern von 2002 bis 2007

Heute lebt das Gebiet weitgehend vom Fremdenverkehr, vor allem auf den Inseln Rügen, Hiddensee, Usedom und den Halbinseln Darß und Zingst sowie der Landwirtschaft. In Stralsund existiert die Volkswerft, in Wolgast die Peene-Werft und in Greifswald die HanseYachts. Ein weiterer Industrie- und Technologiestandort ist das Gelände des ehemaligen Kernkraftwerkes bei Lubmin am Greifswalder Bodden. In der Ueckermünder Heide befindet sich mit der Eisengießerei Torgelow eine der modernsten Gießereien Europas.

Ausgehend von der medizinischen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität und dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald wird mit zunehmendem Erfolg versucht, eine Technologieindustrie, insbesondere im Bereich der Biotechnologie, zu initiieren. Daher gilt Greifswald trotz hoher Arbeitslosigkeit heute als einer der Wachstumskerne in den neuen Bundesländern.

Besonders strukturschwach sind die ländlichen Bereiche im Hinterland der Ostseeküste (Landkreise Demmin und Uecker-Randow). Diese Gebiete lebten seit je von der Landwirtschaft bzw. von der Armee. Viele Arbeitsplätze gingen nach der Deutschen Einheit dort verloren.

Durch Vorpommern führt die Ostseeautobahn A20 von Lübeck über Rostock und Stralsund zum Autobahndreieck Uckermark (an der Autobahn Berlin - Stettin).

Tourismus

Der Tourismus in Vorpommern mit seinen Inseln Rügen und Usedom hat seit der Wiedervereinigung Deutschlands eine dynamische Entwicklung genommen. Zweistellige Zuwachsraten bei Kapazität und Gästezahlen bei gleichzeitigem Ausbau der Infrastruktur waren zu verzeichnen. Ein Spitzenwert wurde 2003 mit 25,9 Millionen Übernachtungen erreicht. Allerdings flachte die Kurve des Anstiegs zusehends ab und geriet 2004 erstmals ins Minus. Seit 2005 gibt es wieder Zuwachsraten. Die offizielle Statistik wies im Jahr 2006 über 24,7 Millionen Übernachtungen für ganz Mecklenburg-Vorpommern aus. 2007 wurde mit 26,3 Millionen Übernachtungen das bisher höchste Ergebnis seit Einführung der Statistik 1991 erreicht. Vorpommern - ohne Rügen und Hiddensee die 8,9 Prozent erreichten - lag dabei mit einem Zuwachs von 6,8 Prozent bei den Übernachtungen über dem Landesdurchschnitt.[1] Dazu kommen wahrscheinlich noch einmal fast die gleiche Zahl auf dem so genannten „Grauen Beherbergungsmarkt“. Etwa zwei Drittel der Übernachtungen entfallen auf Vorpommern mit den Inseln als Tourismushochburgen. Der Anteil ausländischer Gäste steigt ebenfalls, ist aber mit 2,7% noch auf niedrigem Niveau.

Es gibt in Vorpommern vier regionale Tourismusverbände: den Tourismusverband Rügen, den Tourismusverband Insel Usedom, den Regionalen Fremdenverkehrsverband Vorpommern (für die Festlandsküste) sowie den Tourismusverband Fischland-Darss-Zingst. Alle Verbände sind Mitglieder im Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, dem Landesverband, der wiederum Mitglied im Deutschen Tourismusverband (DTV) ist.

Kultur

Die Kultur Pommerns spiegelt sich im städtischen Bereich am besten im WeltkulturerbeHistorische Altstädte Stralsund und Wismar“ wider. Im ländlichen Raum entstehen zahlreiche Schlösser, Gutshäuser und Dorfkirchen wieder in altem Glanz, andere harren noch auf Rettung. Das Pommersche Landesmuseum in der Hansestadt Greifswald stellt die Kulturgeschichte umfassend dar. Eine weit über den lokalen Bereich hinaus gehende Bedeutung hat auch das Kulturhistorische Museum in Stralsund, welches in der Mitte des 19. Jahrhundert unter maßgeblicher Beteiligung der neuvorpommerschen Kommunalstände als Museum für den Regierungsbezirk Stralsund gegründet wurde. Einen großen Teil der archivalischen Überlieferung bewahrt das Landesarchiv Greifswald auf, welches zwischen 1990 und 1997 deshalb auch "Vorpommersches Landesarchiv" hieß. Weitere Teile der archivalischen und musealen Hinterlassenschaften werden in den heute polnischen Einrichtungen in Stettin aufbewahrt, was durch die Geschichte bis 1945 begründet ist. Weiterhin bemühen sich die Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst, die Historische Kommission für Pommern und die Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte, alle mit Sitz in Greifswald, um das historische Erbe des Gebietes im Rahmen der pommerschen Landesgeschichte.

Aufteilung

Das Gebiet Vorpommerns erstreckt sich etwa auf die Landkreise:

sowie die kreisfreien Städte

Im Rahmen der geplanten Neustrukturierung der Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern sollen diese zu einem oder auch zwei Landkreisen zusammengefasst werden. Der Landkreis Demmin wäre davon allerdings voraussichtlich ausgenommen, da dieser wahrscheinlich zu einem künftigen Landkreis „Mecklenburgische Seenplatte“ käme. Dagegen regt sich vor allem in den Kommunen des nördlichen Kreisgebietes erheblicher Widerstand, so dass mit einer Aufteilung des Kreises, möglicherweise an der Peene oder noch weiter südlich, zu rechnen ist.

Städte

Sprache

In Vorpommern wird noch häufig der vorpommersche Dialekt des Ostniederdeutschen gesprochen. Dieser ist in der deutschsprachigen Literatur insbesondere bei den beiden Märchen der Brüder GrimmVon dem Fischer un syner Fru“ und „Von dem Machandelboom“ zu finden sowie in dem später vertonten Gedicht „Mine Heimat“ („Wo die Ostseewellen trecken an den Strand“), in dem die Barther Dichterin Martha Müller-Grählert ihre vorpommersche Heimat beschreibt.

Berühmte Vorpommern

Siehe auch

Literatur

  • Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie (F. Leonardi, Hrsg.), Band 3, Halle 1794, S. 604-705, online.
  • Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Bearbeitet von Heinrich Berghaus, Vierten Teils zweiter Band, Anklam 1868, online.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tourismus: Rekordergebnis für 2007

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