- W*-Algebra
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Eine von-Neumann-Algebra oder W*-Algebra ist eine mathematische Struktur in der Funktionalanalysis.
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Definition
Eine von-Neumann-Algebra (benannt nach John von Neumann) oder (mittlerweile veraltet) ein Ring von Operatoren ist eine *-Unteralgebra mit Eins der Algebra der beschränkten linearen Operatoren eines Hilbertraums H, die eine (und damit alle) der drei folgenden äquivalenten Bedingungen erfüllt:
- A = A''.
- A ist abgeschlossen in der starken Operatortopologie.
- A ist abgeschlossen in der schwachen Operatortopologie.
Hierbei ist die Kommutante von A.
Die Äquivalenz der drei obigen Aussagen nennt man den von Neumannschen Doppelkommutantensatz oder Bikommutantensatz. Diese Aussage kann wie folgt verschärft werden:
- Ist eine *-Unteralgebra mit Eins, so ist A'' der Abschluss von A sowohl in der schwachen als auch in der starken Operatortopologie.
Auch diese Formulierung, die eine Äquivalenz zwischen der rein algebraischen Kommutanten-Bildung und der rein topologischen Dichte-Beziehung bzw. Abschluss-Bildung herstellt, wird als Bikommutantensatz bezeichnet. Damit erweist sich der Bikommutantensatz als ein Dichtheitssatz. Zusammen mit dem weiteren Dichtheitssatz von Kaplansky stellt er den Ausgangspunkt der Theorie der von-Neumann-Algebren dar.
Eine Von-Neumann-Algebra kann nach einem Satz von Shôichirô Sakai auch abstrakt ohne einen zugrundeliegenden Hilbertraum definiert werden:
- Eine Von-Neumann-Algebra A ist eine C*-Algebra, die der topologische Dualraum eines Banachraums ist.
Faktoren
Die von-Neumann-Algebra A heißt Faktor, falls sie eine der beiden folgenden äquivalenten Bedingungen erfüllt:
- .
- A und A' erzeugen .
Da die Menge der Operatoren aus A ist, die mit allen Operatoren aus A kommutieren, ist das Zentrum von A. Faktoren sind daher die von-Neumann-Algebren mit kleinst möglichem Zentrum. Man kann von-Neumann-Algebren als direktes Integral (eine Verallgemeinerung der direkten Summe) von Faktoren darstellen, das heißt von-Neumann-Algebren sind in diesem Sinne aus Faktoren zusammengesetzt.
und sind Beispiele für Faktoren. Mit A ist auch A' ein Faktor; offenbar gilt und .
Kommutative von-Neumann-Algebren
Sei ein σ-endlicher Maßraum. Dann ist H = L2 ein Hilbertraum, und jede wesentlich beschränkte Funktion definiert via Multiplikation einen Operator . Die Abbildung ist ein *-Isomorphismus von auf eine kommutative von-Neumann-Algebra , man kann sogar zeigen, das heißt die Algebra stimmt mit ihrem Kommutanten überein. Keine echte Oberalgebra kann daher kommutativ sein, ist also eine maximale kommutative von-Neumann-Algebra.
Betrachtet man speziell den Maßraum (Einheitsintervall mit dem Lebesgue-Maß), so kann man zeigen, dass der Bikommutant von mit zusammenfällt. Der Übergang vom topologischen Konstrukt C([0,1]) zum maßtheoretischen Konstrukt entspricht dem Übergang von C*-Algebren zu von-Neumann-Algebren. Während man bei C*-Algebren wegen des Satzes von Gelfand-Neumark von nicht-kommutativer Topologie spricht, gibt die hier angestellte Betrachtung Anlass, eine von-Neumann-Algebra als einen nicht-kommutativen Maßraum anzusehen, man spricht daher auch von nicht-kommutativer Maßtheorie.
Eigenschaften
Jede von-Neumann-Algebra ist eine C*-Algebra und somit auch eine Banachalgebra.
Wie sich aus dem beschränkten Borel-Funktionalkalkül ergibt, enthalten von-Neumann-Algebren sehr viele Orthogonalprojektionen; jeder Operator ist in der Normtopologie Limes von Linearkombinationen von Orthogonalprojektionen. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu den C*-Algebren, die, wie das Beispiel C([01]) zeigt, neben 0 und 1 keine weiteren Projektionen enthalten müssen. Man kann aus der Menge der Projektionen einen Verband konstruieren; die Struktur dieses Verbandes wird zur Typklassifikation der von-Neumann-Algebren herangezogen.
Literatur
- Jacques Dixmier: Von Neumann algebras. North-Holland, Amsterdam 1981, ISBN 0-444-86308-7
- Shôichirô Sakai: C*-Algebras and W*-Algebras, 1971 Springer-Verlag, ISBN 3540636331
- Jacob T. Schwartz: W-*Algebras, ISBN 0-677-00670-5
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