Wa'a Ama

Wa'a Ama
Ein kleines traditionelles Auslegerkanu bei Basey in Samar

Ein Auslegerkanu (Auslegerboot) oder englisch Outrigger-Canoe (abgk. OC) ist ein Kanu, welches konstruktionsbedingt nur mit einem am Kanu mit zwei (meist hölzernen) Querstreben (Iato oder Iako) verbundenen Ausleger bzw. Schwimmer sicher auf dem Wasser zu bewegen ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte des Auslegerkanus begann vor etwa 5.000 Jahren im Südchinesischem Meer. Von dort startete die Besiedlung von über 10.000 Inseln im südlichen Pazifischem Ozean. Durch die Erfindung des Auslegers (polynesisch Ama) konnte der Rumpf (Wa'a) so schmal konstruiert werden, dass leicht erhebliche Geschwindigkeiten bei hoher Stabilität erreicht werden konnten.

Etwa vor 2.000 Jahren waren es die Polynesier, die mit verbesserten Booten größere Distanzen über das offene Meer überwanden und damit die entferntesten Winkel eroberten, bis sie zuletzt vor etwa 1.000 Jahren Neuseeland entdeckten. Das Auslegerkanu war die Grundlage zur Besiedlung der gesamten Südsee. Dazu kam die hervorragende Fähigkeit mit Hilfe der Sterne zu navigieren und Inseln in ihrer Nähe förmlich zu riechen oder durch Veränderungen der Wellenformationen zu orten. Jedoch beherrschen immer weniger Menschen noch die uralten Navigationskünste.

Sport

Modernes Va'a-Auslegerkanu

Dieser Bootstyp dient bis in unserer Zeit in der Südsee auch als Nutzfahrzeug, freilich häufig mit Außenbordmotoren ausgestattet. Allerdings wird die Tradition des Paddelns mit dem Auslegerkanu auf vielen Inseln sehr gepflegt.

Der moderne Auslegerkanu-Sport entwickelte sich in Französisch Polynesien (hier heißen sie Va’a) und Hawaii, wo 1908 der noch heute existierende Outrigger-Canoe and Surfboard Club gegründet wurde. Anlässlich des traditionellen Kulturfestes “Heiva” wurden schon Anfang des 19. Jahrhunderts in Tahiti und den benachbarten Gesellschaftsinseln Lagunenrennen veranstaltet. Von dort aus verbreitete sich der Sport in der heutigen Form, über viele polynesische und melanesische (insbesondere Fidschi und Neukaledonien) Inseln hinweg, bis nach Amerika, Australien und Asien… sowie schließlich Europa.

In Französisch-Polynesien ist der Va'a oder Pirogue-Sport, wie er im französischsprachigem Raum heißt, mit Fußball in Deutschland zu vergleichen.

Bekannte Rennen

Dort, sowie in Australien auf Hamilton Island (Queensland) und Hawaiʻi finden große internationale Auslegerkanu-Regatten zwischen einigen Inseln statt. Das Hawaiki Nui Va'a-Rennen sowie das Molokai Hoe-Rennen zählen zu den bekanntesten Auslegerkanu-Regatten der Welt. Das Hawaiki Nui Va'a in Französisch-Polynesien, das die Inseln Huahine, Tahaa und Bora Bora verbindet (drei Etappen mit einer Renndistanz von knapp 130 km) gilt als das härteste aber zugleich auch schönste Rennen seiner Art. Ca. 1.200 internationale Athleten gehen dort an den Start. Nicht weniger berühmt ist das Molokaʻi Hoe, das die hawaiische Insel Molokaʻi mit Oʻahu verbindet. Mit ca. 1.000 internationalen Athleten am Start und einer Renndistanz von über 40 Meilen, findet dieses Rennen schon seit über 50 Jahren statt. Die für solche Regatten genutzten Auslegerkanus werden mit wenigen Ausnahmen nicht mehr wie früher aus Holz (etwa dem des hawaiischen Koa-Baumes) hergestellt, sondern aus modernen Verbundkunststoffen.

Bootstypen

Es gibt verschiedene Bootstypen. Den Va'a gibt es traditionell als V1 (Va'a Hoe), V3 (Va'a Toru), V6 (Va'a Ono), V12 und V16 (Va'a Tauati - zwei miteinander verbundene V6/V8), vom Lagunen-oder Flachwasserboot bis zum hochseetauglichen Auslegerkanu. Ferner gibt es noch 2er und den 4er. Aber am häufigsten werden 1er und die 6er eingesetzt. Der 1er wiegt in der Regel zwischen 10 und 15 kg und kostet (je nach Material und Verarbeitung) zwischen 1.800 und 2.800 Euro. Ein 6er ist etwa 13,70 m lang, hat ein Gewicht von 130-160 kg und kostet mit Ausrüstung ca. 8.000 bis 10.000 Euro.

1er und 2er gibt es mit oder ohne Steueranlage. Ferner unterscheiden sich 1er und 2er durch ihre Sitzvorrichtung: entweder im Boot oder auf dem Boot (auch Sit on Top’s genannt). Im polynesischen Raum werden überwiegend 1er ohne Steueranlage und mit Sitzvorrichtung im Boot verwendet. In den USA (insbesondere auf Hawaii) werden dagegen überwiegend 1er und 2er mit Steueranlage und Sit-on-Top Vorrichtung benutzt.

Weitere Entwicklung

Nachdem die Boote in Asien, Ostafrika, Australien, Nord- und Südamerika schon vor längerem Einzug gehalten haben, wird der Sport seit Beginn des 21. Jahrhunderts auch in Europa populärer.

1978 wurde in Europa zum ersten Mal ein Auslegerkanu eingesetzt, es überquerte mit einem US-Team den Ärmelkanal zur 200-Jahrfeier der Entdeckung Hawaiis durch James Cook. 1994 hatte erstmals eine Auswahl deutscher Kanuten an der Hawaiki Nui-Regatta teilgenommen, einige dieser Paddler gründeten 2004 den ersten Deutschen Auslegerkanu-Club (1.OCC). Im Jahre 1999 richtete der Auslegerkanu-Club Ruahatu Va'a in Südfrankreich die erste Porquerollaise nach dem Vorbild des Molokai Hoe aus. Im Jahre 2000 nahmen insgesamt 4 Mannschaften an diesem Rennen teil - als erste ausländische Mannschaft ging dort die deutsche Mannschaft Oro Nui Va'a an den Start. 2007 nahmen insgesamt 24 internationale Teams an diesem Rennen teil, das inzwischen als eines der wichtigsten 6er Rennen in Europa gilt.

Im Jahre 2001 wurde zum ersten Mal (ebenfalls in Südfrankreich) das Orofero-Challenge ausgerichtet, ein Rennen nach dem Vorbild des Hawaiki Nui Va'a. Die erste offene Europameisterschaft (Europa-Cup) wurde im Oktober 2003 in Nord-Frankreich (Saint-Valery-sur-Somme) ausgetragen. 2007 gelang es dem Kanu-Verein Unterweser aus Bremerhaven, mit einem Auslegerkanu erstmals vom Festland nach Helgoland zu paddeln.

In Europa gibt es mittlerweile etwa 30 Clubs, die diesen Sport betreiben, am häufigsten in Italien und Frankreich, aber auch in England, Schweden, Belgien und Holland. Auch in Deutschland steigt die Zahl der Auslegerkanu-Sportler, sowie die Anzahl der Vereine, die Auslegerkanus anbieten. Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) sowie einige Kanu-Landesverbände haben diese Disziplin schon aufgenommen bzw. stellen Ansprechpartner. 2008 gab es auf der Ostsee vor Rerik erstmals einen vom DKV unterstützten Deutschland-Cup.

Auf internationaler Ebene vereint der Internationale Auslegerkanu Verband (International Va'a Federation - IVF) die große Mehrheit der Länder, in denen der Auslegerkanu-Sport betrieben wird (insbesondere Tahiti, Hawaii, USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Samoa, Italien, England, Frankreich sowie Deutschland) mit den primären Zielen, Auslegerkanu-Weltmeisterschaften auszurichten und den Va'a Sport zu fördern. Der IVF wurde vor über 25 Jahren gegründet und veranstaltet alle zwei Jahre die Sprint-Weltmeisterschaft. Im August 2008 nahm Deutschland zum ersten mal mit einer Mannschaft an dieser Meisterschaft teil. Deutschland ist im Board of Officers der IVF vertreten und stellt dort einen Ansprechpartner für den europäischen Auslegerkanu Sport.

Auch der Internationale Kanuverband (ICF) hat Auslegerkanusport in sein Portfolio aufgenommen, richtet bislang aber keine Meisterschaften aus.

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • AMA Superbike — Championship L AMA Superbike Championship ou AMA Superbike est la principale compétition de Superbike aux États Unis. Il fait partie de la série AMA Pro Racing, et il est géré par l American Motorcyclist Association (AMA). L AMA Superbike… …   Wikipédia en Français

  • Ama-no-Iwato — Saltar a navegación, búsqueda Ama no Iwato (天岩戸, Ama no Iwato? literalmente “Cueva de Roca Celestial”), también conocido como Amato (天戸 …   Wikipedia Español

  • AMA — steht als Abkürzung für: Academia Mexicana de Arquitectura, mexikanische Architektenvereinigung Academy Of Model Aeronautics Active Member Address, in Bluetooth Piconetzen eine eindeutige Adresse einer aktiven Station, 3 bit lang Advanced… …   Deutsch Wikipedia

  • Ama Mazama — est également connue sous le nom de Marie Josée Cérol. Native de la Guadeloupe, elle est docteur en linguistique (Sorbonne Nouvelle, 1987), et enseigne au Department of African American Studies de la Temple University (États Unis). Selon Stella… …   Wikipédia en Français

  • Ama Dablam — f6 Höhe 6.856 m …   Deutsch Wikipedia

  • Ama Dablam — Saltar a navegación, búsqueda Ama Dablam Elevación 6856 Ubicación …   Wikipedia Español

  • Ama (Aichi) — Ama shi あま市 …   Deutsch Wikipedia

  • Ama (Shimane) — Ama chô (海士町) Situation du bourg dans la préfecture de Shimane Administration Pays Japon Région Chūgoku …   Wikipédia en Français

  • ama — (Del lat. hisp. amma, nodriza). 1. f. Cabeza o señora de la casa o familia. 2. Dueña o poseedora de algo. 3. Mujer que tiene uno o más criados, respecto de ellos. 4. U. como tratamiento dirigido a la señora o a alguien a quien se desea manifestar …   Diccionario de la lengua española

  • Ama (Sprache) — Ama (Nyimang) Gesprochen in Sudan Sprecher ca. 70.000 (Stand von 1982) Linguistische Klassifikation Nilosaharanische Sprachen Ostsudanische Sprachen Nyimang Sprachen Ama …   Deutsch Wikipedia

  • Ama — steht als Abkürzung für: Academia Mexicana de Arquitectura, mexikanische Architektenvereinigung Academy Of Model Aeronautics Active Member Address, in Bluetooth Piconetzen eine eindeutige Adresse einer aktiven Station, 3 bit lang Advanced… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”