- Wachenheim im Speyergau
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Rheinland-Pfalz Landkreis: Bad Dürkheim Verbandsgemeinde: Wachenheim Höhe: 141 m ü. NN Fläche: 24,97 km² Einwohner: 4767 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 191 Einwohner je km² Postleitzahl: 67157 Vorwahl: 06322 Kfz-Kennzeichen: DÜW Gemeindeschlüssel: 07 3 32 046 Adresse der Verbandsverwaltung: Weinstraße 16
67157 Wachenheim an der WeinstraßeWebpräsenz: Stadtbürgermeister: Arnold Nagel (FWG) Wachenheim an der Weinstraße, früher Wachenheim im Speyergau, ist eine Kleinstadt an der mittleren Haardt im Landkreis Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz (Deutschland). Bekannt ist es vor allem durch verschiedene Unternehmen der Weinbaubranche.
Wachenheim ist auch Sitz der Verbandsgemeinde Wachenheim. Zu dieser gehören die Nachbarorte Friedelsheim, Gönnheim und Ellerstadt, die ebenfalls vom Wein- und teilweise auch vom Obstanbau geprägt sind.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Frühgeschichte
Erste Spuren der Besiedelung des Raums um Wachenheim stammen aus der früheren Eisenzeit (550 v. Chr. bis 0). Zu diesem Zeitpunkt siedelten die Kelten im Gebiet der Oberrheinischen Tiefebene. Um etwa 60 v. Chr. drangen germanische Stämme, vermutlich Nemeter, in die Region vor und vertrieben die Kelten. In die Auseinandersetzungen zwischen Germanen und Kelten griffen die Römer ein, welche die Nemeter nach dem Sieg über Ariovist (57 v. Chr.) unterwarfen und die kommenden 400 Jahre über die Region herrschten. Infolge der römischen Einflüsse kam es zu einer Verbesserung des Ackerbaus und zum Beginn des Obst- und Weinanbaus. Durch die Wachenheimer Gemarkung soll auch eine Römerstraße verlaufen sein: von Mußbach entlang der Haardt und durch Rheinhessen bis Bingen.
Nach einem kurzen Einfall der Hunnen um 450 rückten die Alemannen in die Gegend vor, wurden jedoch gegen Ende des 5. Jahrhunderts von den Franken aus der Region vertrieben.
Mittelalter
Die erste urkundliche Erwähnung Wachenheims – damals noch Wackenheim genannt – stammt aus dem Lorscher Codex zur Zeit der Karolinger. Dort wurde am 30. März 766 die Schenkung eines Wachenheimer Wingerts vermerkt.
Im 11. Jahrhundert gehörte Wachenheim zum Herrschaftsbereich der Salier und ging nach dem Tod von Kaiser Heinrich V. an die Staufer über. Aus dieser Zeit stammt auch die heute nur noch als Ruine vorhandene Burganlage, die zu einem von den Staufern planmäßig angelegten Burgensystem gehörte.
Am 24. Juni 1341 wurden Wachenheim durch Kaiser Ludwig den Bayern Stadtrechte verliehen. 1436 errichtete Herzog Stefan, ein Sohn Kaiser Ruprechts III. (1398-1410), eine Münzstätte, die bis 1471 in Betrieb war. In diesem Jahr wurde Wachenheim, nachdem es bis dato im Besitz von Herzog Ludwig dem Schwarzen gewesen war, von Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz eingenommen. Bei dieser Eroberung wurde die Burg Wachenheim abgebrannt, größtenteils zerstört und anschließend nur noch teilweise wieder aufgebaut. Burg und Stadt überstanden den bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieg relativ unversehrt, während des Bauernkrieges wurde die Burg von marodierenden Bauern als Stützpunkt für ihre Beutezüge verwendet.
Neuzeit
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Wachenheim ab 1621 von spanischen Truppen besetzt, die 1631 von schwedischen Truppen unter König Gustav Adolf vertrieben wurden. Nach deren Niederlage 1634 ist wenig über die folgenden Jahre bekannt. Allerdings gibt es Nachweise, dass die Bürger mehrmals auf die nahe gelegene Hardenburg bei Dürkheim fliehen mussten.
Auch nach dem Dreißigjährigem Krieg wurde die Region von Wachenheim immer wieder belagert, einer der Höhepunkte war der Pfälzer Erbfolgekrieg (1688-1697), in dessen Verlauf Wachenheim vollständig niedergebrannt wurde.
Im 18. Jahrhundert wurde Wachenheim wieder aufgebaut und entwickelte sich günstig, allerdings kam es durch die Wirren der Französischen Revolution zu weiteren Belagerungen und Zerstörungen. 1794 fielen französische Truppen in den Ort ein und plünderten ihn. Bis 1815 gehörte Wachenheim dann zum Département Donnersberg, Arrondissement Speyer, Kanton Dürkheim des französischen Reiches. Nach dem Ende der Herrschaft von Napoleon I. wurde die linksrheinische Pfalz und damit auch Wachenheim ab 1816 durch das Königreich Bayern verwaltet. Sowohl im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 als auch im Ersten Weltkrieg blieb Wachenheim von weiteren Zerstörungen verschont und wurde nach dem Ende des Ersten Weltkriegs - bis zur Räumung des Rheinlandes am 1. Juli 1930 - von Frankreich besetzt.
Am 18. März 1945 wurden Bereiche der Altstadt durch mehrere Bombenangriffe der Alliierten zerstört, da sich in Wachenheim Teile des deutschen Heereskommandos aufhielten.
Politik
Bürgermeister
Wappen
Das Wachenheimer Wappen besteht aus drei Teilen. Das oberste Drittel enthält ein schwarzes W auf rotem Grund, die beiden unteren Drittel bestehen aus dem Wappen der Wittelsbacher, das gespalten diagonal je zweimal weiß-blaue Rauten sowie den goldenen Pfälzer Löwen enthält.
Bereits 1390 siegelte die Stadt Wachenheim mit dem viergeteilten kurpfälzischen Löwen-Rauten-Schild (LA Speyer, D 30 Nr. 49), 1666 ist daneben ein gespaltener Schild mit pfälzischem Löwen und Rauten überliefert(LA Speyer, F 2 Nr. 323 s. 1); im Vorschild erscheint hier bereits der ein W haltende Löwe. Diese Siegelformen kommen auch nebeneinander vor.
1739 ist erstmals die heutige Wappenform als Siegel belegt (LA Speyer, A 2 Nr. 118 Id fol.56 v). Der das W haltende Löwe wird wieder 1748 im sogenannten kleinen Siegel, nunmehr verselbständigt, aufgegriffen.
Dieses sowie der viergeteilte Schild als großes Siegel überwogen in der Folgezeit, und die königliche Verleihung gab dem Wunsch Wachenheims statt, beide Wappen führen zu dürfen (--*172), allerdings bei dem großen Wappen unter Hinzufügung eines Schildhauptes, mit einem schwarzen Großbuchstaben W, zunächst in silbernem Feld.
Die Genehmigung des Wappens beruht auf König Ludwig I. von Bayern und wurde am 7. Oktober 1845 erteilt.
Städtepartnerschaften
Wachenheim hat eine Städtepartnerschaft mit Cuisery in Frankreich und Pegau (Sachsen). Mit Schwetzingen und Neuburg (Donau) werden Weinpatenschaften gepflegt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Wachtenburg - Sehenswert ist die Ruine Wachtenburg, die wegen ihres Ausblicks über die Rheinebene auch „Balkon der Pfalz“ genannt wird. Die Wachtenburg, die oberhalb der Kleinstadt liegt, stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde im 15. Jahrhundert größtenteils zerstört. 1689 wurde eine Hälfte des Bergfrieds durch französische Truppen gesprengt. Seit 1984 arbeitet der „Förderkreis zur Erhaltung der Ruine Wachtenburg e. V.“ an der Pflege und Sanierung der Ruine. Die Burg ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, die in der zugehörigen Burgschenke einkehren können.
- Villa rustica - Die Villa rustica ist ein römischer Landsitz, der in den 1970er Jahren während der Flurbereinigung gefunden wurde. Die Grundmauern wurden rekonstruiert und vermitteln einen Eindruck von der Größe der damaligen Anlage.
- Villa Wolf - Die Villa Wolf ist eine in ihrer Gestaltung einzigartige Landvilla aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie wurde 1843 nach den Plänen des Karlsruher Architekten Friedrich Eisenlohr vollendet. Eine großzügige Hofanlage und ein Herrschaftsgarten mit eindrucksvollem Baumbestand runden die Gesamtanlage des Landgutes harmonisch ab.
- St. Georgs Kirche - Die Kirche wurde bis zum Neubau der katholischen Kirche 1989 als Simultankirche gemeinsam von Katholiken und Protestanten genutzt. Die Teilung erfolgte im Zuge der kurpfälzischen Kirchenteilung 1707. Die Katholiken erhielten Chor und Nebengebäude, die Protestanten das Kirchenschiff.
- Stadtmauer - Bald nach Verleihung der Stadtrechte 1341 wurde Wachenheim mit einer Stadtmauer befestigt. Die rund 1200 Meter lange Mauer umfasst den historischen Stadtkern und hat eine Art Bügeleisenform. Die Stadtmauer war rund 9m hoch und am Fuß 1,5m stark. Im Norden und Süden gab es Stadttore. Heute ist der Verlauf der Stadtmauer noch gut erkennbar und in weiten Bereich außerhalb des Stadtkerns auch zu besichtigen. Im Stadtkern selbst ist die Stadtmauer heute überwiegend mit Bauwerken verschmolzen und nur noch stückweise direkt zu sehen.
Parks
Der Kurpfalz-Park, der im Pfälzerwald auf der Rotsteig liegt, beherbergt zahlreiche Tierarten, die teilweise in Wildgehegen präsentiert werden. Daneben gibt es die einzige Sommerrodelbahn in der Pfalz und weitere Unterhaltungsmöglichkeiten, zu denen eine Greifvogelschau, ein Kasperletheater, ein "Kurpfalz-Express" und vieles mehr gehören.
Wirtschaft und Infrastruktur
Größte
Weinbaugemeinden
im AnbaugebietRang unter allen
rheinland-pfälzischen
Weinbaugemeinden
nach RebflächeBestockte
Rebfläche
(in ha)Rebsorten weiße rote (in %) Pfalz 23.363 59,3 40,7 Landau (Pfalz) 1 2.039 59,8 40,2 Neustadt (Weinstr.) 2 2.012 60,8 39,2 Bad Dürkheim 4 855 62,8 37,2 Billigheim-Ingenheim 5 818 56,6 43,4 Kirrweiler 14 594 65,0 35,0 Edesheim 17 500 55,3 44,7 Deidesheim 18 486 83,7 16,3 Wachenheim (Weinstr.) 19 477 71,1 28,9 Göcklingen 22 456 62,5 37,5 Freinsheim 26 432 54,0 46,0 Bockenheim (Weinstr.) 29 415 54,4 45,6 Heuchelheim-Klingen 31 400 57,1 42,9 Ruppertsberg 32 397 74,2 25,8 Weinbau
Der Ort ist geprägt durch Weinbau und Tourismus. Flächenmäßig zählt er zu den größten Weinbaugemeinden der Pfalz. Im Juni findet die größte Veranstaltung des Ortes, das Burg und Weinfest statt.
Ansässige Unternehmen
- Weingut Dr. Bürklin-Wolf
- Sektkellerei Schloss Wachenheim
- Die Zunft Aktiengesellschaft
Eine Besonderheit ist die seit 1966 bestehende Kerzenmanufaktur Eyrich, der einzige Betrieb dieser Branche in der Pfalz.
Verkehr
Durch Wachenheim verläuft die Deutsche Weinstraße, die früher mit der B 271 identisch war. Zu deren Entlastung wurde in den 1990er Jahren eine Umgehungsstraße gebaut, die östlich an Wachenheim vorbeiführt und Bad Dürkheim mit Neustadt an der Weinstraße verbindet.
Die Stadt besitzt auch einen Haltepunkt der einspurigen Pfälzischen Nordbahn (Neustadt–Monsheim), auf der Regionalzüge im Rheinland-Pfalz-Takt verkehren.
Persönlichkeiten
in Wachenheim geboren
- Isaac Leopold Rice (1850–1915), Unternehmer und Schachspieler
- Joseph Niedhammer, (1851-1908) Komponist und Domkapellmeister in Speyer
mit Wachenheim verbunden
- Albert Bürklin (1844–1924), Politiker, Generalintendant des Karlsruher Hoftheaters, Präsident der Goethe-Gesellschaft und Weingutsbesitzer in Wachenheim
- Leopold Reitz (1889–1972), Lehrer, Schriftsteller und Heimatdichter, Mitbegründer der Weinbruderschaft der Pfalz; schrieb 1937 das Buch Der Weinpfarrer von Wachenheim. Der abenteuerliche Roman des Weines
- Hans Hoffmann (1893–1952), Rechtsanwalt und Notar in Wachenheim und Politiker (1947–1951 Landesminister in Rheinland-Pfalz)
- Valentin Peter Feuerstein (1917–1999), Kunstmaler, Restaurator und Glasmaler, schuf die Glasfenster in der Wachenheimer Kirche
Weblinks
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