Waldemar Atterdag

Waldemar Atterdag
Waldemar Atterdag, Fresko in der Sankt Peders Kirke, Næstved, Dänemark
Waldemarkreuz in Visby aus dem 14. Jh. Lateinische Inschrift erinnert an die Schlacht vom 27. Juli 1361

Waldemar IV. Atterdag (* um 1321; † 24. Oktober 1375 auf Schloss Gurre) war zwischen 1340 und 1375 König von Dänemark.

Sein Beiname "Atterdag" bedeutet auf Dänisch wörtlich "neuer Tag", kann aber auch mit dem niederdeutschen "ter tage" erklärt werden, was sinngemäß übersetzt wird mit "In welchen Zeiten leben wir!".

Waldemar Atterdag ist der Vater der dänischen Königin Margrete I. von Dänemark.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Waldemar war der jüngste Sohn des Königs Christoph II. von Dänemark und der Euphemia von Pommern-Wolgast, Tochter von Herzog Bogislaw IV. Von 1326 bis 1338 wurde er am Hof des römisch-deutschen Kaisers Ludwig des Bayern erzogen. 1340 wurde er dänischer König. 1347 wurde Waldemar Atterdag auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem von Markgraf Ludwig von Brandenburg zum Ritter geschlagen. In die Lebenszeit Waldemar Atterdags fällt der erste Ausbruch der Pest in Europa, 1348 - 1350, der auch in Nordeuropa viele Menschen zum Opfer fielen. Waldemar Atterdag starb im Jahre 1375. Sein Leichnam wurde zunächst in Vordingborg bestattet und 1377 in die Klosterkirche von Sorø überführt.

Politik Waldemars

Zur Zeit der Mündigkeit Waldemars um das Jahr 1336 gab es in Dänemark keine zentrale Regierung, und die Herrschaft über die einzelnen verpfändeten Provinzen wurde von den Pfandherren, teilweise von Unterpfandherren ausgeübt. Zuvor war bereits im Jahre 1334 ein Aufstand des älteren Bruders gescheitert. Daraufhin wurde durch Kaiser Ludwig den Bayern eine Vermittlung zwischen Waldemar und dem Grafen von Holstein Gerhard III. ermöglicht. Als Vermittler stellte sich der gleichnamige Sohn des Kaisers zur Verfügung. Die Machtübernahme in Dänemark konnte allerdings erst nach dem Tod des Grafen erfolgen, da dieser seinen Neffen als Waldemar III. auf den Thron gesetzt hatte und damit faktisch der Statthalter Dänemarks war.

Nach der Ermordung Gerhards wurde Waldemar 1340 zum dänischen König gewählt. Sein Machtbereich war allerdings sehr eingeschränkt, da dieser nur den nördlichsten Teil Jütlands umfasste. Der Teil Jütlands nördlich der Königsau war an den ehemaligen König Waldemar III. verpfändet, während Schleswig den Grafen von Holstein verpfändet war. Schonen war von seinem Pfandherren an König Magnus Eriksson verkauft worden. Waldemar IV. wurde als König von Dänemark anerkannt und hatte das Recht, die verpfändeten Ländereien wieder einzulösen.

Waldemar begann mit der Einlösung Seelands, wobei ihm der Bischof von Roskilde wichtige Dienste leistete. Überhaupt verstand er es, die Kirche zu seinem wichtigsten Verbündeten zu machen. Kopenhagen wurde ihm zur Verfügung gestellt und in den kommenden Jahren erwarb Waldemar eine Burg nach der anderen durch Eroberung oder durch Einlösung des Pfandes. Dabei setzte er bevorzugt Chorherren zu Schlossvögten ein. Mittel für seine weiteren Expansionen gewann Waldemar aus den Einkünften der eingelösten Burgen, durch Steuern sowie durch den Verkauf von Kronrechten in Estland, das er an den Deutschen Orden verkaufte. Auch die Wittelsbacher waren wichtige Geldgeber.[1] Von 1349-1354 beteiligte er sich auf deren Seite an mehreren Feldzügen in Deutschland. Im Einvernehmen mit dem Papst konnte er sogar die dänische Kirche besteuern. Gleichzeitig gelang es ihm, seine Gefolgsleute in den verschiedenen Domkapiteln unterzubringen, die er dann mit kirchlichen Pfründen versorgen konnte. So gewann der dänische König in Zusammenarbeit mit dem Papst in Avignon erstmals die volle Kontrolle über die dänischen Bischofsstühle. Als er starb, waren fast alle Bischofsstühle mit Anhängern Waldemars besetzt.

Bis 1349 hatte Waldemar die königliche Herrschaft über die seeländische Inselgruppe, über den größten Teil Jütlands und einen Teil Fünens wieder hergestellt. Während der 1350er Jahre gelang es ihm, auch die restlichen Provinzen zurückzugewinnen, 1358 eroberte er Schloss Nordborg. 1359 überstand Atterdag einen Adelsaufstand unter der Führung von Niels Bugge. Nach der Aussöhnung zwischen Regierung und Opposition im Landfrieden von 1360 eroberte Waldemar Schonen zurück und im darauffolgenden Jahr die Hansestadt Visby auf Gotland, woraufhin er sich auch den Titel "Herr der Gotländer" zulegte.

Seine Expansionspolitik rief jedoch die wendischen Hansestädte auf den Plan. Im Ersten Krieg zwischen Hanse und Dänemark, in dem es um die Herrschaft über Schonen und den schonischen Markt ging, konnte sich Waldemar erfolgreich behaupten, unterlag jedoch im zweiten Krieg von 1368 bis 1370. In diesen war zunächst auch Norwegen unter Haakon VI. einbezogen, der aber wegen einer Seeblockade rasch einen Separatfrieden schließen musste. Der Krieg wurde von der Kölner Konföderation von 1367, nämlich der Hanse, dem Herzog Albrecht von Mecklenburg und den holsteinischen Grafen mit dem Ziel geführt, die alten Handelsprivilegien garantiert und die Kontrolle über den Øresund zu bekommen. Die Kriegsführung überließ Waldemar seinem Gefolgsmann Henning Podebusk; er selbst unternahm zu dieser Zeit eine Europareise, wohl um weitere Verbündete zu finden. Die Mecklenburger und Holsteiner planten eine vollständige Aufteilung Dänemarks: Herzog Albrecht sollte Sjælland, Møn und Falster erhalten, dessen Sohn, König Albrecht von Schweden, sollte Skåne und Gotland und die holsteinischen Grafen Jylland, Fyn und Langeland bekommen. Da Herzog Albrecht nicht genügend Streitkräfte besaß, holte er Seeräuber zu Hilfe. Die Hansestädte unter Führung Lübecks erreichten 1370 den für sie günstigen Separatfrieden von Stralsund. Sie erhielten die Festungen Helsingborg, Malmö, Skanør und Falsterbo für 15 Jahre, auszulösen gegen 12.000 Mark reinen Silbers. Damit kam der Zoll am Øresund von Dänemark in die Kasse der Hanse. Außerdem durfte der dänische Reichsrat künftig keinen König ohne vorherige Zustimmung der Hanse wählen. Herzog Albrecht fühlte sich übergangen und schloss im Jahr darauf ebenfalls einen Separatfrieden mit Dänemark. Darin wurde bestimmt, dass sein Enkel Albrecht nach Waldemar Atterdag dänischer König werden sollte.

Während der letzten Jahre seiner Regierung war Waldemar bestrebt, die Herrschaft über Schleswig zu gewinnen. Bevor er diese Pläne jedoch verwirklichen konnte, starb er im Jahr 1375.

Waldemar sorgte für gute Beziehungen zum Papst, den er 1364 besuchte, zum jeweiligen Kaiser, also zu Ludwig dem Bayern als auch zu Karl IV., und zu Mecklenburg, das ihm ein wertvoller Verbündeter gegen Schweden und die Grafen von Holstein sein konnte.

Im Inneren seines Reiches war Waldemar bemüht, vakante Ämter in der Kirche mit loyalen Personen zu besetzen sowie die Einkünfte, vor allem durch eine rigorose Steuerpolitik, zu mehren.

Waldemar IV. ist einer der bedeutendsten mittelalterlichen Könige Dänemarks. Die Quellen erwecken den Eindruck eines intelligenten, zynischen, ruchlosen und klugen Herrschers mit einem sicheren Instinkt für Politik und Wirtschaft, wie er über hundert Jahre später von Niccolò Machiavelli propagiert wurde. Sein Nachfolger war sein Enkel Oluf III. von Dänemark, der Sohn seiner Tochter Margret und Haakons IV. von Norwegen, des Sohnes von Magnus II. von Schweden.

Viele Sagen und Geschichten ranken sich um diesen König; er ist Held der örtlichen Legende vom "Wilden Jäger". Eine berühmte Sage über seine Mätresse Tove, die auf Betreiben seiner Königin ermordet wurden, inspirierte viele romantische Gedichte. Ursprünglich scheint allerdings sein Ahne Waldemar I. Held der Sage gewesen zu sein.

Nachkommen

  1. Christoffer, (* 1341; † 11. Juni 1363). Genannt "Junker Christoffer". Begraben in der Domkirche von Roskilde.
  2. Margrethe, (* 1345; † 1350) ∞? Heinrich von Mecklenburg.
  3. Ingeborg, (* 1. April 1347; ca 1370) ∞ 1362 Heinrich von Mecklenburg. Ingeborg war die Großmutter mütterlicherseits von Erich von Pommern.
  4. Katrine, (* 1349). Starb als Kind.
  5. Valdemar, (* 1350). Starb als Kind.
  6. Margrete, (* 1353), später Königin Margrete I. von Dänemark

Fußnoten

  1. Sven Tägil

Literatur

  • Sven Tägil: Valdemar Atterdag och Europa. Lund 1962.

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