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Bärlauch Systematik Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida) Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae) Ordnung: Spargelartige (Asparagales) Familie: Lauchgewächse (Alliaceae) Gattung: Lauch (Allium) Art: Bärlauch Wissenschaftlicher Name Allium ursinum L. Der Bärlauch (Allium ursinum, Syn.: Allium latifolium, A. nemorale, Ophioscorodon ursinum) ist eine Art aus der Gattung Allium und somit verwandt mit Schnittlauch, Zwiebel und Knoblauch. Neben der Nominatform (Allium ursinum subsp. ursinum) existiert noch die Unterart Allium ursinum subsp. ucrainicum, welche sich durch rauere Blattstiele auszeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Bärlauch ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von etwa 20 bis 50 Zentimeter erreicht. Diese Art hat einen geraden, zwei- oder dreikantigen, aufrechten Stängel. Die Pflanze hat grundständige, langgestielte Laubblätter mit ei-lanzettförmigen Blattspreiten, die jeweils zwei bis fünf Zentimeter breit sind.
Bärlauch bildet einen doldigen Blütenstand aus fünf bis zwanzig Blüten. Er blüht mit weißen, sternförmigen, dreizähligen Blüten mit je sechs gleichgestalteten Blütenhüllblättern (Tepalen).
Sein Geruch ähnelt dem des Knoblauchs, ist aber weniger stark ausgeprägt. Seine Blätter erscheinen ab Februar/März, er blüht von April bis Juni, und mit der Blüte endet die Erntezeit. Die zwei bis drei Millimeter großen Samen des Bärlauchs haben kleine, fleischige Anhängsel, so genannte Elaiosomen, die ihre Verschleppung durch Ameisen und die erfolgreiche Ausbreitung der Pflanzen sicherstellen (Myrmekochorie). Allerdings produziert nur etwa die Hälfte der Blüten fruchtbare Samen, da die Befruchtungsrate der Blüten gering ist. Als typischer Frühjahrsgeophyt beendet der Bärlauch seinen Wachstumszyklus Ende Mai nach dem Abblühen, und die Pflanze zieht wieder in die Erde ein.
Verbreitung
Bärlauch kommt wild in fast ganz Europa und Nordasien in schattigen Auen und Auwäldern sowie besonders an Laubwaldhängen vor, ist aber mittlerweile auch vielfach in Gärten in Kultur anzutreffen.
Ökologie
Standort und Vergesellschaftung
Allium ursinum ist ein Nährstoffzeiger, schätzt tiefgründige und humose, lockere, anhaltend feuchte Lehmböden und meidet Sandböden, seine Vorkommen stehen oft ausgedehnt und dicht. Bevorzugte Waldgesellschaften sind Ahorn-, Eschen-, Eichen- oder Ulmen-Mischwälder, in denen er bei entsprechenden Bodenverhältnissen eine Differentialart kalk- und nährstoffreicher Böden ist. Besonders häufig tritt er in Bärlauch-Buchenwäldern (Kalkbuchenwäldern oder Braunmullbuchenwäldern) auf und ist in seiner natürlichen Verbreitung an ozeanische Klimate oder geschützte Standorte gebunden. In solchen geophytenreichen Waldgesellschaften bedecken die Blätter des Bärlauches im zeitigen Frühjahr den gesamten Waldboden. Märzenbecher, Gelbstern, Scharbockskraut oder Aronstab bilden mit ihm seltene Pflanzengemeinschaften; in gestörten Ökosystemen ist er mit Buschwindröschen und Brennnessel anzutreffen.
Im weiteren Verlauf des Jahres vergilbt der Bärlauch durch Erwärmung der oberen Bodenschicht und verströmt dabei seinen typischen Knoblauchgeruch. Innerhalb dieses zweimonatigen bis dreimonatigen Wachstums müssen die Samen ausgebildet sein. Die Blätter werden ab April bis Juni vor dem Vergilben geerntet, die Zwiebeln hingegen werden erst im Spätsommer bis Herbst geerntet.
Ausbreitung
Bärlauch breitet sich durch Anhaftungen von Lehmboden an Tierfüßen (Epizoochorie) aus. Er ist ein Kaltkeimer, die Samen müssen also eine Frostperiode durchlebt haben, bevor sie keimen. Trotz seiner langen Keimdauer (zwei Jahre) vermehrt sich Bärlauch schnell über seine Zwiebeln und bildet so innerhalb weniger Jahre große Horste. Beim Anbau im Garten muss der Bestand gelegentlich sogar eingedämmt werden.
Nahrungsbeziehungen
Unter den zahlreichen Tieren, die den Bärlauch als Nahrung nutzen, ist insbesondere die Bärlauch-Erzschwebfliege (Cheilosia fasciata Schiner & Egger, 1853) zu nennen. Die Larven der überwiegend in Süddeutschland verbreiteten Art minieren in den Blättern des Bärlauchs und lassen sich daher in den meisten Beständen leicht entdecken. Es gibt auch noch eine zweite Schwebfliege, Portevinia maculata, deren Larven ebenso leben, die aber etwas später im Jahr am Allium auftreten.
In vielen europäischen Sprachen, allerdings nicht in den nordgermanischen, bezeichnet man dieses Kraut als Bärenlauch, Bärenzwiebel oder Bärenknoblauch. Woher der enge Bezug zum Bären kommt, ist unklar.
Bedeutung
Bärlauch ist eine alte Heilpflanze und war schon den Germanen und Kelten bekannt. In jungsteinzeitlichen Siedlungen des Alpenvorlandes fand man erstaunlich häufig Überreste vom Bärlauch. Weil die Pflanze als Viehfutter wenig brauchbar ist (Tiere, die davon gefressen haben, geben ungenießbare Milch), ist es wahrscheinlich, dass die Menschen sie bereits vor 5000 Jahren in der Küche verwendeten.
Bärlauch in der Küche
Der Bärlauch ist eine altbekannte Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze, die seit einigen Jahren eine Renaissance erlebt. Die Pflanze ist zwar komplett essbar, genutzt werden aber vorwiegend die Blätter, frisch als Gewürz oder Gemüse in der Frühjahrsküche. Mittlerweile gibt es immer mehr Köche, die Bärlauch verwenden. In den Reformhäusern hat der Bärlauch in den letzten Jahren als Pesto Einzug gehalten.
Bärlauch verliert durch Erhitzen wertvolle Geschmackstoffe und büßt seinen hohen Vitamin-C-Gehalt ein. Vor allem aber werden durch die Hitzeeinwirkung die schwefelhaltigen Stoffe verändert, welche für Geschmack und Heilwirkung maßgeblich sind. Daher wird empfohlen, Bärlauch lieber klein geschnitten und roh unter Salate oder andere Speisen zu mischen. Da der Bärlauch zu Beginn des Jahres das erste wachsende Kraut im Garten ist, kann er zunächst Schnittlauch oder Zwiebelkraut ersetzen.
Die Bärlauchblätter sollten vor dem Erblühen geerntet werden, da sie sonst einen bitteren Geschmack annehmen und somit kaum noch genießbar sind.
Bärlauch wird auch zum Veredeln von Schnittkäse eingesetzt (Bärlauchkäse).
Verwechslungsgefahr
Bärlauch wird beim Sammeln immer wieder mit dem Maiglöckchen, den im Frühjahr austreibenden Blättern der Herbstzeitlosen oder den meist ungefleckten Blättern jüngerer Pflanzen des Gefleckten Aronstab verwechselt. Alle diese drei Pflanzen sind äußerst giftig, die Vergiftungen können tödlich sein. Die Verwechslungsgefahr besteht vor allem deshalb, weil der Bärlauch vor der Blüte gesammelt wird.
Bärlauch in der Heilkunst
Der schweizerische Naturarzt und "Kräuterpfarrer" Johann Künzle schrieb über die Heilwirkungen des Bärlauches:
"Die Pflanze reinigt den ganzen Leib, treibt kranke [...] Stoffe aus, macht gesundes Blut, vertreibt und tötet giftige Stoffe. Ewig kränkelnde Leute, [...] und Rheumatische sollten den Bärlauch verehren wie Gold. Kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Gedärmen und Blut [...]."[1]
Bärlauch enthält u.a. die Aminosäuren Allicin und Alliin sowie Vinylsulfid und das Ätherische Öl Lauchöl. Allicin wirkt im Magen antibakteriell. Daneben enthält Bärlauch Flavonoide, welchen u.a. antibakterielle und antivirale Wirkungen zugeschrieben werden. Zudem sollen Flavonoide durch ihre blutgerinnende Wirkung vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie in ihrer Eigenschaft als Antioxidant vor Krebs schützen. Weitere Bestandteile des Bärlauches sind Fructose, Proteine und Chlorophyll. Zudem ist es reich an Vitamin C: 100 g Bärlauch enthalten 150 mg Vitamin C; bereits 50 g dieser Pflanze decken also bereits den Tagesbedarf an Vitamin C.[2]
Zur Herstellung von Heilmitteln aus dem Bärlauch können alle Pflanzenteile (Blätter, Blüten, Stengel und Zwiebeln) verwendet werden. Wenn der Bärlauch bereits aufgeblüht ist, gelten die Blätter nicht mehr als heilsam; wohl aber die Blüten. Über die tatsächliche medizinische Wirkung des Bärlauches liegen keine gesicherten Kenntnisse vor.
Quellen
Literatur
- Johann Künzle: Das grosse Kräuterheilbuch, Olten/Freiburg i.Br. 1945/1967, ISBN 3-530-49205-1
- Jörg Schauenburg: Bärlauch, Neustadt an der Weinstraße 2005, ISBN 3865282156
- Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen: in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. UTB, Stuttgart 5. Auflage 1996. ISBN 3-8252-8104-3
- Robert Quinche: Heilpflanzen. Die Kräfte der Natur. Verlag der BEA-Bücher, Zürich 1958, Ringier, Seehamer, Weyarn 1997. ISBN 3-932131-02-9
- Thomas Schauer, Claus Caspari: Pflanzenführer. BLV, München 1978. ISBN 3-405-11356-3
- Rolf Zieger: Das große Heilkräuter-Lexikon. Buch-Vertriebs-GmbH, Wollerau 1978.
- M. Bocksch: Das praktische Buch der Heilpflanzen. BLV, München 1996, 2003. ISBN 3-405-14937-1
Einzelnachweise
Weblinks
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