Waldshut

Waldshut
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Waldshut-Tiengen
Waldshut-Tiengen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Waldshut-Tiengen hervorgehoben
47.6230555555568.2144444444444341Koordinaten: 47° 37′ N, 8° 13′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Waldshut
Höhe: 341 m ü. NN
Fläche: 77,98 km²
Einwohner: 22.668 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 291 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 79741–79761
Vorwahlen: 07751, 07741
Kfz-Kennzeichen: WT
Gemeindeschlüssel: 08 3 37 126
Stadtgliederung: 2 Kernstädte und 10 Stadtteile
Adresse der Stadtverwaltung: Kaiserstraße 28-32
79761 Waldshut-Tiengen
Webpräsenz:
Oberbürgermeister: Martin Albers (CDU)

Waldshut-Tiengen ist eine Stadt im Südwesten Baden-Württembergs unmittelbar an der Schweizer Grenze. Sie ist die Kreisstadt und zugleich größte Stadt des Landkreises Waldshut und ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden.

Die im Rahmen der Gemeindereform 1975 neu gebildete Stadt ist seit 1. Juli 1976 Große Kreisstadt. Mit den Gemeinden Dogern, Lauchringen und Weilheim hat die Stadt Waldshut-Tiengen eine Verwaltungsgemeinschaft vereinbart.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Waldshut-Tiengen liegt am Hochrhein, seine nördlichen Ortsteile ragen in den südlichen Schwarzwald hinein. Die Waldshuter Kernstadt liegt etwa 2 km westlich der Einmündung der Aare in den Rhein, an der Grenze zum Schweizer Kanton Aargau. Tiengen liegt nahe der Einmündung der Wutach in den Rhein am Übergang in den Klettgau. Neben der Wutach sind noch die Flüsse Steina und Schlücht zu nennen, die im Stadtgebiet in die Wutach münden. Daher wurde Tiengen früher auch als „Viertälerstadt“ bezeichnet.

Nachbarstädte

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Waldshut-Tiengen. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Westen genannt:

Dogern, Albbruck, Dachsberg (Südschwarzwald), St. Blasien, Weilheim (Baden), Ühlingen-Birkendorf, Wutöschingen, Lauchringen und Küssaberg (alle Landkreis Waldshut) sowie jenseits des Rheins Koblenz, Leuggern und Full-Reuenthal (alle Kanton Aargau/Schweiz).

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet von Waldshut-Tiengen besteht aus den beiden Kernstädten Waldshut und Tiengen/Hochrhein und den im Rahmen der Gemeindereform in diese beiden ehemaligen Städte eingegliederten bzw. mit diesen beiden Städten zusammengeschlossenen ehemaligen neun Gemeinden Aichen (mit Gutenburg), Breitenfeld, Detzeln, Eschbach, Gurtweil, Indlekofen, Krenkingen, Oberalpfen und Waldkirch (mit Gaiß und Schmitzingen).

Für alle neun ehemals selbständigen Gemeinden sowie zusätzlich für den zur Gemeinde Waldkirch gehörigen Ortsteil Schmitzingen wurden Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung eingerichtet, das heißt, sie haben jeweils einen von den Wahlberechtigten bei jeder Kommunalwahl neu zu wählenden Ortschaftsrat, mit einem Ortsvorsteher als Vorsitzenden. Die Namen der Ortschaften sind identisch mit den Namen der früheren Gemeinden. Abweichende Ortschaftsnamen sind Aichen-Gutenberg (für das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Aichen), Gaiß-Waldkirch (für die beiden Wohnbezirke der ehemaligen Gemeinde Waldkirch) und Schmitzingen (ehemals zur Gemeinde Waldkirch gehörend). Die Zahl der Ortschaftsräte beträgt in allen Ortschaften sechs, in Gurtweil jedoch zehn.

Raumplanung

Waldshut-Tiengen bildet ein Mittelzentrum im Bereich des Oberzentrums Lörrach/Weil am Rhein, zu dessen Mittelbereich die meisten Städte und Gemeinden des Landkreises Waldshut (mit Ausnahme von sieben Gemeinden im Raum Bad Säckingen) gehören. Darüber hinaus gibt es grenzüberschreitende Verflechtungen mit den Kantonen Aargau, Schaffhausen und Zürich in der Schweiz.

Geschichte

Die Waldshuter Altstadt
Schloss Tiengen

Bis 1803 gehörte Waldshut zu Vorderösterreich, Tiengen/Hochrhein (bis 2. September 1964 Tiengen (Oberrhein)) war Sitz der Landgrafen von Klettgau. 1410 ging durch Heirat die Grafschaft zunächst an die Grafen von Sulz. Nach deren Aussterben im Mannesstamm 1687 durch Heirat an die Fürsten von Schwarzenberg. Gurtweil gehörte zunächst der Fürstabtei St. Gallen, später dem Kloster Rheinau, seit dem 30-jährigen Krieg dem Kloster St. Blasien.

Im Waldshuter Krieg von 1468 wurde Tiengen durch die Eidgenossen eingenommen, während die Stadt Waldshut belagert und teilweise zerstört wurde. Der Legende nach mästeten die Waldshuter Junggesellen nach Wochen der Belagerung den letzten Schafbock und führten ihn auf der Stadtmauer herum, was die Schweizer zum Abbruch der Belagerung veranlasst haben soll. Dieses Ereignis wird jährlich im August mit der Waldshuter Chilbi gefeiert.

Waldshut wurde 1805 badisch und Sitz eines Amtes, das im Laufe seiner Geschichte mehrmals verändert und 1939 in den Landkreis Waldshut überführt wurde, der bei der Kreisreform 1973 auf sein heutiges Gebiet vergrößert wurde.

Tiengen wurde 1806 ebenfalls badisch und gehörte ab zum Amt Klettgau und 1812 zum Bezirksamt Tiengen, das 1819 aufgelöst wurde. Seither gehörte die Stadt zum Bezirksamt Waldshut.

Die im Rahmen der Gemeindereform 1975 neu gebildete Stadt Waldshut-Tiengen überschritt mit dem Datum der Gründung die 20.000-Grenze. Danach stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg dann mit Wirkung vom 1. Juli 1976 beschloss.

In der Nähe der Gemeinde Weilheim befinden sich die Reste der Burg Gut-Krenkingen, einer Turmhügelburg aus dem 12. Jahrhundert.

Eingemeindung

Das Gebiet der Stadt Waldshut-Tiengen hat sich wie folgt entwickelt:

  • Am 1. Januar 1971 wurden die Gemeinden Breitenfeld und Detzeln in die Stadt Tiengen/Hochrhein eingemeindet. Ihnen folgten am 1. Juli 1974 die Gemeinden Aichen und Krenkingen.
  • Am 1. Juli 1971 wurden die Gemeinden Eschbach, Indlekofen, Oberalpfen und Waldkirch (mit den 1935 eingegliederten Gemeinden Gaiß und Schmitzingen) in die Stadt Waldshut eingemeindet.
  • Am 1. Januar 1975 wurden die beiden Städte Waldshut und Tiengen/Hochrhein mit der Gemeinde Gurtweil zur neuen Stadt Waldshut-Tiengen vereinigt.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1974 handelt es sich um Zahlen der Stadt Waldshut. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohnerzahlen
1400 ca. 1.000
1650 ca. 400
1811 1.111
1834 1.263
1852 1.435
1. Dezember 1871 2.130
1. Dezember 1880 ¹ 2.468
1. Dezember 1900 ¹ 3.587
1. Dezember 1910 ¹ 4.270
16. Juni 1925 ¹ 5.226
16. Juni 1933 ¹ 6.460
Jahr Einwohnerzahlen
17. Mai 1939 ¹ 6.554
13. September 1950 ¹ 8.255
6. Juni 1961 ¹ 10.883
27. Mai 1970 ¹ 10.669
31. Dezember 1975 22.046
31. Dezember 1980 21.410
27. Mai 1987 ¹ 21.264
31. Dezember 1990 21.913
31. Dezember 1995 22.140
31. Dezember 2000 22.139
31. Dezember 2005 22.670

¹ Volkszählungsergebnis

Religionen

Waldshut um 1580

Waldshut gehörte zunächst zum Bistum Konstanz. Im Jahr 1524 wollte Dr. Balthasar Hubmaier die Reformation einführen. Doch konnte sich diese nicht durchsetzen. Infolge der Zugehörigkeit zu Vorderösterreich blieb Waldshut und sein Umland bis in das 19. Jahrhundert überwiegend katholisch. Die Stadt war schon seit dem 12. Jahrhundert Sitz eines Dekanats. Auch die Nachbarstadt Tiengen und ihr Umland blieb überwiegend katholisch, wenngleich es dort ebenfalls Anhänger von Hubmaier und dessen Lehre der Täufer gab. Seit 1821 gehören die katholischen Gemeinden im heutigen Stadtgebiet Waldshut-Tiengens zum Erzbistum Freiburg und zwar zu den beiden Dekanaten Waldshut und Wutachtal. Sie sind zu drei Seelsorgeeinheiten zusammengeschlossen. Die Seelsorgeeinheit Maria Bronnen umfasst die Gemeinden St. Marien Waldkirch, St. Sebastian Aichen und St. Simon und Judas Gurtweil sowie die Nachbargemeinden St. Peter und Paul Weilheim, St. Stephan Weilheim-Nöggenschwiel, St. Pankratius Berau und St. Laurentius Brenden (beide in der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf). Die Seelsorgeeinheit Waldshut umfasst die Liebfrauengemeinde und die Nachbargemeinde St. Klemens in Dogern. Im Dekanat Wutachtal gehören die beiden Gemeinden Mariä Himmelfahrt Tiengen und St. Nikolaus Krenkingen zusammen mit der Nachbargemeinde Herz Jesu Lauchringen-Unterlauchringen zur Seelsorgeeinheit Tiengen.

Mindestens seit dem 19. Jahrhundert waren jüdische Familien in Tiengen ansässig, die in der Fahrgasse 13 eine Synagoge errichteten. Sie wurde beim Novemberpogrom 1938 geschändet. Heute erinnern mehrere Hinweistafeln im Ort an die Geschichte der Tienger Juden. Ihre Verstorbenen begruben sie auf dem Jüdischen Friedhof an der Feldbergstraße, der in der NS-Diktatur entweiht und zum Sportplatz umfunktioniert wurde. Heute ist das Areal als Gedenkstätte eingerichtet, auf dem 50 Namen jüdischer Einwohner verzeichnet sind, die hier begraben wurden.[2]

Im 19. Jahrhundert zogen auch wieder Protestanten nach Waldshut und Tiengen. Die Waldshuter Protestanten wurden zunächst von Säckingen aus betreut. 1870 erhielt Waldshut einen eigenen Pfarrer und 1890 wurde eine Filialkirchengemeinde gegründet. 1921 wurde die Gemeinde eine eigene Pfarrei. Zur Gemeinde Waldshut gehören heute auch die Protestanten der Stadtteile Eschbach, Indlekofen und Waldkirch und einiger Nachbargemeinden. Auch in Tiengen entstand 1871 eine Gemeinde, die zunächst Filiale von Kadelburg war. Die Christuskirche wurde 1905 errichtet. Eine eigene Pfarrei gibt es dort seit 1926. Zur evangelischen Gemeinde Tiengen gehören heute auch die Protestanten der Stadtteile Aichen, Breitenfeld, Detzeln, Gurtweil und Krenkingen sowie einige Nachbargemeinden. Die Protestanten aus dem Stadtteil Oberalpfen gehören zur Nachbargemeinde Albbruck. Die beiden Gemeinden Waldshut und Tiengen gehören zum Kirchenbezirk Hochrhein der Evangelischen Landeskirche in Baden.

Neben den beiden großen Kirchen gibt es auch eine altkatholische Gemeinde, und verschiedene Gemeinden, die zu Freikirchen gehören, darunter eine Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) mit der Balthasar-Hubmaier-Kirche und die Neuapostolische Kirche.

Politik

Der Gemeinderat von Waldshut-Tiengen besteht aus 26 ehrenamtlichen Stadträtinnen und Stadträten, deren Vorsitzender der Oberbürgermeister ist. Die letzte Gemeinderatswahl vom 13. Juni 2004 ergab die folgende Sitzverteilung:

Partei Sitze
CDU 13
SPD 6
Freie Wähler 3
GRÜNE 2
FDP 2
Gesamt 26

Bürgermeister

An der Spitze der Stadt Waldshut stand ein Schultheiß, dem ein aus acht Mitgliedern bestehender Rat zur Seite stand. Beide wurden gewählt. 1527 wurde der Schultheiß vorübergehend durch den Landesherren eingesetzt. Neben diesem gab es noch Ratsherren („Innerer Rat“) bestehend aus vier „alten“ und vier „neuen“ Räten. Der erste war der Schultheißenamtsstatthalter, also der eigentliche Bürgermeister der Stadt. Als Vertreter der Bürger gab es einen „äußeren Rat“ mit Zunftmeistern. Der innere Rat hat im 16. Jahrhundert eine andere Zusammensetzung: Neben dem Schultheißen gehörten der Schultheißeanamtsstatthalter, der Stadtschreiber und 5 Räte dazu. Der äußere Rat hatte dann 6 Mitglieder. Seit 1789 gab es einen Bürgermeister, anstelle des Schultheißenamtsstatthalters.

In Tiengen gab es zunächst einen Schultheißen und 6 Räte, ab 1422 einen gewählten Schultheißen und die Räte sowie einen vom Landesherrn eingesetzten Vogt. Die Statuten wurden dann mehrmals geändert. 1703 trug das Stadtoberhaupt den Titel Stadtvogt.

Seit der Erhebung zur Großen Kreisstadt 1976 trägt das Stadtoberhaupt von Waldshut-Tiengen die Amtsbezeichnung „Oberbürgermeister“. Dieser wird heute von den Wahlberechtigten für eine Amtszeit von 8 Jahren direkt gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats. Sein allgemeiner Stellvertreter ist der 1. Beigeordnete mit der Amtsbezeichnung „Bürgermeister“.

Bürgermeister von Waldshut

  • -1810: Karl Josef Haitz
  • 1810-1817: Iganz Straubhaar
  • 1817-1819: Martin Bähr
  • 1819-1830: Johann Jakob Soder
  • 1830-1834: Anton Bähr
  • 1834-1840: Balthasar Merzler
  • 1840-1865: Vinzenz Bürgi
  • 1865-1878: Gustav Straubhaar
  • 1878-1885: Karl Frowin Mayer
  • 1885-1894: Alois Lang
  • 1894-1910: Leopold Büchele
  • 1910-1923: Leopold Kupferschmid
  • 1924-1931: Dr. Paul Horster
  • 1932-1942: Albert Wild
  • 1942-1945: August Birkenmeier
  • 1945-1957: Hermann Dietsche
  • 1957-1975: Dr. Friedrich Wilhelm Utsch

Bürgermeister von Tiengen

  • -1824: Melchior Rutschmann
  • 1824-1838: Xaver Kaiser
  • 1839-1861: Franz Xaver Rutschmann
  • 1861-1873: Ludwig Thoma
  • 1873-1879: Franz Joseph Seeger
  • 1879-1885: Joseph Bindert
  • 1885-1907: Heinrich Maier
  • 1907-1917: Karl Pfister
  • 1919-1927: Wilhelm Haiß
  • 1927-1934: Dr. Josef Frantzen
  • 1935-1945: Wilhelm Gutmann, NSDAP
  • 1945: Ernst Herion
  • 1945-1946: Alois Multerer
  • 1946-1948: Alfons Kirchgäßner (1947-48 suspendiert, deshalb führte Josef Hürst die Amtsgeschäfte)
  • 1948-1951: Josef Hürst
  • 1951-1961: Georg Möllmann
  • 1961-1975: Franz Schmidt

Bürgermeister von Waldshut-Tiengen seit 1975

  • 1975-1991: Franz-Joseph Dresen, Bürgermeister, ab 1976 Oberbürgermeister
  • 1991-heute: Martin Albers, Oberbürgermeister

Wappen

Das Wappen von Waldshut-Tiengen zeigt in gespaltenem Schild vorn in Gold einen linksgewendeten blaugekleideten Mann, den Hut an einer über die Schulter gelegten Schnur auf dem Rücken, die Rechte an der Hutschnur, in der Linken einen blauen Knotenstock haltend, hinten in Blau auf einer steigenden goldenen Mondsichel stehend die golden gekleidete, gekrönte und nimbierte Madonna, auf der Linken das golden gekleidete und nimbierte Kind haltend. Die Flagge ist blau-gelb. Wappen und Flagge wurden vom Regierungspräsidium Freiburg am 2. November 1981 verliehen.

Das Wappen ist eine Kombination der beiden bisherigen Wappen von Waldshut und Tiengen. Das Waldshuter Männle ist seit dem 13. Jahrhundert als Siegelabdruck bekannt. Er wird als Waldhüter gedeutet und ist somit ein sogenanntes „redendes Wappen“. Die Madonna mit dem Kind ist schon in den alten Tiengener Siegeln abgedruckt. Die Blasonierung wurde jedoch gegenüber den bisherigen Farben verändert.

Wappen der Ortsteile

Städtepartnerschaften

Die Stadt Waldshut-Tiengen unterhält seit 30. Juni 1963 eine Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Blois an der Loire und seit 1973 mit der englischen Stadt Lewes in der Grafschaft East Sussex.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Stadt Waldshut-Tiengen besitzt neben etwas mittelständischer Maschinenbau- und Möbelindustrie heute keine nennenswerten Industrieniederlassungen mehr. 21,5 % der Arbeitnehmer sind daher Grenzgänger (Stand: 2005) in der nahe gelegenen Schweiz.

Zurzeit entsteht am Bahnhof ein neues Gewerbegebiet mit Einzelhandelgeschäften (u.a. einer der größten Lidl-Märkte Deutschlands), Fastfood- Restaurants und einem Ärztehaus.

Bis in die 1990er Jahre war die chemische Industrie ein wichtiges Standbein der Stadt. Auf dem Areal des ehemaligen Lonza-Werkes, das zu seinen Hochzeiten in den 1950er Jahren bis zu 16.000 Mitarbeiter beschäftigte, entsteht ein Gewerbepark und eine rückwärtige Verzollungsanlage.

Im Nord-Westen des Stadtteils Tiengen befindet sich seit 1930 ein großes Umspannwerk für 380/220/110 kV der RWE AG. An dieser Anlage endet der westliche Zweig der von Herbertingen her kommenden Nord-Süd-Leitung.

Verkehr

Die Stadt liegt an der Hochrheinbahn zwischen Basel und Schaffhausen und stellt mit ihrem Bahnhof im Stadtteil Waldshut einen wichtigen Knotenpunkt für die Eisenbahn dar.

Die 1859 mit der Rheinbrücke eröffnete grenzüberschreitende Eisenbahnstrecke nach Koblenz im Kanton Aargau ist die älteste rheinquerende Strecke zwischen Deutschland und der Schweiz. Dadurch ist Waldshut auch End-Haltepunkt der S 41  (Winterthur-Bülach-Bad Zurzach-Waldshut) des Zürcher S-Bahn-Netzes. Die Wutachtalbahn hat ihren südlichen Endpunkt in Waldshut-Tiengen. Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen mehrere Buslinien. Die Stadt gehört dem Waldshuter Tarifverbund an.

Auf der Straße ist Waldshut-Tiengen aus östlicher und westlicher Richtung über die Bundesstraße B34 und aus nördlicher Richtung über die B 500 erreichbar. Die Rheinbrücke nach Koblenz gewährleistet seit 1932 einen Anschluss an das schweizerische Straßennetz.

Lediglich dem lokalen Personenverkehr dient eine Fährverbindung in die Schweizer Gemeinde Full.

Behörden, Gerichte und Einrichtungen

Waldshut-Tiengen ist Sitz des Landratsamt des Landkreises Waldshut. Die Stadt hat ein Amtsgericht und ein Landgericht sowie ein Notariat und ein Finanzamt. Ferner ist die Stadt Sitz des Regionalverbands Hochrhein-Bodensee. Darüber hinaus ist sie Sitz des Kirchenbezirks Hochrhein der Evangelischen Landeskirche in Baden und des Dekanats Waldshut innerhalb der Region Hochrhein des Erzbistums Freiburg.

Im Stadtteil Waldshut befindet sich das in der Region größte Krankenhaus zur Grund- und Regelversorgung (Spital Waldshut).

Medien

Über das lokale Geschehen in Waldshut-Tiengen berichten als Tageszeitungen der Südkurier (Sitz in Konstanz) und der Alb-Bote, der ebenfalls Teil der Südkurier-Gruppe ist. Der Südwestrundfunk ist mit einem Korrespondentenbüro ansässig. Dazu kommen die Anzeigenblätter „Anzeiger“ sowie „WOM“. Bis 2003 berichtete außerdem der „Schwarzwälder Bote“ mit einer eigenen Redaktion aus der Kreisstadt für die Ausgabe St. Blasien, die damals ersatzlos aufgegeben wurde. Er füllte die Lücke, die mit dem Wegzug der „Badischen Zeitung“ entstand.

Bildungseinrichtungen

In Waldshut-Tiengen gibt es zwei allgemeinbildende Gymnasien (Hochrhein-Gymnasium Waldshut und Klettgau-Gymnasium Tiengen), zwei Realschulen (Robert-Schuman-Realschule Waldshut und Realschule Tiengen), vier Sonderschulen: Waldtor-Schule und Langensteinschule (Förderschule) mit Sprachheilschule, eine Schule für Körperbehinderte (Wutachschule) und eine Schule für Geistigbehinderte (Carl-Heinrich-Rösch-Schule), eine Grundschule (Johann-Peter-Hebel-Grundschule Tiengen) und vier Grund- und Hauptschulen (Grund- und Hauptschule Gurtweil, Hans-Thoma-Schule Tiengen, Heinrich-Hansjakob-Grund- und Hauptschule und Theodor-Heuss-Schule).

Der Landkreis Waldshut ist Träger der Gewerbeschule Waldshut (unter anderem mit Technischem Gymnasium), der Justus-von-Liebig-Schule - Hauswirtschaflich-Sozialpädagogische und Sozialpflegerische Schule (unter anderem mit Biotechnologischem und Ernährungswissenschaftlichem Gymnasium), der Kaufmännischen Schule (unter anderem mit Wirtschaftsgymnasium), der Carl-Heinrich-Rösch-Schule für Geistigbehinderte mit Schulkindergarten für Geistigbehinderte und der Wutachschule für Körperbehinderte mit Schulkindergarten für Körperbehinderte, sowie zweier Förderschulen, der Langenstein-Schule im Stadtteil Tiengen und der Waldtor-Schule im Stadtteil Waldshut.

Das private Hochrhein- Bildungs- und Beratungszentrum HBBZ, die private Berufsfachschule für Maskenbildner und Make Up Spezialeffekte, die Christliche Schule Hochrhein (Grund- und Realschule), die Fachschule für Landwirtschaft und die Schule für Erziehungshilfe am Heim Küssaberg runden das schulische Angebot Waldshut-Tiengens ab.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

In Waldshut

Das Obere Tor, auch Schaffhauser Tor genannt, ist das Wahrzeichen der Stadt. Es ist das östliche Stadttor und wurde auf Fundamenten aus dem 13. Jahrhundert erbaut. Bis 1864 diente es als Stadtgefängnis.

Die Kaiserstraße (Fußgängerzone) ist die Hauptstraße Waldshuts. In ihrer Mitte fließt der Stadtbach. Ferner gibt es hier drei Brunnen mit Brunnenfiguren.

Besondere Gebäude in Waldshut sind das Schultheißsche Haus, das Greiffenegg-Schlössle, die Waldvogtei, das Untere Tor (auch Basler Tor genannt, westliches Stadttor),die alte Metzig, ein Renaissancebau von 1588, das Roll´sche Haus und das Rathaus. Die Gottesackerkapelle wurde 1683 erbaut. Der Hexenturm ist ein Rundturm der inneren Stadtbefestigung, der zeitweise als Gefängnis für Glaubensabtrünnige diente.

Die Katholische Stadtpfarrkirche Liebfrauen wurde 1804 im klassizistischen Stil erbaut. Der gotische Chor aus dem 13. Jahrhundert ist dabei mitverwendet worden. Daneben das katholische Pfarrhaus von 1749. Die evangelische Versöhnungskirche wurde erst 1977 erbaut.

In Tiengen

Wahrzeichen ist das alte Schloss, ein ehemaliger Wohnturm der alten Burg Tiengen. Das Neue Schloss war landgräflich sulzisches Residenzschloss. Das kleine Schloss wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut.

Eckpfeiler der alten Stadtbefestigung war der Storchenturm, erbaut um 1300. Er diente teilweise als Gefängnis (Diebsturm). Die 1899 aufgesetzte Haube trägt noch heute ein (allerdings ungenutztes) Storchennest, von dem sich sein Name ableitet.

Das Rathaus wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Die Heilig-Kreuz-Kapelle wurde 1509 als Wallfahrtskapelle erwähnt, aber in ihrer heutigen Form erst 1631 erbaut. Die ehemalige Stadtvogtei ist ein spätgotisches Patrizierhaus, erbaut 1568

Die Friedhofskapelle wurde 1691 erbaut. Ferner sind noch Teile der ehemaligen Stadtmauer erhalten. Die katholische Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt wurde von Peter Thumb 1753 bis 1755 im Barockstil errichtet. Der Turmunterbau ist jedoch aus der Gotik. Die evangelische Kirche wurde 1905 im neugotischen Stil erbaut.

In den Stadtteilen gibt es folgende Kirchen:

Katholische Kirche Aichen (erbaut 1973), Kapelle Allmut (erbaut 1886), St. Georg Breitenfeld (erbaut 1861), St. Oswald Detzeln (16. Jahrhundert), St. Pankratiuskapelle Eschbach (um 1500), St. Konrad Gurtweil (ursprünglich 1612, jedoch 1740 bis 1747 neu erbaut), St. Josephskapelle Indlekofen (erbaut 1877), Kirche Krenkingen (erbaut 1766), Kapelle Johannes der Täufer (erbaut um 1730), Kirche Maria Himmelfahrt Waldkirch (erbaut 1758), Michaelskapelle Gaiß (1830), Josephskapelle Schmitzingen (1953).

Regelmäßige Veranstaltungen

Logo Tiengen
  • im Mai alle 2 Jahre: Märchenfest in Tiengen (alle ungeraden Jahre)
  • im Juni: Stadtfest Hallo Nachbar in Waldshut
  • im Juli: Schwyzertag in Tiengen mit Festumzug
  • im Juli: Jazzfest in Tiengen
  • im August: Waldshuter Chilbi mit Festumzug
  • im September/Oktober: Erntefest in Tiengen

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Die Stadt Waldshut-Tiengen bzw. die beiden früheren Städte haben u. a. folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen:

  • 1931: Josef Bieser, kath. Stadtpfarrer 1906-1943
  • 1964: Hermann Dietsche, Bürgermeister a. D.

Söhne und Töchter der Stadt

Sonstige Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
  2. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 101

Literatur

  • Badisches Städtebuch. Band IV 2. Teilband aus: Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte - Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages. Stuttgart 1959.
  • Heinz Voellner: Tiengen Bilder einer alten Stadt. 1987.
  • Franz Xaver Kraus, Kunstdenkmäler des Kreises Waldshut
  • Eduard Schuster, Die Burgen und Schlösser Badens, 1908
  • Joseph Bader, Kurzgefasste Geschichte der Stadt Thiengen im Klettgau, 1824
  • Joseph Bader, Urkunden und Regeste aus dem ehemaligen Kletgauer Archive, ZfGO,1862
  • Joseph Bader, Badenia, Band 3, 1844, Der lange Stein bei Thiengen

Weblinks


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