Waldshut-Tiengen

Waldshut-Tiengen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Waldshut-Tiengen
Waldshut-Tiengen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Waldshut-Tiengen hervorgehoben
47.6230555555568.2144444444444341
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Waldshut
Höhe: 341 m ü. NN
Fläche: 77,98 km²
Einwohner:

22.859 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 293 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 79741–79761
Vorwahlen: 07751, 07741
Kfz-Kennzeichen: WT
Gemeindeschlüssel: 08 3 37 126
Stadtgliederung: 2 Kernstädte und 10 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Kaiserstraße 28–32
79761 Waldshut-Tiengen
Webpräsenz: www.waldshut-tiengen.de
Oberbürgermeister: Martin Albers (CDU)
Lage der Stadt Waldshut-Tiengen im Landkreis Waldshut
Aare Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald Landkreis Lörrach Landkreis Konstanz Landkreis Tuttlingen Schwarzwald-Baar-Kreis Albbruck Bad Säckingen Bernau im Schwarzwald Bonndorf im Schwarzwald Dachsberg (Südschwarzwald) Dettighofen Dogern Eggingen Görwihl Grafenhausen Häusern Herrischried Höchenschwand Hohentengen am Hochrhein Ibach (Schwarzwald) Jestetten Klettgau (Gemeinde) Küssaberg Lauchringen Laufenburg (Baden) Lottstetten Murg (Hochrhein) Rickenbach (Hotzenwald) St. Blasien Stühlingen Todtmoos Ühlingen-Birkendorf Waldshut-Tiengen Wehr (Baden) Weilheim (Baden) Wutach (Gemeinde) Wutöschingen Schweiz RheinKarte
Über dieses Bild

Waldshut-Tiengen?/i ist eine Doppelstadt im Südwesten Baden-Württembergs unmittelbar an der Schweizer Grenze. Sie ist die Kreisstadt und zugleich größte Stadt des Landkreises Waldshut und ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Klimadiagramm Waldshut-Tiengen

Waldshut-Tiengen liegt am Hochrhein, der in diesem Abschnitt durch das Kraftwerk Albbruck-Dogern deutlich aufgestaut ist. Seine nördlichen Ortsteile ragen in den südlichen Schwarzwald hinein. Die Waldshuter Kernstadt liegt etwa zwei Kilometer westlich der Einmündung der Aare in den Rhein, an der Grenze zum Schweizer Kanton Aargau. Tiengen liegt nahe der Einmündung der Wutach in den Rhein am Übergang in den Klettgau. Neben der Wutach sind noch die Flüsse Steina und Schlücht zu nennen, die im Stadtgebiet in die Wutach münden. Daher wurde Tiengen früher auch als „Viertälerstadt“ bezeichnet. Waldshut-Tiengen ist Teil des Naturparks Südschwarzwald.

Topografie und Geologie

Die Landschaft (Südwestdeutsches Stufenland) grenzt mit dem Rhein (Grundwasserrinne) an das Schweizer Mittellland und ist durch die Gletscher und Schmelzwässer der Eiszeit geprägt worden (Urdonau), während das Gebiet des Schwarzwalds (Hotzenwald) ein Grundgebirge des Kambrium ist. Teils treten auch die Schichten des Trias (Geologie) (Muschelkalk, ehemaliger Gipsabau bei Tiengen) zu Tage. Es fanden auch Bohrungen zur Ergründung von Thermalwasser statt.

Klima

Der Jahresniederschlag liegt bei 1155 mm und ist damit sehr hoch, da er in das obere Zehntel der in Deutschland erfassten Werte fällt. An 92 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der September, die meisten Niederschläge fallen im Dezember. Im Dezember fallen 1,5 mal mehr Niederschläge als im September. Die Niederschläge variieren mäßig. An 64 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.

Nachbarstädte

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Waldshut-Tiengen. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Westen genannt:

Dogern, Albbruck, Dachsberg, St. Blasien, Weilheim (Baden), Ühlingen-Birkendorf, Wutöschingen, Lauchringen und Küssaberg (alle Landkreis Waldshut) sowie jenseits des Rheins Koblenz, Leuggern und Full-Reuenthal (alle Kanton Aargau/Schweiz).

Stadtgliederung

Das Stadtgebiet von Waldshut-Tiengen besteht aus den beiden Kernstädten Waldshut und Tiengen/Hochrhein und den im Rahmen der Gemeindereform in diese beiden ehemaligen Städte eingegliederten bzw. mit diesen beiden Städten zusammengeschlossenen ehemaligen neun Gemeinden Aichen (mit Gutenburg), Breitenfeld, Detzeln, Eschbach, Gurtweil, Indlekofen, Krenkingen, Oberalpfen und Waldkirch (mit Gaiß und Schmitzingen).

Für alle neun ehemals selbständigen Gemeinden sowie zusätzlich für den zur Gemeinde Waldkirch gehörigen Ortsteil Schmitzingen wurden Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung eingerichtet, das heißt, sie haben jeweils einen von den Wahlberechtigten bei jeder Kommunalwahl neu zu wählenden Ortschaftsrat, mit einem Ortsvorsteher als Vorsitzenden. Die Namen der Ortschaften sind identisch mit den Namen der früheren Gemeinden. Abweichende Ortschaftsnamen sind Aichen-Gutenberg (für das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Aichen), Gaiß-Waldkirch (für die beiden Wohnbezirke der ehemaligen Gemeinde Waldkirch) und Schmitzingen (ehemals zur Gemeinde Waldkirch gehörend). Die Zahl der Ortschaftsräte beträgt in allen Ortschaften sechs, in Gurtweil jedoch zehn.

Raumplanung

Waldshut-Tiengen bildet ein Mittelzentrum im Bereich des Oberzentrums Lörrach/Weil am Rhein, zu dessen Mittelbereich die meisten Städte und Gemeinden des Landkreises Waldshut (mit Ausnahme von sieben Gemeinden im Raum Bad Säckingen) gehören. Darüber hinaus gibt es grenzüberschreitende Verflechtungen mit den Kantonen Aargau, Schaffhausen und Zürich in der Schweiz.

Geschichte

Waldshut um 1580
Die Waldshuter Altstadt

Waldshut

Die erste mittelbare Erwähnung des Ortes Waldshut findet sich in einer 1256 im Kloster St. Blasien ausgestellten Schlichtungsurkunde, in der ein „Arnoldus sculthetus in Waldishuote“ aufgeführt wird.[2] Der Freiburger Historiker Eugen Hillenbrand nahm 2009 eine Gründung im Kontext der Politik der Grafen von Habsburg nahe der Mitte des 13. Jahrhunderts an.[3] Das erste Siegel der Stadt, das „Sigillum civium in Waldishut“, einen Landmann darstellend, ist seit 1277 überliefert.[4] An den Osterfeiertagen 1298 rüstete Herzog Albrecht über zwei Wochen sein Heer vor der Entscheidungsschlacht mit Adolf von Nassau in der Stadt. Der gesamte Proviant des Heeres wurde im erstmals erwähnten Waldshuter Rheinhafen auf 30 große Schiffe verladen.[5] 1349 wurde ein Pestpogrom an der jüdischen Gemeinde der Stadt verübt.[6] 1386 war eine große Zahl von Gefallenen in der Schlacht von Sempach zu beklagen. Unter den zahlreichen bis 1496 erhaltenen und immer wieder bestätigeten Privilegien der Stadt ist das Privileg eines besonderen Asylrechts 1358, 1361, 1363 und zuletzt durch Kaiser Wenzel 1380, verliehen zu nennen.[7] Rückschläge erlebte die Stadt durch den Durchzug der Gugler 1375, die Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen 1415 und eine sechswöchige Einquartierung der Armagnaken 1444. Im Waldshuter Krieg 1468 wurde die Stadt Waldshut sechs Wochen lang beschossen und belagert. An dieses Ereignis erinnert das jährlich begangene Stadtfest, die Waldshuter Chilbi.

Die Vereinigung der Junggesellen 1468 Waldshut ist eine der ältesten Zünfte Deutschlands und die Tradition erfordert zur Versteigerung alljährlich den schönsten Widder. Waldshut war nach dem Brand der Burg Hauenstein (Hauenstein) im Jahr 1503 Sitz des Waldvogt. Damit wurde die Grafschaft Hauenstein- der Hotzenwald- von „außerhalb“ regiert. Dies führte zu Spannungen mit den Frei-Bauern den Salpeterern. Ab 1527 bis 1789 war der Bürgermeister gleichzeitig auch Waldvogt. Waldshut war eine der vier Waldstädte, bis 1805 gehörte die Stadt zu Vorderösterreich.

Als die Kleinstaaten 1805 neu geordnet werden, wurde Waldshut badisch und Sitz eines Amtes, das im Laufe seiner Geschichte mehrmals verändert und 1939 in den Landkreis Waldshut überführt wurde, der bei der Kreisreform 1973 auf sein heutiges Gebiet vergrößert wurde.

Tiengen

Ein Menhir bei Tiengen an der Wutach der sogenannte „Lange Stein“ zeugt von früher Besiedelung der Gegend. Den Römern war das Land als Dekumatenland und später als Germania superior zugehörig.

Tiengen, (bis 2. September 1964 Tiengen (Oberrhein)), wird im Jahr 858 erstmals erwähnt, im Jahr 1146 besucht Abt Bernhard von Clairvaux die Tiengener Kirche.[8] 1224 ist Tiengen im Eigentum derer von Krenkingen, die hier einen Wohn- und Wehrturm (das heutige Schloss Tiengen) besitzen, und dem Bistum Konstanz. Im Stadtarchiv befindet sich die Ursache des jährlich abgehaltenen traditionellen Schwyzertags, das Original-Protokoll des Kaiserlichen Hofgerichts: „Am 1. August 1415 wurde die Stadt durch Herzog Reinold von Urslingen mit seinem Söldnerheer angegriffen. Der Angriff scheiterte am erbitterten Widerstand der Bürger und der Legende nach an der Unterstützung durch die im Gebet angerufene Gottesmutter Maria“. Dessen Organisation obliegt der Bürgerzunft 1503 Tiengen e. V. Das Bistum Konstanz gab Tiengen im Jahr 1448 an Ritter Bilgeri von Heudorf zu Lehen, der dann durch zahlreiche Fehden 1468 den Waldshuter Krieg heraufbeschwor. Tiengen wurde durch die Eidgenossen eingenommen, zerstört und mit Schaffhauser Truppen besetzt.

1476 (nach dem Tod Bilgeris) wird Tiengen von Schaffhausen wieder an das Hochstift Konstanz zurückgegeben. 1482 übergibt Bischof Otto IV. die Stadt Tiengen an die Grafen Alwig und Rudolf, Grafen von Sulz. Tiengen war damit Sitz der Landgrafen von Klettgau. Im Jahre 1687 gelangte Tiengen durch Heirat der ältesten Tochter des letzten Grafen von Sulz, Maria Anna, mit dem österreichischen Fürst Ferdinand von Schwarzenberg an das Haus Schwarzenberg. Der Klettgau wurde nun mit der Bezeichnung Herrschaft Schwarzenberg bezeichnet. Im Schwabenkrieg 1499 ist Maximilian I. (HRR) gezwungen als Deutscher Kaiser gegen die Schweizer zu handeln, diese wollen sich vom Reich lösen. Am 18. April 1499 wurde Tiengen jedoch vollkommen ausgeplündert und niedergebrannt. Waldshut wurde nicht verwickelt. Mit der Schlacht bei Dornach, Dornach SO wurde beendet was bei Morgarten ZG begonnen hatte (Schlacht bei Morgarten). Die Schweiz war faktisch unabhängig. Am 22. September 1499 wurde in Basel der Friedensvertrag geschlossen.

Im Bauernkrieg 1525 wurden die Aufrührer bei Grießen niedergeschlagen. Landesherr war Rudolf V. von Sulz. Die Küssaburg wurde während des dreißigjährigen Krieg von der eigenen Besatzung gesprengt. Als Befehlshaber der Zeit waren General Graf Gustaf Horn, Bernhard von Weimar (dieser besetzt 1538 Waldshut und Tiengen, Tiengen wird wiederum zerstört), auch der Oberst Villefranche und der Feldherr Feria sind in kriegerische Auseinandersetzungen in der Umgebung verwickelt. Eine entscheidende Situation entstand duch die Schlacht bei Rheinfelden. Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen beschreibt die Schrecken jener Tage.

Tiengen wurde 1806 badisch und gehörte zum Amt Klettgau und ab 1812 zum Bezirksamt Tiengen, das 1819 aufgelöst wurde. Seither gehörte die Stadt zum Bezirksamt Waldshut.

Gurtweil/Krenkingen

Gurtweil mit der Gutenburg (Hochrhein) gehörte zunächst der Fürstabtei St. Gallen, später dem Kloster Rheinau, seit dem Dreißigjährigen Krieg dem Kloster St. Blasien. In der Nähe der Gemeinde Weilheim (Baden) befinden sich die Reste der Burg Gut-Krenkingen, einer Turmhügelburg aus dem 12. Jahrhundert.

Eingemeindung

Das Gebiet der Stadt Waldshut-Tiengen hat sich wie folgt entwickelt:

  • Am 1. Januar 1971 wurden die Gemeinden Breitenfeld und Detzeln in die Stadt Tiengen/Hochrhein eingemeindet. Ihnen folgten am 1. Juli 1974 die Gemeinden Aichen und Krenkingen.
  • Am 1. Juli 1971 wurden die Gemeinden Eschbach, Indlekofen, Oberalpfen und Waldkirch (mit den 1935 eingegliederten Gemeinden Gaiß und Schmitzingen) in die Stadt Waldshut eingemeindet.
  • Am 1. Januar 1975 wurden die beiden Städte Waldshut und Tiengen/Hochrhein mit der Gemeinde Gurtweil zur neuen Stadt Waldshut-Tiengen vereinigt.

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1974 handelt es sich um Zahlen der Stadt Waldshut. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohner
1400 ca. 1.000
1650 ca. 400
1811 1.111
1834 1.263
1852 1.435
1871, 1. Dezember 2.130
1880, 1. Dezember ¹ 2.468
1900, 1. Dezember ¹ 3.587
1910, 1. Dezember ¹ 4.270
1925, 16. Juni ¹ 5.226
1933, 16. Juni ¹ 6.460
Jahr Einwohner
1939, 17. Mai ¹ 6.554
1950, 13. September ¹ 8.255
1961, 6. Juni ¹ 10.883
1970, 27. Mai ¹ 10.669
1975, 31. Dezember 22.046
1980, 31. Dezember 21.410
1987, 27. Mai ¹ 21.264
1990, 31. Dezember 21.913
1995, 31. Dezember 22.140
2000, 31. Dezember ² 22.139
2005, 31. Dezember ² 22.670

¹ Volkszählungsergebnis     ² Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Die im Rahmen der Gemeindereform 1975 neu gebildete Stadt Waldshut-Tiengen überschritt mit dem Datum der Gründung die 20.000-Grenze. Danach stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg dann mit Wirkung vom 1. Juli 1976 beschloss.

Religionen

Waldshut, Stadtpfarrkirche

Waldshut gehörte zunächst zum Bistum Konstanz. Im Jahr 1524 führte der frühere katholische Priester Balthasar Hubmaier, der sich nach 1522 zunehmend an reformatorischem und täuferischem Gedankengut orientierte, in Waldshut die Reformation ein. Doch konnte sich diese nach der Besetzung der Stadt durch habsburgische Truppen nicht auf Dauer halten. Infolge der Zugehörigkeit zu Vorderösterreich blieb Waldshut und sein Umland bis in das 19. Jahrhundert überwiegend katholisch. Die Stadt war schon seit dem 12. Jahrhundert Sitz eines Dekanats. Auch die Nachbarstadt Tiengen und ihr Umland blieb überwiegend katholisch, wenngleich es dort ebenfalls Anhänger von Hubmaier und dessen Lehre der Täufer gab. Seit 1821 gehören die katholischen Gemeinden im heutigen Stadtgebiet Waldshut-Tiengens zum Erzbistum Freiburg und zwar zu den beiden Dekanaten Waldshut und Wutachtal. Sie sind zu drei Seelsorgeeinheiten zusammengeschlossen. Die Seelsorgeeinheit Maria Bronnen umfasst die Gemeinden St. Marien Waldkirch, St. Sebastian Aichen und St. Simon und Judas Gurtweil sowie die Nachbargemeinden St. Peter und Paul Weilheim, St. Stephan Weilheim-Nöggenschwiel, St. Pankratius Berau und St. Laurentius Brenden (beide in der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf). Die Seelsorgeeinheit Waldshut umfasst die Liebfrauengemeinde und die Nachbargemeinde St. Klemens in Dogern. Im Dekanat Wutachtal gehören die beiden Gemeinden Mariä Himmelfahrt Tiengen und St. Nikolaus Krenkingen zusammen mit der Nachbargemeinde Herz Jesu Lauchringen-Unterlauchringen zur Seelsorgeeinheit Tiengen.

Mindestens seit dem 19. Jahrhundert waren jüdische Familien in Tiengen ansässig, die in der Fahrgasse 13 eine Synagoge errichteten. Sie wurde beim Novemberpogrom 1938 geschändet. Heute erinnern mehrere Hinweistafeln im Ort an die Geschichte der Tienger Juden. Ihre Verstorbenen begruben sie auf dem Jüdischen Friedhof an der Feldbergstraße, der in der NS-Diktatur entweiht und zum Sportplatz umfunktioniert wurde. Heute ist das Areal als Gedenkstätte eingerichtet, auf dem 50 Namen jüdischer Einwohner verzeichnet sind, die hier begraben wurden.[9]

Im 19. Jahrhundert zogen auch wieder Protestanten nach Waldshut und Tiengen. Die Waldshuter Protestanten wurden zunächst von Säckingen aus betreut. 1870 erhielt Waldshut einen eigenen Pfarrer und 1890 wurde eine Filialkirchengemeinde gegründet. 1921 wurde die Gemeinde eine eigene Pfarrei. Zur Gemeinde Waldshut gehören heute auch die Protestanten der Stadtteile Eschbach, Indlekofen und Waldkirch und einiger Nachbargemeinden. Auch in Tiengen entstand 1871 eine Gemeinde, die zunächst Filiale von Kadelburg war. Die Christuskirche wurde 1905 errichtet. Eine eigene Pfarrei gibt es dort seit 1926. Zur evangelischen Gemeinde Tiengen gehören heute auch die Protestanten der Stadtteile Aichen, Breitenfeld, Detzeln, Gurtweil und Krenkingen sowie einige Nachbargemeinden. Die Protestanten aus dem Stadtteil Oberalpfen gehören zur Nachbargemeinde Albbruck. Die beiden Gemeinden Waldshut und Tiengen gehören zum Kirchenbezirk Hochrhein der Evangelischen Landeskirche in Baden.

Die Entstehung der Waldshuter Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde geht auf das Jahr 1951 zurück. Gemeindegründer waren vor allem baptistische Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, die in Waldshut eine neue Heimat gefunden hatten. Bereits 1953 konnte die Balthasar-Hubmaier-Kirche an der Unteren Haspelstraße eingeweiht werden. Der Name des Gotteshauses erinnert an den bereits erwähnten Waldshuter Reformator und drückt die Verbundenheit der Gemeinde mit dessen täuferischen Anschauungen aus.[10] Innerhalb ihrer Freikirche gehören die Waldshuter Baptisten zum Evangelisch-Freikirchlichen Landesverband Baden-Württemberg.

Zu den Waldshuter Freikirchen zählt auch die Adventistengemeinde, deren Gemeindezentrum sich an der Robert-Bosch-Straße befindet.

Die Altkatholiken in Waldshut-Tiengen gehören zur Katholischen Pfarrei der Alt-Katholiken Hochrhein-Wiesenthal mit Sitz in Säckingen. Für ihre Gottesdienste in Waldshut gewährt ihnen die Römisch-katholische Kirchengemeinde ein Gastrecht in der Alten Spitalkapelle an der Rheinstraße.[11]

In den beiden Stadtteilen Waldshut und Tiengen befindet sich jeweils auch eine Gemeinde der Neuapostolischen Kirche.

Politik

Die im Rahmen der Gemeindereform 1975 neu gebildete Stadt ist seit 1. Juli 1976 Große Kreisstadt. Mit den Gemeinden Dogern, Lauchringen und Weilheim ist die Stadt Waldshut-Tiengen eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft eingegangen.

Gemeinderat

Kommunalwahl in Waldshut-Tiengen 2009
 %
50
40
30
20
10
0
42,7%
24,7%
13,4%
9,8%
9,4%
Gewinne und Verluste
Im Vergleich zu 2004
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
-5,3%
+0,3%
+5,8%
-1,1%
+0,3%
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Der Gemeinderat von Waldshut-Tiengen besteht aus 26 ehrenamtlichen Stadträtinnen und Stadträten, deren Vorsitzender der Oberbürgermeister ist. Die letzte Gemeinderatswahl vom 7. Juni 2009 ergab die folgende Sitzverteilung:

Partei Stimmenanteil Sitze
CDU 42,7 % 12
SPD 24,7 % 7
FDP 13,4 % 3
Freie Wähler 9,8 % 2
GRÜNE 9,4 % 2
Gesamt 26

Bürgermeister

An der Spitze der Stadt Waldshut stand ein Schultheiß, dem ein aus acht Mitgliedern bestehender Rat zur Seite stand. Beide wurden gewählt. 1527 wurde der Schultheiß vorübergehend durch den Landesherren eingesetzt. Neben diesem gab es noch Ratsherren („Innerer Rat“) bestehend aus vier „alten“ und vier „neuen“ Räten. Der erste war der Schultheißenamtsstatthalter, also der eigentliche Bürgermeister der Stadt. Als Vertreter der Bürger gab es einen „äußeren Rat“ mit Zunftmeistern. Der innere Rat hat im 16. Jahrhundert eine andere Zusammensetzung: Neben dem Schultheißen gehörten der Schultheißeanamtsstatthalter, der Stadtschreiber und fünf Räte dazu. Der äußere Rat hatte dann sechs Mitglieder. Seit 1789 gab es einen Bürgermeister, anstelle des Schultheißenamtsstatthalters.

In Tiengen gab es zunächst einen Schultheißen und sechs Räte, ab 1422 einen gewählten Schultheißen und die Räte sowie einen vom Landesherrn eingesetzten Vogt. Die Statuten wurden dann mehrmals geändert. 1703 trug das Stadtoberhaupt den Titel Stadtvogt.

Seit der Erhebung zur Großen Kreisstadt 1976 trägt das Stadtoberhaupt von Waldshut-Tiengen die Amtsbezeichnung „Oberbürgermeister“. Dieser wird heute von den Wahlberechtigten für eine Amtszeit von acht Jahren direkt gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats. Sein allgemeiner Stellvertreter ist der 1. Beigeordnete mit der Amtsbezeichnung „Bürgermeister“.

Bürgermeister von Waldshut
  • –1810: Karl Josef Haitz
  • 1810–1817: Ignaz Straubhaar
  • 1817–1819: Martin Bähr
  • 1819–1830: Johann Jakob Soder
  • 1830–1834: Anton Bähr
  • 1834–1840: Balthasar Merzler
  • 1840–1849: Vinzenz Bürgi
  • 1849: Kaspar Stützle
  • 1849–1865: Vinzenz Bürgi
  • 1865–1878: Gustav Straubhaar
  • 1878–1885: Karl Frowin Mayer
  • 1885–1894: Alois Lang
  • 1894–1910: Leopold Büchele
  • 1910–1923: Leopold Kupferschmid
  • 1924–1931: Dr. Paul Horster
  • 1932–1942: Albert Wild
  • 1942–1945: August Birkenmeier
  • 1945–1957: Hermann Dietsche
  • 1957–1975: Dr. Friedrich Wilhelm Utsch
Bürgermeister von Tiengen
  • –1824: Melchior Rutschmann
  • 1824–1838: Xaver Kaiser
  • 1839–1861: Franz Xaver Rutschmann
  • 1861–1873: Ludwig Thoma
  • 1873–1879: Franz Joseph Seeger
  • 1879–1885: Joseph Bindert
  • 1885–1907: Heinrich Maier
  • 1907–1917: Karl Pfister
  • 1919–1927: Wilhelm Haiß
  • 1927–1934: Dr. Josef Frantzen
  • 1935–1945: Wilhelm Gutmann, NSDAP
  • 1945: Ernst Herion
  • 1945–1946: Alois Multerer
  • 1946–1948: Alfons Kirchgäßner (1947–1948 suspendiert, deshalb führte Josef Hürst die Amtsgeschäfte)
  • 1948–1951: Josef Hürst
  • 1951–1961: Georg Möllmann
  • 1961–1975: Franz Schmidt
Oberbürgermeister von Waldshut-Tiengen seit 1975
  • 1975–1991: Franz-Joseph Dresen, Bürgermeister, ab 1976 Oberbürgermeister
  • seit 1991: Martin Albers, Oberbürgermeister

Bürgermeister (1. Beigeordnete):

  • 1975–1980: Werner Dörflinger, Bürgermeister von Tiengen

Wappen

Das Wappen von Waldshut-Tiengen zeigt in gespaltenem Schild vorn in Gold einen linksgewendeten blaugekleideten Mann, den Hut an einer über die Schulter gelegten Schnur auf dem Rücken, die Rechte an der Hutschnur, in der Linken einen blauen Knotenstock haltend, hinten in Blau auf einer steigenden goldenen Mondsichel stehend die golden gekleidete, gekrönte und nimbierte Madonna, auf der Linken das golden gekleidete und nimbierte Kind haltend. Die Flagge ist blau-gelb. Wappen und Flagge wurden vom Regierungspräsidium Freiburg am 2. November 1981 verliehen.

Das Wappen ist eine Kombination der beiden bisherigen Wappen von Waldshut und Tiengen. Das Waldshuter Männle ist seit dem 13. Jahrhundert als Siegelabdruck bekannt. Er wird als Waldhüter gedeutet und ist somit ein sogenanntes „redendes Wappen“. Die Madonna mit dem Kind ist schon in den alten Tiengener Siegeln abgedruckt. Die Blasonierung wurde jedoch gegenüber den bisherigen Farben verändert.

Städtepartnerschaften

Die Stadt Waldshut-Tiengen unterhält seit 30. Juni 1963 eine Städtepartnerschaft mit der französischen Stadt Blois an der Loire und seit 1973 mit der englischen Stadt Lewes in der Grafschaft East Sussex.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Stadt Waldshut-Tiengen besitzt neben etwas mittelständischer Maschinenbau- und Möbelindustrie heute keine nennenswerten Industrieniederlassungen mehr. 21,5 % der Arbeitnehmer sind daher Grenzgänger (Stand: 2005) in der nahe gelegenen Schweiz.

Zurzeit entsteht am Bahnhof ein neues Gewerbegebiet mit Einzelhandelgeschäften (u. a. einer der größten Lidl-Märkte Deutschlands), Fastfood- Restaurants und einem Ärztehaus.

Bis in die 1990er Jahre war die chemische Industrie ein wichtiges Standbein der Stadt. Auf dem Areal des ehemaligen Lonza-Werkes, das zu seinen Hochzeiten in den 1950er Jahren bis zu 16.000 Mitarbeiter beschäftigte, entsteht ein Gewerbepark und eine rückwärtige Verzollungsanlage.

Im Nord-Westen des Stadtteils Tiengen befindet sich seit 1930 ein großes Umspannwerk für 380/220/110 kV der RWE AG. An dieser Anlage endet der westliche Zweig der von Herbertingen her kommenden Nord-Süd-Leitung. Ein weiteres 380-kV-Umspannwerk befindet sich in Gurtweil nur wenige Kilometer entfernt.

Verkehr

Rheinbrücken zwischen Waldshut und Koblenz AG (vorne Eisenbahn)

Die Stadt liegt an der Hochrheinbahn zwischen Basel und Schaffhausen und stellt mit ihrem Bahnhof im Stadtteil Waldshut einen wichtigen Knotenpunkt für die Eisenbahn dar.

Die 1859 mit der Rheinbrücke eröffnete grenzüberschreitende Eisenbahnstrecke nach Koblenz im Kanton Aargau ist die älteste rheinquerende Strecke zwischen Deutschland und der Schweiz. Dadurch ist Waldshut auch End-Haltepunkt der S41 (WinterthurBülachBad Zurzach–Waldshut) des Zürcher S-Bahn-Netzes. Die Wutachtalbahn hat ihren südlichen Endpunkt in Waldshut-Tiengen. Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen mehrere Buslinien. Die Stadt gehört dem Waldshuter Tarifverbund an.

Auf der Straße ist Waldshut-Tiengen aus östlicher und westlicher Richtung über die Bundesstraße B 34 und aus nördlicher Richtung über die B 500 erreichbar. Die Rheinbrücke nach Koblenz gewährleistet seit 1932 einen Anschluss an das schweizerische Straßennetz.

Lediglich dem lokalen Personenverkehr dient eine Fährverbindung in die Schweizer Gemeinde Full.

Behörden, Gerichte und Einrichtungen

Waldshut-Tiengen ist Sitz des Landratsamt des Landkreises Waldshut. Die Stadt hat ein Amtsgericht und ein Landgericht sowie ein Notariat und ein Finanzamt. Ferner ist die Stadt Sitz des Regionalverbands Hochrhein-Bodensee. Darüber hinaus ist sie Sitz des Kirchenbezirks Hochrhein der Evangelischen Landeskirche in Baden und des Dekanats Waldshut innerhalb der Region Hochrhein des Erzbistums Freiburg.

Im Stadtteil Waldshut befindet sich das in der Region größte Krankenhaus zur Grund- und Regelversorgung (Spital Waldshut).

Medien

Über das lokale Geschehen in Waldshut-Tiengen berichten als Tageszeitungen der Südkurier (Sitz in Konstanz) und der Alb-Bote, der ebenfalls Teil der Südkurier-Gruppe ist. Der Südwestrundfunk ist mit einem Korrespondentenbüro ansässig. Dazu kommen die Anzeigenblätter „Anzeiger“ sowie „WOM“. Bis 2003 berichtete außerdem der „Schwarzwälder Bote“ mit einer eigenen Redaktion aus der Kreisstadt für die Ausgabe St. Blasien, die damals ersatzlos aufgegeben wurde. Er füllte die Lücke, die mit dem Wegzug der „Badischen Zeitung“ entstand.

Bildungseinrichtungen

In Waldshut-Tiengen gibt es zwei allgemeinbildende Gymnasien (Hochrhein-Gymnasium Waldshut und Klettgau-Gymnasium Tiengen), zwei Realschulen (Robert-Schuman-Realschule Waldshut und Realschule Tiengen), vier Sonderschulen: Waldtor-Schule und Langensteinschule (Förderschule) mit Sprachheilschule, eine Schule für Körperbehinderte (Wutachschule) und eine Schule für geistig Behinderte (Carl-Heinrich-Rösch-Schule), eine Grundschule (Johann-Peter-Hebel-Grundschule Tiengen) und vier Grund- und Hauptschulen (Grund- und Hauptschule Gurtweil, Hans-Thoma-Schule Tiengen, Heinrich-Hansjakob-Grund- und Hauptschule und Theodor-Heuss-Schule).

Der Landkreis Waldshut ist Träger der Gewerbeschule Waldshut (unter anderem mit Technischem Gymnasium), der Justus-von-Liebig-Schule – Hauswirtschaflich-Sozialpädagogische und Sozialpflegerische Schule (unter anderem mit Biotechnologischem und Ernährungswissenschaftlichem Gymnasium), der Kaufmännischen Schule (unter anderem mit Wirtschaftsgymnasium), der Carl-Heinrich-Rösch-Schule für Geistigbehinderte mit Schulkindergarten für Geistigbehinderte und der Wutachschule für Körperbehinderte mit Schulkindergarten für Körperbehinderte sowie zweier Förderschulen, der Langenstein-Schule im Stadtteil Tiengen und der Waldtor-Schule im Stadtteil Waldshut.

Das private Hochrhein- Bildungs- und Beratungszentrum HBBZ, die private Berufsfachschule für Maskenbildner und Make Up Spezialeffekte, die Christliche Schule Hochrhein (Grund- und Realschule), die Fachschule für Landwirtschaft und die Schule für Erziehungshilfe am Heim Küssaberg runden das schulische Angebot Waldshut-Tiengens ab.

Nahe bei Waldshut in der Nachbargemeinde Weilheim gibt es die katholische Gustav-Siewerth-Akademie.[12] Es ist dies eine seit 1988 staatlich anerkannte wissenschaftliche Hochschule in privater Trägerschaft. Sie wurde gegründet von Alma von Stockhausen, die auch heute noch Dekanin der Akademie ist. Die Akademie lehrt in den Fächern Philosophie, Soziologie, Journalistik, Philosophie der Naturwissenschaften, Katholische Theologie und Pädagogik.

Freizeit- und Sportanlagen

Schwimmbäder in Waldshut und Tiengen, Hallenbad in Waldshut, Tennisplätze, in Tiengen das Langenstein Stadion, Reithalle und Tennishalle. Auf dem Vitibuck bei Tiengen gibt es einen Aussichtsturm mit Blick über den Klettgau und auf die Alpenkette.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

Kino in Waldshut und in Tiengen (Lichtspielhaus)

Museen

In Waldshut das Heimatmuseum Alte Metzig in Tiengen das Heimatmuseum im Schloss

Bibliotheken

Waldshut und Tiengen verfügen über eine eigene öffentliche Bücherei.

Bauwerke

In Waldshut
Waldshut, Unteres Tor

Das Obere Tor, auch Schaffhauser Tor genannt, ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Es ist das östliche Stadttor und wurde auf Fundamenten aus dem 13. Jahrhundert erbaut. Bis 1864 diente es als Stadtgefängnis.

Die Kaiserstraße (Fußgängerzone) ist die Hauptstraße Waldshuts. In ihrer Mitte fließt seit der Einrichtung der Fußgängerzone wieder der Stadtbach. Ferner gibt es hier drei Brunnen mit Brunnenfiguren. Sie orientieren sich an den Standorten historischer Vorbilder, deren Brunnenfiguren heute auf der Seltenbachbrücke aufgestellt sind.

Besondere Gebäude in Waldshut sind das Schultheißsche Haus, das Greiffenegg-Schlössle, die Waldvogtei, das Untere Tor (auch Basler Tor genannt, westliches Stadttor), die alte Metzig, ein Renaissancebau von 1588, das Roll’sche Haus und das Rathaus. Die Gottesackerkapelle wurde 1683 erbaut. Der Hexenturm ist ein Rundturm der inneren Stadtbefestigung, der zeitweise als Gefängnis für Glaubensabtrünnige diente.

In Tiengen
Neues Schloss Tiengen
St. Maria Himmelfahrt, Tiengen
St. Maria Himmelfahrt, Innenraum.jpeg

Wahrzeichen ist das Schloss, das sich in das Alte Schloss, einen ehemaliger Wohnturm der alten Burg Tiengen, und das Neue Schloss gliedert. Es gehörte zunächst den Grafen von Sulz, später war es Residenzschloss der Fürsten zu Schwarzenberg. Das Neue Schloss wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut. Nach dem Verkauf von Schloss und Standesherrschaft am 19. Juli 1812 an das Haus Baden, wurden die Ahnenbilder in das schwarzenbergische Schloss Frauenberg, (Hluboká) und das Archiv der Sulzer nach Wittingau, in das dortige Schloss Třeboň gebracht. Das Herrschaftsarchiv ging mit dem Verkauf an das Badische Landesarchiv, (heute: Generallandesarchiv Karlsruhe).[13]

Storchenturm

Eckpfeiler der alten Stadtbefestigung war der Storchenturm, erbaut um 1300. Er diente teilweise als Gefängnis (Diebsturm). Die 1899 aufgesetzte Haube trägt noch heute ein (allerdings ungenutztes) Storchennest, von dem sich sein Name ableitet. Das Rathaus wurde im 16. Jahrhundert erbaut. 1826 wurde die Fassade im Stil der Klassizistik vorgeblendet. Die ehemalige Stadtvogtei, ein spätgotisches Patrizierhaus wurde im Jahr 1568 erbaut. Ebenfalls aus dem 16.Jahrhundert ist das ehemalige Stadtpfarrhaus und das Schwarzenbergische Rentamt, ein ehemaliges Patrizierhaus aus dem Besitz des Junkers Im Hoff. In der Hauptstraße steht das älteste Gasthaus Tiengens: „Zum Hirschen“. 1790 erhielt der Hirschenwirt 700 Gulden Entschädigung für Einquartierungen des Militärs. An der Fassade befinden sich ein Sgraffito, welches den Hl. Bernhard von Clairvaux darstellt, der hier übernachtet haben soll. Angebracht wurde es in den 1930er-Jahren[14] Ergänzt wird es vom Wappen des Klosters St. Blasien.

Kirchen

  • Die Katholische Stadtpfarrkirche Liebfrauen wurde 1804 im klassizistischen Stil erbaut. Der Baumeister Franz Anton Bagnato war teilweise für die Ausführung zuständig. Der gotische Chor aus dem 13. Jahrhundert ist dabei mitverwendet worden. Daneben das katholische Pfarrhaus von 1749.
  • Die evangelische Versöhnungskirche wurde 1977 erbaut.
  • Die Katholische Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt ist ein Alterswerk des Baumeisters Peter Thumb 1753 bis 1755 und noch ganz im Barockstil errichtet. Der Turmunterbau ist aus der Gotik. Darunter befand sich die Gruft derer von Sulz, (1978 wiederentdeckt). Das Geläut der Kirche besteht aus acht Glocken. Das spannungsvolle Raumgefüge und die reiche barocke Auszierung mit Stuck des Meisters Johann Georg Gigl aus der Wessobrunner Schule, das Decken- und Chorbogen Fresko des Barockmalers Eustachius Gabriel und die Ausstattung mit Hochaltar, Seitenaltären, Kanzel und Orgelempore harmonisieren den Innenraum zu einem gelungenen Gesamtkunstwerk. Ebenfalls sehenswert das von Lisenen gegliederte Äußere der Kirche.[15]
  • Die große evangelische Kirche wurde 1905 im neugotischen Stil Neugotik erbaut.
  • Die Heilig-Kreuz-Kapelle (Oststadt) wurde 1509 als Wallfahrtskapelle erwähnt, aber in ihrer heutigen Form erst 1631 erbaut. Ein Glockentürmchen als Dachreiter ist Ihre Zier.
  • Die Friedhofskapelle wurde 1691 erbaut. An ihrer Außenwand befinden sich einige interessante historische Grabsteine.
  • Katholische Kirche Aichen (erbaut 1973)
  • Kapelle Allmut (erbaut 1886)
  • St. Georg Breitenfeld (erbaut 1861)
  • St. Oswald Detzeln (erbaut im 16. Jahrhundert)
  • St. Pankratiuskapelle Eschbach (erbaut um 1500)
  • St. Konrad Gurtweil (ursprünglich 1612, jedoch 1740 bis 1747 neu erbaut)
  • St. Josephskapelle Indlekofen (erbaut 1877)
  • Kirche Krenkingen (erbaut 1766)
  • Kapelle Johannes der Täufer (erbaut um 1730)
  • Kirche Maria Himmelfahrt Waldkirch (erbaut 1758)
  • Michaelskapelle Gaiß (1830)
  • Josephskapelle Schmitzingen (1953).

Regelmäßige Veranstaltungen

  • im Mai alle zwei Jahre: Märchenfest in Tiengen (alle ungeraden Jahre)
  • im Juni:
    • Stadtfest Hallo Nachbar in Waldshut
    • Klettgauer Marschtage
    • Pfingstreitturnier – in Tiengen auf dem Festplatz an der Wutach, immer an Pfingsten, Veranstalter RV Tiengen
  • im Juli: Schwyzertag in Tiengen mit Festumzug und Feuerwerk
  • im Juli: Jazzfest in Tiengen
  • im August: Waldshuter Chilbi mit Festumzug
  • im September/Oktober: Erntefest in Tiengen
  • kleine Weihnachtsmärkte in beiden Städten

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Die Stadt Waldshut-Tiengen bzw. die beiden früheren Städte haben u. a. folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen:

  • 1929: Franz Haas (* 1876; † 1953), Oberlehrer
  • 1931: Josef Bieser, kath. Stadtpfarrer 1906–1943
  • 1964: Hermann Dietsche, Bürgermeister a. D.

Söhne und Töchter der Stadt

Sonstige Persönlichkeiten

Belagerer, Eroberer und Besatzer der Städte Waldshut und Tiengen

Literatur

  • Geschichte der Stadt Waldshut, Hg. v. der Stadt Waldshut-Tiengen: Bd. 1 Waldshut, die habsburgische und vorderösterreichische Stadt bis zum Übergang an Baden, 1. Aufl., 2009, ISBN 978-3-89870-507-3.
  • Geschichte der Stadt Waldshut, Hg. v. der Stadt Waldshut-Tiengen: Bd. 2 Waldshut im 19. Jahrhundert. Lebensbilder aus einer Großherzoglichen Amtsstadt, 1. Aufl., 1999, ISBN 978-3-933784-10-0.
  • Geschichte der Stadt Waldshut, Hg. v. der Stadt Waldshut-Tiengen: Bd. 3 Waldshut im 20. Jahrhundert. Konstanten und Umbrüche seit dem Rrsten Weltkrieg, 1. Aufl., 2004, ISBN 978-3-89870-161-7.
  • Waldshut von Besuchern aus aller Welt erlebt und beschrieben, 1. Auflage, Kunstverlag Josef Fink, 2010, ISBN 978-3-89870-662-9.
  • Heinz Voellner: Tiengen Bilder einer alten Stadt. 1987.
  • Irma Schuster: Wie die Leute früher in Tiengen lebten, liebten, litten und lachten. 1996.
  • Dieter Petri: Die Tiengener Juden, (und die Waldshuter Juden). Schriften des Arbeitskreises für Regionalgeschichte e. V. Nr. 4. Konstanz / Zell a. H. 1984, 172 S.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Waldshut-Tiengen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2010 (Hilfe dazu)
  2. Johann Wilhelm Braun (Bearb.): Urkundenbuch des Klosters Sankt Blasien im Schwarzwald. Von den Anfängen bis zum Jahre 1299. Teil I. 2003, S. 479f. Nr. 374
  3. Eugen Hillenbrand: Die Gründung der Stadt Waldshut in: Waldshut, die habsburgische und vorderösterreichische Stadt. Hrsg. von der Stadt Waldshut-Tiengen, Kunstverlag Josef Fink, 2009, S. 28 ff.
  4. Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Kreises Waldshut
  5. Eduard Maria Lichnowsky: Geschichte des Hauses Habsburg, Schaumburg und Compagnie. Wien 1837, Band 2, S. 124.
  6. Nürnberger Memorbuch, Eintrag für 1349
  7. Maria Veronika Miltenberger: Zwischen Treue und Selbstfindung. In: Waldshut, die habsburgische und vorderösterreichische Stadt. Hrsg. von der Stadt Waldshut-Tiengen, Kunstverlag Josef Fink, 2009, S. 52.
  8. Abt Bernhard von Clairvaux in Säckingen und Tiengen. MGH.SS: ab S. 121
  9. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 101.
  10. Gemeinde auf der Homepage der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde; eingesehen am 31. Januar 2011
  11. Waldshut / Hochrhein-Wiesenthal auf der offiziellen Homepage des Altkatholischen Bistums in Deutschland; eingesehen am 31. Januar 2011.
  12. http://www.kath.net/detail.php?id=1076
  13. Karl von Schwarzenberg: Schloss Obermurau. In: Der Klettgau, S. 261
  14. http://ubt.opus.hbz-nrw.de/volltexte/2005/348/pdf/diss_zaunmueller.pdf
  15. Historische Fotos der Stukkaturen und Barockfresken. Digitalisiert unter „Tiengen“ im Marburger Bildindex

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