Waltersdorf (Gemeinde Judenburg)

Waltersdorf (Gemeinde Judenburg)
Wappen Karte
Wappen von Judenburg
Judenburg (Österreich)
DEC
Judenburg
Basisdaten
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)
Bundesland Steiermark
Politischer Bezirk Judenburg (JU)
Fläche 13,22 km²
Koordinaten 47° 10′ N, 14° 40′ O47.172514.660277777778737Koordinaten: 47° 10′ 21″ N, 14° 39′ 37″ O
Höhe 737 m ü. A.
Einwohner 9.435 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte 714 Einwohner je km²
Postleitzahl 8750
Vorwahl 03572
Gemeindekennziffer 6 08 06
AT226
Adresse der
Gemeindeverwaltung
Hauptplatz 1
8750 Judenburg
Offizielle Website
Politik
Bürgermeisterin Margarete Gruber (SPÖ)
Gemeinderat (2005)
(31 Mitglieder)
23 SPÖ, 6 ÖVP, 1 FPÖ, 1 KPÖ
Lage der Stadt Judenburg
Karte

Judenburg ist eine Bezirkshauptstadt im österreichischen Bundesland Steiermark mit 9.433 Einwohnern (Stand 1. November 2008).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Judenburg liegt auf einer Seehöhe von 737 m am Rande des Aichfeldes, einem weiträumigen Tal der Alpen.

Stadtgliederung

Die Stadtgemeinde gliedert sich in die Katastralgemeinden Judenburg, Tiefenbach und Waltersdorf.

Eingemeindungen

1940 wurde ein Teil der Gemeinde Murdorf eingemeindet, 1963 die Gemeinde Waltersdorf.

Nachbargemeinden

Von Norden, im Uhrzeigersinn:

Geschichte

Judenburg[1] wurde in der Nähe der Burg Eppenstein gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung dieser Burg als mercatum Judinburch stammt aus dem Jahr 1074 – jüdische Händler spielten zu dieser Zeit eine wichtige Rolle im transalpinen Handel und gründeten Handelsposten in der Region (→ Geschichte der Juden in Österreich), und die Ersterwähnung ist auch das älteste Stapelrecht Österreichs, die Eppensteiner sind zu dieser Zeit schon mit weitreichenden Zollrechten ausgestattet.

Im frühen 12. Jahrhundert ging Judenburg in Besitz der Traungauer, und dann der Babenberger über. 1224 erhielt Judenburg die Stadtrechte, und wuchs im 13. und 14. Jahrhundert zu einem überregional bedeutenden Handelszentrum heran, das Handel unter anderem mit Venedig trieb. So galt der Judenburger Gulden als wichtigste Goldmünze Österreichs. Wichtig war Judemburg insbesondere für den Handel mit dem obersteirischen Eisen (Erzberg). Ein weiteres bedeutendes Handelsgut war der Echte Speik (Valeriana celtica), ein hochgefragter Rohstoff zu pafümierter Seifen, der bis in den Orient exportiert wurde. Aus dieser Zeit stammt auch die heute noch gut erhaltene historische Altstadt.

Nach mehreren Pogromen im 14. und 15. Jahrhundert[2] wurden 1496 alle steirischen Juden des Landes verwiesen. 1460 verlieh Friedrich III. der Stadt Judenburg das Monopol, mit dem Speik weltweit Handel zu betreiben, die Stadt behielt das Monopol über 100 Jahre.

Von 1910 bis 1914 verkehrte in der Stadt die Gleislose Bahn Judenburg, einer der ersten Oberleitungsbus-Betriebe Österreichs.

Bis zum Ersten Weltkrieg war Judenburg eine Garnison der K.u.k. Armee. 1914 befand sich hier das Mährische Feldjäger Bataillon Nr. 17.

Während der Herrschaft des Nationalsozialismus gab es Bestrebungen, den Namen der Stadt, der aufgrund des Worts Jude/Juden als untragbar angesehen wurde, zu ändern. Die Diskussion darüber wurde allerdings auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg verschoben, sodass eine Änderung nicht zustande kam.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, 1945, wurde in Judenburg ein DP-Lager eingerichtet für jüdische so genannte Displaced Persons. Außenlager existierten in den Ortsteilen Dietersdorf, Liechtenstein, Kobenz und Murdorf.

Heute ist Judenburg eine Industrie- und Handelsstadt und verfügt im schulischen Bereich unter anderem über ein Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium sowie eine Handelsakademie.

Wappen

Das Stadtwappen wurde verliehen mit Wirkung vom 1. Juni 1959 durch Beschluss der Steiermärkischen Landesregierung vom 9. Februar 1959. Beschreibung des Wappens (Blasonierung): „Im roten Schild ein rechtsgekehrter Weißer, mit Judenhut bedeckter Judenkopf.“

Wirtschaft und Infrastruktur

Laut Arbeitsstättenzählung 2001 gibt es 578 Arbeitsstätten mit 6.060 Beschäftigten in der Gemeinde sowie 1.799 Auspendler und 3.840 Einpendler. Es gibt 41 land- und forstwirtschaftliche Betriebe (davon 16 im Haupterwerb), die zusammen 3.791 ha bewirtschaften (Stand 1999).

Seit einigen Jahren hat Judenburg mit der kontinuierlichen Abwanderung von Betrieben und Einwohnern zu kämpfen. Die Errichtung eines Einkaufszentrums in der Nachbargemeinde Fohnsdorf hat diese Tendenz noch verschärft und führte zu einer starken Ausdünnung des Handels. Einzelhandel und auch Handelsketten gingen ins EKZ, die Geschäftslokale in der Innenstadt stehen mittlerweile fast zur Gänze leer. Die Stadt reagierte auf diese Probleme mit der Erstellung eines Marketingkonzepts, auf das beispielsweise der Bau des Planetariums zurückgeht. Eine Trendumkehr ist bis jetzt aber noch nicht gelungen.

Sehenswürdigkeiten

Stadtturm

Wahrzeichen von Judenburg ist der knapp 76 Meter hohe Stadtturm, der einen wunderbaren Rundblick über das Aichfeld bietet. Mit dem Bau wurde im 15. Jahrhundert begonnen. Ursprünglich wurde er als Glockenturm für die benachbarte Stadtpfarrkirche St. Nikolaus gebaut, die keinen eigenen Kirchturm besitzt. Er diente aber auch als Wachturm in Bezug auf Brände, die bis ins 19. Jahrhundert hinein sowohl die Stadt als auch den Turm selbst heimsuchten. Sein heutiges Aussehen erhielt der Stadtturm nach dem letzten Großbrand im Jahr 1840. Heute befindet sich im Turm in 50 m Höhe eines der modernsten Planetarien Europas[3].

Politik

Der Gemeinderat besteht aus 31 Mitgliedern und setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2005 aus Mandataren der folgenden Parteien zusammen:

Die SPÖ stellt mit Margarete Gruber die Bürgermeisterin.

Sport

Die Bezirkshauptstadt Judenburg verfügt über zahlreiche Sportanlagen zur Ausübung verschiedenster Sportarten.

Das Sportstadion Judenburg-Murdorf (seit 1970) ist mit einer Leichtathletikanlage für Wettkämpfe internationalen Formats ausgestattet. Der örtliche Fußballklub FC Judenburg trägt hier seine Heimspiele im Rahmen der Fußballmeisterschaft des steirischen Fußballverbandes aus. Ein Kunstrasenspielfeld (errichtet 2008) mit einer Flutlichtanlage steht ebenfalls zur Verfügung. Judenburg ist auch einer von fünf Standorten eines Leistungsausbildungszentrums des steirischen Fußballverbandes. Weiters ist im Stadion Judenburg auch ein Skaterpark eingerichtet.

Die Sporthalle Lindfeld (seit 1974) beherbergt die Sektionen Badminton, Judo und Tischtennis des ATUS Judenburg. In den Wintermonaten werden dort auch Hallenfußballturniere ausgetragen, ebenso auch Meisterschaftsspiele der österreichischen Futsal-Bundesliga. Die Schulturnhalle der Volksschule Judenburg-Stadt bietet neben den schulischen Aktivitäten auch die Möglichkeit für Mitglieder Judenburger Vereine, ihren sportlichen Interessen nachzugehen.

Das Judenburger Erlebnisbad (seit 1990) bietet Familien Spaß- und Kinderbecken, Kleinkinderbereich, Mutter-Kind-Bereich, Spielbach, Strömungs-Schwimmkanal und eine 70 Meter lange Wasserrutsche, aber auch ein Sportbecken (25x15m), Erlebnisbecken und ein Nichtschwimmerbecken. Liegewiesen, ein Naturrasen-Fußballplatz, ein Beachvolleyballplatz, ein Restaurant und ein Saunabereich (mit finnischen Kabinen, Dampfkabine, Biosauna mit Helarium, Infrarot-Wärmekabine, einer Kneippstraße, Massage und Solarium) runden das Angebot ab. Ebenso steht ein Hallenbad mit einem 20-Meter-Sportbecken und ein Kleinkinderbereich mit Rutsche zur Verfügung.

Die Tennishalle in Judenburg-Strettweg bietet drei Teppich-Granulat-Plätze an und die angeschlossene Kletterhalle Judenburg ist mit 820 m² Kletterfläche und einer Wandhöhe von bis zu 17 Metern eine der modernsten Indoor-Kletteranlagen in Österreich und Sportkletter-Stützpunkt des Landes Steiermark mit einer Schulungs- und Genusskletterwand, einer Vorstiegswand und dem Boulderbereich.[4]

Auf den Judenburger Sternenturm findet seit 2007 alljährlich ein Internationaler Stiegenlauf statt. Die 256 Stufen bewältigte der Deutsche Roland Wegner bisher mit 40,65 Sekunden am schnellsten.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Johann Andritsch: Stadtchronik Judenburg. Judenburg 1989

Weblinks

Quellen

  1. Rudolf Flotzinger (Hrsg.): Judenburg. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, ISBN 978-3-7001-3042-0 (Online-Ausgabe. Wien 2002–2006. Abgerufen am 2. Mai 2009. (ISBN 3-7001-3077-5, login erforderlich)). 
  2. Isidore Singer: Styria. Indications of Early Jewish Settlements. Riots at Fürstenfeld and Judenburg.. In: JewishEncyclopedia. Abgerufen am 13. Jänner 2008. (engl.)
  3. www.sternenturm.at
  4. Archiv der Stadtgemeinde Judenburg

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