Wanderslebener Burg

Wanderslebener Burg
Burg Gleichen
Der Bergfried

Der Bergfried

Alternativname(n): Wanderslebener Gleiche, Wandersleber Schloss
Entstehungszeit: 1000 bis 1100
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Bergfried, Torhaus, Mauerreste
Ständische Stellung: Grafen, Klerikale
Ort: Wandersleben
Geographische Lage 50° 52′ 49″ N, 10° 50′ 20″ O50.88027777777810.838888888889365Koordinaten: 50° 52′ 49″ N, 10° 50′ 20″ O
Höhe: 365 m ü. NN
Burg Gleichen (Thüringen)
DEC
Burg Gleichen

Die Burg Gleichen (auch Wanderslebener Gleiche, Wandersleber Schloss, Wanderslebener Burg) ist eine mittelalterliche Burgruine in Thüringen in der Nähe von Wandersleben bei Gotha. Sie gehört zum Burgenensemble der Drei Gleichen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Burg, die heute nur noch als Ruine existiert, liegt auf einem Kalksteinfelsen 365 m ü. NN, etwa 150 m über der umgebenden Landschaft. Dieser ist Teil der Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone. Der Burgberg gehört zum Naturschutzgebiet Röhnberg. Der Röhnberg ist ein Höhenzug zwischen dem Wechmarer Stausee und dem Kaffberg, der der Burg Gleichen im Westen gegenüber liegt. Zwischen dem Kaffberg und der Burg Gleichen verläuft die Landstraße (L 2163) zwischen Mühlberg, der Bundesautobahn 4 und Wandersleben. Zwischen der Burg Gleichen und der Mühlburg im Süden befindet sich eine Talsenke, in der sich früher ein See befand. Heute verläuft die Autobahn hier durchs Tal.

Beschreibung

Die Burganlage, deren Grundriss der ovalen Form des Felsplateaus entspricht, besitzt eine vollständig erhaltene Ringmauer. Die innerhalb dieser Ringmauer erhaltenen Ruinenteile stammen aus unterschiedlichen Zeiten. Nach dem mittelalterlichen Palas mit romanischen Rundbogenfenstern wurde im 13. Jahrhundert der Bergfried gebaut. Der repräsentative Wohnbau an der Westseite wurde 1587/88 errichtet. Die etwas flachere Nordseite Richtung Wandersleben, die nur durch eine kleine Senke vom Höhenzug Kaffberg Richtung Wechmar getrennt ist, wurde durch ein gewundenes System von Gräben und Wällen geschützt. Durch ein Tunneltor erreicht man den großen Burghof, der alljährlich für Burgfestspiele genutzt wird.

Die äußeren Mauern der Gebäude rund um den Burghof bilden gleichzeitig die äußere Burgmauer. Der Bergfried mit quadratischem Grundriss, zum Teil aus dem 11. Jahrhundert, beherrscht den Burghof und die südliche Hauptangriffseite, sowie den ansteigenden Burgweg. Im 12. Jahrhundert wurden der Palas und eine Kapelle gebaut.

Torhaus und Speicher datieren aus dem 16. Jahrhundert. Der Palas wurde 1588 im Renaissance-Stil erneuert. Ab 1631 verfiel die Burg nach dem Ableben der letzten Grafen von Gleichen.

Burg Gleichen von Südwesten
Palas und Wohnbau vom Bergfried aus
Blick über die Burg
Totalansicht von der Mühlburg aus
Burg Gleichen von Osten aus, am Fuße die Gaststätte Freudental (August 2006)

Geschichte

Erstmalig erwähnt wird die Burg Gleichen im Jahr 1034 in den Annalen des Klosters Reinhardsbrunn als Gliche. Den Namen hat sie vermutlich vom keltischen glich, was Felsen bedeutet.

1088–89 wurde die Burg (gleichzeitig mit der Mühlburg gegenüber) vergeblich von Truppen Kaiser Heinrichs IV. in einer 18-wöchigen Aktion belagert. Auf der Burg hatte sich mit Markgraf Ekbert II. von Meißen der Führer der sächsischen Adelsopposition gegen Heinrich verschanzt. Ein überraschender Ausbruch am Weihnachtsabend sprengte den Belagerungsring, und die Belagerer wurden in die Flucht geschlagen.

Um 1130 kam die Burg in den Besitz des Erzstifts des Erzbischofs von Mainz. Von dort gelangte 1162 die Burg als Lehen an die Grafen von Tonna, welche sich fortan nach der neu erworbenen Burg Grafen von Gleichen nannten. Diese residierten auf der Burg bis 1455.

1587 begann unter Graf Philip Ernst der Neubau des Palas. 1590 zogen die Grafen von Gleichen in das Schloss Ehrenstein bei Ohrdruf um und vernachlässigten die Burg. Die häufigen Wechsel der Besitzer danach sind ein Spiegelbild der thüringischen Regionalgeschichte. Ab 1735 war die Burg eine Ruine, war nicht mehr bewohnt und verfiel. Die Besitzverhältnisse wechselten aber weiterhin häufig.

1803 fiel die Burg durch den Reichsdeputationshauptschluss an Preußen, 1806 geriet sie unter die Herrschaft der Franzosen und 1816 kam sie an Preußen zurück,. Ab Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit Sicherungsmaßnahmen und im Bergfried wurde ein kleines Burgmuseum eingerichtet.

Die Burg gehört der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.

Die Sage vom zweibeweibten Grafen von Gleichen

Bekannt ist die Burg durch die Sage über einen Grafen Ernst von Gleichen, der 1227 am fünften Kreuzzug teilgenommen habe. Dabei sei er in Gefangenschaft geraten, und die Tochter des Sultans, Melechsala, habe ihm zur Flucht verholfen, nachdem er ihr die Ehe versprochen hatte. Der Papst habe sie als Angelika getauft und seine Zustimmung zur Zweitehe des Grafen gegeben. Die Stelle, an der sich die beiden Frauen bei der Rückkehr des Grafen zum ersten Mal am Fuße des Berges getroffen haben sollen und wo sich heute ein Restaurant befindet, wurde Freudenthal genannt.

Der Hintergrund dieser Sage ist die Grabplatte des Grafen Lambert II. von Gleichen, die sich im Erfurter Dom befindet. Auf dieser sieht man Lambert mit seiner ersten Ehefrau Ottilia und jener Frau, die er nach deren Tod geheiratet hatte. Veit Winsheim, ein Schüler von Philipp Melanchthon, formte die Sage in einen historischen Tatsachenbericht um, offenbar um die Nebenehe von Landgraf Philipp I. von Hessen mit Margarethe von der Saale zu rechtfertigen.

Der Stoff wurde danach immer wieder literarisch verarbeitet, beispielsweise von Johann Karl August Musäus als Melechsala (1786) in seinen Volksmährchen der Deutschen. Franz Schubert nahm ihn als Vorlage zur unvollendet gebliebenen Oper Der Graf von Gleichen (1827–28), für die Eduard von Bauernfeld das Libretto schrieb.

Siehe auch

Weblinks


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