Burg Gleichen

Burg Gleichen
Burg Gleichen
Burg Gleichen von Südwesten

Burg Gleichen von Südwesten

Alternativname(n): Wanderslebener Gleiche, Wandersleber Schloss
Entstehungszeit: 1000 bis 1100
Burgentyp: Höhenburg,Gipfellage
Erhaltungszustand: Bergfried, Torhaus, Mauerreste
Ständische Stellung: Grafen, Klerikale
Ort: Wandersleben
Geographische Lage 50° 52′ 49″ N, 10° 50′ 20″ O50.88027777777810.838888888889369.6Koordinaten: 50° 52′ 49″ N, 10° 50′ 20″ O
Höhe: 369,6 m ü. NN
Burg Gleichen (Thüringen)
Burg Gleichen

Die Burg Gleichen (auch Wanderslebener Gleiche, Wandersleber Schloss, Wanderslebener Burg) ist eine mittelalterliche Burgruine in Thüringen in der Nähe von Wandersleben bei Gotha. Sie gehört zum Burgenensemble der Drei Gleichen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Totalansicht der Burg Gleichen von der benachbarten Mühlburg aus
Totalansicht der Burg Gleichen von der benachbarten Mühlburg aus

Geographische Lage

Die Burgruine steht auf einem Kalksteinfelsen 369,6 m ü. NN, etwa 100 Meter über der umgebenden Landschaft. Der Felsen ist Teil der Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone. Der Burgberg gehört zum Naturschutzgebiet Röhnberg. Der Röhnberg ist ein Höhenzug zwischen dem Wechmarer Stausee und dem Kaffberg, der der Burg Gleichen im Westen gegenüberliegt. Zwischen dem Kaffberg und der Burg Gleichen verläuft die Landstraße (L 2163) zwischen Mühlberg, der Bundesautobahn 4 und Wandersleben. Zwischen der Burg Gleichen und der Mühlburg im Süden befindet sich eine Talsenke, in der sich früher ein See befand. Heute verläuft die Autobahn durch das Tal.

Beschreibung

Der Bergfried
Palas und Wohnbau vom Bergfried aus

Die Höhenburg, deren Grundriss der ovalen Form des Felsplateaus entspricht, umgibt eine vollständig erhaltene Ringmauer. Die Ruinenteile stammen aus unterschiedlichen Zeiten. Nach dem mittelalterlichen Palas mit romanischen Rundbogenfenstern wurde im 13. Jahrhundert der Bergfried gebaut. Der repräsentative Wohnbau an der Westseite wurde 1587/88 errichtet. Die etwas flachere Nordseite Richtung Wandersleben, die nur durch eine kleine Senke vom Höhenzug Kaffberg Richtung Wechmar getrennt ist, war durch ein gewundenes System von Gräben und Wällen geschützt. Durch ein Tunneltor erreicht man den großen Burghof.

Die äußeren Mauern der Gebäude rund um den Burghof bilden gleichzeitig die äußere Burgmauer. Der Bergfried mit quadratischem Grundriss, zum Teil aus dem 11. Jahrhundert, beherrscht den Burghof und die südliche Hauptangriffseite, sowie den ansteigenden Burgweg. Im 12. Jahrhundert wurden der Palas und eine Kapelle gebaut.

Torhaus und Speicher datieren aus dem 16. Jahrhundert. Der Palas wurde 1588 im Renaissance-Stil erneuert. Ab 1631 verfiel die Burg nach dem Ableben der letzten Grafen von Gleichen.

Geschichte

Die Burg Gleichen wurde im Jahr 1034 in den Annalen des Klosters Reinhardsbrunn als Gliche erstmalig erwähnt. Der Name stammt vermutlich vom keltischen glich, was Felsen bedeutet.

1088–89 wurde die Burg mit der gegenüberliegenden Mühlburg 18 Wochen vergeblich von Truppen Kaiser Heinrichs IV. belagert. Auf der Burg hatte sich mit Markgraf Ekbert II. von Meißen der Führer der sächsischen Adelsopposition verschanzt. Ein überraschender Ausbruch am Weihnachtsabend sprengte den Belagerungsring, die Belagerer wurden in die Flucht geschlagen. Bei der Belagerung kamen Siegwin, der Erzbischof von Köln, sowie die Bischöfe von Lausanne, Burkhard und Otto von Regensburg, ums Leben.

Um 1130 kam die Burg in den Besitz des Erzstifts des Erzbischofs von Mainz. Von dort gelangte 1162 sie als Lehen an die Grafen von Tonna, die sich fortan nach der neu erworbenen Burg Grafen von Gleichen nannten. Diese residierten bis 1455 auf der Burg.

1587 begann unter Graf Philip Ernst der Neubau des Palas. 1590 zogen die Grafen von Gleichen in das Schloss Ehrenstein bei Ohrdruf um und vernachlässigten die Burg. Die häufigen Wechsel der Besitzer danach sind ein Spiegelbild der thüringischen Regionalgeschichte. Ab 1735 war die Burg nicht mehr bewohnt und verfiel. Die Besitzer wechselten aber weiterhin häufig.

Nach dem Erlöschen der Grafen von Gleichen im Mannesstamm wurden die Grafen von Hatzfeld mit dem Ort und der Burg belehnt. Sie nannten sich nun Grafen von Gleichen und Hatzfeld. 1793 starb das Geschlecht aus.

1803 fiel die Burg durch den Reichsdeputationshauptschluss an Preußen, 1806 geriet sie unter die Herrschaft der Franzosen und 1816 kam sie zu Preußen zurück. Ende des 19. Jahrhunderts begann man mit Sicherungsmaßnahmen; im Bergfried wurde ein kleines Burgmuseum eingerichtet.

Die Burg gehört heute der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.

Die Sage vom zweibeweibten Grafen von Gleichen

Bekannt ist die Burg durch die Sage über einen Grafen Ernst von Gleichen, der 1227 am fünften Kreuzzug teilgenommen habe. Dabei sei er in Gefangenschaft geraten, und die Tochter des Sultans, Melechsala, habe ihm zur Flucht verholfen, nachdem er ihr die Ehe versprochen hatte. Der Papst habe sie Angelika getauft und die Zustimmung zur Zweitehe des Grafen gegeben. Die Stelle, an der sich die beiden Frauen bei der Rückkehr des Grafen zum ersten Mal am Fuße des Berges getroffen haben sollen und wo sich heute ein Restaurant befindet, wurde Freudenthal (Lage→50.88315014805610.842454433333) genannt.

Der Hintergrund dieser Sage ist die Grabplatte des Grafen Lambert II. von Gleichen im Erfurter Dom. Auf dieser ist Lambert mit seiner ersten Ehefrau Ottilia und der Frau, die er nach deren Tod geheiratet hatte, zu sehen. Veit Winsheim, ein Schüler von Philipp Melanchthon, formte die Sage in einen historischen Tatsachenbericht um, offenbar um die Nebenehe von Landgraf Philipp I. von Hessen mit Margarethe von der Saale zu rechtfertigen.

Der Stoff wurde danach immer wieder literarisch verarbeitet, beispielsweise von Johann Karl August Musäus als Melechsala (1786) in seinen Volksmährchen der Deutschen. Franz Schubert nahm ihn als Vorlage zur unvollendet gebliebenen Oper Der Graf von Gleichen (1827–28), für die Eduard von Bauernfeld das Libretto schrieb.

Von Christian Friedrich Hunold, der seine frühe Jugend in Wandersleben verbrachte, gibt es ein kurzes Gedicht Uber das Bett auf dem Schloß Gleichen / worinnen Graf Ludwig mit zwo Gemahlinnen geschlaffen.[1]

Steinkreuze im Freudenthal

Das südliche Steinkreuz

In der Nähe der Gaststätte „Freudenthal“ an der Mühlberger Straße stehen zwei mittelalterliche Steinkreuze. Sie sind etwa 100 m voneinander entfernt.

Das südlichere, näher an der Burg stehende Kreuz aus der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde im März 1998 bei Ausschachtungsarbeiten an der alten Furt durch die Apfelstädt in Wandersleben gefunden. Da am heutigen Standplatz des Kreuzes schon früher ein Steinkreuz gestanden hatte, stellte man das gefundene Kreuz am 21. Mai 1998 hier auf. Es hat die Maße 90 cm (oberirdische) Höhe, 60 cm Breite über beide Arme und 30 cm Dicke. Das ursprüngliche Kreuz wurde 1931 durch den Wanderslebener Domänenpächter Loth in den Mondgarten am Burgberg, etwa 700 m südlich von hier) versetzt. Von dort wurde es 1991 gestohlen. Man hat dort 1993 eine Nachbildung des Kreuzes aufgestellt.

Das zweite weiter in Richtung Wandersleben stehende Kreuz aus dem späten 15. Jahrhundert heißt im Volksmund „Bischofskreuz“ oder „Mordkreuz“, weil es der Sage nach an die Ermordung des Bischofs von Lausanne, Burkhard von Oltigen, bei der Belagerung der Burg Gleichen im Jahre 1089 erinnern soll. Auch von einem getöteten Handwerksburschen ist die Rede, daher wohl der Name „Mordkreuz“. Auf zahlreichen Karten und Ansichten von Burg Gleichen ist das Kreuz als markanter Punkt abgebildet. Im 19. Jahrhundert wurde es mit Wegweiser-Inschriften versehen, wodurch alte Inschriften unkenntlich wurden. Heute kann man die etwas zerstörte Schrift noch entziffern: „Weg nach Wandersleben“. Im September 2009 wurde es nach einer Renovierung im Auftrag der Gemeinde Drei Gleichen wieder unverändert aufgestellt. [2]

Bilder

Weblinks

 Commons: Burg Gleichen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gedicht von Hunold bei zeno.org
  2. Infotafel am südlichen Steinkreuz

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