Warenhandel

Warenhandel

Unter dem Begriff Warenhandel ist die Veräußerung von Waren gegen Zahlungsmittel (Geldeinheiten) zu verstehen. Dieser Teilbereich des Güterhandels hat ausschließlich Waren zum Handelsgegenstand. Die Warenimporte und Warenexporte, die aus den internationalen Wirtschaftsbeziehungen resultieren, werden in der Handelsbilanz erfasst.

Der Warenhandel ist für die Handelsbeziehungen der Volkswirtschaften von zentraler Bedeutung, da dieser in Relation zu den gehandelten Dienstleistungen den Hauptzweig der intra- und interregionalen Handelstransaktionen darstellt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Weitere Bezeichnungen

Warenverkehr

Dieser Begriff wird im umgangssprachlichen Gebrauch synonym zum Warenhandel verwendet. Allerdings wird der Begriff in der Volkswirtschaftslehre im Sinne von Generalhandel verwendet und stellt damit eine Spezifikation des Warenhandels dar. Insofern sind Warenverkehr und Warenhandel nicht gleichzusetzen.

Güterhandel

In der volkswirtschaftlichen Literatur hat sich die betriebswirtschaftliche Gliederung von Gütern weitgehend durchgesetzt. Insofern umfasst der Güterhandel sowohl den Handel mit Waren als auch mit Dienstleistungen. Dies bedeutet, dass der Güterhandel nicht als Synonym zum Warenhandel zu verwenden ist.

Volkswirtschaftliche Einordnung

Die Handelsbeziehungen der Volkswirtschaften beruhen auf den Preisunterschieden für bestimmte Waren, Erzeugnisse und Produkte. Die Ursachen der Preisdifferenzen lassen sich auf die unterschiedlichen Faktorausstattungen der Länder (Rohstoffe, technologisches Know-how, Produktionsverfahren, klimatischen Bedingungen, Bodenschätzen usw.) zurückführen. Somit kann die Eigenproduktion von Waren, Erzeugnissen und Produkten mehr Kosten verursachen als der Import der entsprechenden Fertigwaren und -erzeugnisse. Inwiefern eine Volkswirtschaft für den Weltmarkt offen ist, kann durch den Anteil handelbarer Güter an der Gesamtproduktion (BIP) gemessen werden. Jedoch gibt auch die Außenhandelsquote einen Eindruck von der Offenheit einer Volkswirtschaft.

Intra- und interregionaler Warenhandel

Der intraregionale Warenaustausch ist der Handel zwischen Ländern einer Region. Im Jahr 2006 sind bspw. die wirtschaftlichen Hauptregionen Nordamerika, Mittel- und Südamerika sowie Europa - bemessen am Intrahandel zu benennen. Der Transfer von Waren zwischen den verschiedenen Regionen wird als interregionaler Warenhandel bezeichnet.

Der Anteil des intraregionalen Warenhandels am Gesamthandel ist wesentlich höher als der Anteil des Handels, der zwischen den Regionen betrieben wird. [2] Das lässt sich durch die engen Handelsverflechtungen, die im Vergleich zum Interhandel geringere Transportkosten verursachen, begründen.[3]

Sowohl der intra- als auch der interregionale Warenhandel wird in die Teiltransaktionen Warenexport und Warenimport unterteilt. Die wertmäßige Differenz daraus wird als Handelsbilanzsaldo in der Zahlungsbilanz erfasst.

Spezifikation des Warenhandels

Spezialhandel

Spezialhandel erfasst den direkten Warenimport und -export einer Volkswirtschaft. Diese Waren werden in der Regel zum Gebrauch, Verbrauch, zur Be- oder Verarbeitung importiert bzw. exportiert. Darüber hinaus werden die Importe aus den Zolllagern erfasst, die für den freien Handel oder zur aktiven Veredelung vorgesehen sind.

Generalhandel

Neben der Erfassung der unmittelbaren Wareneinfuhr und -ausfuhr werden zudem die Waren aus den Lagerbeständen der Zollämter und anderweitigen, grenzüberschreitenden Zwischenlagern berücksichtigt.[4] Dies bedeutet, dass der Generalhandel alle importierten und exportierten Waren enthält.

Gesetzliche Grundlage und Warenklassifikation

Der grenzüberschreitende Warenverkehr wird insbesondere durch das GATT-Abkommen (General Agreement on Tarifs and Trade) geregelt. Zudem ist das Zusatzabkommen über Subventionen, Schutzmaßnahmen gegen Dumping und die Sonderrolle der Agrarwirtschaft in diesem Abkommen inbegriffen.

Die Warenklassifikation im Außenhandel erfolgt nach

  • dem Harmonisierten System zur Bezeichnung und Codierung von Waren (HS), Vereinigte Nationen
  • der Kombinierten Nomenklatur (KN), Europäische Union
  • dem Warenverzeichnis für Außenhandelsstatistik (WA), Deutschland[5]

Warenhandel in der Bundesrepublik Deutschland

Die Entwicklung der wertmäßigen Warenexporte der Volkswirtschaft Deutschland weist traditionell einen Überschuss auf. Das bedeutet, dass die wertmäßigen Warenexporte höher sind als die Warenimporte. Dieser positive Handelsbilanzsaldo ist erforderlich, um die geringen bzw. negativen Salden der Leistungs- und Kapitalbilanz auszugleichen. Der Außenhandelsüberschuss wird insbesondere durch die chemischen Erzeugnisse, hochwertigen Maschinen und Anlagen, Datenverarbeitungsgeräte und -einrichtungen sowie Kraftwagen und Kraftwagenteile erzielt. [6]

Im Jahr 2004 wurden Waren im Wert von 731,1 Milliarden Euro exportiert, was einen Anteil von einem Drittel des Bruttoinlandsproduktes ausmachte. Bezogen auf das Jahr 2004 ist folgende Struktur der Handelsländer zu verzeichnen: Rund 83% der Warenexporte sind auf entwickelte Industrienationen (EU25 = 63%, USA = 8%, Osteuropäische Länder = 12%) zurückzuführen. Der Handel mit Entwicklungs- und Schwellenländern ist hingegen weniger stark ausgeprägt, wobei die Volksrepublik China einen Anteil am Warenexport von 4% hat. Bei der Betrachtung der Warenimporte ist festzustellen, dass vor allem Erdöl und Erdgas, Bekleidung sowie Metallerzeugnisse von Deutschland nachgefragt werden. Zusammenfassend ist anzumerken, dass hochwertige Investitions- und Konsumprodukte von Deutschland exportiert werden und im Wesentlichen Rohstoffe importiert werden.

Einzelnachweise

  1. Alisch et.al,(2004)Gabler Wirtschaftslexikon, S. 3420f.
  2. Bundeszentrale für politische Bildung, Intra- und interregionaler Warenhandel, Online abgerufen am 3. April 2008
  3. Welthandelsorganisation(2006),Internationsal Trade Statistics, Online abgerufen am 6. April 2008
  4. Statistisches Bundesamt,Statistisches Jahrbuch (2003), S. 275.
  5. Alisch et.al,(2004)Gabler Wirtschaftslexikon, S. 3421f.
  6. Gesamtwirtschaftsüberblick Deutschland, 2006.

Weblinks

Literatur

  • Katrin Alisch, Eggert Winter, Ute Arentzen: Gabler Wirtschaftslexikon, 16. Auflage, Wiesbaden, 2004: Gabler Verlag, ISBN 3-409-32998-6.
  • Ulrich Baßeler, Jürgen Heinrich, Burkard Utecht Hrsg.: Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, 18. Auflage, Stuttgart, 2006, Schäffer Poeschel Verlag, ISBN 3-7910-2437-X.
  • Oliver Blanchard, Gerhard Illing. Gerhard: Makroökonomie, 3. Auflage, München, 2003: Pearson Studium, ISBN 3-8273-7051-5.
  • Reiner Clement, Witrud Terlau, Manfred Kiy: Grundlagen der Angewandten Makroökonomie, 4. Auflage, München, 2006: Vahlen Verlag, ISBN 3-8006-3337-X
  • Hans W. Grafers: Einführung in die betriebliche Außenwirtschaft, Stuttgart, 1999: Schäffer Poeschel Verlag, ISBN 3-7910-1449-8.

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