Warschauer Brücke

Warschauer Brücke
Straßenschild und einer der Türme am Frankfurter Tor

Die Warschauer Straße im Berliner Stadtteil Friedrichshain ist eine der wichtigsten Verkehrsadern im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Sie reicht von der Mühlenstraße, der Stralauer Allee und der Straße Am Oberbaum im Süden bis zum Frankfurter Tor im Norden und weist eine Gesamtlänge von 1,6 Kilometer auf. Benannt ist die Straße, die Teil der B 96a ist, nach der polnischen Hauptstadt Warschau.

Inhaltsverzeichnis

Straßenführung

Abschnitt der Warschauer Straße
Karte von Berlin mit eingezeichneter Warschauer Straße

Die Warschauer Straße ist ein Abschnitt des Berliner Innenstadtrings, einer zirkulären Hauptverkehrsstraße, die halbkreisförmig (von Süd nach Nord gegen den Uhrzeigersinn) die Berliner Innenstadt umläuft und die die Ortsteile Kreuzberg, Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen miteinander verbindet. Im beschriebenen Verlauf ändert sie mehrfach den Namen (Gitschiner Straße, Skalitzer Straße, Oberbaumstraße, Am Oberbaum, Warschauer Straße, Petersburger Straße, Danziger Straße, Eberswalder Straße und Bernauer Straße).

Die Warschauer Straße selbst beginnt im Süden als Verlängerung des Straßenzuges Oberbaumstraße – Oberbaumbrücke – Am Oberbaum. Die wichtigsten Querstraßen sind die Revaler Straße, die Kopernikusstraße und die Grünberger Straße. Die folgende Boxhagener Straße führt heute nur noch in Richtung Osten. Die Warschauer Straße endet im Norden an der heute als Frankfurter Tor bezeichneten Straßenkreuzung, die nichts mit dem Standort des Frankfurter Tores in der Akzisemauer zu tun hat. Im weiteren Verlauf nach Norden schließt sich die Petersburger Straße an.

Gründung und Ausbau der Straße

Warschauer Straße um 1910

Ihren Namen erhielt die Warschauer Straße am 23. Februar 1874 nach der polnischen Hauptstadt, davor wurde sie als Straße Nr. 11 in der Abteilung XIV des Bebauungsplanes von den Umgebungen Berlins bezeichnet und stellte einen einfachen Verkehrs- und Transportweg dar. Bereits auf dem Hobrecht-Plan von 1864 war die Straße als Hauptverkehrsader geplant und sollte einen Teil eines Ringsystems nach Pariser Vorbild um die damaligen Städte Berlin und Charlottenburg bilden.

Zum Zeitpunkt des Baus der Straße bestand die erst 1894 bis 1896 erbaute Oberbaumbrücke noch nicht. Die Warschauer Straße endete an einem damals noch erhaltenen Tor der Zoll- und Akzisemauer Berlins, welches aufgrund der Mühlen am Spreeufer Mühlentor und später Stralauer Tor genannt wurde. Von diesen Mühlen sind heute nur noch die Gebäude der ehemaligen Osthafenmühle erhalten, der Speicher derselben beherbergt eine gut besuchte Diskothek am Spreeufer, die danach benannt auch Speicher heißt. Auf ihrem Dach befindet sich ein Relikt der DDR-Zeit, ein Überwachungsturm der DDR-Grenzkräfte.

Bebauung der Warschauer Straße

Renoviertes Haus

Die durchgehende Bebauung der Straße erfolgte in den Jahren zwischen 1890 und 1908 in der bis heute typischen Aufteilung in ein Vorderhaus an der Straße, einen Seitenflügel mit direkter Anbindung an das Vorderhaus oder ein Quergebäude sowie ein oder mehrere Hinterhäuser und Hinterhöfe für die gewerbliche Nutzung. Besonders die Holz verarbeitende Industrie hatte in diesem Ortsteil Tradition. Bis heute sind sieben Gewerbebetriebe in den Hinterhöfen vollständig erhalten. Die Durchmischung von Wohn- und Gewerbebauten wurde 1925 verboten. In den Aufbaujahren entstanden etwa 6000 Wohnungen im Bereich der Warschauer Straße.

Mit etwa 50 Metern Breite zählte die Warschauer Straße bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer der wichtigen Verkehrsstraßen und zu einer der Hauptversorgungsachsen des 1920 gegründeten Bezirks Friedrichshain. Die Straße war sehr früh bereits von Läden, Restaurants und Kneipen gesäumt und stellte so auch eine wichtige soziale Ader des Bezirks dar. Hierzu gehörte auch das 1902 gegründete Lichtspielhaus Elektra in der Warschauer Straße 26, die heutige Deponie.

In der Warschauer Straße siedelten sich auch die frühesten Betriebe Friedrichshains an. Die älteste Fabrik stellt dabei das Reichsbahnausbesserungswerk „Franz Stenzer“ (RAW) dar. Des Weiteren siedelte sich hier das erste Propellerwerk Deutschlands an. Das älteste Geschäft der Warschauer Straße ist eine Apotheke, genauer die 1906 von Carl Lobs gegründete Warschauer Apotheke in der Warschauer Straße 16 an der Ecke zur Grünberger Straße (früher Romintener Straße).

Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile der Bebauung mehr oder weniger vollständig zerstört. Die Renovierung erfolgte in den 1950er- und 1960er-Jahren meist halbherzig, indem die Fassaden der Altbauten geglättet wurden. Baulücken wurden in den Folgejahren größtenteils geschlossen und die Geschäfte und Wohnungen wieder bezogen. In den vergangenen Jahren wurde das Erscheinungsbild der Straße wieder aufgewertet, sodass viele der noch erhaltenen Altbauten wieder in neuem Glanz erstrahlen.

Wichtige Bauten

Warschauer Brücke, S-Bahn und U-Bahn

Warschauer Brücke und S-Bahnhof Warschauer Straße im Jahr 1930

Die S-Bahn-Trasse mit der Haltestelle Warschauer Straße liegt heute schräg unter der als Warschauer Brücke bezeichneten Eisenbahnbrücke. An dieser Stelle befand sich vor der Errichtung der Brücke das Eisenbahntor in der Zollmauer für die 1842 eröffnete Eisenbahnstrecke nach Frankfurt (Oder). Durch dieses Tor führten 1872 etwa 30 Gleise, die allesamt die Warschauer Straße kreuzten. Der Brückenbau wurde unumgänglich, um sowohl die Straße als auch die Bahnlinie als Verkehrsader nutzen zu können. Bis 1875 war die Brücke fertiggestellt, in den nachfolgenden Jahren wurde sie jedoch immer wieder umgebaut und erweitert. Bis zur Mitte der 1930er-Jahre wurde die Eisenkonstruktion durch den Wasserdampf der Eisenbahnen stark korrodiert, wodurch eine Renovierung notwendig wurde. Diese erfolgte erst am Nordteil der Brücke und wurde durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs unterbrochen. Im Jahr 1945 stürzte der bereits neu aufgebaute Teil der Brücke in Folge eines Bombentreffers zusammen und machte die Warschauer Brücke unpassierbar. Erst 1948 konnte sie wieder für den Verkehr freigegeben werden. Eine Generalreparatur erfolgte 1966/1967 und eine weitere Stabilisierung und Erneuerung von 1995 bis 1997 mit Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

Von der ursprünglichen Bahnanlage sind heute noch das 1895 in Betrieb genommene mechanische sowie das aus den 1920er-Jahren stammende elektrische Stellwerk B9 der Deutschen Reichsbahn vorhanden, beide stehen unter Denkmalschutz. Am südwestlichen Ende der Brücke stand außerdem bis etwa 2004 das 1910 gebaute Empfangsgebäude des ehemaligen Schlesischen Güterbahnhofs sowie das 1900 errichtete, einstöckige Dienstgebäude. Alle Gebäude in diesem Bereich sind inzwischen restlos zugunsten der 2008 fertiggestellten O2 World beseitigt worden.

An der östlichen Brückenseite befindet sich der S-Bahnhof Warschauer Straße. An dieser Stelle stand bereits von 1884 bis 1903 das erste Bahnhofsgebäude, das von 1903 bis 1924 von einem Gebäude an der gegenüberliegenden Seite abgelöst wurde. 1924 wurde am ursprünglichen Standort ein neues Empfangsgebäude aufgebaut, konstruiert von Richard Brademann. Das alte Empfangsgebäude und die Bahnsteigzugänge wurden bis April 2005 weitgehend beseitigt. Der endgültige Neubau der Station soll zwischen 2009 und 2012 erfolgen, da der Bau an den Ausbau des Bahnhofs Ostkreuz gekoppelt ist.

Der U-Bahnhof an der Warschauer Brücke wurde am 17. August 1902 in Betrieb genommen, errichtet von Paul Wittig im Auftrag der Firma Siemens & Halske. Sie stellte den Endbahnhof der ersten Berliner Untergrund und Hochbahnlinie, der heutigen U1, dar. Im Zweiten Weltkrieg erheblich zerstört, wurde der Bahnhof wiederaufgebaut. Nach dem Mauerbau 1961 blieb die Station ohne Verbindung an das Restnetz der Berliner U-Bahn geschlossen, seit 1995 fahren die Züge wieder bis zum sanierten U-Bahnhof.

An dem Knotenpunkt „Warschauer Straße“ – dies beinhaltet U-Bahn, S-Bahn sowie Straßenbahn – steigen täglich mehr als 50.000 Menschen um.[1]

Das Reichsbahnausbesserungswerk

Talgo-Wartungshalle und S-Bahnhof (von der Modersohnbrücke)

Die Reichsbahnausbesserungswerkstatt im Einzugsbereich der Warschauer Straße ist der älteste Betrieb in Friedrichshain. Die Hauptgebäude dieser Werkstatt liegen dabei an der Revaler Straße, lediglich die westliche Begrenzung des Grundstücks reicht an die Warschauer Straße. Gegründet wurde der Betrieb am 1. Oktober 1867 als „Königlich-Preußische Eisenbahnhauptwerkstatt Berlin II“. Die Werkstatt gehörte zur Preußischen Ostbahn, die damals bis nach Königsberg/Ostpreußen und an die russische Grenze führte und deren Berliner Endpunkt der alte Ostbahnhof oder auch Küstriner Bahnhof (entspricht nicht dem heute existierenden Berliner Ostbahnhof) war, der ebenfalls im Jahr 1867 am Küstriner Platz, dem heutigen Franz-Mehring-Platz eröffnet wurde. Der Betrieb diente der Wartung und Instandsetzung von Lokomotiven sowie Waggons zum Transport von Personen und Gütern. Die Anzahl der hier angestellten Arbeiter erreichte bereits nach wenigen Jahren 600 Personen und der Betrieb wurde entsprechend ausgebaut. Ein weiterer Ausbau erfolgte 1882 nach Eröffnung der Stadtbahn Berlin, die Beschäftigtenzahl stieg auf 1200 Angestellte. 1918 wurde der Betrieb zum „Reichsbahnausbesserungswerk“ (RAW).

1967 erhielt das Werk zum 100-jährigen Jubiläum den Namen des im nationalsozialistischen Deutschland ermordeten bayrischen Kommunisten Franz Stenzer und wurde so zum RAW „Franz Stenzer“. Am 31. Oktober 1991 wurde die schrittweise Stilllegung des Werks aufgrund der „gestiegenen Reparatur- und Wartungskapazitäten im wiedervereinigten Deutschland“ bis 1995 verkündet und durchgeführt. Eine neu errichtete Halle wird von der Firma Talgo Deutschland zur Restaurierung von Talgo-Nachtzügen verwendet und bietet 100 Beschäftigten Arbeit; einige Gebäude sind seit 1998 an den Friedrichshainer Kulturverein RAW-Tempel e.V. vermietet, der hier vor allem interkulturelle Projekte durchführt.

Der Industriepalast

Industriepalast an der Warschauer Straße

Der Industriepalast in der Warschauer Straße 34–44 wurde in den Jahren 1906 bis 1907 erbaut. Der Architekt des Gebäudes war Johann Emil Schaudt, der auch das bekannte Kaufhaus des Westens an der Tauentzienstraße geplant hat. Gebaut wurde der Komplex von der Berliner Firma Boswau und Knauer.

Bei dem Industriepalast handelt es sich um eine für ihre Zeit typische Etagenfabrik, die als Eisenskelettbau fünf einzelne Gebäude zu einem Gesamtkomplex verbindet. Durch den Einbau variabel nutzbarer Hallen und Lager, Krananlagen und einem unterirdischen Bahnanschluss sowie zwei Kellergeschosse wurden optimale Bedingungen für die Unterbringung von Gerbereien, Holz verarbeitenden Firmen sowie elektrotechnischen Betrieben geschaffen. Die Ladenlokale an der Straße wurden von verschiedenen Geschäften und Gaststätten sowie einem Kino angemietet.

Eine der prominentesten Mieter der ersten Jahre war die Berliner Deutsche Gasglühlicht AG (Auergesellschaft), die später in den eigenen Werkkomplex im Karree Rudolf-/Ehrenberg-/Rotherstraße/Warschauer Platz umzog. Der ehemals private Betrieb Joh. Alfred Richter, Kältemaschinenbau GmbH, wurde in den 1950er-Jahren durch die Regierung der DDR zum volkseigenen Betrieb VEB Kälte Berlin, der später in den VEB Kühlautomat Berlin eingegliedert wurde. Sehr bekannt war das „Palais des Ostens“ im Teil Nr. 34/36, das mit Festsälen für 300 bis 1000 Personen warb und sich seit den 1920er-Jahren selbst als „größtes und vornehmstes Vergnügungs-Etablissement des Ostens“ (Berlins) bezeichnete.

Die unter Denkmalschutz stehende Fassade des Industriepalastes wurde 1992/1993 dennoch neu gestaltet. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Nr. 41/42 wurde von der Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF) durch einen Neubau ergänzt, der optisch an den historischen Bau angelehnt ist. Heute beherbergt der Gebäudekomplex zahlreiche Dienstleister, darunter das Berufsbildungszentrum BBZ sowie die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung.

Das Propellerwerk Heine

Ehemalige Werkshalle des Propellerwerkes
Eckhaus
Warschauer Straße 26
Gedenktafel für Heinrich Thieslauk

Das älteste deutsche Propellerwerk hatte seinen Sitz ab 1921 im zweiten Hinterhof der Warschauer Straße 58. Es wurde gegründet von dem Möbeltischler Hugo Heine. Dieser begann im Jahre 1910 in Waidmannslust mit der Fertigung von Holzpropellern für Flugzeuge, nachdem er bei einem Schauflug auf dem Flugplatz Johannisthal durch Zufall den Auftrag erhielt, einen zerbrochenen Propeller zu reparieren. In seiner Tischlerei baute er die Idee weiter aus und konnte bis 1914, dem Jahr, in dem er seine Meisterprüfung ablegte, fünf Mitarbeiter beschäftigen. Bedingt durch die Nachfrage im Ersten Weltkrieg baute Heine seine Tischlerei zu einer Fabrik aus, die bis 1918 dreihundert Arbeitskräfte beschäftigte. Nach Kriegsende stellte er die Produktion wieder auf Möbel um, da der Flugzeugbau in Deutschland durch die Alliierten verboten wurde, und musste einen Großteil der Arbeiter entlassen. Im Jahr 1921 konnte er dann die Produktionsstätte in der Warschauer Straße erwerben und baute hier eine Tischlerei für Schlafzimmermöbel auf.

Die Propellerfertigung wurde erst in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre wieder aufgenommen, nachdem das Verbot aufgehoben wurde. 1930 lieferte die Firma Heine ihren 50.000-sten Propeller aus. Die Kunden fand Heine in ganz Europa, darunter etwa die Bücker Flugzeugbau GmbH, und er arbeitete mit verschiedenen wissenschaftlichen Instituten zusammen, um seine Propeller zu optimieren. 1933 erhielt er das Patent auf den Heine-Propeller mit Metallkantenschutz. Die Belegschaft bestand Ende 1935 aus 300 Handwerkern, vier Luftfahrtingenieuren und 60 kaufmännischen Angestellten und die Firma lieferte vor allem Propeller für die deutsche Luftwaffenflotte. Im Jahr 1943 verlagerte Heine die Produktion nach Schlesien aufgrund der massiven Luftangriffe auf Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Hugo Heines Möbelfabrik & Propellerwerk 1945 aufgrund der Zulieferung von militärischem Material ersatzlos enteignet. Heute werden die Gebäude von verschiedenen Dienstleistungsunternehmen genutzt.

Das Eckhaus Warschauer Straße/Marchlewskistraße

Das Eckhaus Warschauer Straße 33/Marchlewskistraße 111 gilt allgemein als ehemaliges Wohnhaus des Dichters und späteren DDR-Kulturministers Johannes R. Becher, der dies am 30. September 1950 in einem Fernsehinterview behauptete. Im Erdgeschoss dieses Hauses befand sich tatsächlich jedoch nur die Lieblingskneipe des Künstlers, das Café Komet, außerdem wohnte hier seine Vermieterin Pauline Zlotorzenski. Becher selbst hatte seine Studentenwohnung zwischen 1911 und 1912 im Nachbarhaus Marchlewskistraße 109. Seit seiner Aussage wird das Eckhaus tatsächlich regelmäßig als sein ehemaliges Wohnhaus angegeben und fand auch schon Erwähnung in verschiedenen Dokumentarfilmen über Johannes R. Becher.

Der Bau für das Eckhaus wurde im Jahr 1906 begonnen und musste im Winter 1906/1907 witterungsbedingt gestoppt werden. Nach einem Gutachten durch das „Königliche Materialprüfungsamt der Technischen Hochschule Berlin“, das eine unbeschädigte „Überwinterung“ bestätigte, konnte es 1908 fertiggestellt werden.

Wie die meisten anderen Häuser in der Straße und im gesamten Berliner Stadtgebiet blieb auch dieses Haus im Zweiten Weltkrieg nicht unbeschädigt. Durch Brandbomben zerstört wurde das gesamte Dach und diverse Zwischenwände und -decken. Ein Teil des Kellers stürzte ein und begrub einige Schutzsuchende unter sich. Eine Informationstafel an der Warschauer Straße beschreibt dies als „ein alltägliches Häuserschicksal im Berlin der Kriegsjahre“.

Seit mehreren Jahren ist dieses Haus an der Seite Marchlewskistraße durch Baugerüste mit großflächigen Werbeplanen verdeckt. Die Renovierungsarbeiten an dem augenscheinlich leerstehenden Gebäude erfolgen schleppend.

Die Warschauer Straße heute

Seit der Deutschen Wiedervereinigung 1990 wurden einige der Altbauten und deren Fassaden wieder renoviert, die meisten haben sich jedoch seit den 1960er-Jahren nicht verändert. Unter den Läden im Nordteil der Straße sind heute vor allem Imbissläden (Pizzerien, Dönerbuden, asiatische Schnellrestaurants, McDonald’s) sowie „Billigläden“ und Second-Hand-Läden vorherrschend. In der Nummer 69 befindet sich die Aroma-Bar. Die dortige Barista-Kunst ist über die Grenzen Friedrichshains bekannt und wurde mehrmals ausgezeichnet. Des Weiteren gibt es einen Supermarkt, mehrere Bäckereien, eine Fleischerei, eine Buchhandlung und etliche weitere kleine Geschäfte. Viele andere Läden konnten sich in den letzten Jahren vor allem aufgrund der Konkurrenz nahegelegener Einkaufszentren wie dem Ring-Center in der Frankfurter Allee oder den Geschäftszentren am Alexanderplatz und am Ostbahnhof nicht behaupten und mussten schließen.

Heute ist die Warschauer Straße durchgehend vierspurig, wobei die einzelnen Spuren auf der Warschauer Brücke etwas schmaler werden und die beiden mittleren Spuren zudem die Straßenbahngleise aufnehmen. Im nördlichen Teil wurde im Jahre 2001 die vorhandene breite Mittelpromenade zwischen den Straßenbahngleisen für rund 40.000 Euro saniert, neu bepflanzt und mit einer Bodenbeleuchtung versehen. Die südwestliche Straßenseite wird vom Industriepalast mit seinen Dienstleistern dominiert. Für die nächsten Jahre sind weitere umfangreiche Sanierungsarbeiten im Gebiet der Warschauer Straße geplant.

Im südlichen Teil der Straße im Bereich des U-Bahnhofes finden sich mehrere Clubs bzw. Diskotheken, so z. B. der Speicher (in der Mühlenstraße), der schwul-lesbische Club Haus B (früher Die Busche), die Narva-Lounge und das Matrix (in den Ziegelstein-Gewölben unter dem U-Bahnhof). Im nördlichen Teil gibt es mehrere kleinere Gaststätten, historisch bedeutsam die ehemalige Deponie, nun Ambrosius Bier Club. Die Szene findet sich hier in den Neben- und Parallelstraßen, etwa in der Kopernikusstraße, der Grünberger Straße, der Boxhagener Straße, der Simon-Dach-Straße sowie am Boxhagener Platz.

Einzelne Häuser der Warschauer Straße stehen heute unter Denkmalschutz. Dabei handelt es sich um den Industriepalast (Nr. 39–40, 43–44), das 1899/1900 von Karl Walter errichtete Mietshaus Nr. 26 im neobarocken Stil sowie das 1956 erbaute neoklassizistische Wohn- und Geschäftshaus Nr. 83–85. An drei Häusern finden sich Gedenktafeln für dort ehemals wohnhafte Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus: für Heinrich Thieslauk (Nr. 60), Gregor Pinke (Nr. 46) und Herbert Firl (Nr. 47).

Literatur

  • Dagmar Girra: Berlins Straßennamen – Friedrichshain. Edition Luisenstadt, Berlin 1996. ISBN 3-89542-084-0
  • Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg): Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg. Haude & Spencer, Berlin 2003. ISBN 3-77590-474-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Welt: Warschauer Straße: Mehr als 50.000 Fahrgäste täglich, 19. Januar 2006
  • Informationstafeln zur Geschichte der Straße direkt an der Warschauer Straße

52.50916666666713.4513888888897Koordinaten: 52° 30′ 33″ N, 13° 27′ 5″ O


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