Wartha (Schlesien)

Wartha (Schlesien)
Bardo
Wappen von Bardo Śląskie
Bardo (Polen)
DEC
Bardo
Bardo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Niederschlesien
Landkreis: Ząbkowice Śląskie
Fläche: 4,71 km²
Geographische Lage: 50° 31′ N, 16° 44′ O50.51666666666716.7333333333337Koordinaten: 50° 31′ 0″ N, 16° 44′ 0″ O
Höhe: 492 m n.p.m
Einwohner: 2.842 (30. Juni 2007[1])
Postleitzahl: 57-256
Telefonvorwahl: (+48) 74
Kfz-Kennzeichen: DZA, DKL
Wirtschaft und Verkehr
Zweige: Papierindustrie-Möbelindustrie
Straße: KłodzkoNysa
Schienenweg: KłodzkoBreslau
Nächster int. Flughafen: Breslau
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 10 Schulzenämter
Fläche: 73,41 km²
Einwohner: 5.632 (30. Juni 2007)
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Krzysztof Żegański
Adresse: Rynek 2
57-256 Bardo
Webpräsenz: www.bardo.pl

Bardo [ˈbardɔ] (auch Bardo Śląskie; deutsch Wartha) ist eine Stadt im Powiat Ząbkowicki in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie liegt 10 Kilometer südwestlich von der Kreisstadt Ząbkowice Śląskie und ist Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde. Zudem ist sie einer der bekanntesten Marienwallfahrtsorte Schlesiens.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Bardo liegt am Pass von Wartha (Przełęcz Bardzka) an der Glatzer Neiße, die hier aus dem Glatzer Kessel durch das Warthaer Gebirge (Góry Bardzkie) nach Schlesien eintritt. Nachbarorte sind Brzeźnica (Briesnitz) im Norden, Potworów (Riegersdorf) und Przyłęk im Nordosten, Piasek (Sand) im Osten, Janowiec (Johnsbach), Dzbanów (Banau), Ożary (Hemmersdorf) und Laskówka (Gierichswalde) im Südosten, Boguszyn und Dębowina (Eichau) im Südwesten sowie Morzyszów und Opolnica (Giersdorf) im Westen. Südwestlich liegt der 459 m hohe Wachberg (Strażnik).

Geschichte

Gesamtansicht

Die Stadt liegt an einer alten Handels- und Heerstraße, die von Prag über Glatz, Nimptsch und Breslau bis nach Gnesen führte. Sie war durch feste Burgen gesichert und wurde u. a. von Bischof Otto von Bamberg 1124 benutzt, als er zur Christianisierung nach Pommern zog.

Die Warthaer Burg sicherte den Pass von Wartha und den Durchbruch der Glatzer Neiße am Übergang vom Glatzer Land nach Schlesien. Sie spielte in den seit dem 10. Jahrhundert andauernden Streitigkeiten zwischen Böhmen und Polen um die Vorherrschaft in Schlesien eine besondere strategische Rolle. 1096 wurde sie vom böhmischen Herzog Břetislav II. zerstört und eingenommen und war 1128 noch im böhmischen Besitz. 1155 war Wartha bereits Sitz eines polnischen Kastellans und gehörte zum Herzogtum Schlesien. Nach dessen Teilung 1248 gelangte sie an das Herzogtum Breslau, ab 1278 an das Herzogtum Schweidnitz und ab 1321 zum neu begründeten Herzogtum Münsterberg. 1334 wurde Wartha erstmals als Stadt bezeichnet. Zusammen mit dem Herzogtum Münsterberg gelangte es 1336 unter böhmische Lehenshoheit, die Bolko II. im selben Jahr im Vertrag von Straubing anerkannte.

1711 vernichtete ein Feuer weite Teile der Stadt. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fiel Wartha wie fast ganz Schlesien 1742 an Preußen. Die Grundherrschaft über Wartha gehörte bis zur Säkularisierung 1810 dem Kloster Kamenz und zu einem kleineren Teil der Stadt Frankenstein. Nach der Neugliederung Preußens gehörte Wartha seit 1815 zur Provinz Schlesien und war ab 1818 dem Landkreis Landkreis Frankenstein in Schlesien eingegliedert, mit dem es bis 1945 verbunden blieb.

Von wirtschaftlicher Bedeutung war neben dem Wallfahrtsbetrieb das mit diesem zusammenhängende Bäcker- und Pfefferküchlerhandwerk, sowie der Tourismus, der sich mit dem Anschluss an die Eisenbahnlinie BreslauGlatz ab 1874 entwickelte. 1916 wurde das Ursulinen-Kloster St. Angelika errichtet und zwischen 1935 und 1938 oberhalb der Stadt das Kloster der Breslauer Marienschwestern. Dieses diente während des Zweiten Weltkriegs zunächst als Umsiedlerlager, danach als Adolf-Hitler-Schule. 1939 betrug die Zahl der Einwohner 1.736.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Wartha 1945 wie fast ganz Schlesien an Polen und wurde in „Bardo Śląskie“ umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Die neuen Bewohner waren zum Teil Heimatvertriebene aus Ostpolen. Durch die Abnahme der Bevölkerung verlor Bardo Śląskie 1945 die Stadtrechte und wurde 1954 zur stadtartigen Siedlung erhoben. Nachdem Zellulose- und Papierfabriken in Betrieb genommen wurden, nahm die Bevölkerungszahl wieder zu, so dass es ab 1969 die Stadtrechte zurückerhielt. Von 1975 bis 1998 gehörte es zur Wojewodschaft Wałbrzych. Seit einiger Zeit lautet die amtliche Bezeichnung „Bardo“.

Marienwallfahrt

Litho 1897

Bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bestand in Wartha eine Kapelle, die der Breslauer Bischof Siroslaus II. 1189 den Johannitern schenkte. Bischof Laurentius übergab sie 1210 dem neu gegründeten Kloster Kamenz der Augustinerchorherren, von dem sie 1247 an die Kamenzer Zisterzienser gelangte. Das Marienpatrozinium der Kapelle ist für das Jahr 1299 belegt. Das bis heute verehrte Gnadenbild ist eine 42 cm hohe Sitzmadonna aus Lindenholz, die ebenfalls im 13. Jahrhundert entstand. Sie soll die älteste Mariendarstellung Schlesiens sein. Die um die Mitte des 15. Jahrhunderts erwähnte Marienwallfahrt betreuten die Zisterzienser, die Wartha zu einer Propstei erhoben.

Um 1315 wurde die sogenannte böhmische Kirche errichtet, die in den Hussitenkriegen zerstört und 1436 sowie nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut wurde. Daneben wurde 1408–1411 die sogenannte deutsche Kirche erbaut, die nach den Zertstörungen durch die Hussiten 1440 wiedererrichtet und 1665 nochmals neu erbaut wurde. An der Stelle dieser älteren Kirchen wurde 1686–1704 unter Abt Augustin Neudeck die prächtige barocke Wallfahrtskirche „Mariä Heimsuchung“ errichtet.

Die Pilger kamen nicht nur aus dem Kamenzer Stiftsland sondern auch aus Schlesien, Mähren und Böhmen. Die Zahl der jährlichen Wallfahrer lag bei 170.000, deren Betreuung ab 1900 die Redemptoristen übernahmen. Sie errichteten ab 1905 den sogenannten Rosenkranzberg, auf dem viele Kapellen mit Darstellungen einzelner Szenen aus dem Rosenkranz erbaut wurden. Ebenfalls zur Wallfahrt gehört die Marienkapelle, die auf dem Gipfel des 584 m hohen Warthaer Berges 1617–1619 errichtet wurde.

Nach dem Übergang an Polen 1945 ging die Bedeutung der Wallfahrt während der kommunistischen Herrschaft zurück. Trotzdem konnte das Gnadenbild am 3. Juli 1966 durch den damaligen Breslauer Weihbischof Bolesław Kominek am 3. Juli 1966 gekrönt werden. Nach der politischen Wende von 1989 konnte sich die Wallfahrt wieder frei entfalten; sie spielt heute wieder eine bedeutende Rolle im religiösen Leben Schlesiens.

Sehenswürdigkeiten

Bardo, Kirche und Kloster
  • Die Wallfahrtskirche „Mariä Heimsuchung“ wurde 1686–1704 unter Mitwirkung des aus Ungarn stammenden und in Neisse ansässigen Architekten Michael Klein im Stil des Barock erbaut. Sie entstand als Emporenbasilika anstelle der zwei älteren Kirchen und erhielt eine reiche Innenausstattung:
    • Den Hochaltar, dem das ursprüngliche Gnadenbild eingefügt wurde, schuf der Bildhauer Nikolaus Richter, das Altargemälde „Mariä Heimsuchung“ der Maler Michael Willmann.
    • Die Kanzel mit der Figur des Christus und den Evangelisten an der Brüstung sowie den Kirchenvätern und Gottvater auf dem Schalldeckel schuf 1698 der Ottmachauer Bildhauer Johann Joseph Weiss.
    • Den Rokoko-Orgelprospekt mit der Dreifaltigkeitsgruppe sowie die Heiligenfiguren an den Pfeilern schuf 1755–1759 der aus Wartha stammende Bildhauer Heinrich Hartmann.
    • Die Hauptfassade wurde 1873–1875 mit Evangelistenfiguren geschmückt, die vom Bildhauer Ignatz Rinke geschaffen wurden.
  • Das 1712–1716 errichtete dreigeschossige Pfarrhaus dient heute als Redemptoristenkloster und Museum für Sakrale Kunst.
  • Die Steinerne Brücke über die Glatzer Neiße stammt aus dem 15. Jahrhundert.
  • Die Marienkapelle auf dem Warthaberg wurde 1617–1619 errichtet.
  • Auf dem sogenannten Rosenkranzberg errichteten die Redemptoristen ab 1905 bis 1939 mehrere Kapellen, in denen Szenen aus dem Rosenkranz dargestellt werden.
  • Bergsturz von Wartha, ein noch immer gut sichtbarer massiver Felsabbruch von 1598

Einwohnerzahlen

  • 1840: 947 Einwohner, davon 907 katholisch
  • 1885: 1.198, davon 1.164 katholisch, 46 evangelisch und 6 jüdisch.
  • 1933: 1.560
  • 1945: 1.969
  • 1950: 1.848
  • 1957: 2.768
  • 2007: 2.842[2]

Gmina

Zur Stadt- und Landgemeinde Bardo gehören folgende Orte:

  • Bardo (Wartha)
  • Brzeźnica (Briesnitz)
  • Dzbanów (Banau)
  • Grochów (Grochau)
  • Przyłęk (Frankenberg)

Persönlichkeiten

Verweise

Literatur

  • Hugo Weczerka: Handbuch der historischen Stätten Schlesien. Stuttgart 1977, ISBN 3-520-31601-3, S. 560–562
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien. München·Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X, S. 116f.

Weblinks

Fußnoten

  1. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2007
  2. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2007

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