- Was bin ich
-
Was bin ich?, das heitere Beruferaten, war eine Rateshow, die von 1955 bis 1958 und von 1961 bis 1989 von der ARD bzw. dem BR ausgestrahlt wurde. Moderator der 337 Folgen war Robert Lembke. Das Konzept wurde von verschiedenen Sendern wieder aufgegriffen.
Inhaltsverzeichnis
Vorbild
Die Idee zu dem Quiz stammte von der US-amerikanischen Game-Show What's my line?, die von Mark Goodson und Bill Todman erfunden wurde und erstmals am 2. Februar 1950 beim Sender CBS lief. Bekannte Überraschungsgäste der Sendung waren dort beispielsweise Marlon Brando, Bette Davis, Doris Day, Marlene Dietrich, Alfred Hitchcock, Groucho Marx, Frank Sinatra, Salvador Dali und Ed Wynn. Zum Rateteam gehörte u. a. die Schauspielerin Arlene Francis, die durch den Film Eins, zwei, drei von Billy Wilder auch in Deutschland bekannt wurde. Nach den USA wurde die Sendung auch in Großbritannien übernommen und von 1951 bis 1963 ausgestrahlt. Während eines Besuchs bei der BBC in London 1954 erwarb Lembke die Verwertungsrechte an diesem Sendeformat.
Erste Auflage
Die erste Folge feierte unter dem Titel „Ja oder Nein. Ein psychologisches Extemporale mit sieben unbekannten Größen“ am 2. Januar 1955 ihre Premiere. Moderator wurde Robert Lembke, da sich kein anderer dafür gemeldet hatte.
Dem ersten Rateteam gehörten an:
- Hans Sachs, Oberstaatsanwalt in Nürnberg
- Inge Sandtner (aus Österreich)
- Anja Golz (aus der Schweiz)
- Peter Mauch
In der 80-minütigen Urform von „Was bin ich?“ mussten sieben Berufe erraten werden. Erster Gast, dessen Beruf das Team herausfinden sollte, war Tilde Bublitz-Lindmayer, die einer Beschäftigung als Friseurin nachging. Erster Stargast war Vico Torriani. Am 21. März 1958 wurde das Quiz nach 29 Folgen eingestellt, da sich nach dem Urteil der Zuschauer die Fragetechnik festgefahren hatte.
Zweite Auflage
Nach Ermüdungserscheinungen bei „Was bin ich?“ präsentierte Lembke 1959 das Quiz „Spiel mit Worten“. Solch ein Wechsel war zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich, auch Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff stellten alle zwei Jahre neue Shows vor. Die Zuschauer lehnten Lembkes neue Sendung aber gänzlich ab, wodurch es ab dem 11. Februar 1961 zu einer Neuauflage von „Was bin ich?“ kam.
Das neue Rateteam bestand aus:
- Hans Sachs, Oberstaatsanwalt in Nürnberg
- Annette von Aretin, TV-Ansagerin und Leiterin des Besetzungsbüros des BR
- Guido Baumann, Unterhaltungschef des Schweizer Fernsehens
- Marianne Koch, Schauspielerin und ab den 1970er Jahren Ärztin
Ursprünglich war das Rateteam mit Peter Kottmann, Ex-Unterhaltungschef des WDR, besetzt, der nach seinem Suizid jedoch bereits 1962 durch Baumann ersetzt wurde. Anneliese Fleyenschmidt, Fernsehansagerin und -moderatorin, wechselte sich von 1965 bis 1979 häufig mit Marianne Koch ab. Ingrid Wendl, österreichische Fernsehansagerin, war als Ersatz für Fleyenschmidt und Koch, Max Rüeger als Ersatz für Baumann an der Sendung beteiligt.
Robert Lembke nahm seit 1956 seinen Foxterrier „Struppi“ als Maskottchen in die Sendung, der die 5-Mark-Stücke bewachen sollte. Nach dessen Tod 1959 wurde der Hund „Jacky“ sein Nachfolger, der bis Dezember 1968 dabei war. Ab dieser Zeit nahm Lembke keinen Hund mehr ins Studio.
Technische und organisatorische Details
Lembke erhielt im Monat ca. 6.000 Briefe, in denen sich Kandidaten mit mehr oder weniger seltenen Berufen vorstellten. 20 bis 30 davon kamen meist in die engere Auswahl. Sogar eine Hausfrau durfte einmal vor dem Rateteam erscheinen. Sie konnte mit einem gefüllten Schweinderl nach Hause gehen, da es niemandem gelang, ihren Beruf zu erraten. Die Situation eskalierte sogar zur Realsatire. „Könnte Ihr Beruf von einem Mann ausgeführt werden?“, wollte Guido Baumann wissen. Ein fragender Blick, Lembke entscheidet: „Sagen wir nein.“
Die Produktionskosten fielen bescheiden aus: Lembke erhielt pro Sendung (Stand 1974) 6.000 DM, die Mitglieder des Rateteams knapp je 1.000 DM und die Assistentin Irene Aulich (seit 1967) 150 DM. Jeder Gast konnte nach 10 Nein-Antworten maximal 50 DM gewinnen.
Die Aufzeichnung erfolgte im Studio 2 des Bayerischen Rundfunks in Unterföhring bei München. Bis 1973 wurden zwölf Sendungen pro Jahr produziert, danach nur noch acht. An jedem Aufzeichnungstermin wurden zwei Sendungen hintereinander gedreht, was zusätzlich Kosten sparen half.
Bühnenbild und Requisiten:
- ein Tisch für das Rateteam
- ein Tisch für Robert Lembke mit Gast
- (Vor-)Namensschilder des Rateteams
- Nummernschilder zum Umblättern für Lembke
- verschiedenfarbige Sparschweine
- ein Gong mit Schlegel
- eine Unterschrifttafel
Ablauf und Rituale
Seit 1961 war jede Sendung in vier Raterunden gegliedert: In den ersten drei Runden mussten durch Ja-/Nein- bzw. Entscheidungsfragen die Berufe der drei Gäste erraten werden. Zu Beginn jeder Runde stellte Robert Lembke seinem Gast in anheimelndem Bayrisch die Standardfrage: „Welches Schweinderl hätten S' denn gern?“, nachdem dieser zuvor eine Unterschrift an einer Tafel geleistet, angekreuzt hatte, ob er selbständig oder angestellt war und eine für seinen Beruf typische − nicht allzu verräterische − Handbewegung gemacht hatte. Jedes Mitglied im Rateteam durfte dann so lange eine Frage stellen, bis es ein Nein erhielt. Danach ging das Fragerecht an den Nächsten weiter. Nach jedem „Nein“ klappte Lembke per Hand das nächsthöhere Nummernschild nach vorn und warf ein Fünf-Mark-Stück in das Sparschwein. Entweder war die Runde nach dem zehnten „Nein“ zu Ende oder der Beruf erraten worden. Danach wurde der Beruf des jeweiligen Gastes meist mit einem eingespielten Film vorgestellt.
In der vierten Runde erschien der Stargast. Zuvor mussten sich die Ratemitglieder Masken aufsetzen und den Namen des Gastes nach demselben Ja/Nein-Schema erraten. Der Gast durfte nicht selbst antworten, sondern nur nicken bzw. den Kopf schütteln. Robert Lembke antwortete für ihn, verriet dem Rateteam zuvor aber stets das Geschlecht des Stargastes. Statt eines Fünf-Mark-Stückes gab es bei jeder Nein-Antwort ein kleines Geschenk, wie z. B. eine Flasche Wein. Meistens wurde der Stargast erraten, oft vom so genannten „Ratefuchs“ Guido Baumann. Der Gast gab nach der Raterunde eine Probe seiner Kunst (ein Lied oder eine eingespielte Filmszene). Einmal war z. B. Rita Pavone zu Gast in der Sendung und schwang nach der Raterunde zusammen mit Hans Sachs zu den Klängen ihres bekannten Schlagers „Arrivederci, Hans“ das Tanzbein.
Die Zuschauer, die den Ablauf im Studio verfolgten, amüsierten sich stets, wenn das Rateteam falsche Fährten verfolgte. Die Schadenfreude war ein tragendes Element jeder Sendung, da der Zuschauer immer die Lösung (durch Einblendung) im Voraus wusste. Auch der Name des Stargastes wurde vor der Raterunde per Gong für den Zuschauer eingeblendet, obwohl es sich meistens um allgemein bekannte Persönlichkeiten handelte.
Damals herrschten auch noch strengere Sitten als beim späteren Revival mit Björn-Hergen Schimpf. Lembke achtete streng darauf, dass das Rateteam sich nicht untereinander austauschte, sondern jeder war auf sich gestellt, wenn die Reihe an ihn kam, er konnte höchstens weiterreichen, wenn ihm nichts mehr einfiel.
Ritualisierte Sprüche
- „Sind Sie mit der Herstellung oder Verteilung einer Ware beschäftigt?“ (War meistens die erste Frage, egal von wem)
- „Könnte auch ich zu Ihnen kommen?“
- „Machen Sie Menschen glücklich/zufrieden?“
- „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie nicht …“ (Hans Sachs)
- „Ich hoffe, es hat Ihnen ein bisschen Spaß gemacht und Sie laden uns wieder zu sich ein beim nächsten Was bin ich?“ (Robert Lembke)
- „Welches Schweinderl hätten S’ denn gern?“ (Robert Lembke)
(Vorläufiges) Ende
Nach dem Tod von Robert Lembke am 14. Januar 1989 wurde die langlebigste Quizsendung des deutschen Fernsehens eingestellt. Vier Tage vor seinem Ableben lief die letzte aufgezeichnete Sendung. 1969 war das Quiz mit 75 % eingeschalteter Geräte die beliebteste Sendung im deutschen Fernsehen. In den 1980er Jahren erreichte „Was bin ich?“ immerhin noch bis zu 40 %.
Revivals
Sat.1
Unter dem Titel „Heiter weiter“ moderierte Guido Baumann die Sendung 1990 mit dem alten Rateteam bei dem Privatsender Sat.1. Nach 26 Folgen wurde die Quizsendung eingestellt.
ARD
Ein etwas verspäteter Anstoß zur Fortsetzung kam vom Bayerischen Rundfunk: Von 1990 bis 1993 wurde die Sendung von Joachim Fuchsberger unter dem Titel „Ja oder Nein“ fortgeführt, allerdings nach 60 Folgen wieder eingestellt. Das Rateteam bestand aus:
- Alice Schwarzer
- Gerhard Konzelmann
- Vera Russwurm
- Emil Steinberger
- Thomas Hegemann (ersetzte 1991 Steinberger)
- Sepp Maier (ersetzte 1992 Konzelmann)
kabel eins
Am 5. Oktober 2000 wurde die Show von kabel eins unter der Moderation von Björn-Hergen Schimpf wiederum neu aufgelegt. Das Rateteam bestand aus:
Seit der 12. Staffel der Show auf Kabel 1 war in jeder Sendung ein Gastratefuchs zu Besuch und ersetzte ein Mitglied des Rateteams. Schimpf wandelte Robert Lembkes Frage nach dem Sparschwein ab in „Welche Sau ganz genau?“.
Durch Einführung des Euro musste die konzeptionelle Aufgabe gelöst werden, um welchen Betrag gespielt werden sollte. Der Euro hat als größte reguläre Münzeinheit nur die 2-Euro-Münze anzubieten. Gelöst wurde dieses Problem, indem für die Produktion drei Sätze à zehn 5-Mark-Stücke bei einem Münzhändler erworben wurden. Die erspielte Gewinnsumme wurde nach der Sendung in Euro umgerechnet dem Kandidaten ausgehändigt.
Die wesentliche Änderung zum Original war es, dass das sogenannte Panel sich beraten durfte; es wurde wild durcheinander geplappert, Feuerstein verließ z. B. einmal empört den Tisch und setzte sich demonstrativ ins Publikum, Tanja Schumann tanzte auf dem Tisch usw.
Bei der sog. Pilotierung gab es ein komplettes zweites Rateteam, dem u. a. die aus „Alles nichts oder?!“ bekannte Hella von Sinnen angehörte. Aufgrund von Marktforschungsergebnissen setzte sich aber das andere Panel durch.
Nach insgesamt zwölf produzierten Staffeln wurde die Sendung Anfang 2005 endgültig eingestellt.
Pro7
In seiner Sendung TV total versucht Stefan Raab in Anlehnung an „Was bin ich?“ bei „Wer bin ich und was mach ich eigentlich hier?“ durch Ja-Nein-Fragen einen Mitarbeiter zu erraten, dessen Arbeit anschließend vorgestellt wird. Elton leitet durch das Ratespiel, bei dem der Mitarbeiter bis zu zehn 5-Mark-Stücke gewinnen kann.
Literatur
- Ricarda Strobel und Werner Faulstich: Die deutschen Fernsehstars. Bd. 1: Stars der ersten Stunde. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998. ISBN 3-525-20796-4
Siehe auch
Weblinks
Wikimedia Foundation.