- Wasserkünste
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Eine Wasserkunst ist ein System zur Förderung, Hebung und Führung von Wasser.
Inhaltsverzeichnis
Frühe Wasserkünste
Die Verwendung solcher Systeme vor allem bei der Entwässerung und Wasserversorgung ist seit mehreren tausend Jahren belegt. Die Römer setzten Wasserräder und die Archimedische Schraube zu vielen Zwecken ein, unter anderem auch in Bergwerken. Ihre Funktion zur Hebung von Wasser wurde zum Beispiel in Vitruvs Werk De architectura oder von Plinius dem Älteren in seiner Naturalis historia beschrieben. Wasserkünste wurden im Spätmittelalter bei der Wasserversorgung von Städten und Burgen eingesetzt und fanden im Bergbau weit verbreitet Verwendung bei der Wasserhaltung und anderen Einsatzgebieten. Georgius Agricola beschreibt in seinem 1556 erschienen Hauptwerk De re metallica libri XII die Verwendung unter Tage. Wasserkünste dienten auch dem Betrieb von Springbrunnen und Fontänen etwa in Parks und auf öffentlichen Plätzen.
Wasserversorgung für Städte und Burgen im Mittelalter
Zunächst bezeichnete der Begriff Wasserkunst nur die Einheit aus Pumpwerk und Wasserbehälter, später wurde der Begriff auch für die Gesamtanlage des Röhrensystems verwendet. Die ersten Wasserkünste wurden aus Holz erbaut, später aus Stein. Sie bestanden aus einem Pumpwerk und dem antreibendem Wasserrad sowie aus einem Hochbehälter, in dem das Wasser gelagert wurde. Durch ein Röhrensystem, meistens in Form ausgehöhlter Baumstämme – den Teucheln –, wurde das Wasser an die Verbrauchsorte (Wasserbütten, Steintröge) geleitet, um eine Wasserversorgung der höher gelegenen Wohnhäuser zu gewährleisten. Ein frühes Beispiel für ein solches System ist die Alte Wasserkunst in Bautzen, deren hölzerne Ausführung erstmals im Jahre 1495 erbaut wurde.
Bekannte Wasserkünste zur Wasserversorgung
Noch erhaltene Wasserkünste:
- Alte Wasserkunst, Bautzen (1495/1558)
- Brunnen in Leipzig (ab 1519 Wasserkunst)
- Landauer Wasserkunst (1555)
- Wasserkunst der Burg Stolpen (1561)
- Berliner Wasserkunst (1572)
- Wasserkunst Wismar (1579)
- Neue Wasserkunst, Bautzen (1606)
- Lübecker Wasserkunst (1867)
- Hamburger Wasserwerke
Neue Wasserkunst Bautzen
Wasserkunst der Herrenhäuser Gärten, Hannover
Wasserkunst im Bergbau
Auch im Bergbau fanden Wasserkünste Anwendung. Zweck war hier nicht nur die Entwässerung der Stollen bei der Wasserhaltung, Wasserkünste kamen zum Beispiel auch zur Förderung von Lasten und Personen (Fahrkunst), bei der Grubenbewetterung oder bei der Zerkleinerung von Gesteinen in Pochwerken zum Einsatz. Auch andere Vorrichtungen wurden im Bergbau mit der Bezeichnung Kunst im Sinne von Maschine belegt. Zusammen mit der Wasserkunst bildeten sie die Bergmännischen Künste. Georg Agricola beschrieb in mehreren Veröffentlichungen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und vor allem in seinem grundlegenden Werk De re metallica, das 1556 ein Jahr nach seinem Tod erschien, zusammen mit den anderen Bergmannskünsten zahlreiche Arten der Wasserkunst im Bergbau.
Die erste mittelalterliche Verwendung von Wasserkünsten im Bergbau fand im sächsisch-böhmischen Erzbergbau statt. Im Harz wurde danach die so genannte Heinzenkunst um 1435 das erste Mal im Bergwerk Rammelsberg eingesetzt, flächig wurde sie hier um 1536 eingeführt. Seit 1564 kam im Rammelsberg auch die „Kunst am krummen Zapfen“ zum Einsatz, bei der ein Pleuel an einem Kunstrad über ein Kunstgestänge eine Pumpe antrieb.[1] Wasserkünste kamen später verbreitet zum Einsatz, so im Silberbergbau in Tirol[2], im Kupferbergbau des Mansfelder Reviers[3] oder im Kohlebergbau im Aachener Revier und im Ruhrgebiet.
Bekannte Wasserkünste im Bergbau
- Heinzenkunst des Bergwerks Rammelsberg (ab 1435)
- Wasserkünste im Oberharzer Wasserregal (ab 1520)
- Wasserkunst im Schwazer Silberbergwerk in Tirol (1556)
- Wasserkünste der Revierwasserlaufanstalt Freiberg (ab 1558)
- „Wasserkunst am krummen Zapfen“ des Bergwerks Rammelsberg (ab 1564)
- Heinzenkunst im Faulenseer Stollen (späterer Maria-Schacht) bei Hergisdorf (1575)
- Wasserkunst der Saline Salzderhelden (1586)
- die Herrenkunst im Eschweiler Stadtteil Pumpe im Aachener Revier (1632)
- die Wasserkunst des Caroliner Erbstollens in Holzwickede[4] (1794–1801)
- Wasserkunst der Grube Samson (1837)
Wasserkunst in Gärten und Parks
Im Zeitalter der Renaissance und des Barock wurden unter dem Begriff Wasserkunst auch künstlerisch ausgestaltete Anlagen mit veränderlichen Springbrunnen, Wasserspeiern, künstlichen Kaskaden und dergleichen verstanden. Dabei wurde der Wasserdruck genutzt, um Fontänen zu betreiben. Diese fanden sich als Teil von Schloss- und Gartengestaltungen und werden heute oft als Wasserspiele bezeichnet.
Bekannte Wasserkünste in Gärten und Parks
- Wasserkunst der Herrenhäuser Gärten in Hannover
- Dresdner Zwinger
- Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe, Kassel
Einzelnachweise
- ↑ Wilfried Lissmann: Historischer Bergbau im Harz. 2. Auflage, 336 S., Springer Verlag, Berlin u. a. 1997. ISBN 3-540-62930-0
- ↑ Die Schwazer Wasserkunst - Ein Meisterwerk der Technik, Webseite des Schwazer Silberbergwerks. Abgerufen am 8. März 2008
- ↑ Rudolf Mirsch, Bernd Aberle: Von der Kunst Wasser zu heben – über die Bedeutung der Wasserstollen im Mansfelder Revier, 7. Altbergbaukolloqium, Freiberg 2007 (pdf 825 Kb). Abgerufen am 9. März 2008
- ↑ siehe Infotafel des Bergbauhistorischen Vereins Holzwickede am Ort der Wasserkunst
siehe auch
- Brauerwasserkunst Lübeck, erbaut 1294
- Brauerwasserkunst vor dem Burgtor, Lübeck, erbaut 1302
- Bürgerwasserkunst Lübeck, erbaut 1533
- Lübecker Wasserkunst, erbaut 1867
- Pipen
- Röhrmeister
- Wasserturm
- Deichel/Teuchel
- Hydraulischer Widder
Weblinks
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