- Weimarer Nationaltheater
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Das Deutsche Nationaltheater und Staatskapelle Weimar (kurz: DNT) ist der bedeutendste Theaterbetrieb Weimars. Es handelt sich dabei um eine Doppelinstitution, bestehend aus dem Bühnenbetrieb Deutsches Nationaltheater und dem Orchester Staatskapelle Weimar. Bespielt werden insgesamt sechs Bühnen im gesamten Stadtgebiet. Fester Bestandteil im Kulturbetrieb sind außerdem unregelmäßige Gastspiele aller Sparten des Theaters sowie des Orchesters im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus sowie Auftritte in den elektronischen Medien. Der alleinige Träger des DNTs ist die Stadt Weimar.
Inhaltsverzeichnis
Die Spielstätten
- das große haus, die traditionsreiche Stammbühne am Theaterplatz (alle Sparten)
- die zwei Nebenspielstätten foyer I und III im Haus am Theaterplatz (alle Sparten; „Kleinkunst“)
- die zwei Nebenspielstätten im e-werk Weimar, einer ehemaligen Industrieanlage (alle Sparten)
- das congresscentrum neue weimarhalle (Konzerte der Staatskapelle Weimar)
Das Deutsche Nationaltheater
Das Deutsche Nationaltheater ist eine Theaterbetriebs gGmbH, welcher alle drei Sparten eines Theaters bietet (Schauspiel, Musiktheater, Tanztheater (ausschließlich Gastspiele; als Nachfolgesparte des klassischen Balletts)), sowie Konzerte. Es handelt sich somit um eine der letzten Bühnen Thüringens, die alle Sparten eines Theaters bedienen kann (siehe auch Abschnitt „Weimarer Modell“).
Die Geschichte des Deutschen Nationaltheaters
Das Weimarer Hoftheater
In Weimar wurde schon lange vor dem Bau des heutigen Stammhauses Theater gespielt. Dabei handelte es sich vor allem um ziehende Komödianten, die den Weimarer Hof unterhalten sollten. Die ersten ständig bespielten Stätten wurden durch die kunstliebende Herzogin Anna Amalia, der Gemahlin des Herzogs Ernst August II. Konstantin von Sachsen-Weimar-Eisenach, eingerichtet: ein Liebhabertheater für Lustspiele, deutsche Singspiele, französisches Schauspiel sowie Opern. Die Mitglieder des Liebhabertheaters waren adlige und bürgerliche Laien, Angehörige des Hofes, Hofdamen und Sänger, aber auch Beamte und Minister. Die Spielstätten waren auch in dieser Gründungsphase nicht auf eine einzige Bühne beschränkt: das Redoutenhaus. Es handelte sich hierbei um ein Gebäude, das in der heutigen Schillerstraße (Cafe Sperling) liegt (nicht zu verwechseln mit der heutigen Redoute, einem Probenraum des Theaters in der Ettersburger Straße). Es wurde ebenso bespielt wie die Schloss- und Naturbühnen von Ettersburg und Tiefurt. Schon damals war künstlerische Qualität ein Kriterium: 1779, vier Jahre nachdem Johann Wolfgang Goethe seinen Wohnsitz in Weimar genommen hatte, wurde beispielsweise die Prosafassung von Iphigenie auf Tauris im Park von Tiefurt uraufgeführt, für die mit Corona Schröter in der Hauptrolle die erste Weimarer Berufskünstlerin verpflichtet wurde.
1791 beschloss Herzog Carl August die Gründung des Weimarer Hoftheaters im Komödienhaus, das 1779 am heutigen Standort des Theaters errichtet worden war. Die Leitung bekam Goethe übertragen. Er eröffnete es am 7. Mai 1791 mit Ifflands Schauspiel Die Jäger. Iffland war damals einer der am häufigsten gespielten deutschen Theaterautoren. Das Repertoire des Weimarer Theaters unterschied sich nur wenig von dem anderer Bühnen in jener Zeit – die Unterschiede lagen woanders: Goethe ermöglichte es den Autoren, auf die Inszenierungen ihrer Werke entscheidenden Einfluss zu nehmen, wodurch eine hohe Übereinstimmung zwischen dramaturgischen Absichten und schauspielerischen Darbietungen erreicht wurde. Außerdem sorgte Goethe dafür, dass sich ein festes Schauspielensemble formieren konnte, das mit seinem elaborierten Darstellungsstil nach Goethes Regeln für Schauspieler (1803) den Anforderungen der klassischen Dramen entsprach. Der ehemals anrüchige Ruf der Schauspielkunst wich einer hohen Wertschätzung und gesellschaftlichen Anerkennung der Schauspieler als Künstlerpersönlichkeiten.
Goethes Bemühungen um eine Theaterkultur in Weimar galt aber auch dem Publikum: Sensibilität für Schönheit und die ästhetische Vermittlung humanistischer Ideale bestimmten seine pädagogischen Absichten. Ohne die Vorlieben des Publikums für populäre Stücke wie z. B. die von August Kotzebue zu düpieren, sorgte Goethe für einen beeindruckenden Spielplan. Unter seiner Intendanz, die bis 1817 währte, wurden 4806 Vorstellungen gegeben. Das sind fast 300 Aufführungen pro Jahr. Wie sehr es Goethe um eine umfassende Theaterkultur ging, wird auch durch sein Engagement für die Gestaltung des Theaterraumes belegt. Äußerlich eher unscheinbar, wurde der Innenraum des Komödienhauses auf Goethes Betreiben in ein freundliches, glänzendes Feenschlösschen (Caroline Schlegel) mit Säulen, Galerien, Balkonen usw. umgewandelt, um dem Publikum ein rundum ästhetisches Theatererlebnis zu bieten.
Von 1799 bis 1805, dem Todesjahr Schillers, wirkten Goethe und Schiller, der inzwischen von Jena nach Weimar übersiedelt war, gemeinsam an der Weimarer Bühne. Schiller inszenierte seine Stücke selbst: Die Uraufführungen der drei Teile des Wallenstein (1798/99) begründeten Schillers Ruhm als Dramatiker. Bis auf die Jungfrau von Orleans wurden alle späten Dramen von Schiller in Weimar uraufgeführt, um von hier aus sehr schnell die Bühnen der Welt zu erobern. Das 1857 eingeweihte Goethe- und Schiller-Denkmal von Ernst Rietschel unmittelbar vor dem Haupteingang der Spielstätte symbolisiert das fruchtbare gemeinsame Wirken der beiden Dichter in Weimar. Es ist das Wahrzeichen der Stadt geworden. Der Dichter Jean Paul hatte schon 1798, dem Jahr der Uraufführung von Wallensteins Lager, an einen Freund geschrieben: „Gegen das neue Theater (in Weimar) sind die anderen deutschen nur Kulissen“. Nicht nur das Schauspiel erfuhr unter Goethe eine Blütezeit, auch das Musiktheater wurde von ihm gefördert. Vor allem Opern von Mozart begeisterten das Publikum – und unter diesen war die Zauberflöte die absolute Lieblingsoper der Weimarer Bevölkerung, die damals nicht mehr als 6000 Menschen zählte.
1817 gab Goethe nach jahrelangen Streitereien sein Amt als Theaterdirektor auf. Der letzte Auslöser für seinen Rücktritt mutet grotesk an: Karoline Jagemann, eine begabte Schauspielerin, Mätresse des Herzogs und eine Erzfeindin des Dichters und Theaterdirektors, setzte sich mit ihrem Anliegen durch, mit einem dressierten Pudel auf der Bühne erscheinen zu dürfen, was Goethe empörte. Es handelte sich dabei um eine Aufführung von Ignaz Franz Castellis Übersetzung Der Hund des Aubry von Pixérécourts berühmtem Melodram Le chien de Montargis (1814), in dem ein Hund den Mörder seines Herrchens identifiziert. Das Stück galt als Inbegriff der Unterhaltung für ein breites Publikum. – Nach Goethes Rücktritt fehlten im Schauspiel überdurchschnittliche und spektakuläre Ereignisse. Hingegen fanden die musikalischen Aufführungen immer mehr Beachtung, weit über Weimar hinaus.
Im März 1825 brannte das Komödienhaus ab, aber bereits im September desselben Jahres öffneten sich die Pforten eines neuen Hoftheaters an derselben Stelle.
Die Ära der Musik
Maria Pawlowna, Gemahlin von Großherzog Carl Friedrich, dem Sohn und Nachfolger von Carl August, setzte sich bereits seit 1804 insbesondere für das Musikleben in Weimar ein. Sie berief nach Goethes Rücktritt den europaweit gerühmten Mozartschüler und Klaviervirtuosen Johann Nepomuk Hummel als Kapellmeister nach Weimar, der dieses Amt bis zu seinem Tod 1837 ausübte. Hummel gab Benefizkonzerte für Witwen und Waisen. Die Werke von Mozart, Haydn und Beethoven bestimmten das Konzertprogramm. Einer der musikalischen und gesellschaftlichen Höhepunkte im Weimarer Hoftheater unter Hummels Leitung war ein Konzert des berühmten italienischen Geigenvirtuosen Niccolò Paganini (1829).
Hummel war ein Wegbereiter für das „Silberne Zeitalter der Tonkunst“ in Weimar. Doch erst das Wirken von Franz Liszt, der die Hochblüte der literarischen Klassik für die Musik wiederbeleben wollte, begründete den Ruhm Weimars als Stadt der Musik. 1842 wurde Liszt Kapellmeister in außerordentlichen Diensten. 1848 entschied er sich ganz für Weimar und übernahm das Amt des Hofkapellmeisters. Liszt hatte die Absicht, die mit den Namen Goethe und Schiller assoziierte Ära der Literatur durch eine Ära der Musik abzulösen, die mit den Namen Liszt und Wagner verbunden sein sollte. Die Oper Lohengrin des damals steckbrieflich gesuchten Dresdner Kapellmeisters Richard Wagner wurde, dirigiert von Franz Liszt, als Festoper aus Anlass des Geburtstages der Großherzogin am 101. Goethe-Geburtstag 1850 uraufgeführt, ein Jahr nachdem der Tannhäuser seine Erstaufführung in Weimar erlebt hatte. Auch viele Werke Liszts kamen in Weimar zur Uraufführung.
Für Hector Berlioz, den französischen Komponisten, mit dem ihn besonders die Idee der Programmmusik verband, setzte sich der weltbürgerlich denkende Franz Liszt in einzigartiger Weise ein. Innerhalb weniger Jahre kamen etliche bedeutende Werke Berlioz’ in Weimar zur Aufführung. 1852 und 1856 veranstaltete Liszt Berlioz-Wochen, die Weimar zu einem neuen geistigen Mittelpunkt für das musikalische Leben Deutschlands (Franz Brendel) machten. Am 1. März 1856 wurde z. B. Fausts Verdammnis unter Leitung des Komponisten zum ersten Mal in Weimar konzertant aufgeführt.
1889 wird Richard Strauss Kapellmeister in Weimar. Hier erleben seine Tondichtungen Don Juan, Macbeth und Tod und Verklärung ihre gefeierten Uraufführungen. Seine Oper Guntram erklingt in Weimar 1894 zum ersten Mal. Großen Erfolg erzielte Strauss außerdem 1893 mit der Uraufführung von Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel.
Das Mustertheater
Wenn es in Weimar eine Tradition gibt, dann paradoxer Weise die, dass hier immer wieder Bruch und Aufbruch initiiert und praktiziert wurde. Die Glückssträhne schien allerdings um die Jahrhundertwende erst einmal vorbei zu sein. Denn der nächste Aufbruch, der eine Ära des Theaters hätte einleiten können, scheiterte. Um 1900 wurde Nietzsches Schrift Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik (1878) zur Initialzündung für Überlegungen zu grundlegenden Theaterformen. Das Theater sollte zukünftig „aus dem Geist der Musik“ ein „Fest des Lebens“ schaffen. Der Traum vom Gesamtkunstwerk bildete die Leitidee für ein „Festspiel“ auf der Bühne. Festspielprojekte nach dem Bayreuther Vorbild sollten die Gewähr für eine nationale Erneuerung des Theaters werden. Von Harry Graf Kessler und Henry van de Velde stammten Pläne für ein Mustertheater als avantgardistische Alternative zum Hoftheater.
Als Weimarer Festspiele konzipiert, sollten die besten deutschen Schauspieler in den drei Sommermonaten klassische und moderne Stücke aufführen. Man wollte in Weimar ein „Bayreuth für dramatische Literatur“ schaffen. Der damalige Intendant des Hoftheaters Hippolyt von Vignau vereitelte mit Unterstützung konservativer Kräfte diesen Plan, und scheute auch nicht davor zurück, öffentlich die jüdische Abstammung des Mustertheater-Verteidigers als Argument gegen das Projekt ins Feld zu führen.
Da das Gebäude den Anforderungen nicht mehr genügte – sowohl was Größe als auch Bausubstanz anbetraf – wurde 1907 der Architekt Max Littmann damit beauftragt, ein neues Theatergebäude zu entwerfen. Der neoklassizistische Bau, dessen Fassade sich bis heute erhalten hat, entsprach den Vorstellungen von einem repräsentativen Theaterbau. Die Einweihung des neuen Hoftheaters wurde am 11. Januar 1908 als feierlicher Staatsakt zelebriert, bei dem Kaiser Wilhelm II. und 70 Intendanten anderer Theater anwesend waren.
Das Theater als politische Bühne
Künstlerisch machte das Hoftheater unter der Intendanz von Carl von Schirach (1909–1918), der auf einen klassisch orientierten Spielplan setzte, wenig von sich reden. Gleichwohl wurde das Hoftheater zu einer Kultstätte des konservativen Bildungsbürgertums. Mit der Ausrufung der Republik und der Abdankung Kaiser Wilhelms II. und des Großherzogs Wilhelm Ernst 1918 entwickelte sich das Weimarer Theater zu einer Schaubühne politischer Selbstinszenierungen. Am 9. November 1918, anlässlich der 100. Aufführung der Maria Stuart, kam es zu einem Skandal: Die Vorstellung wurde abgebrochen, als man aus dem Zuschauerraum skandierte: Nieder mit der monarchistischen Theaterei! Jetzt machen wir Theater!. Von Schirach wurde von der provisorischen Landesregierung des Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach abgesetzt, das Hoftheater in Landestheater umbenannt, und die Hofkapelle hieß nun Weimarische Staatskapelle. Am 1. Januar 1919 wurde der Schriftsteller Ernst Hardt zum neuen Intendanten berufen. Bereits am 19. Januar, dem Tag der Wahlen zur verfassunggebenden Nationalversammlung, verkündete Hardt die erneute Umbenennung des Theaters, das fortan Deutsches Nationaltheater Weimar heißen sollte.
Vom 6. Februar bis 11. August 1919 tagte die Deutsche Nationalversammlung im Theater, um die Reichsverfassung zu verabschieden. Mit der Wahl des Ortes sollte der „Geist von Weimar“ für die junge Republik reklamiert werden. Für Republikanhänger und –gegner wurde das Theater zu einer Stätte symbolischer Politik und realer Auseinandersetzungen. Mit Duldung der konservativen thüringischen Landesregierungen veranstalteten hier die Nationalsozialisten seit 1924 Parteiversammlungen, 1926 wurde im Theater der erste Reichsparteitag der NSDAP nach Aufhebung des Verbotes abgehalten. Ernst Hardt verließ das Theater 1924 nachdem es von völkisch-nationaler Seite heftige und diffamierende Proteste gegen seine Aufführungen, die den Ideen des Mustertheaters verpflichtet waren, gab. Arthur Schnitzlers Reigen und Oskar Schlemmers Triadisches Ballett erzürnten die „anständigen Deutschen“. Bis zum Weggang Hardts und der Vertreibung des Bauhauses nach Dessau entstand zwischen dem Theater und dem Bauhaus eine fruchtbare Zusammenarbeit, bei der es um eine Erneuerung nationaler Kultur mit vereinten avantgardistischen Kräften ging.
Auch der Nachfolger Hardts, Franz Ulbrich, versuchte zunächst noch, trotz Zensurdrohungen und Forderungen nach „Säuberungen“ des Weimarer Theaterspielplans, Gegenwartsautoren wie Ernst Toller, Carl Sternheim u. a. weiter zu spielen. Er ging jedoch zunehmend Kompromisse mit den Nationalsozialisten ein, die ab 1930 an der Landesregierung beteiligt waren und ein „judenfreies" Theater forderten. Ab 1933 übernahm mit Ernst Nobbe ein NSDAP-Parteimitglied die Intendanz, 1936 folgte Hans Severus Ziegler, der sich bereits in den 20er Jahren für eine staatliche Zensurstelle eingesetzt hatte. In der Zeit der NS-Herrschaft wurde hauptsächlich ein klassisches Repertoire gespielt, wobei vor allem die Dramatik Schillers in eine nationalsozialistische Perspektive gerückt wurde. Der Anspruch, eine nationale Bühne der Zukunft zu sein, fiel der ideologischen Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten anheim. Das Theater spielte zur Unterhaltung der SS-Leute im Casino des KZ Buchenwald. Während Franz Léhars Das Land des Lächelns im Großen Haus beklatscht wurde, war der Librettist dieser Erfolgsoperette, Fritz Löhner-Beda, Häftling im nur wenige Kilometer entfernten Konzentrationslager Buchenwald.
Im Herbst 1944 wurde das Theater geschlossen und zu einer Rüstungsfabrik der Firma Siemens und Halske umfunktioniert. Ein US-amerikanischer Bombenangriff am 9. Februar 1945 legte das Theater bis auf die Fassade in Schutt und Asche. Das Weimarer Theater wurde bezeichnender Weise als erstes deutsches Theater nach dem Krieg wieder aufgebaut und 1948 mit Faust I neu eröffnet. Zum 200. Geburtstag Goethes am 28. August 1949 hielt der zum Ehrenbürger Weimars ernannte Thomas Mann seine berühmt gewordene Ansprache an die Deutschen.
Vom sozialistischen Gesellschaftstheater bis zur Gegenwart
Zu DDR-Zeiten sollte das Weimarer Theater und insbesondere das Schauspiel „von der sozialistischen Gesellschaftspraxis als dem geistigen Maßstab der Menschheitsentwicklung“ Zeugnis ablegen. In den fünfziger Jahren wurde unter der Generalintendanz von Karl Kayser (1950–1958) zunächst sowjetischen Revolutionsdramen Vorrang auf den Spielplänen eingeräumt, für die durch eine systematische Werbung mit großem Erfolg Besucher aus der Arbeiterklasse und der Bauernschaft gewonnen wurden. Aus allen Teilen Thüringens brachte man Besuchergruppen per Bus und Bahn zum Theater – wie es auch schon in der Vorkriegszeit üblich war. Auch die Klassiker-Literatur wurde gegen Ende von Kaysers Amtszeit wieder häufiger auf den Spielplan gesetzt. Besonders Schiller genoss hohe Wertschätzung. Zu seinem 200. Geburtstag wurden die „Schiller-Festspiele der deutschen Jugend“ am Nationaltheater veranstaltet – die man dann als Festspiele der FDJ jährlich weiterführte.
Allerdings gab es schon damals harsche Kritik an der agitatorischen und plakativen Interpretation der Klassiker, wie sie von Kayser zur Umsetzung der Beschlüsse der SED forciert und kulturpolitisch legitimiert wurde. Unter den Intendanten Otto Lang (1958–1973) und Gert Beinemann (1973–1987) standen Werke von DDR-Komponisten und -Autoren (z. B. Ottmar Gerster, Johannes R. Becher, Fritz Geißler (Das Chagrinleder, 1981), Bertolt Brecht, Volker Braun, Peter Hacks), aber auch Werke von Max Frisch (Biedermann und die Brandstifter, 1965) und Friedrich Dürrenmatt (Der Besuch der alten Dame 1978) auf dem Programm. Das Deutsche Nationaltheater Weimar blieb während der gesamten DDR-Zeit eine Stätte bedeutsamer Klassiker-Inszenierungen – Goethe, Schiller, Shakespeare – die häufig aus Anlass von Dichterjubiläen, Tagungen der in Weimar wirkenden literarischen Gesellschaften oder auch politischen Jahrestagen ihre Premiere hatten. Bemerkenswert war die hohe Zahl von Ur- und deutschen Erstaufführungen (vielfach Werke von osteuropäischen Autoren) sowohl im Schauspiel als auch im Musiktheater.
Mit Harry Kupfer (1966–1973) und seinem Nachfolger Ehrhard Warneke (1973–1999) hatte das Deutsche Nationaltheater zwei außerordentlich erfolgreiche Operndirektoren vorzuweisen, die sich besonders für ihr Engagement um das zeitgenössische Musiktheater internationale Anerkennung erwarben. Im Schauspiel sind vor allem die drei Gesamtinszenierungen beider Teile des Faust durch den seit 1960 am Haus wirkenden Regisseur Fritz Bennewitz hervorzuheben, der außerdem mit seinen Brecht-Inszenierungen für internationale Aufmerksamkeit sorgte. Dem Intendanten Fritz Wendrich (1987–1994) folgte Günther Beelitz (1994–2000). Unter seiner Generalintendanz wurde das klassische Ballett durch zeitgenössisches Tanztheater (Chefchoreographen: Joachim Schlömer, Ismael Ivo) abgelöst. Inzwischen wird das Tanztheater als Gastspielprogramm in der Verantwortung von Francesca Spinazzi, seit der Spielzeit 2005/2006 von Susanne Winnacker präsentiert. Mit Beginn der Spielzeit 2002/03 hat Michael Schulz die Position des Operndirektors übernommen. Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters und der Staatskapelle Weimar ist seit der Spielzeit 2000/01 Stephan Märki.
Der bis 2005 in Weimar aufgeführte Faust I (Inszenierung: Julia von Sell und Karsten Wiegand) mit dem wohl jüngsten Mephisto-Darsteller auf deutschen Bühnen (Marek Harloff) erhielt 2001 den Bayerischen Theaterpreis. 2004 führte das Deutsche Nationaltheater ein viel beachtetes Gastspiel am schweizer Rütli mit der Freiluft-Inszenierung Schillers Wilhelm Tell, ein Bühnenstück, das als Schweizer Nationalepos gilt. Dies ist insofern erwähnenswert, als es in der Geschichte des Rütli die einzige Theatervorstellung ist, die jemals dort, im kulturellen Herzen der Schweiz, durchgeführt werden durfte, und ein Gastspiel in solch authentischer Kulisse selbst für das Deutsche Nationaltheater nicht selbstverständlich ist.
Das DNT ist auch oder gerade heute eine beliebte Bühne für Gegenwartskunst und -künstler, das heutige Ensemble buhlt mit potenten Regisseuren, Darstellern und Künstlern um die Gunst des deutschsprachigen Publikums: Thomas Thieme oder Ben Becker sind ebenso in Weimar präsent wie Christian Brandauer, Blixa Bargeld (der Frontmann der Band Einstürzende Neubauten) oder Jimmy Hartwig (eher bekannt als ehemaliger Bundesliga-Fußballspieler). Der „Wallenstein“ von Helgard Haug und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll) – eine Koproduktion des DNT mit dem Nationaltheater Mannheim, bei der Weimarer und Mannheimer Bürger mit Geschichten aus ihren Biografien auf der Bühne den Schiller-Text ersetzten -, wurde zu Festivals in Hamburg, Zürich, ans Berliner Theater Hebbel am Ufer und zum Berliner Theatertreffen 2006 eingeladen.
Die Staatskapelle Weimar
Die Staatskapelle Weimar ist das einzige A-Orchester Thüringens (die höchste in Deutschland erreichbare Qualitätsstufe eines Orchesters).
Die Geschichte des Weimarer Orchesters
Die Staatskapelle Weimar zählt zu den ältesten und traditionsreichsten Orchestern in Deutschland. In den geschichtlich bedeutsamen Epochen wurde das Renommee der Staatskapelle Weimar auch von großen Namen der Musikgeschichte geprägt. Die erste Urkunde über die Existenz von Instrumentalmusikern im Dienste der Weimarer Fürsten stammt aus dem Jahre 1482. 1602 erhielt die Kapelle ihren festen Sitz in Weimar und daher gilt dieses Jahr als Gründungsdatum der Herzoglichen Hofkapelle.
Zu den ersten herausragenden Musikerpersönlichkeiten, deren Wirken mit der Hofkapelle in Weimar verbunden war, gehören die späteren Leipziger Thomaskantoren Johann Hermann Schein (1615/16) und Johann Sebastian Bach (1705 und 1708–1717). Sein Wirken als Hoforganist, stellvertretendem Kapellmeister und Kammermusikus bildete einen ersten Höhepunkt in der Geschichte der Weimarer Hofkapelle. Im Jahre 1761 kam mit Ernst Wilhelm Wolff eine bedeutende Musikerpersönlichkeit in das klassische Weimar.
Die nachklassische Zeit wurde durch die Berufung des Mozart-Schülers Johann Nepomuk Hummel als Hofkapellmeister (1819–1837) eingeleitet. Der Freund Beethovens und Schüler Mozarts wurde durch die Großherzogin Maria Pawlowna nach Weimar berufen. Mit ihm begann eine Reorganisierung des Musiklebens und damit die Periode, die man fortan als das „Silberne Jahrhundert der Tonkunst“ bezeichnete. Sie wurde zu einer der wichtigsten Epochen in der Geschichte der heutigen Staatskapelle. Mit dem Namen Hummel verbindet sich die Einrichtung von Abonnementskonzerten der Hofkapelle und eine Verbesserung des Sozialstatus der Kapellmitglieder.
Eine einmalige Glanzzeit erfährt das Weimarer Musikleben durch Franz Liszt. 1842 zum Hofkapellmeister in außerordentlichen Diensten ernannt, verbrachte er ab 1844 jährlich längere Zeit in Weimar und trat 1848 offiziell sein Kapellmeisteramt an. Die zehn Jahre seines Wirkens waren in erster Linie der Kultivierung des Neuen in Oper und Konzert gewidmet. Mit der Förderung des Schaffens von Komponisten wie Richard Wagner, Hector Berlioz, Peter Cornelius und nicht zuletzt durch seine Unterrichtstätigkeit machte er die kleine Residenzstadt an der Ilm zu einem Anziehungspunkt für Musiker aus vielen Ländern Europas. Er bewältigte mit seinem Orchester von nur 39 Musikern und einem kleinen Opernensemble zahlreiche großartige Aufführungen wie z. B. Tannhäuser und Der fliegende Holländer (Wagner) und die Uraufführungen Lohengrin (Wagner) und Der Barbier von Bagdad (Cornelius). Viele seiner sinfonischen Werke erklangen in Weimar zum ersten Mal. Die Faust-Sinfonie, die Dantesinfonie, seine beiden Klavierkonzerte und zwölf der sinfonischen Dichtungen, wie zum Beispiel Les Préludes, Tasso, Orpheus, Hunnenschlacht, Die Ideale, Mazeppa, Prometheus und Bergsinfonie, entstanden hier und wurden zum größten Teil auch in Weimar uraufgeführt.
Mit dem 25jährigen Richard Strauss, der von 1889 bis 1894 zweiter Kapellmeister war, erlebte man in Weimar einen neuerlichen Aufschwung. Er realisierte die Uraufführung seiner Oper Guntram und Humperdincks Hänsel und Gretel. Auch einige seiner Orchesterkompositionen begannen in Weimar den Siegeszug um die Welt, so Don Juan und Macbeth.
1907 wurde Peter Raabe Hofkapellmeister und mit ihm begann eine äußerst rege Konzerttätigkeit mit zyklischen Aufführungen und thematisierten Konzerten. Er setzte sich u. a. für die Werke Anton Bruckners und Richard Wetz' ein. Die Erweiterung des Wirkungsfeldes über Weimars Grenzen hinaus, die Gestaltung künstlerischer Höhepunkte bei Verpflichtung namhafter Interpreten – dies waren die Leitlinien der von Peter Raabe inspirierten Orchesterpolitik.
Als mit der Revolution von 1918 auch in Weimar die höfische Ära zu Ende ging, erhielt das Orchester den verpflichtenden Name Weimarische Staatskapelle (seit 1988 umbenannt in Staatskapelle Weimar). Ernst Praetorius (1924–1933) richtete die Konzert- und Opernplanung auf intensive Erbpflege und Förderung des experimentellen Gegenwartsschaffens aus. Praetorius, der mit einer Jüdin verheiratet war, emigrierte nach antisemitischen Angriffen der NS-Presse. Während der Nazi-Diktatur leitete der nationalsozialistische Kulturpolitiker Paul Sixt die Weimarische Staatskapelle. Weimar genoss als Gau-Hauptstadt Thüringens kulturelle Privilegien: Weltbekannte Solisten wie Wilhelm Kempff, Elly Ney, Ludwig Hoelscher und viele andere gastierten in Konzerten der Staatskapelle. Durch Hitlers Machtergreifung wurde dieser Entwicklung ein Ende gesetzt.
Das Weimarer Musiktheater und die Weimarische Staatskapelle erlebten mit der Berufung von Hermann Abendroth (1945–1956) einen fulminanten Neuanfang nach Kriegsende. Mit ihm stand im 20. Jahrhundert die dritte große Künstlerpersönlichkeit an der Spitze der Weimarischen Staatskapelle. Der weit über Weimar hinausreichende Ruf der Staatskapellen-Konzerte und des Musiktheaters wurde von Gerhard Pflüger (1957–1973) weiter ausgebaut. Ihm folgten Lothar Seyfarth (1973–1979), Rolf Reuter (1979–1980), Peter Gülke (1981–1982), Oleg Caetani (1984–1987 als ständiger Gastdirigent) und Hans-Peter Frank (1988–1996). Im Sommer 2002 endete die siebenjährige Amtszeit von George Alexander Albrecht, der Schwerpunkte vor allem mit der Sinfonik Gustav Mahlers und dem kompositorischen Schaffen von Wilhelm Furtwängler setzte. Ihm folgte der Niederländer Jac von Steen (2002–2005). In den Jahren 2003 bis 2006 führte die Institution eines „Composer in Residence“ mit Christian Jost, Aribert Reimann und Wolfgang Rihm drei herausragende Gegenwartskomponisten zu regelmäßigen Konzerten in Zusammenarbeit mit der Staatskapelle nach Weimar. Seit Sommer 2005 steht mit dem Amerikaner Carl St. Clair erstmals ein Nicht-Europäer an der Spitze des einzigen A-Orchesters im Freistaat Thüringen.
Die Staatskapelle Weimar und die Klassikerstadt sind eine historisch gewachsene Verbindung, die bis heute weit über Thüringen hinaus nationale und internationale kulturelle Bedeutung genießt.
Das Weimarer Modell
Als im Zuge der Umgestaltung der Kulturlandschaft Thüringens seitens der Landesregierung die Auflösung der Theatersparten des Deutschen Nationaltheaters umgesetzt werden sollte (die Staatskapelle sollte von der Auflösung verschont bleiben und den Opern-Neubau Erfurts bespielen, bzw. komplett nach Erfurt umziehen), kam es zu einem regelrechten Kulturkampf zwischen dem DNT, voll unterstützt von der Stadt Weimar und der Thüringer Landesregierung, insbesondere der damals als Kunstministerin amtierenden ehemaligen Physik-Professorin Dagmar Schipanski. Die von der Regierung vorgeschlagene Auflösung des Theaters war für die damalige Mit-Trägerin des Betriebes, die Stadt Weimar, sowie natürlich für das DNT selbst als „Lösung“ finanzieller Engpässe absolut inakzeptabel. Beide Seiten zogen Anfang dieses Jahrtausends alle Register ihrer jeweiligen Macht – die Regierung strich sämtliche finanzielle Unterstützung Weimars und drohte mit einer „Lösung“ per Gesetz; das Theaterensemble wies bei jedem Auftritt (auch und insbesondere außerhalb Weimars) auf das mögliche Ende des von Goethe eingerichteten Traditions-Kulturbetriebes hin und suchte (erfolgreich) die Unterstützung der bundesdeutschen und internationalen Presse. Da auch der von der Landesregierung angesichts der bundesweiten und internationalen Solidarisierung mit Weimar, verbunden mit teilweiser harscher Kritik am Konfrontationskurs der Regierung, vorgeschlagene Kompromiss, die Auflösung könne eine Zeit lang durch das Bespielen des Erfurter Stadttheaters (Arbeitstitel: Theater-„Fusion“ Weimar-Erfurt) aufgefangen werden, abgelehnt wurde (der übrigens dazu führte, dass sich selbst die Stadt Erfurt, um ihr eigenes künstlerisches Profil bangend, auf die Weimarer Seite schlug), kam man schließlich überein, ein deutschlandweit bis heute einmaliges Experiment in Weimar zu wagen: Das so genannte Weimarer Modell.
Das Weimarer Modell beinhaltet als Initialzündung zunächst den vollständigen Rückzug des Landes Thüringens aus der Trägerschaft des DNTs. Unter der nun alleinigen Trägerschaft der Stadt Weimar wurden und werden (seit) 2001 folgende Punkte in die Praxis umgesetzt:
- Der Austritt aus dem Kreislauf steigender Tarife bei gleich bleibenden oder abgesenkten Subventionen und mithin sinkenden künstlerischen und Personalbudgets
- Die damit verbundene auch materielle Stärkung der künstlerischen Prozesse
- Die Flexibilisierung der Strukturen an den Theatern als Resultat der Suche nach den künstlerisch und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreichsten Prozessen
- Die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Theater als Unternehmen und darin jedes einzelnen Mitarbeiters
Das Weimarer Modell ist gleichzeitig ein Reform- und ein Solidarmodell. Ziel ist es, dem Theater neuen Handlungsspielraum zu gewähren, indem auf der finanziellen Seite der Automatismus der Tariferhöhungen, der bei gleich bleibenden Budgets mittelfristig nur durch Personalkürzungen kompensiert werden kann, gestoppt wird. Er soll durch strukturelle Reformen begleitet werden und damit mehr Freiräume und Ressourcen für künstlerische Prozesse ermöglichen.
Beim Weimarer Modell geht es nicht um einseitige Gehaltskürzungen, sondern um den freiwilligen Verzicht der Mitarbeiter auf eine lineare Tariferhöhung. Dieser finanzielle Verzicht, der von allen Mitarbeitern des Theaters mitgetragen wird, dient der Anschubfinanzierung für Reformen, wodurch wiederum die Wirtschaftskraft des Theaterbetriebes gestärkt werden soll. Dem steht eine Kompensation gegenüber: es wird ein Bestandsschutz für die bestehenden Arbeitsplätze gewährt, alle Mitarbeiter sind an den wirtschaftlichen Erfolg des Theaters gekoppelt und werden daran durch einen Ausgleich beteiligt, der sich nach der Ertragslage des Theaters richtet. Dies stärkt die Verantwortung und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Gleichzeitig rücken die Partner im Theater, die Leitung des Hauses, der Betriebsrat und die Mitarbeiter, enger aneinander.
Finanzierung
Der Weimarer Stadtrat hat dem Theater mit dem „Weimarer Modell“ bis 2008 Finanzierungssicherheit gegeben. Zusätzliche Gelder kommen vom Förder- und Freundeskreis, auf dessen Initiative hin 2001 die Stiftung Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar ins Leben gerufen wurde. Durch die Einwerbung von Zustiftungen sollen das Nationaltheater und die Staatskapelle in ihrer künstlerischen Arbeit, bei der Verbesserung der Spielstätten und der Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt werden. Daneben bietet das Theater die sogenannte Stuhlschaft an, bei der für eine Spende an die Stiftung ein Stuhl im Zuschauerraum mit dem Namen des Spenders versehen wird.
Hinter den Kulissen
Das Schauspielstudio
Von 1993 bis 2005 arbeitete das Deutsche Nationaltheater Weimar kontinuierlich mit der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig in der Ausbildung des schauspielerischen Nachwuchses zusammen. Nach zwei Jahren Grundlagenstudium in Leipzig erwarteten die Studentinnen und Studenten zwei Jahre der Praxis in Weimar. In diesen zwei Jahren konnten sie ihr bisher erworbenes Können in den Fächern Sprechen, Chanson, Szenenstudium, Monologe und Fechten durch die gleichzeitige Einbindung in den Theaterbetrieb erweitern und vertiefen. So übernahmen sie verschiedene Rollen in Inszenierungen des Theaters und präsentierten sich gemeinsam in der Diplominszenierung. Mit dem Stück Zeit zu lieben, Zeit zu sterben von Fritz Kater erhielt das Ensemble, darunter David Kramer und Petra Schmidt-Schaller, 2004 einen Förderpreis der Bundesministerin für Bildung und Forschung im Rahmen des 15. Bundeswettbewerbs zur Förderung des Schauspielnachwuchses in Hannover[1].
Das Schauspielstudio, bestehend aus acht Studierenden, arbeitete in ihrem vierten Ausbildungsjahr (dem zweiten in Weimar) an ihrem Intendanten-Vorspiel, zu dem alle Intendanten der deutschsprachigen Theater eingeladen waren. Es sollte den jungen SchauspielerInnen nach Möglichkeit ein festes Engagement an einer deutschsprachigen Bühne vermitteln.
Das Opernstudio
Das Opernstudio am Deutschen Nationaltheater Weimar wurde zu Beginn der Spielzeit 2003/04 in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar eingerichtet. Junge Sänger können sich nach einem erfolgreich absolvierten Studium im Fach Gesang für diese zweijährige, praxisorientierte Form der Zusatzausbildung bewerben. Im Rahmen der Ausbildung erhalten die Studierenden Unterricht in den Fächern Gesang, Korrepetition, Schauspiel sowie Sprecherziehung und übernehmen kleinere Partien und Zweitbesetzungen in verschiedenen Inszenierungen. Zudem haben sie Gelegenheit, eine Hauptpartie musikalisch wie szenisch einzustudieren. Im Rahmen von Opernstudio-Matineen im Foyer I können die jungen Sänger darüber hinaus mehrmals pro Spielzeit ihr erarbeitetes Lied- und Arienrepertoire zur Aufführung bringen. Daneben absolvieren sie ein umfangreiches pädagogisches Programm, das als Ergänzungsstudium an der Hochschule für Musik Franz Liszt angeboten wird.
Theater Waidspeicher e.V. / Puppentheater Erfurt
Auch in der Spielzeit 2004/05 setzt das DNT die erfolgreiche Kooperation mit dem Theater Waidspeicher und dem Puppentheater Erfurt fort. Aufgrund der großen Nachfrage wird Das verräterische Herz weiterhin im Waidspeicher zu sehen sein, ebenso wie die Produktion Kafka: Der zerrissene Fisch, die im Rahmen des Theaterspekatels Brennen! im Februar 2004 uraufgeführt wurde. Die Inszenierung Alice’s Adventures Under Ground (deutscher Titel: Alice im Wunderland), eine Bühnenbearbeitung des Buchklassikers von Lewis Carroll, die in der letzten Spielzeit in Zusammenarbeit der beiden Bühnen entstand, wird nun auch in Weimar gezeigt. Weitere gemeinsame Produktionen sowie die Übernahme bestehender Inszenierungen des Puppentheaters Waidspeicher an das Deutschen Nationaltheater sind geplant.
Am 22. November 2006 hatte Franz Fühmanns „Schneewittchen“ in einer Kooperation des DNT Weimar, dem Theater Waispeicher / Puppentheater Erfurt und der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch / Abteilung Puppenspiel, Berlin in der Regie von Bernd Weißig im e-werk als das Weihnachtsmärchen 2006 erfolgreiche Premiere.
Bauhaus Universität Weimar
Das Deutsche Nationaltheater Weimar und die Bauhaus-Universität Weimar sind bestrebt, ihre bisherigen Verbindungen zu stärken und projektbezogene Kooperationen weiter auszubauen. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit fand beispielsweise bei den 3. Internationalen Tanztheatertagen (Spielzeit 2002/03) statt, die unter dem Motto Tanz und Technologie standen. Hier waren Studierende der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität in die Organisation und Durchführung einzelner Veranstaltungen einbezogen. Auch in der laufenden Spielzeit sollen Synergien entstehen, indem Studien- und Diplomarbeiten an verschiedene Projekte des DNT angebunden werden. Die Studierenden haben somit Gelegenheit, praxisbezogen zu arbeiten sowie ihre Werke einem größeren Publikum zu präsentieren. Das DNT profitiert von dem kreativen Potential der Hochschule.
Literatur
- Wolfram Huschke: Von jener Glut beseelt – Geschichte der Staatskapelle Weimar. Glaux, Jena 2002, ISBN 3-931743-50-0.
Einzelnachweise
- ↑ Klaus Witzeling, Hrsg.: Europäische Theaterakademie »Konrad Ekhof« GmbH: Dokumentation, Theatertreffen Deutschsprachiger Schauspielstudierender und 15. Wettbewerb zur Förderung des Schauspielnachwuchses des Bundesministeriums für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland, Hamburg 2004, S. 48, 49 u. 66 (PDF, 1,19 MB)
Weblinks
50.97956111111111.324683333333Koordinaten: 50° 58′ 46″ N, 11° 19′ 29″ O
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