Weinbauort

Weinbauort
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Weintraube der roten Rebsorte Cabernet Sauvignon
Weintrauben der weißen Rebsorte Gutedel oder Chasselas

Die beiden Begriffe Weinbau oder Weinanbau, die oftmals synonym verwendet werden, bezeichnen die landwirtschaftliche Kultivierung von Weinreben zum Zwecke der Gewinnung von Wein. In der Schweiz spricht man vom Rebbau, da unter der Bezeichnung Wein nur das Getränk, nicht aber die Pflanze verstanden wird. Die eigentliche Weinherstellung, als Winzerei bezeichnet, ist in der Praxis so gut wie immer eng mit dem Anbau verknüpft; nur in seltenen Fällen liegen Anbau und Weinerzeugung in komplett unterschiedlichen Händen. Die Wissenschaft der Weinherstellung ist die Önologie.

Inhaltsverzeichnis

Voraussetzungen

Weinrebe

Weinreben benötigen viel Sonneneinstrahlung, deswegen werden sie oft auf nach Süden ausgerichteten Weinbergen oder Rebbergen angebaut. Aber auch in der Ebene wird Weinbau in Weingärten (an der Mosel, in Rheinhessen und der Pfalz als Wingert, in Baden, Württemberg und Franken als Wengert bezeichnet) betrieben. Insbesondere im Mittelmeerraum liefern auch die Ebenen qualitativ gute Weine in erheblichen Mengen.

Weinbaugebiete

Wein wird in der Regel in geschlossenen Weinbaugebieten angepflanzt, die für den Weinbau einheitliche Rahmenbedingungen, wie bestimmte Licht- und Temperaturschwellenwerte, aufweisen. Neben der Rebsorte und der Qualitätsstufe gehört der Standort zu den wichtigsten Faktoren, die den Charakter und Geschmack eines Weines bestimmen. Je nach Bodenbeschaffenheit, Sonneneinstrahlung und Tradition sind für einzelne Anbaugebiete unterschiedliche Rebsorten typisch.

Siehe Hauptartikel: Weinbaugebiet

Geschichte

Ursprünge

Weinbau im alten Ägypten, dargestellt in einer Grabmalerei

Schon 5000 v. Chr. lässt sich im Südkaukasus (heute Georgien), sowie in der vorderasiatischen Landschaft Sumer (heute südlicher Irak) erstmals der Anbau von Weinreben durch Menschenhand nachweisen. Der Weinbau breitete sich im gesamten Nahen Osten aus, und etwa 1700 v. Chr. kultivierten auf Kreta die Minoer erste Edelreben. Griechische Kolonisten dürften im 7./6. Jahrhundert v.Chr. erstmals Rebstöcke nach Gallien (Massalia --> Marseille) gebracht haben. In Italien prägten sich verschiedene Erziehungsmethoden aus: an Bäumen, als Dachspalier am Kurzstamm oder kriechend auf dem Boden. Mit den Römern breitete sich der Weinbau in Spanien, Gallien und Nordafrika, etwas später auch an Rhein und Mosel (Germanien) aus.

Neuesten Erkenntnissen zufolge soll der Weinbau sogar noch älter als 9000 Jahre sein. Funde in China deuten darauf hin. Tongefäße, die mit Spuren eines gegorenen Getränkes aus Reis, Honig und Trauben oder Hagedorn gefüllt waren, wurden in der nordchinesischen Provinz Henan entdeckt.

Eisenzeit, Römerzeit, Mittelalter

Der Rebmann aus Jost Ammans Ständebuch (1568)

Spuren hallstattzeitlichen Weinbaus sind im Osten Österreichs in einem Hügelgrab in Zagersdorf (Burgenland, s. a. Geschichte des Burgenlandes) nachgewiesen worden. Die entdeckten Weinkerne (Vitis vinifera) belegen den Anbau von Weißwein. Gewürzter Wein spielte bei den eisenzeitlichen Trinksitten eine große Rolle.

Im Römischen Reich wurde der Wein so massenhaft produziert, dass er zuweilen billiger als Wasser war. Bereits unter Domitian wurde die Einfuhr billiger Produkte aus den Provinzen nach Italien gestoppt. Unter Probus (Kaiser) wurde die Einfuhrbeschränkung wieder aufgehoben. Ab dem Jahr 100 wurde von den Römern an Rhein, Mosel und Ahr Weinbau betrieben. Das Getränk und der Weinbau wurden in Deutschland immer beliebter, um 1500 war die Anbaufläche auf mehr als 300.000 ha angewachsen.

Im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit wurde Weinbau auch in klimatisch weniger günstigen Lagen betrieben. Deshalb musste der Wein oftmals mit Zusatzstoffen (Honig und Gewürze) trinkbar gemacht werden. In den guten Lagen achtete man jedoch meist auf hochwertige Rebsorten und erzeugte auch nach den Kriterien der Zeit sehr gute Weine, indem man auf den traditionellen Mischsatz, der klimatisch bedingte Totalausfälle verhindern half, verzichtete und begann Rebsorten separat anzubauen. Von den Grafen von Katzenelnbogen wurde der Riesling im Jahr 1435 zum ersten Mal angebaut. 1470 folgten die Rebsorten Klebrot in Hattenheim und 1476 Grobrot im Kloster Eberbach.

Dreißigjähriger Krieg

In den betroffenen Gebieten bildete der Dreißigjährige Krieg einen starken Einschnitt. Einerseits wurden die Rebflächen drastisch reduziert, weil durch den Bevölkerungsverlust sowohl Arbeitskräfte wie auch Verbraucher fehlten. Andererseits erzwangen die umherziehenden Soldaten hohe Weinabgaben, so dass nun in den Weinbergen viele "Massenträger", also Rebsorten geringer Güte mit hohem Ertrag, gepflanzt wurden (abfällig: "Soldatenwein").

Definierte Anbaugebiete

Das erste Weinbaugebiet wurde 1756 in Portugal für den Portwein festgelegt. 1855 folgte die Klassifizierung der Weingüter im Médoc in Frankreich.

Erfindungen

Im 19. Jahrhundert setzten in vielen Ländern Bemühungen zur Verbesserung des Weinbaus ein. Man experimentierte mit neuen Rebsorten und mit verbesserten Gärmethoden. Auch die Bearbeitung der Reben und die Kellereitechnik wurden wissenschaftlich untersucht; statt der gemischten (verschnittenen) Weine wurden nun sortenreine Weine produziert. Es gelang auch, Schaumwein in Flaschengärung (Champagner-Methode) als Massenprodukt herzustellen. 1826 gründete Georg Christian Kessler in Esslingen am Neckar die erste deutsche Sektkellerei.

Schädlinge und Krankheiten

Einen ersten Rückschlag erlebte der Weinbau in Europa um 1850 durch die Einschleppung des Echten Mehltaus (Oidium tuckerii) aus Amerika.

Nur wenig später, im Jahr 1863, wurde die Reblaus aus Amerika nach Südfrankreich eingeschleppt. Der Schädling, der an den Wurzeln der Rebe saugt und diese quasi verhungern lässt, verbreitete sich schnell in allen europäischen Weinbaugebieten. Erneut gingen die Rebflächen zurück, in Frankreich kam der Weinbau teilweise ganz zum Erliegen. Nur die Pfropfung europäischer Reben auf amerikanische Unterlagsreben rettete schließlich den europäischen Weinbau.

Einen weiteren schweren Rückschlag für den Weinbau bedeutete die Invasion der Pilzkrankheit Falscher Mehltau (Peronospora) in den 1880er Jahren aus Amerika. Der weiträumige Befall der Weinberge bedrohte den gesamten Weinbau in Mitteleuropa.

Der Bekreuzte Traubenwickler und der Einbindige Traubenwickler sind weitere Schädlinge, die den Ertrag mindern.

Auch Vögel wie Star und Amsel gelten für den Weinbauern als Schädlinge, da sie mit Vorliebe reife Trauben fressen - vor allem in Gebieten mit annähernder Monokultur (z. B. Rheinhessen). Vögel lassen sich immer nur punktuell vertreiben oder aufscheuchen. Daher können alle Vogelabwehrmaßnahmen - außer der flächendeckenden Einnetzung (schützt auch gegen Hagelschäden) - den Schaden bestenfalls verlagern bzw. großflächig im jeweiligen Anbaugebiet verteilen. In welchem Verhältnis der Aufwand für Vogelabwehrmaßnahmen zum Nutzen der Vogelabwehr steht, wurde noch nicht wissenschaftlich untersucht.

Siehe auch: Pflanzenschutz

Wirtschaftliche Bedeutung

Weinbau in Zahlen

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Für Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (QbA) sind heute in Deutschland 13 Weinbaugebiete ausgewiesen, die in der Navigationsleiste am Seitenende zusammengefasst sind.

In Deutschland liegen ca. 100.000 Hektar der 5.000.000 Hektar in Europa und weltweit rund 8.000.000 Hektar Anbaufläche. Der Durchschnittsflächenertrag liegt etwa bei 1 l/m²; je hochwertiger ein Wein ausgebaut wird, desto geringer ist der Ertrag.

54 % der 77.388 Weinbaubetriebe in Deutschland haben (1990) eine Anbaufläche von unter einem halben Hektar, weitere 15 % bis ein Hektar, weitere 24 % bis fünf Hektar. Viele Betriebe werden von Nebenerwerbslandwirten bewirtschaftet.

Trends

Nach dem Zweiten Weltkrieg hielten neue Kellereitechniken weltweit Einzug. Vollernter, Edelstahltanks, eine temperaturgesteuerte Gärung gehören heute zur Standardausrüstung jeder größeren Kellerei.

Gleichzeitig wurde der Weinbau zum globalen Geschäft. In verschiedenen Ländern wie USA, Australien, Chile, aber auch in Osteuropa baute man Weinberge neu auf oder intensivierte und modernisierte den Weinbau. Damit entstand auf dem Weinmarkt eine internationale Konkurrenz.

Aus dem Weinbauern wurde so der "Winemaker", der häufig in einem weitgehend industrialisierten Prozess große Mengen an Wein herstellt. Damit zeichnet sich eine Standardisierung des Weins ab, begünstigt durch Verarbeitungsmethoden wie Konzentrierung, Färbung, chemische Behandlung, die heute schon in vielen Ländern Standard sind. In Deutschland sind jedoch viele dieser Methoden verboten.

Gleichzeitig sinkt der Weinkonsum in den europäischen Ländern stetig, vor allem in den klassischen Verbraucherländern Frankreich und Italien. Dies stellt für die Weinwirtschaft, vor allem im mittleren und unteren Preissegment, ein ernst zu nehmendes Problem dar.

Sonderformen

Sonderformen des Weinbaus sind der ökologische Anbau, der Qualitätweinbau sowie der Anbau von Weinen, die als Zwischenprodukt dienen. Gemeinsames Merkmal der ersten beiden Formen ist der deutlich geringere Ertrag gegenüber dem regulären Weinbau. Dies ist beim ökologischen Anbau auf die größeren Verluste durch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten aufgrund vermindertem Einsatz von Pestiziden und Insektiziden zurückzuführen. Beim Qualitätsweinbau werden schlechtere Trauben vor der Reife entfernt, damit der Weinstock mehr Kraft in die verbleibenden investieren kann.

Um 1970 entstanden die ersten ökologisch bzw. biologisch-dynamisch bewirtschafteten Weingüter. Zu dieser Zeit stand offensichtlich die biologische Verarbeitung im Vordergrund, und die Qualität der Weine ließ meist zu wünschen übrig. Aus diesem Grund waren Bio-Weine bis vor wenigen Jahren oftmals im Visier der Weinkritiker. Dies hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. In vielen Ländern nehmen immer mehr Winzer die teilweise sehr lange Umstellung in Kauf und produzieren hochwertige Weine mit durchaus auch für Weinkritiker überzeugender Qualität. So findet man heute vor allem in Deutschland, Frankreich und in Italien, aber auch in anderen Weinbauländern, Spitzenproduzenten, die nach den Methoden eines ökologischen bzw. biologisch-dynamischen Weinbaus arbeiten und vielleicht gerade deshalb exzellente Weinqualitäten vorweisen können.

Der ökologische Weinbau verzichtet weitgehend auf den Einsatz von organo-chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln und setzt auf biologische Schädlingsbekämpfung, z. B. mit der Verwirrmethode, welche durch althergebrachte Pflanzenschutzmittel wie Kupfersulfat und Schwefel ergänzt wird.

Besondere Bewirtschaftungstechniken wie Seilzug oder Schienenbahnen erfordert der Steillagenweinbau, wie er vor allem in den steilen Flusstälern der Mosel, des Mittelrheins und der Ahr betrieben wird. Der Terrassenweinbau ist eine besondere Form des Steillagenweinbaus. Zur Verringerung der Steilheit werden Trockenmauern errichtet oder Terrassen in Löss einplaniert.

Grundlagen des Weinbaus

Neuanlage von Rebflächen

Nachhaltige Einzelstockverjüngung
Anlage eines Spaliers für einen Holzrahmen
Flurbereinigte Weinbaufläche für Rebstöcke zur Drahtrahmenerziehung

Die Neuanlage von Rebflächen sollte im Vorfeld gut geplant und durchdacht sein. Je nach Weinbaugebiet, Weinlage und Rebsorte ergeben sich unterschiedliche Anforderungen. Es gilt der Grundsatz, dass Altanlagen in ihrem Bestand zu erhalten sind und ausgebaut werden sollten. In Betracht kommt deshalb überwiegend eine Einzelstockverjüngung, bei der gezielt überalterte und absterbende Reben ersetzt werden. In Flurbereinigungsverfahren wurden in der Vergangenheit zur Anlage von Weinbauflächen mit Rebstöcken zur Drahtrahmenerziehung kulturlandschaftstypische Trockenmauern beseitigt. Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass die Drahtrahmen die über Jahrhunderte bewährten Holzrahmen nicht ersetzen können und der Verlust des wertenvollen Bodenraums sowie der Trockenmauern aus Natursteinen nicht zu kompensieren ist. Eine komplette Neuanlage einer Weinbaufläche sollte nur in seltenen Ausnahmefällen durchgeführt werden, da hierdurch nicht nur die Traubenlese über mehrere Jahre ausfällt sondern auch der Kapitalertrag. Stecklingsreben die nicht im Schutz der Alten Reben aufwachsen können, sind in den ersten Jahren weniger widerstandsfähig und weisen vergleichsweise hohe Ausfallzahlen auf. Solche junge Reben verfügen noch nicht über ein ausreichendes Wurzelwerk, die Borke ist nur schwach ausgebildet und aufgrund der geringen Wuchshöhe fehlt ihnen in den heißen Sommermonaten ein schützendes Blätterdach, so dass die Pflanze einem extremen Trockenstress ausgesetzt ist. Ein weiterer Nachteil der großflächigen Neuanlage ist, dass das natürliche Bodengefüge gestört wird und sich die Begrünung der Rebenzwischenräume über Jahrzehnte hinweg langsam neu entwickeln muss. Bei einer Einzelstockverjüngung bleibt die Begrünung um die Alten Reben erhalten und die Pflanzen können mit ihren Samen den kleinräumig um die Stecklingsreben gestörten Boden neu besiedeln. Gegenüber einer Neuanlage können somit kostenintensive Maßnahmen zum Bodenschutz, wie z.B. das Einbringen von Stroh oder Mulch, reduziert werden.

Fraglich ist, ob sich der Einsatz von sogenannten Rebschutzhüllen, Pflanzröhrchen oder Rebenschutzrohren günstig auf das Anwachsen der Rebstöcke auswirkt. Nachgewiesen ist, dass mit solchen Schutzmaßnahmen bei Aufforstungen im Wald der Wildverbiss reduziert bzw. ausgeschlossen werden kann.[1] Durch die teilweise transparenten Pflanzröhrchen sind die Jungreben nicht der direkten Sonneneinstrahlung und damit dem kurzwelligen UV-Licht ausgesetzt, was sich als kurzfristige Schutzmaßnahme während einer Trockenzeit als günstig erweisen kann. Bei einer gleichzeitigen Bewässerung wird jedoch infolge des Gewächshausklimas in den Röhrchen das Längenwachstum der Rebe zum Nachteil der Borkenbildung begünstigt. Langfristig ist jedoch eine individuell an den jeweiligen Standort angepasste kräftige Borkenbildung der Rebe erwünscht. Insofern sollte zunächst anhand der klimatischen Verhältnisse ein optimaler Zeitpunkt für die geplante Einzelstockverjüngung bestimmt werden. Es empfiehlt sich die Pflanzenschutzüllen nur während ariden Monaten zu verwenden und zu entfernen, wenn humide Niederschlagsverhältnisse vorherrschen, um eine rasche Borkenbildung anzuregen. Grundsätzlich sind Bodenschutzmaßnahmen wie das Einbringen von Stroh zu bevorzugen, da dies gleichzeitig die Begrünung der Zeilen begünstigt. Die Pflanzröhrchen bestehen überwiegend aus Polypropylen und können nicht kompostiert werden. Da die Pflanzröhrchen jedoch wiederverwendet werden können, empfiehlt es sich auf faltbare Ausführungen zurückzugreifen, die platzsparend zu verstauen sind.

Nach Möglichkeit sollte die Pflanzung der Reben nicht in Reihen senkrecht zum Verlauf der Höhenlinien erfolgen, sondern parallel zu diesen; jedoch ist bei dieser Anlage nur eine geringe Mechanisierung möglich! Es ist besonders darauf zu achten, die Jungpflanzen auf Lücke zu setzen, so dass der Entstehung sogenannter Erosionsrinnen bereits bei der Neuanlage einer Rebfläche entgegengewirkt werden kann. Der rautenförmige Versatz der einzelnen Rebstöcke dient dabei nicht nur dem Bodenschutz, sondern sorgt tagsüber auch für eine gleichmäßigere Beschattung der Rebenzwischenräume in den Sommermonaten sowie für einen geringeren Kaltluftabfluss in der Nacht. Ein gleichmäßigerer Temperaturgang wirkt sich nicht nur günstig auf das Mostgewicht, sondern auch auf die Qualität des Weines aus. Ein weiterer Vorteil dieser rautenförmigen Anlage ist vor allem in steilen Hanglagen, dass bei der Weinlese nicht mit oder gegen das Gefälle gearbeitet wird, sondern hangparallel. An den Parzellengrenzen können die gefüllten Eimer in Rückenzuber umgefüllt und abtransportiert werden. Bei großen Parzellen mit ausgeprägtem Relief können auch Winden für den Abtransport der gefüllten Zuber zum Einsatz kommen.

Die Weinrebe bedarf einer Rank- bzw. Kletterhilfe. Hierfür dient in der Regel ein verzinkter oder plastifizierter Führungsdraht der üblicherweise mit Krampen an Holzpfählen befestigt wird. Diese Holzpfähle werden im Weinbau auch als Stickel bezeichnet. Der Abstand der Holzpfähle darf nicht zu üppig bemessen sein, damit der Zug auf das Drahtgerüst nicht an einer Stelle zu groß wird. Je mehr Stickel eingesetzt werden umso geringer ist außerdem die Zugbelastung auf den Endstickel einer hangparallelen Holzzeile. Das Loch für den Stickel sollte mindestens halb so tief ausgehoben werden, wie der Stickel aus dem Boden ragt, um einen sicheren Stand zu gewährleisten. Zur besseren Drainage an der Grenzschicht zwischen Boden und Luft kann zur Erde etwas lockerer Kies oder Sand in das Loch um den Stickel gefüllt werden. Aus Gründen der Haltbarkeit sollten die Stickel nicht in rein tonigem Substrat gründen. Der Boden in unmittelbarer Umgebung des Stickels ist außerdem von Grassoden freizuhalten. Diese halten über das Wurzelwerk den Transpirationssog Wasser im Oberboden, das den Fuß des Stickels durchfeuchtet. Auch die Taubildung auf den Grashalmen erleichtert die Mazeration des Holzes. Mit einer Hacke können die Soden um den Stickel von Hand kleinräumig einfach entfernt werden. Dies sollte regelmäßig am besten im Frühjahr vor Beginn der Vegetationsperiode erfolgen, da der natürliche Bewuchs in den Rebenzwischenräumen gegen Trittschäden empfindlich ist.

Für den Spalieranbau wird der Draht über einen im Boden verankerten Drahtroller mit der Hand von der Drahtspule entlang der Pflanzzeile gezogen. An den Endstickeln wird der Draht nicht mit Krampen befestigt sondern über einen beweglichen Drahtroller zu einem Stabanker geführt, der im Boden verankert wird. Die Spannung des Drahtes erfolgt über den Roller bzw. das Spannschloss. Vor der Spannung des Drahtes ist darauf zu achten, dass sich dieser nicht in den Krampen verkeilt hat, was eine ungleichmäßige Zugverteilung zur Folge hätte und ein Reißen begünstigen würde. Es sind je nach Wuchshöhe der Rebe mehrere parallele Drahtreihen in Lotrichtung erforderlich. Dabei empfiehlt es sich diese nicht in einem äquidistantem Niveau anzubringen, sondern die Abstände zwischen den Drahtreihen mit der Höhe zu verringern. Dies trägt dem natürlichen Wuchsmerkmal der Rebe Rechnung, der sich nach oben verjüngt. Außerdem kann hierdurch auch die Zuglast auf die oberen Drähte vermindert werden.

Bodenbegrünung im Ökologischen Weinbau

Manuelle Traubenlese

Die Maßnahmen und Ziele der Begrünung im Weinbau haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Diente die Begrünung beispielsweise in Form einer Oberflächenabdeckung in der Vergangenheit hauptsächlich dem Erosionsschutz und der besseren Mechanisierung, so kommen ihr heute entscheidende Aufgaben zu - nicht nur unter ökologischen sowie ökonomischen, sondern auch unter qualitätssteigernden Gesichtspunkten.

Ziele und Nutzen von Begrünungen

Die Hauptziele einer effektiven Begrünung lassen sich unter drei gleichrangigen Hauptkriterien wie folgt zusammenfassen:

  1. In der Vergangenheit wurden im Anbau hauptsächlich ökonomische Aspekte in den Vordergrund gestellt, da sich diese in der Regel kurzfristig direkt auf die Arbeitsweise und die monetärene Ausgaben des Winzers auswirken. Eine zeitgemäße Anbauweise erfolgt nach den Managementregeln der Nachhaltigkeit, die Ökonomie, Ökologie und soziale Aspekte als Trias vereinen. In der Praxis spielen jedoch ökologische Anbautechniken bislang noch eine untergeordnete Rolle. Die Kriterien des Nachhaltigkeitsprinzips lassen sich jedoch nicht unabhängig voneinander betrachten, da zwischen ihnen Wechselwirkungen auftreten, die kurz- und langfristig zur Effektivität des Weinbaus maßgeblich beitragen. U.a. wird dies an Begrünungsmaßnahmen besonders deutlich. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass eine an das jeweilige Weinbaugebiet individuell angepasste effektive Begrünung langfristig zur Stabilisierung des Ökosystems Weinberg beiträgt. Im Wesentlichen wird dies vor allem durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nützlingen und Schädlingen, durch einen harmonischeren Rebwuchs sowie durch die Aktivierung des Bodenlebens erreicht.
  2. Gelingt es die pflanzlichen Artenvielfalt (Biodiversität) zu erhöhen, wird einerseits die Monokultur gelockert, werden Nützlinge angelockt und somit das Bodenleben verbessert. Zudem stellt sich eine Harmonisierung des Wuchses der Kulturpflanze ein, was wirksam gegen Pilzbefall vorbeugt, das Verhältnis der Beereninhaltsstoffe positiv verändert und nicht zuletzt die Qualität des Beerensaftes verbessert. Hervorgerufen wird dies hauptsächlich durch Veränderungen der Bodenbeschaffenheit: Durch die Schaffung einer Schattengare, einer Erhöhung der Humusproduktion und damit des Humusgehaltes im Oberboden sowie einer verminderten Mineralstoffauswaschung wird die Pufferkapazität des Bodens gegenüber Schadstoffeinträgen verbessert und das Wasseraufnahme- und Haltevermögen erhöht.
  3. Anforderungen an Standort und Begrünung: Um eine „optimale“ Begrünung an einem Standort anzusiedeln, bedarf es allerdings einiger Vorkenntnisse. Zum einen muss ermittelt werden welche Standortmodalitäten im zu begrünenden Weingarten vorherrschen, zum anderen muss aber auch die Arbeitskapazität im Betrieb überdacht werden, da manche Begrünungen extrem Arbeitsintensiv sind und die Biologie der Begrünungspflanzen entscheidenden Einfluss auf die Gesamtbegrünung hat.
Standort-Modalitäten

Bei den Standort-Modalitäten lassen sich drei Hauptkriterien zusammenfassen:

  1. Klima: Hier spielen vor allem die Niederschläge eine bedeutende Rolle, da sie meist der begrenzende Faktor für Begrünungen im Weinbau darstellen. Dabei ist aber nicht nur die Niederschlagsmenge entscheidend, sondern auch die Niederschlagsregime während der Vegetationsperiode. Dies hängt damit zusammen, dass der Gesamtniederschlag ausreichend sein kann, aber durch lange Trockenperioden im Sommer extremer Trockenstress auftreten kann, welcher dann noch durch einer Begrünung verstärkt werden würde.
  2. Boden: Neben den Niederschlägen ist auch das Speichermedium für Wasser, der Boden von zentraler Bedeutung. Neben der Bodenart, spielen hier vor allem Bodenmächtigkeit sowie der Humusgehalt des Bodens eine wichtige Rolle. Diese drei Faktoren bestimmen in Wechselwirkung mit den Begrünungsmaßnahmen das Mikroklima maßgeblich. Die Wasserhalte- und Speicherkapazität geben der Rebe somit die Chance auch kurzfristige Trockenperioden ohne nennenswerten Schäden zu überstehen.
  3. Lage: Auch die einzelne Weinbergslage hat großen Einfluss auf den Wasserhaushalt und damit auf die Modalitäten des Standortes. Hier spielen vor allem Ausrichtung des Weingartens (Himmelsrichtung) sowie die Topographie (Einfallswinkel der Sonne) eine bedeutende Rolle. Dies betrifft vor allem den Evapotranspirationskoeffizienten, der sich aus der Verdunstung von Wasser aus dem Boden sowie der Veratmung von Wasser über die Stomata der Pflanze (Kühlung) zusammensetzt.

Önologie

Wein als Zwischenprodukt

Eine dritte Sonderform des Weinanbaus bezieht sich auf die Bereiche, in denen der Wein nicht als Endprodukt vermarktet wird, sondern weiterer Verarbeitung unterworfen wird. Wein als Zwischenprodukt wird insbesondere benötigt für die Herstellung von Weinbränden, Schaumweinen und verstärkten Weinen. Dabei wird der Qualität der Trauben und dem Ausbau des Weines weniger Bedeutung zugemessen; oft werden die zur Weiterverarbeitung vorgesehenen Weine verschnitten, bevor die eigentliche Veredelung zum Endprodukt durchgeführt wird um dem Kunden ein Standardprodukt zur Verfügung zu stellen. Als Brennweine werden die Grundweine für Weinbrand bezeichnet, Verarbeitungsweine dienen der Sekt-, Perlwein- oder Weinessigbereitung.

Ausbildung und Berufsbilder

Zum landwirtschaftlichen Weinanbau benötigen Winzer Fachwissen im Bereich der Rebbiologie, Standort, Klima, Lage, Rebanlage, Arbeiten im Weingut, Bodenkunde und Pflanzenschutz.

Deutschland

Ausbildung zum Winzer (3jährig), Fachschulausbildung zum Wirtschafter, Fachschulausbildung zum Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft, Meisterlehrgang zum Winzermeister, Studiengang für Weinbau und Oenologie mit dem Abschluss Dipl.-Ing.(FH) an der Fachhochschule Wiesbaden mit ihrem Studienort Geisenheim im Rheingau. Die Hochschule Heilbronn bietet einen Studiengang für Weinbetriebswirtschaft an, der zum Abschluss Dipl.-Betriebswirt (FH) führt.

Schweiz

In der Schweiz kann Önologie und Hortikultur (mit Spezialisierung auf Weinbau) an der Hochschule Wädenswil und an der Ecole d'Ingénieurs de Changins studiert werden. Die Berufslehre als Winzer wird von einigen Kantonen angeboten, an diesen Schulen kann in einem entsprechenden Ausbildungsgang - nach einigen Jahren Berufstätigkeit - auch der Meistertitel erworben werden.

Österreich

In Österreich bietet die Universität für Bodenkultur Wien einen ingenieurwissenschaftlichen Studiengang in Önologie.

Die Fachhochschulstudiengänge Burgenland bieten am Campus Eisenstadt im Rahmen des Bachelor-Studiengang Internationale Wirtschaftsbeziehungen eine Spezialisierungsmöglichkeit für Weinmanagement und den zweijährigen, berufsbegleitenden Masterstudiengang Internationales Weinmarketing (Abschluss MA, Master of Arts in Business). [2]

Eine kellertechnische Ausbildung kann an der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg erfolgen, sowie an der Fachschule für Weinbau und Kellerwirtschaft und Weingut Silberberg, Leibnitz die Ausbildung zum Facharbeiter, Betriebsleiter und Weinbau und Kellerwirtschafts-Meister.

Fachsprache

Die deutschsprachige Fachterminologie des Weinbaus erfassen das Wörterbuch der deutschen Winzersprache und der Wortatlas der kontinentalgermanischen Winzerterminologie.

Aktuelle Themen des Weinbaus werden für Deutschland in der Fachpublikation Der Deutsche Weinbau behandelt.

Quellen

Siehe auch

Literatur

Weblinks


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