- Weisser Hai
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Weißer Hai Systematik Unterklasse: Plattenkiemer (Elasmobranchii) Überordnung: Galeomorphii Ordnung: Makrelenhaiartige (Lamniformes) Familie: Makrelenhaie (Lamnidae) Gattung: Carcharodon Art: Weißer Hai Wissenschaftlicher Name der Gattung Carcharodon Smith, 1838 Wissenschaftlicher Name der Art Carcharodon carcharias (Linnaeus, 1758) Der Weiße Hai (Carcharodon carcharias), seltener auch als Weißhai oder Menschenhai bezeichnet, ist die einzige Art der Gattung Carcharodon aus der Familie der Makrelenhaie (Lamnidae). Der Trivialname bezieht sich auf die auffällig helle Bauchfärbung der Tiere. Die Art kommt fast weltweit vor und besiedelt bevorzugt gemäßigte Küstengewässer. Als die größte Haiart, die sich nicht von Plankton ernährt, ist der Weiße Hai der größte Raubfisch der Welt und auch für Menschen gefährlich. Er ist im gesamten Verbreitungsgebiet selten und gilt heute durch Beifang in der kommerziellen Fischerei sowie gezielte Bejagung zum Gewinn von Trophäen als im Bestand bedroht.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Der Weiße Hai gehört mit einer durchschnittlichen Länge von etwa vier bis fünf Metern und einer geschätzten Höchstlänge von fast acht Metern zu den größten Haiarten. Die Weibchen werden dabei deutlich größer als die Männchen, welche maximal etwa fünf Meter Länge erreichen. Das Gewicht kann bis zu dreieinhalb Tonnen betragen.[1] Der Körper ist gedrungen spindelförmig mit konisch zulaufender, stumpf endender Schnauze. Rücken und Flanken sind hellgrau bis bräunlich, seltener bläulich bis fast schwarz und weisen gelegentlich einen kupfernen Schimmer auf. Die Bauchseite ist weiß und in unregelmäßiger Linie scharf von der Flankenfärbung abgegrenzt.
Die Brustflossen weisen meistens, vor allem auf der Unterseite, schwarze Spitzen auf und der Körper trägt hinter ihrem Ansatz meist einen dunklen Fleck. Die Männchen weisen an den Bauchflossen Klaspern auf, die bei Jungtieren wenige Zentimeter lang sind und bei geschlechtsreifen Tieren bis zu 50 cm Länge und damit etwa 10 Prozent der Gesamtkörperlänge erreichen und durch eingelagertes Calciumcarbonat versteift sind.[2] Die erste Rückenflosse ist groß und sichelförmig und beginnt auf Höhe des Hinterendes der ebenfalls sichelförmigen Brustflossen. Die zweite Rückenflosse beginnt vor der Afterflosse, beide sind klein. Alle Flossen sind stachellos. Ein Interdorsalkamm ist nicht ausgebildet. Der Schwanz ist seitlich deutlich gekielt und weist vor der Schwanzflosse auf Ober- und Unterseite eine grubenartige Einkerbung auf. Die Schwanzflosse ist halbmondförmig, wobei der untere Lobus fast so groß ist wie der obere.
Der Kopf weist keine Barteln oder Sinnesgruben auf. Die Nasenöffnungen sind klein. Die kleinen Augen sind vollständig schwarz, so dass die Pupille nicht klar erkennbar ist. Das Maul ist breit und lang mit kräftigen Kiefern und weist keine Labialfalten auf. Die breit dreieckigen, gezacktrandigen Zähne sitzen im Oberkiefer in 23 bis 28 Reihen. Die 20 bis 26 Reihen im Unterkiefer sitzen enger zusammen. Die fünf Kiemenöffnungen liegen als lange Schlitze vor den Brustflossen.[3][4]
Schwimmweise und Physiologie
Weiße Haie sind an einen thunniforme Schwimmweise angepasst, das heißt, die Schwanzflosse dient als Hauptantrieb während der Rumpf nahezu keine Schwingungen ausführt. Dies erlaubt sowohl langsames, ausdauerndes Schwimmen bei hoher Energieeffizienz, als auch sehr schnelles Schwimmen auf kürzeren Strecken. Als Anpassungen an diesen Schwimmstil dienen die durch Kollagenfasern stark verstärkte große erste Rückenflosse, die die Lage das Tier während des Schwimmens im Wasser stabilisiert, so wie die ebenfalls durch Kollagenfasern bewirkte starke Versteifung der Schwanzflosse und des Schwanzstils, die ein kräftiges, elastisches Schwingen des Schwanzes zur Erzeugung von Vorwärtsschub erlauben. Muskeln im unteren Lappen der Schwanzflosse könnten dabei dazu dienen, den hydrostatischen Druck in der Flosse zu verändern und ihre Eigenschaften so an ein langsames oder schnelles Schwimmen besser anzupassen.[5] Messungen an markierten Tieren wiesen auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwas über drei Kilometern in der Stunde und Tagesstrecken von etwa 80 Kilometern hin. Weiße Haie sind auch zu plötzlichen Beschleunigungen und komplizierten Manövern in der Lage, inklusive dem vollständigen Springen aus dem Wasser. [4]
Wie viele andere Makrelenhaie weisen Weiße Haie Blutgefäßnetze („retia mirabilia“) auf, die als Wärmetauscher der Thermoregulation dienen und die durch Muskelbewegung erzeugte Wärme im Körperinneren zurückhalten. Auf diese Weise werden das Gehirn, die Augen, Muskeln und Eingeweide um etwa drei bis fünf Grad und der Magen um bis zu fünfzehn Grad über die Umgebungstemperatur erwärmt. Die hierdurch erreichte teilweise Endothermie dient wahrscheinlich dazu, die Leistungsfähigkeit der genannten Organe zu erhöhen, was insbesondere bei der Jagd auf warmblütige Beute von Vorteil sein könnte.[6]
Vorkommen
Weiße Haie sind beinahe weltweit in allen Ozeanen und im Mittelmeer verbreitet. Die Art fehlt in den kalten Gebieten um Arktis und Antarktis, sowie im Schwarzen Meer und in der Ostsee. Die häufigsten Sichtungen stammen aus den küstennahen Gewässern der gemäßigten Zone im westlichen Nordatlantik, dem Mittelmeer, vor den Südküsten Afrikas und Australiens, sowie aus dem östlichen Nordpazifik. In den Tropen ist die Art weit verbreitet, wird aber seltener angetroffen. Im gesamten Verbreitungsgebiet ist der Weiße Hai eine eher seltene Fischart.[3][4]
Die Tiere besiedeln verschiedene Habitate in nahezu allen Klimazonen. Sie halten sich häufig in Küstennähe auf und dringen auch in relativ flaches Wasser sowie Buchten, Lagunen und Häfen vor, allerdings nicht in Brackwasser oder Süßwasserbereiche. Daneben finden sie sich aber auch regelmäßig an ozeanischen Inseln, insbesondere in der Nähe von Robbenkolonien. In den Randmeeren halten Weiße Haie sich in Wassertiefen von der Oberfläche bis zum Grund auf, dringen dabei aber nur selten bis zu den Kontinentalhängen vor. Die größte Wassertiefe aus der ein Weißer Hai gefangen wurde betrug 1.280 Meter.[4] Etwa 90 Prozent ihrer Zeit verbringen die Tiere entweder innerhalb von etwa 5 Metern unter der Wasseroberfläche oder in Tiefen von 300 bis 500 Metern, während sie sich nur selten in mittleren Wassertiefen aufhalten.[7]
Genetische Analysen weisen darauf hin, dass die Weibchen eher standorttreu sind, während hauptsächlich die Männchen zum Teil tausende Kilometer lange Wanderungen unternehmen und so für die Durchmischung der Populationen verantwortlich sind.[8]
Lebensweise
Sozialverhalten
Weiße Haie treten meist einzeln oder paarweise auf, finden sich aber gelegentlich auch zu größeren Gruppen aus zehn oder mehr Tieren zusammen, wobei es Hinweise auf Jahreszeit- und Temperaturabhängigkeiten solcher Ansammlungen gibt. Das Sozialverhalten ist wenig untersucht, scheint aber ähnlich komplex wie bei besser untersuchten Arten zu sein. Die Kommunikation findet vor allem über Schwimmbewegungen statt, da Haie auf Grund der Unfähigkeit zur Lautproduktion und der relativ starren Körperform kaum andere Möglichkeiten haben, Signale zu geben. So wurden paralleles Schwimmen zweier Tiere, gegenseitiges Umkreisen, aufeinander zu Schwimmen und Ausweichen, sowie Schwimmen mit buckelartig erhobenem Rücken und angelegten Brustflossen beobachtet. Letzteres könnte wie bei anderen Haien Teil eines Drohverhaltens gegenüber Artgenossen darstellen. Ebenfalls als Drohverhalten wurden das Schlagen mit dem Schwanz auf die Wasseroberfläche sowie ein Öffnen des Mauls und Vorschieben der Kiefer beschrieben. Beides wird häufig beim Fressen gegenüber Artgenossen aber auch gegenüber Menschen und unbelebten Gegenständen wie Booten gezeigt. Diese Verhaltensweisen könnten beim Etablieren einer Rangordnung eine Rolle spielen, wie sie wahrscheinlich beim gemeinsamen Fressen eingehalten wird. Die Tiere sind allgemein neugierig und können oft dabei beobachtet werden, menschliche Aktivitäten zu untersuchen oder, häufig in der Nähe von Booten, den Kopf aus dem Wasser zu strecken.[4][9][10]
Ernährung und Jagd
Weiße Haie sind Spitzenprädatoren, die wahrscheinlich einen großen Teil ihrer Nahrung durch aktive Jagd gewinnen, daneben aber auch opportunistisch Aas annehmen. Die Zusammensetzung der Nahrung variiert abhängig von der Verfügbarkeit von Beutetieren stark. Angegriffene Beutetiere sind dabei fast immer kleiner als der angreifende Hai. Bei den erbeuteten Wirbellosen handelt es sich um Tintenfische, andere Mollusken und große Krebstiere. Das Spektrum der von Weißen Haien gefressenen Knochenfische umfasst sowohl bodenbewohnende als auch das freie Wasser besiedelnde Arten von kleinen Schwarmfischen bis zu Thunfischen und Schwertfischen. Gruppen Weißer Haie versammeln sich dabei in Gegenden, in denen Fischschwärme gehäuft auftreten. Schließlich werden auch Knorpelfische wie Haie, Rochen und Chimären gefressen. Kannibalismus tritt offenbar selten oder nie auf, obwohl gelegentlich vom Menschen gefangene oder verwundete arteigene Tiere angegriffen werden. Meeresschildkröten machen einen geringen Anteil an der Beute aus. Seevögel werden teilweise gefressen, häufig aber auch nur geschnappt und wieder freigelassen oder auch getötet, ohne verschlungen zu werden. Vor allem große Weiße Haie mit über drei Metern Länge bejagen auch Meeressäugetiere, von Seeottern und kleineren Robben über See-Elefanten und kleine Zahnwale bis zu Grauwalkälbern. Bei manchen Individuen scheinen Robben einen Großteil der Beute auszumachen, wobei in den Mägen gefangener Tiere meist auch andere, häufig kleinere Beutetiere gefunden werden. Bei Gelegenheit können auch die Kadaver verendeter Großwale einen bedeutenden Anteil an der Ernährung ausmachen.[4]
Die Augen des Weißen Hais weisen eine gut ausgebildete Fovea centralis mit Zapfen auf, so dass die Tiere eine gute Sehschärfe und Farbensehen besitzen. Daher wird meist angenommen dass sie vorwiegend tagsüber jagen und ihre Beutetiere per Sicht auswählen. Untersuchungen an mit Ultraschallsendern ausgestatteten Tieren haben gezeigt, dass sie bei der Suche nach Beute meist längere Zeit langsam nahe der Wasseroberfläche oder am Grund schwimmen, wobei ihre zweiteilige Färbung wahrscheinlich sowohl bei der Ansicht von oben als auch von unten als Tarnung dient (Konterschattierung). Die Tiere jagen dabei einzeln und ohne offensichtliche Jagdterritorien. Mögliche Angriffsbewegungen wurden meist tagsüber, in manchen Fällen aber auch nachts beobachtet. Die Abstände zwischen den Jagden können dabei mehrere Tage betragen. Berechnungen weisen darauf hin, dass eine große Robbe den Energiebedarf eines einzelnen Tieres für bis zu eineinhalb Monate decken könnte.[11]
Kleinere Beutetiere werden teilweise ganz geschluckt, größere Tiere dagegen durch einen kräftigen Biss getötet oder so schwer verwundet, dass sie fluchtunfähig verbluten oder am Schock sterben.[4] Computersimulationen zur Biomechanik des Bisses weisen darauf hin, dass ein 200 bis 400 kg schwerer Weiße Haie eine Bisskraft von etwa 3.000 bis 5.000 Newton und ein 3,5 Tonnen schweres Tier eine solche von über 18.000 Newton entwickeln könnte. Dies entspricht der Gewichtskraft einer Masse von 300 bis 500 kg beziehungsweise 1,8 Tonnen und wäre damit die höchste Bisskraft aller heutigen Tiere.[12]
Am besten untersucht sind Angriffe auf Robben. Meist werden dabei nahe der Wasseroberfläche schwimmende Tiere von unten attackiert, wobei der Schwung beim Angriff den Hai oft teilweise oder vollständig aus dem Wasser heraushebt. Wenn der Hai die Beute beim ersten Angriff verfehlt, verfolgt er sie teilweise an der Wasseroberfläche. Dabei sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Jagderfolgs mit der Zeit deutlich. Nach einem Biss wird häufig gewartet, bis das Beutetier geschwächt ist. Die Tötung geschieht meist nach Annäherung von hinten durch einen kräftigen, seitlich ausgeführten Biss, bei dem der Hai die Augen im Sockel nach hinten dreht. Dies geschieht möglicherweise, um sie vor Verletzung zu schützen. Die Beute wird meist an Ort und Stelle an der Wasseroberfläche gefressen, vor allem bei Anwesenheit anderer Haie aber auch abtransportiert, in der Tiefe gefressen oder aufgegeben.[13]
Fortpflanzung und Entwicklung
Weibliche Weiße Haie erreichen die Fortpflanzungsfähigkeit in einem Alter von 12 bis 14 Jahren und mit einer Länge von vier bis fünf Metern, männliche Tiere mit neun oder zehn Jahren und dreieinhalb bis vier Metern Länge. Über das Paarungsverhalten ist so gut wie nichts bekannt, an ausgewachsenen Weibchen gefundene leichte Bissmarken an den Brustflossen weisen aber darauf hin, dass die Männchen sich bei der Paarung hier an den Weibchen festhalten, wie dies bei anderen Haiarten beobachtet wurde. Die zwei bis 14 Jungtiere schlüpfen bereits im Mutterleib aus ihren Eiern (Ovoviviparie) und ernähren sich vor der Geburt über von der Mutter produzierte Nähreier (Oophagie). Die Tragzeit ist unbekannt, wird aber auf ein Jahr oder länger geschätzt.[4] Die Geburt findet in warm-gemäßigten Küstengebieten statt.[3] Die Jungtiere weisen zu diesem Zeitpunkt eine Länge von 120 bis 150 cm und ein Gewicht von 26 bis 32 kg auf, magern aber in der ersten Zeit, während des Erlernens der Jagd, auf etwa die Hälfte ihres Geburtsgewichts ab.[14] Die Lebenserwartung wird auf etwa 30 Jahre geschätzt.[15]
Systematik und Evolution
Der Weiße Hai wurde zuerst 1758 von Carl von Linné als Squalus carcharias wissenschaftlich beschrieben, später aber von Smith in die monotypische Gattung Carcharodon gestellt. Diese wird meist zusammen mit den Makohaien (Isurus) und den Heringshaien (Lamna) in die Familie der Makrelenhaie (Lamnidae) gestellt. Manche Autoren grenzen Carcharodon allerdings von diesen beiden Gattungen ab und definieren für sie die eigene Familie der Carcharodontidae. Molekularbiologische Untersuchungen weisen darauf hin, dass der Weiße Hai näher mit den Makohaien als mit den Heringshaien verwandt ist und sich die beiden Gattungen im Paläozän oder Eozän getrennt haben.[16] Die Chromosomenzahl des Weißen Hais beträgt n=41.[15]
Da die Knorpelskelette von Haien nur selten vollständig versteinern, ist Gattung Carcharodon fossil vor allem durch Zahnfunde bekannt, deren älteste aus dem mittleren Paläozän vor etwa 60 Millionen Jahren stammen. In der ursprünglich wahrscheinlich fischfressenden Gattung trat eine zunehmende Spezialisierung auf Meeressäugetiere und eine Aufspaltung in zwei Linien auf. Eine Linie mit auffällig großen Zähnen (englisch „megatooth sharks“) besiedelte vorwiegend wärmere Gewässer und brachte als letzte Art den bis zu 13 Meter langen Megalodon (Carcharodon megalodon oder Carcharocles megalodon) hervor. Von der Linie mit kleineren Zähnen stammt wahrscheinlich der heutige Weiße Hai ab. Die ältesten fossilen Zähne, die diesem zugeordnet werden, wurden in etwa elf Millionen Jahre alten Schichten des oberen Miozäns in Kalifornien gefunden.[17][18]
Manche Autoren teilen die Carcharodon-ähnlichen fossilen Arten in mehrere Gattungen auf. So weist der Fund eines etwa vier Millionen Jahre alten Carachodon-Fossils in Peru, bei dem auch ein Großteil des Skeletts erhalten ist, darauf hin, dass die Abstammungslinie des Weißen Hais näher mit den Makohaien als mit den „megatooth sharks“ verwandt ist und die beiden Linien ihre außergewöhnliche Größe unabhängig voneinander erwarben.[19]
Weißer Hai und Mensch
Bedrohung und Schutz
Ausgewachsene Weiße Haie haben kaum natürlichen Feinde, auch wenn sie von anderen großen Haiarten und Schwertwalen gelegentlich als Nahrungskonkurrenten angegriffen werden.[4] Auf Grund ihrer Seltenheit wird die Art nicht gezielt kommerziell befischt, sie wird aber häufig als Beifang gefangen. Das Fleisch kann frisch, gesalzen oder geräuchert verzehrt werden, wobei es jedoch zu schweren Vergiftungen kommen kann, die wahrscheinlich auf die hohen Konzentrationen an Trimethylaminoxid[20] und Quecksilber im Gewebe zurückzuführen sind. Die Flossen werden im asiatischen Raum zur Herstellung von Haifischflossensuppe und in der traditionellen Medizin verwendet. Die Haut kann zu Leder verarbeitet und aus der Leber Öl gewonnen werden.[15] Von Sportfischern wird die Art auf Grund ihrer Größe bejagt. Zwar werden die gefangenen Tiere hierbei heute meist wieder freigelassen, ihr Zustand dabei ist allerdings häufig schlecht, so dass ihr weiteres Schicksal oft ungewiss ist. Daneben existiert eine gezielte Bejagung zur Gewinnung von Trophäen. Als solche dienen besonders Zähne, Gebisse und ausgestopfte Tiere, welche teilweise für mehrere tausend Dollar gehandelt werden. Eine weitere Gefährdung stellen die Haischutzmaßnahmen an Badestränden dar, die gelegentlich gezielte Tötungen einschließen, aber auch Haischutznetze, in denen die Tiere sich verfangen und verenden können.[21][22]
Der Weiße Hai gilt auf Grund seiner Seltenheit, der spät erreichten Geschlechtsreife sowie der geringen Zahl an Nachkommen als gefährdet. Genaue Bestandszahlen sind nicht bekannt, Schätzungen gehen davon aus, dass die Bestände im Nordatlantik zwischen 1986 und 2000 um 59 bis 89 Prozent abgenommen haben.[23] Strenge Schutzvorschriften für die Art bestehen in Südafrika, Namibia, Florida und Kalifornien, allerdings gelten lokale Schutzvorschriften wegen der von den Tieren unternommenen weitreichenden Wanderungen als wenig effektiv.[22] In der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN wird sie als „vulnerable“ (gefährdet) gelistet, eine Einstufung als „endangered“ (stark gefährdet) wird erwogen.[21] Im Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen wird sie in Anhang II aufgeführt.[24] Manche Wissenschaftler nehmen an, dass die Art zumindest in manchen Regionen bereits biologisch ausgestorben ist, dass die vorhandenen Populationen also nicht mehr in der Lage wären, sich zu erholen.[25]
Angriffe auf Menschen
Auf Grund seiner Größe, Kraft und Aggressivität gilt der Weiße Hai als für den Menschen gefährlich und ist nach mehreren Studien die am häufigsten für Angriffe auf Menschen verantwortliche Art. Manche Autoren gehen allerdings davon aus, dass hierbei häufig andere Arten wie der Bullenhai mit dem bekannteren Weißen Hai verwechselt werden. Weltweit kommt es pro Jahr im Durchschnitt zu etwa drei bis sieben nicht provozierten Angriffen, von denen etwa 20 Prozent tödlich enden. Die meisten Angriffe finden vor den Küsten Kaliforniens, Südafrikas, Südaustraliens und Japans statt. Gelegentlich werden auch Boote durch Bisse oder Rammen angegriffen und teilweise versenkt.[4] Am häufigsten werden Surfer und Schwimmer in dunkler Kleidung an der Wasseroberfläche angegriffen, häufig in Ufernähe oder an Flussmündungen und in der Nähe von Robbenkolonien. Der Hai greift dabei meist überraschend von unten oder hinten kommend mit einem einzelnen Biss an, der zu schweren Verletzungen führen kann. Selten wird das Opfer weiter angegriffen oder gefressen, so dass eine Rettung, vor allem mit der Hilfe begleitender Personen, meist möglich ist. Aus diesen Gründen wird häufig angenommen, dass eine Verwechslung des Menschen mit Robben zu den Angriffen führt.[26] Allerdings beobachten Weiße Haie Schwimmer und Taucher oft auch, ohne anzugreifen, und Angriffe bestehen oft aus einem leichten Zugreifen und Festhalten im Gegensatz zu den gegen Beutetiere angewandten kräftigen Tötungsbissen. Das Verhalten gegenüber Menschen wurde deshalb auch als Untersuchung aus Neugier oder agonistisches Verhalten interpretiert.[4][27]
Kulturelle Rezeption
Das Bild des Hais in der westlichen Gesellschaft wurde maßgeblich durch die Haiangriffe an der Küste von New Jersey (1916) beeinflusst, die möglicherweise auf einen jungen weiblichen Weißen Hai zurückgingen. Diese Vorfälle inspirierten auch das Buch Der weiße Hai (im englischen Original „Jaws“ - „Kiefer“) von Peter Benchley, das später von Steven Spielberg unter dem gleichen Namen verfilmt wurde. Der Hai tritt im Buch teilweise als Sinnbild der dem Menschen feindlichen Natur auf, die im Widerstreit auch die Aggression des Menschen weckt. In dieser Form ersetzt der Hai den traditionell in dieser Rolle porträtierten Wal, wie er in Herman Melvilles Roman Moby Dick erscheint. Insbesondere in der Verfilmung wird der Weiße Hai zum Archetypus des tierischen Filmmonsters, das Menschen gezielt aus einer überlegenen Position angreift und tötet.[28] Der Film löste dabei bei vielen Zuschauern eine gesteigerte Angst vor Haien aus, die teilweise zu gezielten Haitötungen führte. Er weckte aber auch bei Abenteurern den Wunsch, sich mit dem vermeintlichen Monster zu messen. Im Gegensatz zu der westlichen Sicht stehen Haie bei manchen Völkern des Pazifikraums in hohem Ansehen und dienen zum Beispiel auf den Fidschi-Inseln als Stammessymbole.[29] In den letzten Jahren bemühen sich verschiedene Umweltschutzorganisationen und Einzelpersonen darum, das westliche Bild der Haie allgemein und des Weißen Hais im besonderen zu verbessern. Hierzu gehört auch Peter Benchley, der nach weiteren Recherchen mehrere Bücher zum Hai- und Meeresschutz geschrieben hat und die Folgen von „Jaws“ bereute: «[T]he shark in an updated Jaws could not be the villain; it would have to be written as the victim, for, worldwide, sharks are much more the oppressed than the oppressors.» (deutsch: „In einem aktualisierten „Jaws“ könnte der Hai nicht den Bösewicht darstellen, er müsste als das Opfer beschrieben werden, denn weltweit sind Haie viel häufiger die Unterdrückten als die Unterdrücker.“)[30]
Weiße Haie als Attraktion
Die Popularität des Weißen Hais erzeugt auch einen großen Schauwert der Tiere. So erhalten Angriffe durch Weiße Haie bis heute oft große Aufmerksamkeit durch die Medien. Daneben sind die Tiere aber auch beliebte Objekte bei Tierfilmern und ihre Beobachtung in freier Wildbahn durch Taucher und Schnorchler wird, vor allem in Australien, seit einigen Jahren touristisch vermarktet.[4] Das Anfüttern und Anlocken von Haien durch ins Wasser eingebrachtes Fleisch und Blut (Chumming) ist in Kalifornien allerdings seit 1994 verboten, da befürchtet wurde, dass diese Praxis Menschen und Haie gefährden könnte.[26]
In Aquarien gehaltene Weiße Haie sterben meist nach wenigen Tagen auf Grund des beim Fang erlittenen Traumas und der Weigerung, Nahrung aufzunehmen. Im Monterey Bay Aquarium gelang mehrmals die Haltung junger Weißer Haie, die nach bis zu 198 Tagen im Aquarium mit Sendern versehen wieder freigelassen wurden. Das Monterey Bay Aquarium sieht die Zurschaustellung von Weißen Haien sowie die Präsentation seiner Forschungsprojekte dabei als Beitrag dazu, die Tiere zu entmythisieren und das Verständnis für die Art zu fördern.[31]
Belege
Einzelnachweise
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- ↑ Horst Stern: Film - Das verkannte Un-Tier. In: Der Spiegel. Nr. 51, 1975, S. 118-120 (Volltext).
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- ↑ Monterey Bay Aquarium – White Shark Research Project Webseite des Monterey Bay Aquarium zum Weißen Hai
Literatur
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- A. Peter Klimley, David G. Ainley (Hrsg.): Great White Sharks: The Biology of Carcharodon Carcharias. Academic Press, San Diego 1998, ISBN 9780124150317.
- L. J. V. Compagno: Sharks of the world. An annotated and illustrated catalogue of shark species known to date. Volume 2. Bullhead, mackerel and carpet sharks (Heterodontformes, Lamniformes and Orectolobiformes). FAO Species Catalogue for Fishery Purposes No. 1, Vol. 2. FAO Rom 2001; Seiten 98–107. ISBN 92-5-104543-7 (Vollständiges PDF, Artportrait)
Weblinks
- Weißer Hai auf Fishbase.org (englisch)
- Datenbankeintrag zum Weißen Hai bei der Hai-Stiftung (Shark Foundation)
- White-Shark – ausführliche deutsche Webseite zum Weißen Hai
- Shark-Tracker – Forschungs-, Schutz- und Adoptionsprojekt zum Weißen Hai (engl.)
- Sociable Killers – Artikel zum Sozialverhalten des Weißen Hais von R. Aidan Martin und Anne Martin in Natural History, Oktober 2006 (engl.)
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